Umstrittene Likes - TU-Präsidentin Rauch lehnt Rücktritt ab

Do 06.06.24 | 19:47 Uhr
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Geraldine Rauch, Präsidentin der Technischen Universität Berlin (Quelle: dpa/Jens Kalaene)
dpa/Jens Kalaene
Video: rbb24 Abendschau | 06.06.2024 | Christian Titze | Bild: dpa/Jens Kalaene

Der Akademische Senat der Technischen Universität Berlin hat knapp für einen Rücktritt von Uni-Präsidentin Geraldine Rauch gestimmt. Diese lehnt einen Rücktritt aber ab. Rauch hatte sich zuvor für das Liken antisemitischer Posts erneut entschuldigt.

  • TU-Präsidentin Rauch steht wegen Likes zu antisemitischem Post unter Druck
  • Sie lehnt Rücktritt ab, will aber "an Fehlern arbeiten"
  • Knappe Mehrheit des Akademischen Senats der TU hatte für Rücktritt gestimmt
  • Nächste Woche beschäftigt sich das Kuratorium der TU mit dem Fall
  • CDU-Generalsekretärin Klein erneuert Rücktrittsforderung

Die wegen Likes für antisemitische Posts umstrittene Präsidentin der Technischen Universität Berlin, Geraldine Rauch, hat einen Rücktritt abgelehnt. In einer von der Universität verbreiteten Stellungnahme Rauchs hieß es am Donnerstag: "Ich trete nicht zurück. An meinen Fehlern werde ich arbeiten."

Rauch reagierte damit auf eine Abstimmung im Akademischen Senat am Vortag, deren Ergebnis am Donnerstag veröffentlicht wurde. Danach votierten 13 der insgesamt 25 Senatsmitglieder - und damit also eine knappe Mehrheit - für einen Rücktritt der Uni-Präsidentin.

Rauch leitet Disziplinarverfahren gegen sich selbst ein

Die Grundordnung der TU Berlin sehe ein geordnetes Verfahren für die mögliche Abwahl der Universitätsleitung vor, hieß es weiter. Der Akademische Senat habe keinen Abwahlantrag gestellt. "Mich haben viele Aufrufe und Stellungnahmen erreicht, die mich auffordern zu bleiben", so Rauch. "Im Akademischen Senat habe ich Maßnahmen für einen gemeinsamen Weg in die Zukunft genannt. Das von mir eingereichte Disziplinarverfahren wird eine juristische Bewertung hervorbringen."

Rauch steht in der Kritik, weil sie unter anderem einen antisemitischen Post auf der Plattform X mit einem Like markiert hat. Am Montag wird sich als nächstes das Kuratorium der Technischen Universität mit der Personalie Rauch befassen.

TU-Präsidentin hat sich mehrfach entschuldigt

Bei der Sitzung des Akademischen Senats hatte sich Rauch am Mittwoch erneut dafür entschuldigt, einen antisemitischen Post im Internet mit einem "Gefällt mir" (Like) markiert zu haben und sprach von "tiefer Reue". Die 41-Jährige betonte, sie lehne Antisemitismus strikt ab. Den aktuellen Vorwürfen wolle sie sich stellen und durch Transparenz Vertrauen wieder herstellen. Von sozialen Plattformen habe sie sich abgemeldet. Rauch kündigte außerdem an, die Antisemitismusarbeit an der Hochschule stärken zu wollen.

Rauch hatte sich bereits zuvor für das Liken entschuldigt und erklärt, sie haben den Beitrag wegen seines Textes gelikt und das darunter gepostete Bild nicht genauer betrachtet. Dabei ging es insbesondere um einen Beitrag mit Fotos von Demonstranten, die ein Bild des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu mit aufgemaltem Hakenkreuz hochhalten. Der Urheber des Tweets gibt an, dass auf den Bildern türkische Demonstranten zu sehen seien, die einen Waffenstillstand im Gazastreifen forderten.

Uni-Kuratorium tagt am Montag

Die Mathematikerin ist seit April 2022 Präsidentin der TU Berlin. Laut Grundordnung der Hochschule wählt der Akademische Senat die Hochschulleitung oder kann diese abwählen. Er setzt sich aus Hochschullehrenden, akademischen Mitarbeitenden, Studierenden sowie Personal für Technik, Service und Verwaltung zusammen.

