Referenzobjekt für Europa - LEAG baut bis 2020 Riesen-Batteriespeicher in der Lausitz

Mo 17.12.18 | 16:30 Uhr
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Präsentation der Big Battery in Schwarze Pumpe (Foto: rbb/Kabisch)
Video: rbb24 | 17.12.2018 | Bild: rbb/Anja Kabisch

Der Energiekonzern LEAG rüstet sich für die Zeit nach der Braunkohle: Das Unternehmen baut in der Lausitz die "Big Battery" - den größten Stromspeicher Europas. Die Details zur Riesenbatterie lassen aufhorchen. Von Martin Schneider

Der Energiekonzern LEAG hat am Montag in Schwarze Pumpe (Spree-Neiße) sein Energiespeicher-Projekt "Big Battery Lausitz" vorgestellt. Bereits im kommenden Jahr will das Unternehmen in dem Industriepark einen riesigen 50-Megawatt-Batteriespeicher bauen. Ein Projekt, das schon seit Sommer 2017 im Gespräch ist. Vergangene Woche bereits hatte der Aufsichtsrat grünes Licht gegeben.

Schwachstelle der Energiewende anpacken

Die fehlende Speicherbarkeit von Strom in industriell nutzbarem Maßstab, verbunden mit einem relativ unflexiblen Stromnetz, gilt als zentrale Schwachstelle der deutschen Energiewende. Die neue Anlage soll dazu dienen, das Stromnetz zu stabilisieren. Denn die europaweit stark zunehmende Nutzung von Windkraft und Solaranlagen führt zu häufigen Schwankungen, die praktisch in Echtzeit ausgeglichen werden müssen.

Wenn viel Sonnen- und Windstrom anfällt, kann überschüssiger Kohlestrom in der Riesenbatterie direkt am Kraftwerksstandort gespeichert werden. Sobald die Nachfrage steigt, kann die Batterie wieder Strom ins Netz einspeisen, also bei Flaute oder an trüben Tagen.

Finetuning für Stromproduktion

Der Riesenspeicher besteht aus 13 Überseecontainern, die direkt neben dem Kraftwerk aufgestellt werden - auf einer Fläche, so groß wie ein Fußballfeld. Darin sind die Batteriespeichermodule auf Basis der Lithium-Ionen-Technologie.

Die Bauarbeiten für den Großspeicher auf dem Gelände des Kraftwerks Schwarze Pumpe sollen im kommenden Jahr starten und bis Sommer 2020 dauern. Das Kraftwerk dort ist das jüngste in der LEAG-Riege, Jänschwalde gilt dagegen als Auslaufmodell.

Die Riesenbatterie wird eine Speicherkapazität von 50 Megawattstunden haben. Bis zu 15.000 Haushalte kann "Big Battery" mit Strom versorgen, sagt Kraftwerksvorstand Hubertus Altmann.

Der Speicher sei "viel feinfühliger. Mann kann die Stromproduktion besser fine-tunen." Wenn also plötzlich Strom gebraucht wird, könne der Strom "Kilowattstunden-Bereich-genau" geliefert werden.

Die Kosten für das Projekt liegen bei rund 25 Millionen Euro. Das Land fördert es mit vier Millionen Euro.

Präsentationsvideo LEAG

Referenzobjekt für Europa

Sprembergs Bürgermeisterin Christine Herntier (parteilos) bezeichnet das Projekt als unmittelbaren Beitrag zur Absicherung der Energiewende, „und das im Übrigen von einem Kohlevertsromer“ betont Herntier gegenüber rbb|24.

Frank Mehlow, Leiter Energiewirtschaft bei der LEAG, unterstreicht bei der Präsentation am Montag das positive Signal für die Lausitz, vor allem für den Standort Schwarze Pumpe: "Wir haben hier ein Referenzprojekt. In dieser Größenordnung gibt es im europäischen Vergleich in der Konstellation keinen Speicher."

13 Kommentare

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  1. 13.

