Einkaufsstraßen und Malls - Zwölf Handelsstandorte in Berlin sollen besonders gefördert werden

Mo 03.06.24 | 17:54 Uhr
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Symbolbild: Shopping in der Schlossstraße. (Quelle: dpa/Schoening)
Audio: rbb24 Abendschau | 03.06.2024 | Dorit Knieling | Bild: dpa/Schoening

Online-Shopping und steigende Kosten machen dem Einzelhandel zu schaffen. In Berlin sollen neue Konzepte erarbeitet werden, um den Handel zu stärken. Zwölf Zentren - eines in jedem Bezirk - stehen dabei im Fokus.

Um den Berliner Einzelhandel zu stärken, will der Senat künftig zwölf Zentren mit Einkaufszentren, Warenhäusern oder Shopping-Malls besonders unterstützen.

Innerhalb eines Jahres soll dafür gemeinsam mit den Bezirken, Branchenverbänden und Unternehmen ein Konzept erarbeitet werden, wie der Einzelhandel unterstützt werden kann und welche Fördergelder dafür infrage kommen. Darauf haben sich die Teilnehmer des sogenannten Zentrengipfels am Montag verständigt, wie die Wirtschaftsverwaltung mitteilte.

Dazu hatten sich rund 100 Vertreter, darunter der Handelskammer, des Einzelhandelsverbands, der Gewerkschaft Verdi, des Landesparlaments und des Senats in Neukölln getroffen. In der Wirtschaftsverwaltung soll die bereits bestehende Taskforce Warenhäuser zur Taskforce Zentren erweitert werden und die Arbeit in den kommenden Monaten koordinieren.

Von 80 Zentren werden zwölf berücksichtigt

Nur zwölf Zentren in den Fokus zu nehmen, heiße nicht, die übrigen von berlinweit insgesamt 80, aus dem Blick zu verlieren, sagte Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey. "Der Handel gerät zunehmend unter Druck", so die SPD-Politikerin. Verändertes Einkaufsverhalten, der Trend zum Online-Shopping, steigende Gewerbemieten und insgesamt steigende Kosten nannte Giffey als Gründe und wies nicht zuletzt auf die Probleme des finanziell angeschlagenen Warenhauskonzerns Galeria Karstadt Kaufhof hin.

Drei Berliner Warenhaus-Standorte, die geschlossen werden sollen, stehen auch auf der Liste: das Ring-Center in Lichtenberg, das Galeria-Kaufhaus auf dem Tempelhofer Damm und das Galerie-Warenhaus in Spandauer Altstadt. Ein Ankauf ehemaliger Warenhäuser ist laut Giffey nicht geplant. Sie habe sich jedoch mit "allen Eigentümern der Standorte getroffen, die auf der Schließungsliste stehen". Noch hoffe sie, so Giffey am Montag, einen der Standorte von der Schließliste wieder runterholen zu können. Ergebnisse erwartet die Wirtschaftssenatorin in den kommenden Tagen.

Förderprogramme besser nutzen

Senat und Bezirke wollen nun bestehende Förderprogramme verstärkt an den Galeria-Standorten einsetzen, um mehr Aufenthaltsqualität zu schaffen und Leerstand besser zu nutzen - auch für soziale Infrastruktur wie Kitas, Kultur oder Stadtteilzentren. Bei den Bemühungen die Zentren attraktiv zu erhalten, gehe es nicht um zusätzliche Förderprogramme, sondern darum, die vorhandenen Werkzeuge zu nutzen, so Giffey. Dazu gehörten Themen wie bessere Lademöglichkeiten für E-Autos genauso wie Sicherheit und Sauberkeit in den betreffenden Kiezen.