Der Akademische Senat ist nicht das einzige Gremium, das sich mit einem möglichen Rücktritt Rauchs beschäftigt. Am kommenden Montag tagt das Kuratorium, hier wäre mit Zweidrittelmehrheit ein Abwahlantrag möglich.

Berliner CDU äußert deutliche Kritik an Rauchs Verhalten

Bei der Berliner CDU stieß die Entscheidung Rauchs, am Amt der TU-Präsidentin festzuhalten, auf scharfe Kritik. CDU-Generalsekretärin Ottilie Klein erneuerte am Donnerstag in der rbb24 Abendschau ihre Rücktrittsforderung: "Wer Hakenkreuze liket, ist falsch in diesem Amt. Und wer das nicht versteht, erst recht." Rauchs Entschuldigung sei sehr spät und erst nach massivem Druck gekommen. "Und sie ist auch nichts wert, denn es folgen ja auch gar keine Konsequenzen", so Klein.

Sie erwarte vom Kuratorium der Universiät in der nächsten Woche ein klares Zeichen. Ein solches habe auch der Akademische Senat mit seinem Votum gesetzt, so Klein: "Das war ein deutliches Votum. Die Mehrheit steht nicht hinter der Präsidentin, sie hat keinen Rückhalt in der Universität und unter jüdischen Studenten." Das TU-Präsidium habe Rauchs Verhalten als inakzeptablen Fehler bezeichnert, Sie habe jetzt "die klare Erwartung, dass Konsquenzen gezogen werden", sagte die Berliner CDU-Generalsekretärin.

Sendung: rbb24 Abendschau, 06.06.2024, 19:30 Uhr

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67 Kommentare

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  1. 67.

    Das übliche Ping-Pong-Spiel. - Sie sind da natürlich vollkommen draußen. ;-)

    (Wer sich weigert, in den eigenen Spiegel zu schauen.)

  2. 66.

    Ich denke, es geht nicht darum, was die verbrecherische Hamas am 7. Oktober angerichtet hat. Das ist wohl uns allen klar. Auch Frau Rauch.
    Es geht um die Gegenoffensiven auf die Hamas, unter denen das palästinensische Volk leidet. Gerade heute wieder wurden unschuldige Palästinenser getötet. Menschen ohne ein eigenes Land, ohne Heimat...

  3. 65.

    Das arme Mädel, scheitert an ihrem eigenen Interlekt. Da muss das natürlich mal erlaubt sein. Danke für die Klarstellung.

  4. 64.

    Das eigentliche Hauptproblem bleibt bei all dem unerwähnt: Nicht, dass Geraldine Rauch ein Unikum wäre, sie weiß sich im millionenfachen Heer der Internet-Nutzenden: Fünf Sekunden über einen Text geflogen, dann einen Like gesetzt und fertig. Da geht dann schon mal was unter.

    Genau darauf bauen Diejenigen, die solche Einträge dort einstellen. Und genau das gilt es, zu ändern. Und das hätte ich mir auch von Geraldine Rauch gewünscht.

    Das ist das eigentliche Versäumnis: nicht eine vermeintlich einseitige Position zugunsten der Palästinenser zurückzurufen, die so gar nicht abgegeben wurde, sondern sich endlich, endlich Zeit zu nehmen, Beiträge wirklich in angemessener Zeit zu lesen und auf sich wirken zu lassen. Mit allem drum & dran.

    Die Heftigkeit der Debatte rührt nur daher, sich zu weigern, diesbezüglich in den "eigenen Spiegel" zu schauen. ;-)
    Wer im Glashaus sitzt ...

  5. 63.

    Hakenkreuze liken, dafür gibt es doch eigentlich Knast oder zumindest hohe Geldstrafen. Offensichtlich aber nur für uns Kleinbürger.

  6. 62.

    Na, da ist Sehvermögen gefragt, uns sie hat es anscheinend. Chapeau.
    Die alten konservativen Männer schaffen es anscheinend nicht diese Frau auszuschalten. Gut so.

  7. 61.

    Schauen Sie sich nochmal die Videos vom 7 Oktober an wo 1200 israelische Menschen ihr Leben auf grausame Weise verloren haben, dann ist das was die werte Präsidentin mit Daumen hoch geantwortet hat nicht mehr tragbar. Jetzt stellen Sie sich vor ,von ihnen wären Angehörige darunter, würden Sie das auch tolerieren?.
    Antisemitismus wird an unseren Universitäten und
    Hochschulen geduldet und das ist nicht zu tolerieren und eine Präsidentin darf nicht noch Öl ins Feuer gießen.

