Neuer Fahrplan ab 10. Dezember - Das ändert sich im Fernverkehr in Berlin und Brandenburg

Mi 06.12.23 | 21:22 Uhr
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Archivbild: Blick auf die roten Rücklichter eines ICE am Bahnhof Gesundbrunnen. (Quelle: dpa/J. Carstensen)
Bild: dpa/J. Carstensen

Mehr Fernzugverbindungen und Sitzplätze: Die Deutsche Bahn erweitert ihr Angebot mit dem neuen Winterfahrplan, kurz nach dem nächsten Warnstreik der GDL. Ab Sonntag könnten auch Fahrgäste in Berlin und Brandenburg von den zusätzlichen Zügen profitieren.

Mit dem Fahrplanwechsel am kommenden Wochenende baut die Deutsche Bahn ihre Verbindungen im Fernverkehr aus. Laut der Bahn würden damit so viele neue Verbindungen geschaffen wie seit 20 Jahren nicht mehr. Ab dem 10. Dezember gebe es mehr und schnellere Verbindungen zwischen den Metropolen sowie deutlich mehr Sitzplätze, teilte die Bahn am Mittwoch mit. Das betrifft besonders Fernzüge von und nach Berlin.

Doppelt so viele Sprinter zwischen Berlin und München

Die Zahl der täglichen Sprinter-Fahrten zwischen Berlin und München wächst ab Sonntag pro Richtung auf bis zu 14. Die Sprinter fahren damit laut Deutscher Bahn tagsüber nahezu stündlich, das Angebot wird verdoppelt. Sie brauchen - wenn alles normal läuft - knapp vier Stunden von der Bundes- in die bayerische Landeshauptstadt.

Neu sind drei besonders schnelle Sprinter-Züge pro Tag, die die Strecke in 3:45 Stunden schaffen sollen. Sie halten zwischen Berlin und Nürnberg nicht. Wegen Bauarbeiten gibt es dieses Angebot erst ab dem 17. Dezember. Zusammen mit den üblichen ICE-Zügen über Leipzig oder Halle an der Saale fahren somit pro Stunde zwei Züge zwischen Berlin und München.

Wer noch weiter Richtung Süden will, muss seltener umsteigen: Berlin bekommt nachmittags eine zweite tägliche Direktverbindung nach Wien, über Nürnberg, Regensburg, Plattling, Passau und Linz.

Mehr Sitzplätze und etwas kürzere Fahrzeiten zwischen Berlin und NRW

Auf der wichtigen Fernverkehr-Strecke zwischen Berlin und Nordrhein-Westfalen will die Deutsche Bahn mehr Sitzplätze anbieten. Zum Fahrplanwechsel hat die Bahn eine neue ICE-Linie Berlin-Wuppertal-Köln/Bonn angekündigt. Sie soll alle zwei Stunden fahren und nicht mehr in Hamm geteilt oder gekuppelt werden. Die Fahrtzeit zwischen Köln und Berlin soll sich damit um bis zu zehn Minuten verkürzen. Die ICE über Dortmund und Düsseldorf können dann alle zwei Stunden mit doppelter Kapazität fahren.

Auch bei den ICE-Verstärkerzügen Berlin-Hannover-Köln gibt es Verbesserungen: Unter anderem sollen sie statt bisher einmal künftig dreimal umsteigefrei weiter nach und von Aachen fahren, in einem Fall allerdings wegen Bauarbeiten erst ab April. Zwischen Berlin und Hannover gibt es durch den neuen Fahrplan ab Sonntag einen Halbstundentakt. Zwischen Münster und Berlin sind weiterhin drei Direktverbindungen pro Tag und Richtung geplant, aber jetzt alle mit dem ICE. Außerdem kündigte die Bahn an, mehr Sprinter-Züge zwischen Berlin und unter anderem Darmstadt und Frankfurt am Main anzubieten.

Die Fahrtzeit zwischen Berlin und Amsterdam verkürzt sich um rund 30 Minuten, weil die Bahn andere Loks einsetzt - diese müssen an der deutsch-niederländischen Grenze nicht mehr getauscht werden. Dazu kommt ein früher Zug, der Berlin auch an Sonntagen um kurz nach sechs Uhr verlässt und um 12 Uhr in Amsterdam einfahren soll. Zwei ICE-Verbindungen zwischen Berlin und Hamburg fallen allerdings weg: Der um 5:52 Uhr ab Hamburg und der um 20:05 Uhr ab Berlin.

Neue Nachtzugverbindung zwischen Berlin, Brüssel, Straßburg und Paris.

Ab dem 11. Dezember 2023 wird es auch noch eine zweite Nachtzugdirektverbindung zwischen Berlin und Brüssel geben, betrieben von den Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB).

