Interview | Regisseur Andres Veiel - "Ich wollte begreifen, warum Riefenstahl so geworden ist"

So 27.10.24 | 12:01 Uhr
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Archivbild: Helene Bertha Amalie 'Leni' Riefenstahl beim Dreh. (Quelle: dpa/Pictures From History)
Audio: rbb24 Inforadio | 24.10.2024 | Interview mit Andres Veiel | Bild: dpa/Pictures From History

Eine "Meisterin der Lügen und Legenden" nennt Dokumentarfilmer Andres Veiel die Filmregisseurin Leni Riefenstahl. In seinem neuem Film durchlöchert Veiel Riefenstahls Mantra "Ich habe nichts gewusst", wie er im Interview erzählt.

rbb: Herr Veiel, warum brauchen wir noch einen Riefenstahl-Film? Ist es nicht auserzählt?

Andres Veiel: Nein, ist es nicht. Sonst hätte ich mich nicht drei Jahre mit ihr auseinandergesetzt. Ich stellte mir am Anfang auch diese Frage, als ich 700 Kisten ihres Nachlasses vor mir hatte. Klar war: Sie hat natürlich manipuliert, was sie hinterlassen hat. Da gibt es Leerstellen, da wird dieses oder jenes sicher entfernt worden sein. Gerade deshalb haben wir schrittweise tiefer gegraben und sehr viel gefunden, wo sie "Fehler" gemacht hat.

Regisseur Andres Veiel bei der Vorstellung des Films 'Riefenstahl' auf dem Film Festival Cologne 2024 im Filmpalast. Köln, 17.10.2024 (Quelle: dpa/Christoph Hardt)
Regisseur Andres Veiel. Sein Film "Riefenstahl" ist ab Donnerstag, den 31.10.2024 in deutschen Kinos zu sehen. | Bild: dpa/Christoph Hardt

Sie hat viele Dinge hinterlassen, die sie belasten, die ein anderes Licht auf sie werfen, die sie anders zeigen. Private Filme, auch Tagebuchauszüge, Briefe, die Prägungen zeigen, die nicht nur eine empathielose Narzisstin bestätigen, sondern die mir auch Einblicke geben, wie man eigentlich so wird. Wie wird man zu einer Propagandistin eines Unrechtsregimes? Da wird es spannend. Sie ist eine Meisterin der Lügen und Legenden.

Sie tauchen sehr tief in die menschlichen Verstrickungen ihres Narzissmus hinein, in ihre Schamgefühle, in ihren Versuch, sich ständig neu zu definieren. Was haben Sie dabei entdeckt?

Es gibt verschiedene Versionen ihrer Erzählungen. Ich erzähle mal ein Beispiel: Sie war 1939 als Kriegsberichterstatterin in Polen. Sie wird Zeugin des ersten großen Judenmassakers mit 22 Toten. Es gibt in ihrem Nachlass drei Varianten dieser Erzählung.

In der ersten Erzählung bis 1948 sagt sie: 'Ich war Zeugin. Ich habe das erlebt, und das war für mich ein Schock.' Ab 1952 sagt sie: 'Ich habe das nur von Ferne mitbekommen'. Da war für mich die Frage: Warum verändert sie die erste Erzählung? Warum? Weil es der großen Anklage widerspricht? Sie hat immer behauptet, sie habe erst nach dem Krieg davon erfahren.

Dann aber hat sie als Abwehrfront eine neue Erzählung gesetzt, denn es gibt eine dritte im Nachlass, in der sie die Geschichte nochmal anders erzählt. Das ist ein Brief von einem Adjutanten. Der beschreibt seine Beobachtung, dass Leni Riefenstahl eine Regieanweisung gegeben haben soll. Tote deutsche Soldaten sollten beerdigt werden. Sie wollte das drehen, aber im Bild störten "schmutzige" Juden, die das Grab mit eigenen Händen ausgraben mussten.

Dann hat sie wohl gerufen 'Juden aus dem Bild' (...) Wenn stimmt, dass sie eine Regieanweisung gegeben hat, dass sie also mit dieser Regieanweisung das Massaker möglicherweise ausgelöst hat, ist die Schuldfrage eine ganz andere.