    Ich will davon ausgehen, dass es sich bei der öffentlichen Darstellung um eine Reihe von Missverständnissen handelt. Die Speicherkapazität von 50 MWh wird kaum als Tages-oder-gar-noch-mehr-Speicher geplant sein.
    Da bekanntlich im Stromnetz zu jedem Zeitpunkt exakt jene Leistung einzuspeisen ist, die entnommen wird, braucht es auf verschiedenen Zeitskalen, von wenigen Sekunden bis hin zu jahreszeitlichen Schwankungen, eine geeignete Abpufferung. Klassisch werden die Schwankungen auf den kürzesten Zeitskalen aus der Rotationsenergie der Maschinensätze in den Kraftwerken abgepuffert. Fehlt kurzfristig Leistung, sinkt die Drehzahl der Generatoren und damit die Frequenz im europäischen Verbund geringfügig ab, bis die Quellen der nächsten Zeitskala anlaufen - in Österreich z.B. Hochgebirgs-Speicherkraftwerke. Nun tragen aber photovoltaische Anlagen überhaupt nicht und Windkraftwerke wenig zu diesem Ausgleich im Sekundenbereich bei. Es braucht zunehmend Alternativen. (Sündteure Batterien?)

  2. 12.

    Eine grobe Abschätzung liefert folgendes Ergebnis: bei geschätzten 5000 Windparks in Deutschland müsste zur Glättung des Zappelstrom in jeder Anlage ein solcher "Riesenspeicher" stehen. Bei den angegebenen Kosten von 25 Millionen für eine Anlage wären das dann 125 Milliarden Euro. Wir gelten in Europa als reiches Land, aber sind wir ungegrenzt reich? ich glaube nicht. Ich schätze zwar mir groben Zahlen, aber die Größenordnung müsste stimmen.

  3. 11.

    Naja ich denke mal dass seit 2000 gar nichts mehr hier voran geht.
    Planen und Umsetzen, funktioniert zur Zeit nur in anderen Staaten Nordeuropas. Ich denke wenn überhaupt, dann 2035 oder gebaut durch ausländische Firmen.

  4. 10.

    Braunkohle ist doch Grundlast, also konstante Leistung. Was will man da mit diesem Speicher? Das ist im Sinne der Netzstabilität eher kontraproduktiv. 20 Stück davon Können die Kraftwerksleistung eine Stunde lang liefern. Einmal Ab- und wieder Anfahren dauert aber schon 10 Tage. Also was soll der Unsinn? Speicher braucht man dort, wo die Energieerzeugung schwankt. Also an Wind- und Solarparks. Damit an deren Einspeisepunkten endlich konstante Leistung kommt. Schade, dass unser Steuergeld für solche Blenderprojekte verbrannt wird.

  5. 9.

    weiß nicht was Sie da rechnen? Vlt das hier: "Bis zu 15.000 Haushalte kann "Big Battery" mit Strom versorgen, sagt Kraftwerksvorstand Hubertus Altmann." überlesen? Sie müssen nicht mit ganz Deutschland ankommen, wenn es um einen regionalen Bedarf geht.

  6. 8.

    50 MW ist tatsächlich so gut wie nichts. Aber gut, jeder fängt mal klein an. Tesla baut in Kalifornien gerade einen Speicher von 1,2 GW. Der geht 2020 in Betrieb und dafür können dann 3 Gaszentralen abgeschaltet werden. Das Prinzip mit den Speichern funktioniert schon, man muss nur wollen. Aber sollte die LEAG tatsächlich tatsächlich ein Interesse daran haben, Speichersysteme aufzubauen, die ein schnelleres Abschalten schmutziger Kraftwerke ermöglichen?
    Ehrlicherweise muss man dazu sagen, dass in Kalifornien inzwischen schon oft mehr 100 % des Bedarfs an grünem Strom erzeugt wird, die noch bestehenden Gaskraftwerke sind nur für die "Dunkelflauten". Das ist vorläufig noch ein wichtiger Unterschied zu Deutschland.
    https://electrek.co/2018/12/15/tesla-megapack-debut-giant-energy-storage/

  7. 7.

    Das Kraftwerk Schwarze Pumpe hat eine Leistung von 1600 MW. Das heißt, dieses Kraftwerke kann in der Stunde 1600 MWh Strom erzeugen. Der Batteriespeicher hat eine Kapazität von 50 MWh, wenn man den Ausführungen des rbb24 glauben schenken kann. Denn so ganz gehen die Fakten zu dem Batteriespeicher aus dem Beitrag nicht hervor.
    Genauso ist es unsinnig zu behaupten, Zitat: "..kann die Batterie wieder Strom ins Netz einspeisen, also bei Flaute oder an trüben Tagen."

