Fürstenwalde - Bürgermeister: Goodyear-Aus wird große finanzielle Löcher in die Stadtkasse reißen
Das Goodyear-Aus bedeutet für Fürstenwalde nicht nur den Wegfall von mehr als 700 Stellen. Auch das Fehlen von Gewerbesteuer-Einnahmen wird ein großes Loch ins Stadtsäckel reißen. Der Bürgermeister spricht von sechsstelligen Summen.
Für die Stadt Fürstenwalde (Oder-Spree) ist das für 2027 angekündigte Aus vom Reifenherstellers Goodyear finanziell gesehen ein schwerer Schlag. Neben rund 700 gestrichenen Arbeitsplätzen wird der Wegfall der Gewerbesteuer-Einnahmen Fürstenwalde hart treffen. "Goodyear ist nicht nur einer der größten Arbeitgeber hier, sondern auch einer der größten Gewerbesteuerzahler. Das sind im Jahr sechsstellige Summen im Durchschnitt", sagte Bürgermeister Matthias Rudolph (BFZ Bündnis Fürstenwalder Zukunft) dem rbb.
Das Unternehmen hatte am Donnerstag den Beschäftigten die Schließungspläne auf einer Betriebsversammlung mitgeteilt.
Bei einem Stadthaushalt von insgesamt rund 20 Millionen Euro im Jahr ist das keine Kleinigkeit für Fürstenwalde. Aber der Bürgermeister will den Standort nach eigenen Angaben noch nicht aufgeben und sagte, er habe schon eine Idee, wie man die Fabrik vielleicht retten könnte. "Wenn man sich anguckt, was im Umfeld von Fürstenwalde an Energie-Erzeugungsanlagen aufgestellt werden soll [...], dann gibt es genug produzierte Strommengen, die auch günstig hergestellt wird", so Rudolph. Dieser günstigere Strom könnte Goodyear vielleicht zum Bleiben überzeugen. Aber er kenne die Hintergründe der Schließung nicht, so Rudolph. "Wir müssen gucken."
Gewerkschaft will protestieren
Die Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE) möchte die Schließungspläne für die Reifenproduktion von Goodyear in Ostbrandenburg nicht hinnehmen. Sie werde Protestaktionen starten und Bündnisse für den Erhalt der Reifenproduktion in Fürstenwalde organisieren, kündigte die Gewerkschaft nach Bekanntwerden der Schließungspläne am Donnerstag an.
Wirtschaftminister will kämpfen
Der Brandenburger Wirtschaftsminister Jörg Steinbach (SPD) zeigte sich von dieser Botschaft irritiert. Er habe nur eine minimale Vorwarnzeit gehabt. "Ich bin nicht besonders glücklich, wie das Unternehmen dort mit uns kommuniziert hat." Durch die Nähe zum Tesla-Werk, wo es einen Absatzmarkt direkt in Brandenburg gebe, sehe der Minister die Entscheidung mit einem "Fragezeichen".
Steinbach hat angekündigt, sowohl mit dem Betriebsrat als auch mit den Verantwortlichen des Unternehmens Kontakt zu suchen. Der Minister sei nicht bereit, die Entwicklung "völlig kampflos" hinzunehmen. Er wolle jeden Widerhaken nutzen, um noch eine andere Entscheidung zu erreichen.
Arbeitsagenturchef sieht viele freie Stellen in der Region
Allerdings dürften sich für die mehr als 700 Goodyear-Mitarbeiter schnell neue Jobs finden, so die Bundesagentur für Arbeit. "Es gibt aktuell mehr als 1.000 freie Stellen in Oder-Spree und viele auch in gewerklich-technischen Bereichen. Ich rechne mit erheblichen Einstellungspotenzialen bei Tesla in der nächsten Ausbauphase", sagte Jochem Freyer von der Arbeitsagentur in Frankfurt (Oder).
Zudem komme mit "Diwa House" ein Hersteller von Modulhäusern neu nach Fürstenwalde und baue aktuell Produktionskapazitäten auf. Nicht zuletzt wegen dieser Ansiedlung und der Erweiterungspläne des US-Autobauers Tesla sieht Freyer die Region wirtschaftlich nach wie vor gut aufgestellt. "Wir haben seit einigen Jahren eine gute wirtschaftliche Entwicklung", so Freyer. Die Schließungspläne von Goodyear stellten schon eine Delle da, "aber das ändert nichts am generellen Trend."
Sendung: Antenne Brandenburg, 20.11.2023, 16:40 Uhr