Andres Veiel

Dann hat sie wohl gerufen 'Juden aus dem Bild'. Sie wurden unter Schlägen und Misshandlungen rausgetrieben. Als die jüdischen Männer losrannten, wurde das Feuer eröffnet. Das heißt, wenn dieser Brief des Adjutanten stimmt, dass sie eine Regieanweisung gegeben hat, dass sie mit dieser Regieanweisung das Massaker möglicherweise ausgelöst hat, ist die Schuldfrage eine ganz andere.

Und da wird es interessant, diese drei Varianten genauer zu betrachten. Möglicherweise war die Schuld so groß, dass das Verleugnen ein rettender Impuls war, dass sie gar nicht anders konnte, weil sie mit dieser Schuld nicht leben konnte. Oder - das deutet der Film nur an - vielleicht war sie auch nach dem Krieg immer noch überzeugte Nationalsozialistin. All das einzukreisen, war eine extrem spannende Reise.

Archivbild: Helene Bertha Amalie 'Leni' Riefenstahl beim Dreh. (Quelle: dpa/Pictures From History)
Bild: dpa/Pictures From History

Warum hat sie die Schuld nicht einfach anerkannt? - Wäre es dann ein anderer Weg gewesen?

Es gibt ja Vergleiche. Albert Speer kommt im Film auch vor. Der hat den, ich sage mal, raffinierteren Weg gewählt: Als Reichsrüstungsminister, verantwortlich für zwei Millionen Tote, also Zwangsarbeiter und KZler, die in seinen Rüstungsbetrieben durch Mangelernährung und so weiter zum Teil auch ermordet wurden, ist er zu 20 Jahren verurteilt worden. Er also kam raus und hat den schlauen Weg gewählt, dass er sagte: "Ich hätte es wissen können, also das von der Judenvernichtung, auch von diesem Unrechtsregime, was da eigentlich alles passiert ist, ich hätte es wissen können, wenn ich es hätte wissen wollen. Und meine Schuld ist, dass ich nicht gefragt habe." Das heißt, dass er einen Teil der Schuld einräumt.

Speer gibt sich als reuiger Nazi und macht damit eine Weltkarriere. Er veröffentlichte Memoiren, die in, glaube ich, 50 Sprachen übersetzt wurden. Leni Riefenstahl war dazu nicht in der Lage. Das wirft sie ihm auch vor. Sie bleibt starr in dem Muster: 'Ich habe nichts gewusst'.

Wie schwierig war es für Sie, diese Detektivarbeit im Privaten und teilweise auch psychoanalytische Arbeit bei ihr zu betreiben? War das manchmal nicht zu viel?

Riefenstahl ist jetzt keine Figur, die mir das Herz wärmt. Es hat sich mehr so ein Jagdfieber entwickelt. Als Kind habe ich mal meinen Teddybär aufgeschlitzt, weil ich einfach wissen wollte, warum der brummt. In gewisser Hinsicht habe ich Riefenstahl auch aufschlitzen müssen. Ich wollte begreifen, warum sie so geworden ist und das heißt natürlich auch, mir im psychoanalytischen Sinne die Kindheit anzuschauen. Aber das ist gefährlich, weil ich in Bereiche komme, wo ich die Frau auch wieder verstehe.

Wir haben viel darüber diskutiert. Das relativiert auch die Schuld und die Verantwortung, wenn du sagst: "Die Frau ist von ihrem Vater misshandelt und geschlagen worden." - Was soll das? Hitler ist auch geschlagen worden. Erklärt uns das irgendetwas? Ich sagte: "Ja, es erklärt etwas, und zwar nicht im individualpsychologischen Sinne, sondern es erklärt ein archetypisches, über sie hinausweisendes Generationsbild." Ich nenne sie die "Generation der Unbedingten", mit dieser preußischen Erziehung, die ja seit Jahrhunderten eintrainiert wurde. Wehrhaft musste dieser Staat sein. Helden musste er kreieren, also Männer, die es schaffen, in der Minderzahl die Feinde zu besiegen.

