"Pünktlichkeitsschwellenwert" bei 5:59 Minuten - S-Bahnen in Berlin deutschlandweit mit am pünktlichsten
Im Bundesvergleich ist die Berliner S-Bahn eine der pünktlichsten. Pünktlich ist dabei jedoch relativ: Erst ab sechs Minuten Verspätung gilt eine Bahn für die Deutsche Bahn als verspätet.
Die S-Bahnen in Berlin und Hamburg sind von allen S-Bahnen in Deutschland die pünktlichsten. Das geht aus einem Schreiben des Bundesverkehrsministeriums hervor, das dem rbb vorliegt.
In dem Antwortschreiben des Ministeriums auf eine Anfrage von grünen Bundestagsabgeordneten werden die zehn leistungsstärksten S-Bahn-Netze miteinander verglichen. Demnach lag die Pünktlichkeit der Züge im Berliner Netz, genau wie in Hamburg, im zweiten Halbjahr 2022 bei 97,3 Prozent. Dahinter folgen die S-Bahnen Mitteldeutschland mit 95,8 und Stuttgart mit 90,8 Prozent. Schlusslicht bilden die S-Bahnen von Rhein-Ruhr (83,4) und Köln (82,5 Prozent).
Berlin hat mit VBB und DB eigene Regeln vereinbart
Zugrunde gelegt wurde dem Ministeriumsschreiben zufolge der bei der Deutschen Bahn einheitlich geltende "Pünktlichkeitsschwellenwert" von fünf Minuten und 59 Sekunden. Das bedeutet, dass Züge, die weniger als sechs Minuten zu spät kommen, noch als pünktlich gelten. In Berlin haben VBB und Deutsche Bahn in ihren S-Bahn-Verträgen allerdings strengere Maßstäbe vereinbart. So gilt etwa auf dem Ring ein Zug als unpünktlich, wenn er sich um eine Minute oder mehr verspätet. Sind Züge nach dieser Vorgabe unpünktlich, werden die Zuschüsse des Landes an die Bahn gekürzt.
Der Berliner Grünen-Bundestagsabgeordnete Stefan Gelbhaar wertet die Statistik des Bundesverkehrsministeriums als positiv. "Mit den neuen Zügen scheint die S-Bahn-Krise überwunden", sagte er dem rbb. Auch das 9-Euro-Ticket habe der Pünktlichkeit nicht geschadet. In einigen Regionen Deutschlands war es, auch im Regionalverkehr, teils zu Verspätungen gekommen, weil sich viele Menschen auf den Bahnsteigen drängelten und die Bahnen deshalb nicht pünktlich abfahren konnten.
Berlin mit relativ vielen Netz-Störungen
Aus dem Schreiben des Bundesverkehrsministeriums geht auch hervor, wie viele Störungen es in den S-Bahn-Netzen gab. Hier gehört Berlin zu den S-Bahn-Netzen, in denen es vergleichsweise häufig Probleme mit der Leit- und Sicherungstechnik gab - wie beispielsweise Signalstörungen. So gab es in Köln im zweiten Halbjahr 2022 insgesamt 1004 solcher Störungen, gefolgt von der S-Bahn Rhein-Neckar mit 906. Berlin landet mit 819 Störungen auf dem vierten Platz hinter der S-Bahn Rhein-Main mit 881.
Nur rund halb so viele Störungen gab es dagegen in Hamburg und Mitteldeutschland. Bei der Zahl der Weichenstörungen in diesem Zeitraum liegt die Berliner S-Bahn mit 121 Vorfällen im Mittelfeld.
Sendung: rbb24 Inforadio, 14.04.2023, 11:30 Uhr