Reifenhersteller - Steinbach verspricht Goodyear-Beschäftigten Unterstützung

Di 21.11.23 | 17:46 Uhr
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Archiv: Eine Mitarbeiterin der Qualitätssicherung überprüft im Werk der Goodyear Dunlop Tires Germany GmbH in Fürstenwalde (Oder-Spree) einen frischproduzierten Pneu: (Foto: dpa) den neuen Reifen Dunlop SP Quattro Maxx.
Video: rbb24 Brandenburg aktuell | 21.11.2023 | Marie Stumpf | Bild: dpa

Die Schließungspläne des Reifenherstellers Goodyear in Fürstenwalde haben die Landespolitik alarmiert. Ein Vorschlag der Linken-Fraktion zur Verstaatlichung von Schlüsselindustrien stößt im Landtag auf deutlichen Widerspruch.

Der Brandenburger Wirtschaftsminister Jörg Steinbach (SPD) will für den Erhalt der Arbeitsplätze beim Reifenhersteller Goodyear in Fürstenwalde (Oder-Spree) kämpfen. "Es ist mir ein besonderes Anliegen, die Beschäftigten zu unterstützen, so gut es geht und im besten Fall die Entscheidung umzukehren. Das ist mein oberstes Ziel", sagte Steinbach der Deutschen Presse-Agentur.

Derzeit führe er Gespräche, um den Sachstand aufzuklären, so Steinbach weiter. "Von daher ist es noch zu früh für Details", betonte er. Goodyear will bis Ende 2027 die Reifenproduktion in Fürstenwalde einstellen. Mehr als 700 Stellen werden dann voraussichtlich abgebaut.

Linke fordert Industrie-Stiftung

Die Linke-Fraktion im Landtag forderte am Dienstag als Konsequenz aus den Schließungsplänen bei Goodyear eine Industrie-Stiftung des Landes. Dabei gehe es darum, die industriellen Kerne zu sichern, sagte Fraktionschef Sebastian Walter.

"Diese Schließung wäre eine Katastrophe nicht nur für die 750 Mitarbeitenden und ihre Familien, sondern auch für die Zulieferbetriebe und die ganze Region", sagte Walter weiter. Die Landesregierung solle sich daher über eine Stiftung an Wichtigen Unternehmen beteiligen oder diese gar kaufen, um den notwendigen Umbau zu gewährleisten und dabei Arbeitsplätze zu sichern.

Die rot-schwarz-grüne Koalition lehnte diesen Vorschlag der Linksfraktion ab. "Die Ankündigung von Goodyear ist definitiv keine gute Nachricht für Fürstenwalde und für den Wirtschaftsstandort in Ostbrandenburg", sagte der Parlamentarische Geschäftsführer der SPD-Fraktion, Ludwig Scheetz.

Er sehe aber gute Chancen für die Mitarbeiter, anderswo unterzukommen, so Scheetz weiter. Er gehe davon aus, dass es angesichts des Fachkräftemangels gerade in der Region gute Chancen gebe, neue Perspektiven für die Beschäftigen zu entwickeln. "Dazu braucht es vielleicht nicht zwingend eine Stiftung."

Auch Grünen-Fraktionschef Benjamin Raschke lehnte die Errichtung einer Stiftung ab: "Eine Verstaatlichung sehen wir da ehrlich gesagt nicht als Lösung", sagte er. Ebenso äußerte sich auch der AfD-Abgeordnete Steffen Kubitzki: "Eine Verstaatlichung ist mit uns nicht zu machen."

Nur kleiner Teil soll weiterbetrieben werden

Bei Goodyear in Fürstenwalde soll nur ein kleiner Teil des Standorts erhalten bleiben: Dort werden Gummimischungen hergestellt und an die anderen Werke in Europa geliefert.

Zudem soll die Reifenproduktion in Fulda geschlossen werden. Als Gründe für die schwierige Situation wurden etwa Billigimporte aus Asien und der Inflationsdruck genannt.

Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 20.11.2023, 19:30 Uhr

10 Kommentare

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  1. 10.

