Sven Herzberger und Steffen Kotré - Das sind die Kandidaten für die Landrats-Stichwahl in Dahme-Spreewald

Fr 10.11.23 | 06:31 Uhr | Von D. Friedrich, S. Schiller und F. Ludwig
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Steffen Kotré (AfD) und Sven Herzberger (Parteilos), Kandidaten zur Landratswahl im brandenburgischen Landkreis Dahme-Spreewald, am 5.10.2023. (Quelle: dpa | Patrick Pleul)
Video: rbb24 Brandenburg aktuell | 05.11.2023 | Bild: dpa | Patrick Pleul

Zwei Kandidaten treten in der Stichwahl um das Landratsamt in Dahme-Spreewald an. Der parteilose Sven Herzberger kann auf die Unterstützung von SPD, CDU, Grünen, Linken und Freien Wählern setzen - AfD-Kandidat Steffen Kotré setzt auf Populismus. Von D. Friedrich, S. Schiller und F. Ludwig

Die rund 180.000 Menschen im Landkreis Dahme-Spreewald bekommen am Sonntag einen neuen Landrat. Sven Herzberger (parteilos) und Steffen Kotré (AfD) treten in der Stichwahl um das Amt an. Der 64 Jahre alte bisherige Amtsinhaber Stephan Loge (SPD) geht nach zwei Amtszeiten in den Ruhestand und war nicht erneut zur Wahl angetreten.

Im ersten Wahlgang Anfang Oktober hatte es ein knappes Ergebnis gegeben. Die meisten Stimmen konnte Kotré auf sich vereinen. Er holte 35,3 Prozent der Stimmen, Sven Herzberger bekam 34,8 Prozent. Die SPD-Kandidatin Susanne Rieckhoff erreichte 29,9 Prozent der Stimmen und schied damit aus dem Rennen um den Chefposten im Landkreis aus.

AfD gegen SPD, CDU, Grüne, Linke und Freie Wähler

Ob der knappe Sieger des ersten Wahlgangs auch am Sonntag in der Stichwahl vorne liegt, ist allerdings fraglich. Kotrés Gegner Herzberger hat den Rückhalt anderer Parteien: SPD, CDU, Grüne, Linke und Freie Wähler unterstützen allesamt Herzberger bei seinem Vorhaben Landrat zu werden.

Zuspruch erhält der AfD-Kandidat vor allem bei Wahlkampfterminen. Immer wieder wird er hier von Menschen gezielt angesprochen und ermutigt. Allerdings ist dann eher die Lage in Deutschland und der Welt Thema der Gespräche - Kotrés Pläne für den Landkreis spielen eine untergeordnete Rolle.

Migration als wichtigstes Wahlkampfthema

In Dahme-Spreewald strebt Kotré etwa eine transparente und effiziente Verwaltung an, sollte er gewählt werden. Die Kreisverwaltung dürfe nicht "aufgebläht" sein. Er wolle sich zudem für den öffentlichen Nahverkehr einsetzen und auch neue Kita- und Schulplätze schaffen, sagte er dem rbb. Das zentrale Thema in Kotrés Wahlkampf ist allerdings die Migration. Kotré will die Zuwanderung in den Landkreis beschränken, "also Fehler aus dem Bund versuchen für den Landkreis zu minimieren", wie er sagt.

Der Landkreis sei verantwortlich für Abschiebungen, sagt Kotré gegenüber dem rbb. Tatsächlich liegt die Verantwortung für den Abschiebeprozess aber beim Bund und bei den Ländern. Derzeit ist Kotré Bundestagsabgeordneter für die AfD.

Kritik aus der eigenen Partei und aus der Wirtschaft im Landkreis

Ungern redet Kotré über seine Vergangenheit. Im letzten Jahr war bekannt geworden, dass Gedichte mit rechtsextremem Inhalt unter seinem Namen veröffentlich worden waren. Das hatten Recherchen des ARD-Magazins "Kontraste" ergeben. Die Veröffentlichung ist bereits mehr als 20 Jahre her. "Was vor 20 Jahren war, können wir irgendwann sicherlich besprechen, aber ich werde hier nichts sagen, was nicht zum Thema passt", so Kotré auf rbb-Nachfrage bei einem Wahlkampftermin.

Aber auch innerhalb seiner Partei gab es bereits Kritik an Kotré. Er soll beispielsweise prorussische Propaganda im Bundestag verbreitet haben, als er erklärte, der Westen trage eine "Mitschuld" am Krieg in der Ukraine. Der AfD-Abgeordnete Norbert Kleinwächter sprach im Anschluss von "widerlicher Putin-Propaganda". Kotré hatte sich zudem in die russische Fernseh-Talkshow eines Putin-Propagandisten schalten lassen. Im Mai hatte er sich außerdem im slowakischen Bratislava mit Vertretern anderer extrem rechter Parteien aus ganz Europa getroffen.