Der zusätzliche ÖBB-Nightjet verlässt Berlin um 20:18 Uhr und fährt dann nach Köln, Aachen und Brüssel sowie nach Straßburg und Paris. Umgekehrt kommen die Nachtzüge aus diesen Richtungen morgens um kurz vor halb neun in Berlin an. Diese Verbindungen sollen anfangs dreimal pro Woche fahren.

Brandenburg: Häufiger IC-Züge in Wittenberge, Frankfurt (Oder) verliert späten IC-Halt

Durch den neuen Fahrplan werden auch in einigen Brandenburger Städten mehr Fernzüge halten. So verkehre nun von Montag bis Samstag ein Intercity von Magdeburg über das brandenburgische Wittenberge (Prignitz) nach Hamburg und wieder zurück bis nach Magdeburg, teilte die Bahn am Mittwoch mit. Zwischen Berlin, Potsdam, Brandenburg/Havel und Magdeburg soll zudem künftig ein dritter Intercity pro Tag und Richtung fahren. Der hat gegenüber dem Regionalexpress allerdings lediglich eine Zeitersparnis von etwa 20 Minuten. Der Bahn-Mitbewerber Flixtrain fährt Wittenberge seit vergangenem Winter nicht mehr an.

Ein nächtlicher IC hingegen, der bisher von Berlin nach Österreich fuhr, hält nun nicht mehr in Frankfurt (Oder). Auch der Nachtzug Berlin–Wien–Graz fährt in Zukunft über Dresden und Prag statt über Frankfurt/Oder und Polen.

Fahrgastverband: "Wären froh, wenn Leistungen erst einmal erbracht würden"

Der Fahrgastverband Pro Bahn bewertete die Änderungen am Mittwoch dahingehend als positiv, dass es nahezu keine Kürzungen gebe. "Wir wären allerdings froh, wenn die Leistungen, die jetzt schon im Fahrplan stehen, erst einmal erbracht würden", sagte der stellvertretende Vorsitzende von Pro Bahn Mitteldeutschland, Markus Haubold. Es gebe regelmäßig große Ausfälle unter anderem durch Personalprobleme. Hinzu kämen viele Baustellen mit Vollsperrungen.

Die Deutsche Bahn (DB) ist im Fernverkehr so unpünktlich wie seit acht Jahren nicht mehr. Im vergangenen Monat war jeder zweite Fernzug des bundeseigenen Konzerns zu spät. Im November hatten laut eines Sprechers nur 52 Prozent der ICE- und IC-Züge ihr Ziel pünktlich erreicht. Grund sei vor allem das "kurzfristige Baugeschehen", das im Jahresvergleich deutlich zugenommen habe. Rund 75 Prozent der Fernverkehrszüge seien durch mindestens eine Baustelle ausgebremst worden. Aufgrund des erheblichen Sanierungsstaus habe die DB das Bauvolumen im laufenden Jahr erheblich ausweiten müssen.

Als pünktlich gilt ein Zug mit weniger als sechs Minuten Verspätung. Ausgefallene Züge werden in der Statistik nicht berücksichtigt. Auch verpasste Anschlüsse gehen aus ihr nicht hervor. Ihr selbst gestecktes Pünktlichkeitsziel in diesem Jahr wird die Deutsche Bahn klar verfehlen. Laut Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) ist das auf jahrzehntelange Vernachlässigung der Infrastruktur zurückzuführen.

Sendung: rbb|24 Inforadio, 06.12.2023, 22 Uhr

12 Kommentare

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  1. 12.

    Herzlich Willkommen in den 90er Jahren: Der Zug wird in Hamm nicht mehr geteilt..was für ein Fortschritt!!

  2. 11.

    Anstatt Fahrpläne zu entwerfen, sollte man lieber Streikpläne ausarbeiten. Das ist einfacher und nicht so aufwändig.
    Es könnte auch das nächste Geschäftsmodell der Bahn werden : Wir fahren nicht, weil wir unfair gegenüber den Geschädigten und Kunden sind. Die jucken uns als Dienstleister aber eigentlich auch nicht weiter! Es ist doch völlig egal, wo die Knete herkommt.

  3. 10.

    Ich kann das auch nicht verstehen. Warum wollen die Mitarbeiter nur ständig eine faire Bezahlung? Die können doch froh sein über einen trocknen Arbeitsplatz! ne ne ne
    Als nächstes will dann auch noch das Pflegepersonal, Erzieher, Verkäufer, Friseur, Müllabführ ... anständig bezahlt werden. Wo kommen wir hin, wenn wir die Mitarbeiter in Deutschland an den Unternehmensgewinnen beteiligen? Die wissen wohl nicht wieviel ein Top-Manager für den Unterhalt seiner Privatflugzeuge und Yachten zahlen muß? Außerdem ist es ja auch viel günstiger einem Manager 10.000 € monatlich mehr zu zahlen, als 1.000 Mitarbeitern je 100 Euro! Bitte nicht die Investoren vergessen, wenn da nicht 30% Rendite rausspringt ist nix mehr mit Party.