Die ausgewählten zwölf Zentren

  • Mitte: Müllerstraße inklusive Leopoldplatz
  • Friedrichshain-Kreuzberg: Frankfurter Allee / Warschauer Straße
  • Pankow: Schönhauser Allee Arcaden
  • Charlottenburg-Wilmersdorf: City West/ Zoo, Kurfürstendamm, Tauentzien
  • Spandau: Altstadt
  • Steglitz-Zehlendorf: Schloßstraße
  • Tempelhof-Schöneberg: Tempelhofer Damm
  • Neukölln: Karl-Marx-Straße / Hermannplatz / Kottbusser Damm
  • Treptow-Köpenick: Treptower Park Center
  • Lichtenberg: Ring-Center
  • Marzahn-Hellersdorf: Helle Mitte
  • Reinickendorf: Gorkistraße

Einzelhändler sollen zu Teilnahme an "Business Improvement Districts" verpflichtet werden

Der Senat will zur Stärkung des Einzelhandels auch verstärkt sogenannte "Business Improvement Districts" (BIDs) etablieren. Dafür soll am Dienstag eine entsprechende Vorlage im Senat verabschiedet werden. Das wurde am Montag bekannt.

Diese BID sollen es Unternehmen in einer bestimmten Straße oder einem Kiez möglich machen, sich zusammenschließen und eigenverantwortlich das Umfeld ihrer Geschäfte zu verbessern und die Kosten dafür zu teilen. Mit der geplanten Gesetzesänderung durch den Senat soll die Teilnahme an diesen lokalen Zusammenschlüssen für Einzelhändler verpflichtend werden. Alle zahlen damit in ein Budget ein, aus dem Maßnahmen finanziert werden.

Bislang gibt es in Berlin einen "Business Improvement District" in der City West. Dieser kümmert sich unter anderem um die Weihnachtsbeleuchtung oder die Pflege der Mittelstreifen auf Kurfürstendamm und auf der Tauentzienstraße.

Sendung: rbb24 Abendschau, 03.06.2024, 19:30 Uhr

58 Kommentare

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  1. 58.

    Boah , das ist mal wieder der Kracher. Nun werden sich alle Internetanbieter zitternd in ihre Löcher verkriechen. Geht's noch ?

  2. 57.

    Sie meinen, das die Umsätze der Geschafte zunehmen, wenn die Autos wie früher mit Tempo 50 vorbeifahren? Wie begründen Sie das? In welcher Welt leben Sie?

  3. 56.

    Soviel Quatsch pro Auto habe ich lange nicht mehr gelesen. Der Einzelhandel ging schon weit vor der "Verkehrswende" den Bach runter. Gerade Menschen mit Autos sind in die Umgebung zu großen Supermärkten gefahren, weil es bequemer und billiger war, womit immer weniger Umsatz im Einzelhandel in den Innenstädten generiert wurde.
    Andere Innenstädte mit mehr Mut zu autofreien Zonen zeigen ein anderes Bild. München, Paris,....

  4. 55.

    Verstehen aber nicht. Wie mehrmals geschrieben, wurde jeder Berliner Bezirk berücksichtigt. Der Osten hat nun mal nicht mehr als fünf( wobei Mitte aus ehemals westlichen und östlichen gleichermaßen besteht). Wo ist da die Ungleichbehandlung?

  5. 54.

    Steile These bzgl. der Stargarder Straße. Welcher Einzelhandel ist denn dort in den letzten 30 Jahren verschwunden ohne das gleich ein neues Geschäft eingezogen ist? Parkplätze sind/waren dort übrigens immer schon Mangelware. Kleiner Tip: Laufen Sie mal nachmittags/abends die Stargarder Straße lang. Die Straße, die umliegenden Kieze und die angrenzenden Läden sind voll mit Menschen. Die Umwidmung zur Fahrradstraße hat ihr ganz sicherlich nicht geschadet. Eher im Gegenteil. Generell hat der Einzelhandel mit ganz anderen Problemen zu kämpfen u.a. Mietenentwicklung, Onlinehandel usw. Das an Fahrradstraßen bzw. Fußgängermeilen festzumachen, ist schon sehr blauäugig. Im Umkehrschluß müsste es ja den Einkaufscentern, die gut mit dem Auto zu erreichen sind, richtig gut gehen. Dem ist leider nicht so.

  6. 53.

    Also wenn ich mir dann man die Mühe mache ins Schloss zu fahren oder zu Karstadt, ich bekomme die Sachen die ich haben möchte nicht oder höre: das können wir bestellen....toll kann ich auch selbst und muss dafür nicht nochmal in den Läden um es abzuholen. Selbst schuld am Untergang.

  7. 52.

    Die neugestaltete Fußgängerzonen Gorkistr. und Alt-Tegel, welche seit Jahren in guter Koexistenz zu den hinzugekommenen Borsighallen bestehen, sind ihm auch fremdes Terrain. Ganz zu Schweigen von der Wilmersdorfer....