Drill, Einschüchterung, das war sozusagen der Erziehungsstil. Und Leni Riefenstahl hat das als Frau voll "genießen" dürfen.

Als Fünfjährige sollte sie schwimmen lernen, wurde ins Wasser geworfen und war nah dran zu ertrinken. Und was schreibt sie? - Nicht über die Wut auf den Vater, sondern dass sie eine gute Schwimmerin wurde. Und das ist die Urszene, die Identifikation mit dem Starken, die Verachtung des Schwachen, die wir in Riefenstahls Filmen konsequent finden.

Man wird nicht einfach so Faschistin, sondern es gibt Prägungen. Wie kommt so ein Narzissmus? Wie kommt so eine Empathielosigkeit? Das kommt ja nicht von ungefähr. Das wird einem, wenn man so will, ausgebrannt.

Oder eingebrannt?

Ich habe immer das Bild von einem Feuer, wo die letzten Reste von Empathie mit einer Feuerwalze vernichtet werden. Und das war für mich das Interessante: Zu sagen, wir gehen in das Risiko des Verstehens. Und das heißt nicht 'Verständnis'. Ich trenne ganz klar Verstehen und Verständnis.

Verständnis heißt: Exkulpieren, sie also herauszunehmen aus der Schuld und zu sagen: "Die Arme hat gelitten." Und: "Eine Opfererzählung!" Verstehen heißt: "Ich will begreifen, wie man so wird."

Das ist universell, das spricht für die Generation. Manches kann man aber auch verlängern ins Heute.

Vielen Dank für das Gespräch!

Das Interview mit Andres Veiel führte Alexander Soyez, rbb24 Inforadio.

Der Text ist eine redigierte und gekürzte Fasung. Das komplette Gespräch können Sie oben im Audio-Player nachhören.

Sendung: rbb24 Inforadio, 23.10.2024, 11:05 Uhr

37 Kommentare

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  1. 37.

    Die Sache ist eine ganz andere: Wenn man über das Stadium Naziverherrlichung hinweg ist, bleibt eine Leistung, die es so vorher noch nicht gab. Wie Olympia 36 von ihr dokumentiert wurde, aus dem Graben im Olympiastadium, ist eine Kameraperspektive die bis heute gilt (von unten schräg nach oben). Herr Veiel wollte das nicht sehen. Und deshalb, oder gerade deshalb sind seine Aussagen wenig wert.

  2. 36.

    Wie sieht es dann mit Heinz Rühmann, Hans Albers, Hardy Krüger und vielen anderen aus? Apropos: Derrick Horst Tappert ist freiwillig in die Waffen-SS eingetreten… Leider gibt es auch viele andere.

  3. 35.

    Die Frau Maischberger hat mit dem Artikel nur am Rande zu tun, als Produzentin dieses Films.

  4. 34.

    Was hat denn Frau Maischberger mit dem Artikel zu tun?
    Der Öffentliche Rundfunk ist Ihnen zu „rechts“? Dann kann man erahnen wo Sie stehen.. Das wäre dann doch zu weit weg... vom liberaleren Freiheitsdenken, milde ausgedrückt.

  5. 33.

    Ja, genau; die Vorlage zum Mephisto-Film ist ja das Werk von Klaus Mann, in dem er seinen Ex-Schwager Gustav Gründgens - auch ein Karriereversessener, hochbegabter Künstler und schon vor der NS-Zeit als Schauspieler berühmt - ordentlich den Spiegel vorhält. Die Veröffentlichung wollte Gründgens ja verhindern ... er hatte genau wie die Riefenstahl x Ausreden für seinen Aufstieg unter Goebbels und Görings schützender Hand parat. Nur kennt ihn heute kaum einer mehr und sein Adoptivsohn würde auch alle rechtlichen Register ziehen, sollte nochmal jemand auf die Idee kommen, GGs Leben zu durchleuchten.

  6. 32.

