Verkauf an Tönnies - Gewerkschaft spricht von Unsicherheit nach Verkauf von Wursthersteller "Eberswalder"

Mi 28.06.23 | 13:45 Uhr
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Archivbild:Produktion von Wurst bei der Eberswalder Wurst GmbH am 12.02.2020.(Quelle:imago images/T.Rückeis)
Audio: Antenne Brandenburg | 28.06.2023 | Robert Schwaß | Bild: imago images/T.Rückeis

Nach über 40 Jahren geht der regionale Wursthersteller "Eberswalder" in die Hände der Tönnies-Gruppe. Für das Unternehmen eine Entscheidung mit finanziellen Motiven, die für Mitarbeiter künftig negative Auswirkungen haben könnte.

Seit der Übernahme des Wurstherstellers "Eberswalder" in Britz bei Eberswalde (Barnim) Anfang des Monats soll Unsicherheit unter den Mitarbeitern herrschen. Anfang April gab das Eberswalder Unternehmen mit rund 550 Mitarbeitern in Berlin und Brandenburg den verkauft bekannt. Nach Angaben der Eberswalder Gruppe sollten demnach alle Arbeitsplätze erhalten bleiben.

Doch der neue Eigentümer Zur-Mühlen-Gruppe mit Sitz in Böklund (Schleswig-Holstein), der zur Unternehmensgruppe Tönnies gehört, sei dafür bekannt, vor Tarifverträgen zu flüchten sowie Betriebsräte zu behindern, sagte Uwe Ledwig von der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG), dem rbb. "Das ist Tagesgeschäft", so Ledwig weiter.

Tönnies könnte langjährige Mitarbeiter ohne Abfindung nach Hause schicken

Zudem sei der Eberswalder Wurstbetrieb mit der Übernahme "quasi neu gegründet", sagte der NGG-Gewerkschaftler. Das habe für die Sicherheit der Angestellten Konsequenzen.

Auch wenn kurzfristig alle 550 Arbeitsplätze gesichert seien, hätten die Beschäftigten vier Jahre lang bei betriebsbedingten Veränderungen wie Personalabbau keinen Anspruch darauf, einen Sozialplan zu erwerben.

"Das heißt: In den ersten vier Jahren kann Tönnies bei Veränderungen im Betrieb die Leute ohne eine Abfindung nach Hause schicken", sagte Ledwig weiter.

"Wir brauchen einen finanzstarken Partner, der uns unterstützt"

Doch die Übernahme sei nach zuvor schwierigen Jahren alternativlos gewesen, sagte Sebastian Kühn, ehemaliger Miteigentümer und weiterhin Geschäftsführer des Wurstherstellers, dem rbb. Das habe Kühn vor allem im vergangenen Jahr immer mehr zur Kenntnis genommen.

"Wir brauchen einen finanzstarken Partner, der uns unterstützt, die Marke Eberswalder in die Zukunft zu tragen“, so Kühn weiter. Trotz des Verkaufs sei der Geschäftsführer sich sicher, dass die regionale und hochwertige Fleischverarbeitung erhalten bleibt.

Zudem überlege das Unternehmen, eine neue Warengruppe anzubieten. Infolgedessen würde der Wursthersteller weiteres Personal aufbauen müssen, so Kühn. Denn der Geschäftsführer könne sich vorstellen, neben dem Fleischsortiment auch das vegetarische Angebot bei Eberswalder auszubauen. Derzeit stellt das Unternehmen jährlich mehr als 300 Millionen Würstchen her.

"Eberswalder" seit 1977

Die Wurst- und Fleischproduktion in Britz reicht bis ins Jahr 1977 zurück. Im Jahr 2000 ging das Unternehmen in die Insolvenz, wurde dann aber saniert. Mittlerweile ist die Eberswalder Gruppe nach eigenen Angaben eines der größten Unternehmen der Ernährungsindustrie in Berlin und Brandenburg. Der Jahresumsatz beträgt laut Unternehmensangaben rund 120 Millionen Euro.

Sendung: Antenne Brandenburg, 28.06.23, 14:30

Mit Material von Robert Schwaß

3 Kommentare

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  1. 3.

    Warum werden immer wieder gutflorierende ostdeutsche Unternehmen von westdeutschen aufgekauft und ihr Stil aufgedrückt. Geld und Macht, die "blühenden " Landschaften werden geschreddert. Schlimm.

  2. 2.

    Eberswalder Wurstwaren sind ausgezeichnet in Geschmack und Qualität. Ich würde es sehr bedauern, wenn die Rezepturen nicht mehr verwendet werden. Drücken den Beschäftigten beide Daumen. Passt gut auf.

  3. 1.

    Oh je, oh je, ich ahne Böses !!! Bitte mal Google nach "Weimarer Wurstwaren" befragen. Ich befürchte, dass "Eberswalder" irgendwann das gleiche Schicksal ereilt. Vom großen Nach-Wende-Prestigobjekt Schlachthof Weimar-Nohra sind mittlerweile nur noch geschredderte Reste übrig. Die Marke "Weimarer" hält die Zur-Mühlen-Gruppe/Tönnies weiterhin, aber die Wurst wird sonst wo hergestellt. So oder ähnlich wird es "Eberswalder" auch ergehen, egal ob der Geschäftsführer noch so zuversichtlich ist.

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