Eigentlich sollte er mal ganz woanders stehen - doch dann wurde der Fernsehturm mitten ins Berliner Stadtzentrum gebaut. Heute gehört er zu den Top-Wahrzeichen der Hauptstadt und versucht, sich modernen Ansprüchen anzupassen.
Sarah aus dem britischen Manchester ist vergangenen Sonntag den Berlin-Marathon mitgelaufen, nur rund 20 Stunden später steht sie auf der Aussichtsplattform des Berliner Fernsehturms. Schön sei die Aussicht durch die großen Panoramafenster, sagt sie – man könne gut sehen, wo sie gestern langgelaufen seien.
Und hoch genug ist es ja - die Aussichtsplattform befindet sich 200 Metern Höhe über der Stadt im Innern der charakteristischen Kugel des Turms. Ihr Durchmesser beträgt 32 Meter. Egal, wo man in Berlin ist – den Fernsehturm kann man mit seinen 368 Metern Gesamthöhe (bis zur Spitze) praktisch von überall her sehen und sich orientieren. Im Jahr seiner Fertigstellung war er der zweithöchste Fernsehturm der Welt, heute ist er immerhin noch das höchste Gebäude Deutschlands.
Der Gigant der Berliner Skyline feiert Geburtstag
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Nein, das ist kein Kraftwerk, das hier entsteht: Das Foto von 1966 zeigt tatsächlich den ersten Bauabschnitt des Berliner Fernsehturms.
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Parallel zum Bau des Turmschaftes wurde die Kugel auf einem Gerüst am Boden vormontiert - auch wenn es auf den historischen Fotos eher aussieht wie eine Raumschifflandung.
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Mit dem Bau eines Fernsehturms wurde bereits 1954 schon einmal begonnen: auf den Müggelbergen (auf dem Foto links). Erst 1956 stellte die Regierung fest, dass der Standort zu nah an der Einflugsschneise des Flughafens Schönefeld lag.
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Die Bauarbeiten wurden deshalb 1956 abgebrochen. So entstand der kleine Bruder des Berliner Fernsehturms: Er ist gerade mal 31 Meter hoch geworden. Später wurde er für Stasi-Abhöranlagen genutzt, heute für die Telekommunikation.
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Der Berliner Fernsehturm enstand dann ab 1965 im Zentrum Ostberlins und wurde ganze 368 Meter hoch: Ein Gigant, der seitdem nicht zu übersehen ist.
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Auch in West-Berlin war er von weitem zu sehen. So wurde der Turm, der ursprünglich als notweniger Zweckbau geplant war, um die DDR mit Sendefrequenzen zu versorgen, zum politischen Symbol ...
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... das dem Westen die Leistungsfähigkeit der DDR vor Augen halten sollte.
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Mit einer Bauzeit von 53 Monaten konnte der Koloss trotz zehnmonatiger Verzögerungen am 3. Oktober 1969 eröffnet werden. Pünktlich zum 20. Jahrestag der DDR am 7. Oktober konnten die ersten Besucher hinauffahren ...
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... oder - wie hier am Strausberger Platz - vom Wohnzimmerfenster das neue sozialistische Wahrzeichen bewundern.
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Die Kosten allerdings explodierten. Der Fernsehturm wurde mit 132 Millionen Mark viermal so teuer wie geplant. Was ist das jedoch verglichen mit heutigen Bauprojekten?
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Auch die Weltzeituhr, die berühmte Nachbarin des Fernsehturms, wurde kurz vor den Feierlichkeiten eingeweiht, nämlich am 2. Oktober 1969.
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Sie zeigt auf ihrem rotierenden Zylinder die Uhrzeit in allen Zeitzonen der Welt und die Datumsgrenze an. Seit Juli 2015 steht die Dame unter Denkmalschutz.
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Der Fernsehturm wurde bereits 1979 unter Denkmalschutz gestellt. Nach der Wende wurde dieser Status fortgeschrieben.
Schnell wurde der Besuchermagnet zum Wahrzeichen der vereinten Stadt.
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Und er wurde sogar noch größer: 1996 gewann hat der Turm weitere drei Meter. Er bekam eine moderne Atennenanlage, durch die er - zuvor 365 - nun 368 Meter hoch wurde.