Steffen Kotré sieht sich selbst als Vertreter der bürgerlichen Mitte. Auch, weil "alle anderen Parteien, alle Altparteien nach links rübergewandert sind", so Kotré in einem rbb-Interview vor der Wahl. Seine Inhalte rechts anzusiedeln sei demnach eine "verzerrte Wahrnehmung". Dennoch bekommt Kotré schon vor der Wahl Gegenwind. 14 Unternehmen aus dem nördlichen Dahme-Spreewald-Kreis haben in regionalen Zeitungen die Wählerinnen und Wähler darum gebeten, sich für Weltoffenheit und gegen Extremismus einzusetzen, sie sollen "rechten Parolen eine Absage erteilen". Es ist klar, dass sich der Aufruf gegen Steffen Kotré richtet.

Landkreis-Regionalexpress für Dahme-Spreewald?

Der parteilose Sven Herzberger bietet dagegen weniger Angriffsfläche. Er ist politisch bereits im Dahme-Spreewald-Kreis verankert. Seit fünf Jahren ist er Bürgermeister von Zeuthen. Dort, im Norden des Dahme-Spreewald-Kreises, hatte Herzberger im ersten Wahlgang die meisten Stimmen geholt.

Auch Herzberger will die Kreisverwaltung besser aufstellen, wie er sagt. Die Verwaltung müsse nah am Bürger und nah an den Unternehmen im Landkreis sein, sagt er. Auch der öffentliche Nahverkehr steht auf seiner Agenda. So sei ein "Landkreis-Regionalexpress" im Halbstundentakt Herzbergers Wunschvorstellung. Der könne auch über den Landkreis hinaus fahren, solle aber möglichst von Schönefeld über Königs Wusterhausen, Bestensee und Lübben nach Luckau fahren.

Zudem will Herzberger regionale Wirtschaftskreisläufe stärken. Auch Umwelt- und Klimaschutz sind Teil seines Wahlprogrammes. "Bei allem, was Sie tun, müssen Sie darüber nachdenken, bevor Sie das tun, wie Sie das am klimaschonendsten umsetzen können", sagt Herzberger. Das betreffe auch die Verwaltung.

Keine Blockbildung, sondern Zustimmung

Politische Weggefährten aus Zeuthen beschreiben Herzberger als jemanden, der den Ausgleich sucht und nicht nachtragend ist. Er versuche immer einen politischen Konsens zwischen allen Parteien und Strömungen zu finden, sagt etwa der Vorsitzende der Zeuthener Gemeindevertretung, Philipp Martens (Linke).

Kritik an Herzberger muss man suchen - und findet sie dann zwischen den Zeilen. So wird ein Mitglied der Zeuthener Gemeindevertretung im August in der "Märkischen Allgemeinen Zeitung" zitiert, der auf die Frage nach der Umsetzung von Projekten geantwortet hatte, "Die Langsamkeit, mit der Dinge umgesetzt werden, ist das größte Manko." Auch ein Gemeindevertreter der Grünen erklärte in einem Online-Magazin, dass viele Zeuthener das Gefühl hätten, in der Stadt bewege sich zu wenig - obwohl die entsprechenden Mittel im Haushalt verplant seien. Die Projekte würden nur nicht umgesetzt.

Dass sich alle Parteien bis auf die AfD geeinigt haben, Herzberger in seinem Wahlkampf zu unterstützen, sieht der parteilose Kandidat nicht als Blockbildung gegen seinen Gegner. Herzberger zeigt sich sicher, dass er als Person überzeugt hat. "Es geht darum, jemanden, der Verwaltung kennt, der im Landkreis lebt und der vor allem aus der demokratischen Mitte der Gesellschaft kommt, zum Landrat zu wählen", sagt Herzberger.

Welche Aufgaben hat ein Landrat?

Der Landrat eines Landkreises ist in erster Linie der Chef der Kreisverwaltung. Er vertritt den Landkreis in der Öffentlichkeit, etwa bei Eröffnungen, Festen und anderen Veranstaltungen, aber auch gegenüber den Bürgermeistern im Landkreis sowie der Landesregierung.

Als Verwaltungschef ist der Landrat für reibungslose Abläufe verantwortlich. Zu seinen Aufgabengebieten gehören der Haushalt, die Infrastruktur, die Integration, die Schulplanung, die medizinische Versorgung, Baugenehmigungen und auch der Katastrophenschutz.