    Da hatte ich einen anderen Eindruck durch das Interview. Der Autor wies doch ausdrücklich auf die 700 Kisten Nachlass hin, durch die es sich durchzuarbeiten galt. Drei Jahre auf der Suche nach den verlorenen Impressionen über eine Filmschaffende des 1000jährigen Reichs? Ich bitte Sie! Vielleicht als Hinweis - der Film ,,Mephisto" von Istvan Szabo mit den entfesselt aufspielenden Klaus Maria Brandauer, Rolf Hoppe und Krystina Janda - da wurde sehr eingehend das Verhältnis von Kunst und Macht in den Zeiten der Diktatur beleuchtet. Ich hatte beim Autor eher den Eindruck, daß er sich sehr bewusst darüber war, daß der Name Riefenstahl noch immer genügend Leute triggert, um sie in die Kinos zu locken.

  7. 31.

    Kann auch sein, dass ihr Unterbewusstsein diese Zeit als Schutzfunktion ausblendet.

  8. 30.

    >"Es ist immer wieder erschreckend zu sehen, mit welchen Verrenkungen diese beständigen Huldigung an eine grosse Nazi-Propgandistin gerechtfertigt werden"
    Nach Huldigung hört sich das für mich nicht an. Es ist wohl mehr die Suche nach den Lebenszeichen der Riefenstahl außerhalb des Nachlasses. Ein Nachlass ist ja das, was jeder hinterlässt. Da ist eben auch viel evtl. negativ wirkendes vorher vom Nachlasser entfernt worden. Bisherige Dokus beschäftigten sich nur anhand des Nachlasses mit ihrem Leben und Wirken. Diese Doku sucht die Wiedersprüche in ihrem Leben und der selbst inszinierten Außenwirkung ihrer Person, die eben nicht im Nachlass hinterblieben sind.

  9. 29.

    Mitläufertum und schlichtes Wegsehen dürften Gründe sein.
    Meine Großmutter, geboren 1914, hat sich über die Zeit beharrlich ausgeschwiegen. Nur selten fielen Sätze wie "war ja nicht alles schlecht, was Hitler damals gemacht hat". Kognitive Dissonanz vom feinsten.

  10. 28.

    Mein Kommentar hat mit Feminismus nichts zu tun, sondern mit der damaligen "Männerwelt",

  11. 27.

    Es stimmt schon, daß sie als Frau in kein gängiges Klischee über die Frau im NS-Staat a la Gertrud Scholz-Klink gepasst hat. Sie jedoch als Vorkämpferin des Feminismus zu branden scheint mir ein wenig zu weit hergeholt. Und ihre Rolle in der Nachkriegszeit? Man stelle sich nur mal vor, ein Mann hätte hinter der Kamera ihrer sexistisch und rassistisch aufgeladenen ,,Dokumentarfilme" gestanden, das Geschrei hätte ich erleben wollen. Es ist doch gewiss kein Zufall das Björn Höcke sich auf verschiedenen Plakaten nach ihren und Heinrich Hoffmanns ästhetischen Idealen darstellen lässt. Schaue Woche noch!

  12. 26.

    Im Kommentar #1 wird auf den gesamten Nachlass dieser Frau eingegangen.
    Sie war als Frau schon vor der Nazi - Zeit eine erfolgreiche Filmemacharin, während der Nazi-Herrschaft auch, obwohl eine Frau, und auch nach dem Krieg wurde sie eine erfolgreiche Fotografin.
    Warum war dem so?
    Übrigens, magisch hat mit verzaubernd zu tun, der Ursprung "Magie" kommt aus den lateinischen, und auf deutsch heist es bestimmt nicht "Rätsel",

  13. 25.

    "Nein, ist es nicht. Sonst hätte ich mich nicht drei Jahre mit ihr auseinandergesetzt."

    Was für ein Logik.

    Es ist immer wieder erschreckend zu sehen, mit welchen Verrenkungen diese beständigen Huldigung an eine grosse Nazi-Propgandistin gerechtfertigt werden -- und in welchem Aussmasse diese schreckliche Frau offenbar in Fimemacherkreisen unverändert verehrt wird.

  14. 24.

    "Triumph des Willens" als Nudistenstreifen - das ist doch mal was Neues!