    Dafür werden solche Speicher gar nicht gebaut und mit 50 MWh kommt man da auch nicht weit. Ein Beispiel. der Strombedarf liegt in der Mittagszeit in Deutschland bei 75 GW, oder auch 75.000 MW. Das bedeutet, der Strombedarf in einer Sekunde beträgt 20,8 MW. So reicht die Kapazität dieses Riesenspeichers beachtliche 2,5 Sekunden.

    Wer damit Flauten oder trübe Tage überbrücken will, ist nicht im Thema, oder er belügt seine Leser bewusst.

  8. 6.

    ....was für kalifornische Verhältnisse ähnlich gering erscheint. Lassen Sie es doch mal abwarten, wie sich das entwickelt. Immerhin für die Bevölkerungs"dichte" der Lausitz relativ viel Kapazität.

  9. 5.

    50 MWh (Mega-Watt-Stunden) Kapazität sind für deutsche Verhältnisse zwar ganz nett. In Kalifornien soll allerdings schon Ende 2020 ein 1.200 MWh-Speicher an den Start gehen. Das wären 24 Speicher wie von LEAG in einem!
    Auch fehlt in dem Artikel die Angabe, wie viel Leistung der LEAG-Speicher aufnehmen bzw. abgeben kann.

  10. 4.

    Ob dieser Ankündigung kann man nur müde lächeln. Ich sage nur Cargo Lifter, Chipfabrik Frankfurt, Solarstadt Frankfurt, BER usw. usf. Was wurde uns seit 1990 nicht schon alles versprochen? Wie kann man da derartige Ansinnen ernst nehmen?

  11. 3.

    Schließen Sie aus den aufsteigenden Dampfwolken eines Kernkraftwerkes auch auf dessen CO2-Emissionen?
    Das Errichten von Lithium-Batterien bedeutet auch nur ein Outsourcing von Emissionen (und anderer Probleme). Sand in die Augen der Blinden. Was wirklich helfen könnte: Energie sparen! Bevölkerungsexplosion bremsen. Verhinderung weiteren Abholzens von Regenwäldern. Massive Aufforstung. Der Nachteil dabei: Leider läßt sich damit kein Geld verdienen.

  12. 2.

    @Dr. Kawasaki

    Jede Technologie emittiert (etwas), auch die "klimafreundliche".

    Und warum sollte man Strom aus Braunkohle speichern wollen? Zum einen sind 50MW ein Witz und zum anderen ist der Speicher für das Kraftwerk in chemischer Energie im Tagebau quasi vor der Tür. Auf den kann man jederzeit zurückgreifen.

    Das ist übrigens auch der Grund, warum sich zu Beginn der Industrialisierung fossile gegenüber volatilen Energiequellen durchgesetzt haben. Und daran hat sich bis dato nichts geändert. Volatile Energien sind schwer bis gar nicht planbar und zudem nur mit riesigen Speichern einigermaßen zu händeln.

    Von daher ist es mehr oder weniger eine Geste der LEAG, dass Sie den Unsinn unterstützen. Wieviele Erzeuger von Wind- und Sonnenstrom bauen eigentlich Speicher, vor allem in der Größenordnung. Die EE-Branche fordert nur, liefert aber nie (außer zumeist überschüssigen Strom, der keinen Abnehmer findet).

    In diesem Sinne !!

  13. 1.

    Die euphorische Reaktion der Spremberger Bürgermeisterin ergibt keinen Sinn. „Absicherung der Energiewende"? "und das im Übrigen von einem Kohlevertsromer“? Was ist verwunderlich daran, dass der Kohleverstromer LEAG mit allen Mitteln seinen schmutzigen Strom ins Netz speisen will? Gespeichert wird kein Wind- oder Solarstrom, sondern Kohlestrom. Kein Fortschritt in Sachen Klimaschutz, sondern ein "Weiter so".

    Und zum Kraftwerk Schwarze Pumpe: es ist völlig egal, wie modern das ist. Schmutziger Kohlestrom bleibt schmutziger Kohlestrom. Ich habe mir das Kraftwerk persönlich angesehen. Wenn man die gigantischen Dampfschwaden (sichtbar) aus den Kühltürmen aufsteigen sieht, kann man erahnen, wie unfassbar viele Tonnen CO2 (unsichtbar) durch die Kohleverstromung täglich in die Luft geblasen werden. Von der Umweltzerstörung durch die benachbarten Braunkohle-Tagebaue ganz zu schweigen!

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