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Auch die drei Meter mehr schützten den Berliner Fernsehturm nicht vor Missgunst. Nach der Wende stand er mehrfach zur Disposition: "Eine architektonische Machtdemonstration von ungeschönter Direktheit" und "das vertikale Korrelat zu der ebenerdigen Mauer" nannte ihn der Publizist Friedrich Dieckmann. Abrissforderungen wurden regelmäßig bis in die 2010er Jahre immer wieder gestellt. Immerhin hatte dem Fernsehturm der Osten bereits 1979 den Denkmal-Stempel verpasst. Und der hielt. So blieb der Fernsehturm - bis auf kleine unschöne Anbauten an seiner Basis - von Veränderungen oder gar einem Totalabriss verschont. Im Gegenteil: der Berliner Fernsehturm ist einer der komplexesten Funkstandorte Deutschlands.
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Seit 1923 prangt übrigens der Berliner Funkturm auf dem Messegelände in Westend mit immerhin 147,5 Metern im Westen der Stadt. Entworfen wurde er von einem Sachsen: Heinrich Straumer. Seit 1966 steht er unter Denkmalschutz und seit 1989 dient er nur noch als Sendemast für Amateur- Land oder BOS-Funk - und als Aussichtsplattform und Restaurant in luftiger Höhe für Besucher.
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Zu seinem 55. Geburtstag lebe er also hoch, dieser prominente Turm in Berlins Mitte! Sendung: Abendschau, 03.10.2024, 19:30 Uhr
Fernsehturm will wieder mehr Einheimische begeistern
Den Blick von hier oben genießen jedes Jahr rund eine Million Besucher, sagt Geschäftsführerin Anja Nitsch: "Das sind 50 Prozent deutsche Touristen und 50 Prozent internationale Touristen." Neben dem Fernsehturm sind nur noch der Reichstag und das Brandenburger Tor beliebter bei Berlin-Besuchern. "Von den 50 Prozent deutschen Touristen sind es ungefähr 25 Prozent Berlinerinnen und Berliner auf dem Fernsehturm", so Nitsch weiter.
Letztere mussten 1965 rigoros Platz machen für den Bau des Turms. Wohnhäuser, Büros und Verkaufsgebäude wurden abgerissen am Alex. Das kostete rund 132 Millionen DDR-Mark (viermal so viel wie ursprünglich geplant) und gab ziemlich viel Ärger.
Dabei war der Turm ursprünglich gar nicht auf dem Alexanderplatz geplant, sondern hätte schon Mitte der 1950er in den Müggelbergen gebaut werden sollen. Dort war er aber zu nahe an der Einflugschneise des Flughafens Schönefeld und das Projekt wurde verworfen. Auch der Volkspark Friedrichshain war im Gespräch, hier hatten sogar schon erste vorbereitende Baumaßnahmen begonnen.
Die Weltzeituhr: Seit Jahrzehnten ein perfekter Ort, um sich zu treffen. Erdacht hat sie Formgestalter Erich John, gebaut wurde sie in Rekordzeit trotz Mangelwirtschaft. Dass sie auch Kritik anzeigt, entging der DDR-Führung. Von Oliver Noffke
Fernsehturm pünktlich fertig zum "Tag der Republik" 1969
Gebaut wurde dann schließlich trotzdem - am Alexanderplatz - nach Entwürfen des DDR-Architekten Hermann Henselmann. Inspiration für die runde Kuppel soll der sowjetische Satellit Sputnik gewesen sein.
1967 war Richtfest und zwei Jahre später am 3. Oktober 1969 folgte die feierliche Eröffnung. Der damalige DDR-Postminister Rudolph Schulze meldete stolz, "dass der Fernseh- und UKW-Turm der Deutschen Post durch eine vom Ministerrat bestätigte Abnahmekommission hinsichtlich der Ausführung und Funktionstüchtigkeit seiner Anlagen geprüft wurde". Der damalige Staats- und Parteichef Walter Ulbricht gab zugleich das Startsignal für das zweite DDR-Fernsehprogramm - damit begann in der DDR auch das Farbfernsehen. Für die Öffentlichkeit war der Turm ab dem 7. Oktober 1969 zugänglich, dem nur in der DDR gefeierten "Tag der Republik".
Der Fernsehturm war Teil der Umgestaltung des Alexanderplatzes zum 20. Jahrestag der DDR am 7. Oktober 1969. Im Zuge dessen wurde auch die Berliner Weltzeituhr installiert, mit der sich der Fernsehturm nun den Geburtstag teilt.