  8. 60.

    Schauen Sie sich nochmal die Videos vom 7 Oktober an wo 1200 israelische Menschen ihr Leben auf grausame Weise verloren haben, dann ist das was die werte Präsidentin mit Daumen hoch geantwortet hat nicht mehr tragbar. Jetzt stellen Sie sich vor ,von ihnen wären Angehörige darunter, würden Sie das auch tolerieren?.
    Antisemitismus wird an unseren Universitäten und
    Hochschulen geduldet und das ist nicht zu tolerieren und eine Präsidentin darf nicht noch Öl ins Feuer gießen.

  9. 59.

    Ich würde mir auch mal selbst ein Bild machen wollen. Wo ist denn die Quelle zum Text? Ich äußere mal meine Erwartungshaltung als GEZ-Gebührenzahler gegenüber dem RBB: Bitte Textquelle auf X benennen und neutral berichten. Eine Erwartungshaltung einer ohnmächtigen CDUlerin (Unis sind hier zum Glück im Handeln souverän) interessiert mich nicht.

  10. 58.

    Eine friedliche Gesamtlösung kann es so lange nicht geben, wie die Hamas Israel vernichten will und dies durch wiederholte terroristische Angriffe in die Tat umsetzen will. Israel hat vor diesem Hintergrund jedes Recht, sich selbst zu verteidigen und die Hamas zu zerschlagen.

  11. 57.

    Gustave L. und Sie, Sabrah, haben einen guten Text geschrieben. Gefällt mir sehr gut. Mich irritiert nur das kleine "sie". Sie meinten sicherlich "die".

  12. 56.

    Müssen sie auch nicht, denn das ist alles mögliche nur kein Antisemitismus, genauso wenig wie ich der Kaiser von China bin.

  13. 55.

    Vielen Dank fur Ihren Kommentar. Volle Zustimmung. Wir erleben vorschnelle Stimmungsmache.

  14. 54.

    Seriöser Journalismus beginnt bei der Darstellung des Konflikts, es geht um Jahrzehntelange Unterdrückung der Palästinenser und nicht alleine um den 07.10.23. Leute wie sie die alle Kritiker Israels als Antisemiten, Hasser etc. verunglimpfen , sind erbärmliche Figuren die nicht an einer Gesamtlösung interessiert sind. 37000 tote Palästinenser, alleine jetzt , sind genug Grund genug zu sagen. 1987 wurden 3600 Palästinenser im Libanon nassakriert, kein Israeli hat dafür Verantwortung übernommen. Obwohl sie wussten was passiert.

  15. 53.

    Vielen Dank für Ihren Kommentar!
    Der ,Text' ist hier scheinbar auch höchst umstritten oder wird zu dem gemacht ...

  16. 52.

    Sehe ich sehr ähnlich!
    Was ist eigentlich aus den CDU-Mitgliedern aus dem Potsdamer Landhaus geworden?
    Still ruht der See ... gibt ja genug ,Ablenkung' ...

  17. 51.

    "Rauch hatte sich bereits zuvor für das Liken entschuldigt und erklärt, sie haben den Beitrag wegen seines Textes gelikt und das darunter gepostete Bild nicht genauer betrachtet."

    Beginnt seriöser Journalismus nicht genau an dieser Stelle und beleuchtet einmal den positiv markierten Text? Warum lesen und hören wir immer nur von diesem unsäglichen Bild, verschweigen die Medien aber den Inhalt des Textes, um den es eigentlich geht?

    Am Ende bleibt der Eindruck, dass nicht das Informieren der Öffentlichkeit im Fokus liegt, sondern Stimmungsmache. Leider!

  18. 50.

    Dann ist in Zukunft Antisemitismus in leitenden Positionen wieder hoffähig in der Bundesrepublik?
    Das kann ich nicht glauben.

  19. 48.

    Nix Schnappatmung! wenn besoffene auf Sylt wirklich hirnverbrannten Mist singen …wird tagelang berichtet. Von dem getönten Polizisten hört man heute schon so gut wie Nix mehr. Die Frau ist auch im Beraterteam vom Bundeskanzler also wenn das wieder so durch geht dann gute Nacht ! Von genau diesem undemokratischen beurteilen wer in welchem Maß be und verurteilt wird treibt die Wähler nach ganz rechts.

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