    An Ihren Ein- oder sollte man besser sagen: Auslassungen ist so viel sachlich falsch, dass ich nur ein weiteres Mal betonen kann: Der Vorzug der freien Meinungsäußerung besteht darin, dass viele Menschen ganz deutlich machen können, welches intellektuelle Niveau dem einzuräumen ist, was sie so daherplappern.

  15. 23.

    Eigentlich ist der Begriff ,,Generation des Unbedingten" seit Michael Wildts wegweisender Studie zum Führungspersonal des Reichssicherheitshauptamts längst wissenschaftlich besetzt. Um so größer mein Erstaunen, daß ihn Herr Veiel hier in leicht abgewandelter Form für sich reklamiert und ihn den Preußen zuschreibt. Was letztlich zur Machterschleichung der NSDAP geführt hat, wird man nicht an einem einzigen Grund festmachen können, weil es schlicht ein ganzes Bündel von Gründen dafür gab. Erwähnt sei der Versailler Vertrag, die Institution des Reichspräsidenten, Paul von Hindenburg als konservativ-reaktionäre Persönlichkeit, der kein Problem damit hatte, die ,,Dolchstoßlegende" zur eigenen Exkulpation für seine Rolle in der obersten Heeresleitung zu instrumentalisieren, das allgemein gültige Narrativ des ,,im Felde unbesiegt", als Katalysator für einen revanchistischen Politikansatz, usw. Über die Riefenstahl ist längst alles gesagt und geschrieben worden. Immerhin 3 Jahre Arbeit.

  16. 22.

    Zitat: "Ein Fritz Lang hätte sich mit absoluter Sicherheit dieser Aufgabe verweigert."

    Man stelle mal die im Jahre 1933 entstandenen Filme von Fritz Lang und Leni Riefenstahl zum Vergleich: "Das Testament des Dr. Mabuse" vs. "Der Sieg des Glaubens". Dazwischen liegen Welten, wenn nicht Galaxien.

  17. 21.

    Zitat: "Das Dilemma liegt auch im Beruf. Riefenstahl wollte berichten . . ."

    Ja klar, Leni Riefenstahl wollte nur korrekt dem journalistischen Ethos entsprechend berichten und damit sollte es auch mal gut sein, was das "Dilemma" um ihre Profession betrifft. Denn sehr viel anders arbeiten heutige Journalisten ja auch nicht. Meinen Sie das wirklich ernst, was Sie hier von sich geben, Herr/Frau "Kick"?

  18. 20.

    Zitat: "Mit einem „Jagdinstinkt“ erreicht man ein vorher ausgegebenes, also feststehendes Ziel. Dann fehlt der Blick auf ihre Arbeit, der ja bis heute magisch ist."

    Mal davon ab, dass an Reifenstahls Arbeiten nichts "Magisches", also Rätselhaftes, Unerklärliches, Zauberisches zu finden ist, stellen Sie hier eine völlig unhaltbare, ja absurde Behauptung auf. Denn das würde bedeuten, dass Wissenschaftler gegenüber dem Objekt der Untersuchung eine grundsätzlich feststehende These aufstellen und dieser hinterher jagen bis sie 'bewiesen' ist, Herr/Frau "Blick Winkel".

  19. 19.

    ,,Maischberger...aus dem rechten Lager...unkritischer ÖRR...''? Können Sie uns mal aufklären, was Frau Maischberger mirt der rechten Szene zu tun hat und inwieweit der ÖRR im Bezug zur rechten Szene unkritisch ist?

  20. 18.

    Wollen Sie ironisch sein oder nur provokant? Natürlich gibt es zur Entstehung des damaligen Faschismus zur heutigen Zeit, vergleichbare Entwicklungen! Das ist auch klares Ziel der Blauen, die orientieren sich bewußt an den Nationalsozialisten und deren politische Taktiken. Es ist also nicht vorbei mit den ewig Gestrigen.

  21. 17.

    Ach ja? ich kann das schon verstehen und mich da reindenken. Wenn man die aktuelle Situation, politisch, in Deutschland betrachtet, sind ähnliche Vorgänge (blaue Partei) erschreckender Weise zu beobachten. Auch hier, ein breitgefächertes Mitläufertum, von ganz jung bis alt.

  22. 16.