Palast der Republik in Bildern
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Teller, Tasse und Untertasse aus dem Palast-Inventar (Gestaltung: Peter Smalun und Günther Pucher, Herstellung: VEB Henneberg Porzellan Ilmenau), aufgenommen nach der Pressekonferenz zur Sonderausstellung "Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart".
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Blick auf den Palast der Republik, den Fernsehturm und das Rathaus. Eine Sonderausstellung unter dem Titel "Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart" ist im Humboldtforum noch bis zum 14. Juli 2024 zu sehen.
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2004: Studenten haben den Palast der Republik anlässlich der Proteste gegen die Sparmaßnahmen des Berliner Senats besetzt.
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2004: Neu ausgepackter Terrakottakrieger anlässlich der Ausstellung "Die Terrakottaarmee - des chinesischen Kaisers Quin Shi Huang Di" im Palast der Republik in Berlin.
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April 1983: Blick auf die Glasblume - Im Foyer des Palasts der Republik wird die Karl-Marx-Konferenz in Ostberlin veranstaltet.
Bild: www.imago-images.de
4. März 1990: Der Palast der Republik wird besetzt. Die Forderung lautet, dass die Palasträume kulturell genutzt werden sollten.
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18.11.1974: Bauarbeiter zeigen beim Richtfest ihre Palast-Baustelle. Von einer Tribüne aus nehmen Genossen und Parteibonzen an dem Festakt teil.
Bild: Abt. Öffentlichkeitsarbeit, Palast der Republik
Das Café "Espresso" im Palast der Republik.
Bild: Gerhard Kiesling
Der Blick aus der Fensterfront mit dem Staatsemblem der DDR zeigt im Hintergrund das ehemalige Außenministerium der DDR.
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2006 wird der Abriss von "Erichs Lampenladen" vom Bundestag beschlossen. 2008 ist der Palast der Republik dann verschwunden. Das Bild zeigt ein Ausflugsboot auf der Spree, das an den Palast-Überresten vorbeifährt. Zu sehen sind noch Teile der Aufzugsschächte und Treppenaufgänge des Gebäudes.
Bild: DHM/Humboldt Stiftung
Blick zurück zu einer Veranstaltung zu DDR-Zeiten. Zu sehen ist der Auftritt einer FDJ-Singegruppe im Großen Saal des Palasts der Republik. Fotografiert wurde der Blick von der Bühne ins Publikum.
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Kurz nach dem Mauerfall am 9.November tagte die Volkskammer im Palast der Republik. (Quelle: dpa/Paul Glaser)
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03.09.2004: Erste Besucher unternehmen per Schlauchboot eine Fahrt durch den gefluteten Palast der Republik. Im unteren Foyer des ehemaligen Sitzes der DDR-Volkskammer entstand ein Labyrinth aus Wasserwegen. Besucher können mit Schlauchbooten durch die 30 Zentimeter tiefen und mit 250.000 Litern Wasser gefüllten Becken fahren und sich an knapp 150 künstlerischen Fassaden erfreuen.
Berliner Fernsehturm erfindet sich für Jüngere neu
Heute strahlt der Turm Dutzende analoger und digitaler Programme für Fernsehen und Radio ab. Auch für die Besucher wird ziemlich viel gemacht, denn: "Wir können den Turm ja nicht ewig in der Vergangenheit lassen", so Geschäftsführerin Nitsch. "Seit knapp zwei Jahren haben wir angefangen, Schritt für Schritt neue Dinge in den Fernsehturm zu bringen, die auch vor allen Dingen die jüngere Generation begeistern soll."
Dazu gehörten unter anderem Virtual-Reality-Angebote, um die Geschichte des Turms und auch Berliner Stadtgeschichte zu erleben. Oder auch das Duzen der Besucher auf der Webseite - "einfach auch um ein bisschen mehr Nähe zu schaffen", so die Geschäftsführerin, "und vor allem den Berlinerinnen und Berlinern den Turm wieder ein bisschen näher zu bringen."
Die Bar im Fernsehturm wurde zu Jahresanfang überarbeitet und neueröffnet. Ab kommendem Frühjahr soll dann Spitzenkoch Tim Raue das Restaurant neu beleben. Besucher können den Turm aber während der Umbauarbeiten uneingeschränkt weiter besuchen.