Außerdem hat der Landrat Einfluss auf Kultur und Wirtschaft. Er hält beispielsweise den Kontakt zu Unternehmen im Landkreis oder zu solchen, die sich möglicherweise ansiedeln wollen.

Der Landrat hat zudem die Aufsicht über die Gemeinden im Landkreis. Er steht selbst unter der Dienstaufsicht des Innenministeriums.

Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 05.11.2023, 19:30 Uhr

Beitrag von D. Friedrich, S. Schiller und F. Ludwig

109 Kommentare

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  1. 109.

    Nee,so geht das nicht! Die Großstadt-Blasen-Bewohner hier wissen es ganz genau; AfD-Politiker=Nazi=ungebildet=Undemokratisch etc....Diese Sichtweise wäre OK.! Wenn sie sich nicht in Landes-und Kommunalpolitik einmischen würden, wovon der Großstädter keine Ahnung hat. Rechte Parteien werden auch bei Uns, und das ist die schlechte Nachricht für Dich Tim, auf kommunaler und Landesebene völlig normal werden .Da hat der Westdeutsche noch Nachholbedarf. Keine Angst! Ist ein Gewöhnungsprozess.!

  2. 108.

    Natürlich ist jede Partei auf ihre Art "populistisch". Es ist ein unbestimmter Rechtsbegriff, und jeder wendet ihn so an, wie es ihm opportun erscheint. Besonders im linksgrünen Milieu gern gebraucht. Man sollte das mit dem "populistisch" daher nicht besonders ernst nehmen.

  3. 107.

    Ich habe nicht hehauptet, dass 3+3 =7 ist, sondern dass alle politischen Parteien im Grunde populistisch sind. Diese Ansicht wird u.a. von dem ehemaligem Parteivorsitzenden und Kanzlerkandiaten der SPD Oskar Lafontaine vertreten. Der sollte es als Fachmann am Besten wissen. Gibt es eine noch bessere Expertise ? Im Bundestag wirft man sich ständig parteiübergreifend und gegenseitig massiv Populismus vor. Sie scheren nun aus dem parlamentarischem Gleichklang aus, und drücken nun dem Kotré das Ding an die Backe. Natürlich mit unseriösem Hintergedanken !

  4. 106.

    "Ach herrje, ein AfD-Kandidat in der Stichwahl um den Landratsposten. Und eine Hektik und ein Aufruhr deswegen. Man könnte mal meinen, dass alle die jetzt zetern und hetzen Angst haben."

    Sich gegen Rechtsextremismus zu positionieren bezeichnen Sie als Hetze? Und selbstverständlich macht das Erstarken rechtsextremer Positionen vielen Demokrat:innen Angst. Wir sind halt nicht geschichtsvergessen...

  5. 105.

    Weil halt nicht jeder seine eigenen Definitionen aufstellen kann. Wenn Sie behaupten, dass 3+3=7 ist, nur weil Ihnen die Antwort "6" zu "Mainstream" ist, können Sie das ja gerne machen. Es bedeutet halt nur nicht automatisch, dass Sie recht haben.

  6. 104.

    "Sven Herzberger (parteilos) und Steffen Kotré (AfD) treten in der Stichwahl um das Landratsamt an."........."Im ersten Wahlgang Anfang Oktober hatte es ein knappes Ergebnis gegeben. Die meisten Stimmen konnte Kotré auf sich vereinen. Er holte 35,3 Prozent der Stimmen, Sven Herzberger bekam 34,8 Prozent. Die SPD-Kandidatin Susanne Rieckhoff erreichte 29,9 Prozent der Stimmen und schied damit aus dem Rennen um den Chefposten im Landkreis aus."

    Ach herrje, ein AfD-Kandidat in der Stichwahl um den Landratsposten. Und eine Hektik und ein Aufruhr deswegen. Man könnte mal meinen, dass alle die jetzt zetern und hetzen Angst haben. Wovor eigentlich?
    Das ein AfD-Mitglied Landrat werden könnte?
    Falls er es wird gibt's zwei Möglichkeiten. Entweder schafft er den Job und alle staunen, oder er packt es nicht und muss gehen. In beiden Fällen geht die Welt nicht unter.

  7. 103.

    Hoffentlich nicht ! Das angeblich so moderne Deutschland braucht endlich auch eine moderne Politik, die sich an der Realtität orientiert. Warum Kotré nicht eine Chance geben? Wenn er nichts bringt, kann man ihn vom Acker jagen, aber nicht schon vorher, ohne Leistungsbeweis.

  8. 102.

    Die ganze Aufregung ist sowieso umsonst. Der parteilose Sven Herzberger kommt durch und damit hat sich die Sache dann auch erledigt.