  4. 9.

    Naja, zumindest mit dem ICE-Halt hat es zumindest diese Woche schon geklappt, obwohl er ruhig weiter als nur zum Berliner Ostbahnhof hätte fahren können ;)
    Bei der Formulierung drückt sich der rbb allerdings unglücklich aus. Der Euronight und Nightjet (kein IC) sind ein und derselbe Zug und Kurswagen nach Budapest Kraków und Wien. Es fällt daher nur ein Zug weg, wobei seit diesem Jahr ein guter 2-Stundentakt nach Warschau besteht. So abghängt sind wir hier dann doch nicht, auch wenn ich mir persönlich wieder mehr Fernzüge, auch in andere deutsche Städte wünschen würde.

  5. 8.

    Das liest sich sehr gut...die Planung verheißt Positives...die Theorie funktioniert.
    Was davon übrig bleiben wird, bleibt abzuwarten - meine persönliche Vermutung:

    Kaum etwas.

    Seit so vielen Jahren wird "DAS Transportmittel der Zukunft" beschworen, gelobt, und Zukunftsperspektiven hochgehalten, was aus der früheren Zukunft geworden ist, ist eine desaströse Gegenwart....i
    Ich werde, so meine Konsequenz, weiterhin Auto fahren müssen, um Ziele zu erreichen...bitter!

  6. 7.

    Die Baustellen-Fahrpläne gibt es. Zu oft sind jedoch auch die Makulatur.

  7. 6.

    Außerdem ist eine dauernd streikende Bahn kein verlässlicher Partner.

    Immer höhere Löhne führen zu höheren Sozialleistungen und Renten. Der Bundeshaushalt für Soziales muss um mindestens 10 % erhöht werden. Wenn man das Bürgergeld richtig berechnet kommt man auf 725 Eur.

    Jetzt wollen Politiker sogar schon 2 Urteile des BVerfG nicht beachten

    Ich habe Verständnis für Arbeitnehmer, die wirklich schlechte Arbeitsbedingungen haben und wirklich wenig verdienen. Aber Lokführer jammern ...

  8. 5.

    Die Bahn ist kein Partner für eine zukunftsfähige und verlässliche Mobilität. Bahnfahrten sind und werden immer teurer. Übrigens so teuer wie nirgends anderes in der EU.

    Durch jede Lohnerhöhung steigen die Preise.

    Die Bahn ist auch kein Partner für den Klimawandel. Wie denn auch, wenn zu teuer, zu unpünktlich und zu langsam?

    Stattdessen jammern die Lokführer. Obwohl sie gute Arbeitsbedingungen haben und für ihre Tätigkeit und Verantwortung sehr gut verdienen.

  9. 4.

    "Ein nächtlicher IC hingegen, der bisher von Berlin nach Österreich fuhr, hält nun nicht mehr in Frankfurt (Oder). Auch der Nachtzug Berlin–Wien–Graz fährt in Zukunft über Dresden und Prag statt über Frankfurt/Oder und Polen." Und wieder wird der früher wichtige Verkehrsknotenpunkt nach Osten und Richtung Südosten und ehemaliger Sitz der RBD Osten ein Stück weiter abgehängt und in die zunehmende Bedeutungslosigkeit geschoben. So wird das auch nicht mit den großen Plänen für Ffo als erneutes Tor nach Osten, welche immer wieder von der Stadt zu hören sind.

  10. 3.

    Wenn das alles so kommt wie versprochen, dann kann man sich natürlich freuen - auch wenn teilweise lediglich Zustände wiederhergestellt werden, die es schon einmal gab. Angesichts der bekannten Material- und Personalengpässe fehlt mich leider der Glaube.

  11. 2.

    Endlich! Ich freue mich, wenn alles gut klappt!!
    Besten Dank an alle, die an einer nachhaltigen und zukunftsfähigen Mobilität mitwirken.

  12. 1.

    Ich verstehe das nach wie vor nicht mit den Verspätungen wegen Bauarbeiten: Hat man nicht früher dann einen Baustellenfahrplan aufgestellt, der das berücksichtigt? Wenn auf der Strecke gebaut wird, ist es doch klar, dass sich die Züge dann gegenüber dem normalen Fahrplan verspäten... Dann kann ich doch nicht herumbarmen, dass ich soviele Verspätungen habe, sondern müsste doch eher mal ehrlich reinschreiben, dass es eine Stunde länger dauert!

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