    Die Frau hat knallharte Nazi-Propaganda gemacht und wollte hinterher (wie so viele) von nichts gewusst haben. Rückgratlos, verstehe nicht wie irgendjemand sie noch feiern kann...

  23. 15.

    Das Tragische ist ja, es gab derart viele Mitläufer, wären sie nicht mitgelaufen, hätte man vieles verhindern können.

  24. 14.

    Das Dilemma liegt auch im Beruf. Riefenstahl wollte berichten. Das ist auch bei Journalisten so. Wo hört die Berichterstattung, also das Beobachten und Aufnehmen auf, wann beginnt man, mitverantwortlich zu sein? Riefenstahl wurde als „Mitläuferin“ klassifiziert. Und damit sollte es auch nun abgeschlossen sein,

  25. 13.

    Diese Geschichte ist aufgearbeitet. Das was da gemacht wird ist nur ein Versuch eines Regisseurs, es für sich selbst zu verstehen, weil er die bisherigen Erkenntnisse entweder negiert oder nicht verstehen will. Allerdings ist auch wirklich schwer, zu verstehen, wie ganz Deutschland in ein Naziland geworden ist. Jedenfalls in der Rückschau und mit unserem heutigen Bildungsstand.

  26. 12.

    Tja, die Leni steht als anschauliches Beispiel für das deutsche Volk, natürlich man diente dem Regime willig, auf seinem Platz. Danach sollen es nur Hitler und seine Clique gewesen sein, und über die Verbrechen hatte man auch nichts mitbekommen.Das ist in groben Zügen die Aufarbeitung.
    Das Fazit: Nur die Opfer wissen gut Bescheid.

  27. 11.

    Wie es zum Nationalsozialismus kommen konnte ist überhaupt kein Rätsel. Momentan können die später Geborenen es sogar live in Deutschland erleben. Es geht ganz einfach. Erinnern möchte ich auch an "Die Welle", die auch zeigt, wie einfach das ist.

  28. 10.

    Frau Riefenstahls Geschichte ist längst auserzählt. Jetzt werden unbelegte Spekulationen, wie die Behauptung des Adjudanten herangezogen, um zu erklären ... ja, was denn eigentlich? Riefenstahl war extrem (!) ehrgeizig. Wer so drauf ist, geht buchstäblich über Leichen. Allein dieses Charaktermerkmal reicht aus, um ihren Opportunismus und die Nähe zum Führer zu begreifen. Man hat ihr, einer Frau in einer Männerdomäne, alles geboten, was ihren Ehrgeiz befriedigte. Antisemitismus war keine Ausnahme, sondern die Regel. Das wissen wir doch längst. Nun wird mal wieder aus einer Nazifigur eine rätselhafte Sphinx gemacht. Opfer rücken wieder komplett in den Hintergrund als Nonames.
    Wie wäre es mal mit einem Film über den überaus originellen Berliner Erfinder Walter Altmann und seine Überlebensgeschichte? In der Villa Oppenheim in Charlottenburg gibt es gerade eine kleine aber feine Ausstellung über ihn und seinen Globumat ...

  29. 9.

    Filmisch darf es erlaubt sein Riefenstahl-Fan zu sein.
    Der Film zu Olympia war, und sonderbarer Weise für viele Filmemacher auch heute, und ist für die damalige Zeit grandios.
    Vor allem mit den Mitteln die damals verfügbar waren.
    Ein Fritz Lang hätte sich mit absoluter Sicherheit dieser Aufgabe verweigert.

  30. 8.

    Bei einem Teil will ich es offen lassen. Andere hätten sich nur in typisch deutscher Manier dem Regelvollzug verschrieben - gleich, wer "dran" ist. Es ist doch bezeichnend, dass eine Frau in Bremen, die abseits auferlegter Regeln Jesiden nach Bremen brachte und damit deren Leben rettete, republikweit zur Unperson erklärt wurde.

    Da ging es nicht um den Inhalt, sondern um die Nichteinhaltung der Form.

  31. 7.

    Trotzdem ist es doch notwendig, die eigene Geschichte aufzuarbeiten. Nichts anderes hat Herr Veiel gemacht. Weiß nicht, wieso Sie versuchen, dass zu relativieren. Vielleicht Riefenstahl-Fan?