  9. 100.


    Also wenn man hier so ihre Kommentare liest kommt ein Kaffee hoch. Es soll an Toleranz fehlen, es gibt keine Demokratie, Besserwisser usw. Für alle, die noch nicht verstanden haben das wir in einer Demokratie leben, - hier ist der beste Beweis, wo kann man besser abkotzen wie hier!
    An die Nostalgischen DDR Bürger die Diktatur ist vorbei, sonst würde morgen die Stasi vor die Tür stehen! Also alles nicht so ernst nehmen!




  10. 99.

    Bin gespannt, ob die versammelte Altparteienriege nochmal ihren Kandidaten durchkriegt.

  11. 98.

    Nein, Ansgar legt nur offen, was in rechten Kreisen zur Taktik gehört. Gespräche und Fakten lächerlich machen und selbst faktenlos bleiben. Das ist so langweilig, man würde doch einen Mindestanspruch einer faktenbeladenen Diskussion erwarten, aber das hier ist wie Kita. Ist da noch wer mit Sachlichkeit und Fakten?

  12. 97.

    Wem die sachlichen Argumente fehlen und ausgehen, der die eigenen populistischen Behauptungen nicht beweisen kann, der schwurbelt dann in der ideologischen Mainstream-Melange herum. Wenn Sie mir zubilligen allein zu entscheiden, was ja schon außergewöhnlich ist, warum versuchen Sie mir dann weis zu machen, dass nur eine Partei populistisch ist ?

  13. 96.

    "Ist das sehr anstrengend? Bleibt da noch Zeit für Familie oder kann man sich bei diesem Job keine mehr leisten? Interessiert mich einfach mal als Frau. Bitte nicht persönlich nehmen, aber wer hält sowas aus?"

    .........ist das nichts weiter als reiner Zynismus? Die Krönung sind Ihre Worte:

    "Bitte nicht persönlich nehmen" autsch

  14. 95.

    "Putin möchte durch die AfD Einfluss in Europa, in Deutschland, um uns destabilisieren." Wie kommen Sie denn darauf? Oder sind die Putinfreunde Schröder, Steinmeier oder Schwesig jetzt in die AfD eingetreten?

  15. 94.

    Und Sie möchten alles lächerlich machen, nach der Manier eines Demokraten oder eines Extremen? Ich frage ja nur, weil das System dahinter eklig ist. Menschen abzuwerten und dumm zu machen ist nun wahrlich keine Kunst, könnte tatsächlich jeder, hat auch nichts mit einer faktenreichen Diskussion zu tun, Tim hat doch vollkommen recht, merken Sie wohl gar nicht? Haben Sie denn den Fakten etwas entgegen zu bringen, vielleicht auch Fakten? Unfakten und Abwertungen reichen leider nicht.

  16. 93.

    Sie wiederholen sich, Sven & Eric. Und Dummes wird durch ständiges wiederholen auch nicht intelligenter.

    Arbeiten sie lieber an ihrer Rechtschreibung.

  17. 92.

    Tim, bin ganz bei Ihnen, aber die Foristi stellen nicht die breite Bevölkerung dar, hier kann jeder kommentieren und anhand der Art und Weise ist ja erkennbar, hier möchte man nur provozieren, diese Leute oder Trolle haben Frust gegen alles. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein intelligenter Mensch sich durch die Wahl eines Menschen, der die Demokratie und das GG nicht sonderlich mag, sich selbst das soziale Fundament wegschießen will, kann ich mir nicht vorstellen. Extreme wählen eigentlich nur jene, die selbst extrem denken, ganz einfache Geschichte. Extreme wählen Extreme, Demokraten wählen demokratische Parteien. Aber gerade jene sind die Ersten, die im Moment ihren Frust befriedigt sehen, aber noch weniger haben werden, unfreier sein werden und anfangen werden zu jammern, sie hätten das alles nicht gewusst. Pech für jene.

  18. 91.

    Na ja Susanne, ich finde seine Kommentare haben zumindest einen Unterhaltungswert. Man kann schmunzeln und stellt sich dabei vor, wie er wutentbrannt seine Antworten in die Tastatur hämmert, sobald jemand eine, seiner Meinung nach, Nähe zur AfD erkennen lässt.

  19. 90.

    Tim es ist schon bemerkenswert, nein was sage ich Wahnsinn ,wie Sie es immer wieder schaffen mit messerscharfen und Faktenreichen Kommentaren hier den Rechtsextremen ,Rechtspopulisten, Nazis die Stirn zu bieten.
    Selbst bei uns im Wald ist ein Rechtsruck zu sehen, viele Blätter färben sich braun, unglaublich.

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