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Immer wieder aufschlussreich, dass die Straße "Unter den Linden". die zu DDR-Zeiten sorgsam restauriert und rekonstruiert wurde, dabei "hinten runterfällt".
Wer die "Linden" in letzter Konsequez begreift, der begreift auch, dass sie nicht nur einen Schlusspunkt, ein Finale in Form des Brandenburger Tores haben kann, sondern auch einen Anfang, einen Auftakt haben muss. Das war zu ihren Errichtungszeiten das Schloss. Der Palast wurde nach völlig anderen Prinzipien entworfen und konnte den "Linden" kein Auftakt sein.
DAS war der Grund, die Asbestverseuchung diente allenfalls als ergänzendes Moment. Und nochmals: Wäre es vorrangig um die Vernichtung von DDR-Architektur gegangen, so hätte das höchste Bauwerk und der symbolisierte Triumph, als Erstes Menschen ins All geschossen zu haben, zuallererst dran glauben müssen.
Hat er aber nicht. In seiner einprägsamen Symbolik ziert er sogar zahllose Berlin-Magazine. Auch kommerzielle.
Naja, das kam später. Zuerst war Kohls politische Entscheidung da, die Volkskammer im Palast der Republik zu entfernen, die konnte er nicht verkraften.
Unser Genosse Walter Ulbricht wusste damals schon was an diesem Tag 21 Jahre später passieren wird ,als er den Turm einweihte. Der war einfach ein ganz schlauer.Deshalb sagte er sich dann trete ich 1973 von der Bildfläche ab um das nicht auch noch erleben zu müssen. SM 70 war doch so eine Einrichtung an Erichs Gartenzaun wo die DDR lange behauptet hat die gibt es gar nicht bis Herr Gartenschläger so hieß er glaube ich mal eine abgebaut hat. Grüße von einem eingefleischten Ost—Berliner.
37.
Zig Mal schon oben gewesen . Mit der Schulklasse in den tiefsten 80er ern ,sagte unser Klassenlehrer ,wir sollen nicht alle Richtung Westen schauen,da gibt’s nichts zu sehen .
36.
Wir wollten am Montag eigentlich meinen Geburtstag im Fernsehturm feiern.
Jetzt überlege ich, ob man das überhaupt kann oder darf an dem Tag.
Ich kann ja nichts dafür, das außerdem auch noch der 75. Tag der Republik ist...
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Eingefleischte jetzt noch linientreue Zonis wird es noch im Nachhinein ärgern, daß der Telespargel an einem 3.Oktober (sozialistischer Trauertag) eröffnet wurde.
Immer langsam in der Niederlausitz. Müssen sich als Touri das DIng nicht ansehen, gibt auch andere schöne Sachen hier. Aber nebenbei, "uns" wurde die Deutschlandhalle und die Eissporthalle geklaut und da hängen auch Erinnerungen dran. Is' so. Ändern kann mans nicht mehr, aber heimlich Revanche rufen ist wie Kindergarten.
Lieber Helge. Wenn Sie hier schon einen Kommentar abgeben, der u.a. das ICC thematiseirt, sollten Sie bei den Fakten bleiben. Das ICC ist mitnichten asbestverseucht. Das wird gerne behauptet, entspricht aber nicht der Wahrheit. Mithilfe der bekannten Suchmaschine hätten Sie selbst herausfinden können, dass im ICC Kafko (asbestfrei)verwendet wurde.
Wurde deshalb auch als Sankt Walter bezeichnet. Der Spitzbart soll getobt haben, als er dieses Kreuz zum ersten Mal sah. Kruzifix aber auch! Aber es ist gut, dass es das "Thürmgen"! gibt.
29.
War ich noch nie drauf. Dafür auf dem Donauturm. :-)
Ach, und warum steht dann das "ICC" immer noch? Ganz einfach, weil es Westberlin ist!
24.
Prunkbau der SED und ihrer Politfunktionäre zum 25. Jahrestag der glorreichen Deutschen Demokratischen Republik, als Gegenstück zum Funkturm in West-Berlin. Man wollte dem Klassenfeind zeigen, dass man auch große Türme bauen können.
Knapp 140 Millionen hat diese Monstrosität gekostet …