    Macht die Reifenbude einfach zu, dann braucht sich auch ein Steindings nicht mehr um nix kümmern.

  2. 9.

    "Und Goodyear Fürstenwalde ist alles andere nur keine Schlüsselindustrie oder sonst irgendwie systemisch. " Der Punkt ist bei Reifen doch schon abgehakt. Es geht doch um das: "Die Linke-Fraktion im Landtag forderte am Dienstag als Konsequenz aus den Schließungsplänen bei Goodyear eine Industrie-Stiftung des Landes. Dabei gehe es darum, die industriellen Kerne zu sichern, sagte Fraktionschef Sebastian Walter." Und die damit gemeinten echten Kernindustrien. Wie hat das denn damals Bayern bei BMW gemacht, die sind doch dort auch eingestiegen zur Rettung?

  3. 8.

    Dafür gibts aber keine andere verfassungsrechtliche Begründung. Sie können nicht bei jedem Unternehmen einfach in das Eigentumsrecht eingreifen. Sie könnten max. als Staat versuchen, wenn sie dumm genug sind, Goodyear Fürstenwalde zu kaufen oder einen anderen Käufer finden; vorausgesetzt Goodyear verkauft überhaupt.
    Und Goodyear Fürstenwalde ist alles andere nur keine Schlüsselindustrie oder sonst irgendwie systemisch.

  4. 7.

    "Die Maßnahmen beim PCK haben eine andere Ursache in Verbindung des Mehrheitseigentümers Rosneft und der Putin-verpflichtenden Geschäftsausrichtung. " Um die Ursache ging es nicht, es ging um den möglichen Weg der Konstruktion der Verstaatlichung von Schlüsselindustiren und da wäre eine analoge Konstruktion wie beim PCK mittels einer staatlichen Treuhandschaft eine wahrscheinlich gangbare Variante, wenn man eine Begründung dafür finden kann.

  5. 6.

    Ich bin gespannt. Auf Herrn Steinbachs Ergebnisse. Und ich mag seine Statistiken. Um aufzuzeigen wo man steht, an den Stellen wo er selbst Einfluss hat. Hier hat er keinen Einfluss und will was erreichen?

  6. 5.

    Die Maßnahmen beim PCK haben eine andere Ursache in Verbindung des Mehrheitseigentümers Rosneft und der Putin-verpflichtenden Geschäftsausrichtung.
    Goodyear Fürstenwalde ist offenbar nicht rentabel „genug“ und auch keine Schlüsseltechnologie. Kämpfen um den Standort ist ok. Aber staatliche Subventionen bedeutet nur die Sozialisierung der Eigentümerrenditen, also das Verbrennen von Steuergeld.

  7. 4.

    "Aber Spaß bei Seite, Reifenproduktion ist keine volkswirtschaftlich relevante Grundversorgung und damit keine staatshoheitliche Aufgabe." Deswegen hatte ich als Zitat ausgewählt "Verstaatlichung von Schlüsselindustrien", was zumindest auf eine Art Treuhandlösung wie beim PCK hinaulaufen könnte für weitere Schlüsselindustrien, wenn man diesen Vorschlag umsetzen würde.

  8. 3.

    Zumindest der theoretische Unterschied wäre in der nichtzwingenden Renditeerwartung.
    Aber Spaß bei Seite, Reifenproduktion ist keine volkswirtschaftlich relevante Grundversorgung und damit keine staatshoheitliche Aufgabe.

  9. 2.

    Der Betrieb erwirtschaftet ja positive Erträge. Nur reicht das den Hedgefonds-Investoren in der Hochzinsphase nicht. Und warum haben wir hohe Zinsen...?

  10. 1.

    "Vorschlag der Linken-Fraktion zur Verstaatlichung von Schlüsselindustrien" Das würde doch das Problem nur verlagern auf den neuen Eigentümer Staat, der dann genauso die Wirtschaftlichkeit betrachten muß und Überschüsse produzieren muß wie der private Eigentümer, es würde nur die Konkurrenz zwischen Betrieben gleicher Branche wegfallen.

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