  32. 6.

    Alle heutig Lebenden hätten sich damals garantiert den gebotenen Möglichkeiten (und Unterstützern) widersetzt.
    Wie es zum Faschismus bzw. Nationalsozialismus kömmen konnte bleibt wohl auf Ewig ein Rätsel.

  33. 5.

    Ja, Filme werden nach Machart, in den einzelnen Kategorien wie Drehbuch, Regie, Kamera usw. prämiert. Nur wird ein menschenverachtender Film oder ein Film, der menschenverachtendes Verhalten glorifiziert, trotzdem keinen Preis gewinnen.

  34. 4.

    Man begeht keine tiefenpsychologischen Wege, indem man sich den Hinterlassenschaften einer Person widmet. Es unterstreicht eher den eigenen Narzissmus, wie ernst man sich doch nehme.

    Völlig absurd und verklärend ist die Darstellung Speers als reuigem Nazi. Er hat mehrfach genau die Faszination am Bösen zu bedienen versucht mit geschichtsverklärenden und sich selbstentlastenden Schriften. Ihn hätte bei Gerechtigkeit und voller Gründlichkeit der Nürnberger Prozesse die gleiche Strafe zugestanden wie Göring und Co. Ohne ihn keine Rüstung, ohne ihn keine Kriegsanstrengungen, ohne ihn kein Massenmord und Ausplündern.

    An diese peinliche Geschichtsvergessenheit knüpft nahtlos an, dass die Zusammenarbeit mit einer Maischberger, die für keine noch so plakative Plattitüde aus dem rechten Spektrum zu verlegen ist, hofiert vom unkritischen Teil des ÖRR, einen alles andere als fachlichen Blick auf Riefenstahl wirft. Statt wissenschaftlicher Expertise nur gefühltes Wissen Reaktionärer.

  35. 3.

    An der Arbeit dieser Person ist nichts "magisch". Es sind, für diese Zeit, wohlinszenierze Monumentalpropagandaschinken, welche dem verbrecherischen Naziregime samt kriegerischer Vernichtung halb Europas und dem industriellen Massenmord an Abermillionen Menschen den Weg geebnet haben. Mit unbeschränkten Ressourcen zum Dreh ihrer FKK-affinen Nudistenstreifen ist Frau R. Beitrag ähnlich zu werten wie die Erbauung der Reichshauptstadt Germania. Auch ihre durch und durch verlogene Bewertung im Nachinein: schlichtweg ekelhaft!

  36. 2.

    Ein sehr aufschlussreiches Interview, wie ich finde, was zudem erklärt, dass es immer noch - auch nach einem Dreiviertel Jahrhundert - Leerstellen in der Aufarbeitung der NS-deutschen Geschichte gibt. In meinen Augen ist Riefenstahl die gewordene Verbindung von etwas sehr typisch Deutschem - die Verfolgung eines Auftrages bis zum letzten Punkt und Komma hin - und einer Besessenheit entlang des Filmischen.

    Das Erstgenannte erklärt, warum bspw. Kompetenzüberschreitung so ziemlich das Schlimmste ist, was Beamte innerorganisatorisch vorgeworfen werden kann und warum es in den Behörden immer noch kein Ermessen gibt - Regelvollzug im ganzen Horizont des Wortes. Das Zweitgenannte illustriert die blinde Ergebenheit und Ausreizung eines Mittels, was zum Zweck an sich wird, dem sich alles andere unterordnen muss.

    Juden stören. Also gehören sie aus dem Bild.

    Werden nicht auch heute noch Filme zuallererst nach ihrer Machart, nicht aber nach ihrem Inhalt prämiert?

  37. 1.

    Mit einem „Jagdinstinkt“ erreicht man ein vorher ausgegebenes, also feststehendes Ziel. Dann fehlt der Blick auf ihre Arbeit, der ja bis heute magisch ist. Das Narzisstische (wenn es denn stimmt) ist wohl eher eine feststehende Charaktereigenschaft als ein Entwicklungsstadium. Nur, woran macht es das fest?

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