  8. 51.

    Der Einzelhandel stirbt. Da könne die noch soviel Quatsch versuchen. Wie soll das auch funktionieren? Die Mieten werden immer teurer und dann soll das "Produkt" genauso teuer sein wie im Onlinehandel? Was geht ist Touristenläden aber das war es dann auch. Luxus geht vielleicht auch noch aber der Rest wird verschwinden.
    So schlecht ist das dann auch gar nicht. Wollen nicht alle den verkehr reduzieren? Na besser als Zuhause bleiben geht es doch gar nicht. Ohne Attraktionen braucht man nicht mehr in die Innenstadt und kann Natur in Brandenburg genießen. weiß sowieso nicht warum man zum KuDam oder Alex sollte.
    Für mich klingt das immer nach Sozialromantik wie "Berlin ist einzige Begegnungszone". Einfach dezentralisieren, dann weitet sich das Ganze aus, es entsteht mehr Platz. Das Arbeitgeber und Malls immer prestigeträchtig in die Innenstadt müssen nervt nur.

  9. 50.

    Sie geben an, aus Berlin zu kommen, wissen aber nicht um die Situation der im Artikel erwähnten Spandauer Altstadt. Besuchen Sie aber auch einmal eine Stadt wie Hildesheim. Die Fußgängerzone hat eher den Status einer Geisterbahn den pulsierenden Lebens. Ihr Wunschdenken scheitert umso eher an der Realität, je kleiner die Stadt. Quedlinburg kann nicht überall sein.

  10. 49.

    Das wird Center-Kultur 2.0
    Man wirft noch ein, zwei pseudowichtige Marken wie Post und Meldebehörde rein und hofft, dass sich das einschleift. KiTas sollen also den Wumms machen…
    Ich schätze andererseits sehr, dass die Stadt versucht, potentielle Steuerzahler zu halten.
    Berlin kann mehr als Center. Ich denke, solche Konzepte funktionieren in geschlossenen Arealen sehr gut. Und, die kommen ja auch immer mehr.

  11. 48.

    Sie meinen die Zentren attraktiver machen zu können, indem sie mehr Lademöglichkeiten für E-Autos anbieten.... Wahnsinn, dieser Einfallsreichtum der Berliner Politiker...
    Vielleicht sollten Sie besser erstmal westliche Metropolen und Kleinstadt besuchen... Die kennen nämlich die ganzen Berliner Probleme mit dem Einzelhandel nicht.... weil sie es seit Jahrzehnten verstehen, die Zentren für die Menschen, Mitarbeiter und Besucher*innen, so attraktiv zu gestalten dass sie boomen, an sieben Tagen der Woche! Die Zauberformel heißt: Autofreiheit, wunderschöne Plätze, 5'- Takt auf Bussen und Straßenbahnen und klasse Radwege... und den Fußgängerzonen unzählige nette Cafés und liebevoll gestaltete Läden und Auslagen... Aber in Berlin will man Steckdosen für E-Autos :) Good bye ihr ehemaligen Einkaufsstraßen, in diesen Zustand wird euch Niemand vermissen!

  12. 47.

    Ist im Artikel bissel missverständlich formuliert: Das Ring-Center wird nicht geschlossen - soll sogar mit ins Förderprogramm - nur Galeria-Kaufdoof im RC II schließt wegen der Benko-Pleite.
    Wird aber wahrscheinlich genau so ein Rohrkrepierer wie Giffeys Gute-Kita-Gesetz. Sinnlos Geld für Handelsketten verbrennen, das an anderer Stelle dringenden gebraucht wird, siehe Sparpläne, hat nichts mit Wirtschaftsförderung zu tun. Das Geld sollte für eine zukunftsträchtige Wirtschaftsföderung besser ins Baugewerbe und das Handwerk investiert werden.

  13. 46.

    Wenn man fürs Parken genauso viel wie für die Versandkosten bezahlt, kann ich auch gleich online bestellen. Insbesondere wenn das Einkaufserlebnis von früher fehlt. Ich erinnere mich noch, wie es bei Karstadt und anderen Warenhäusern Verkostungen gab, in der Spielwarenabteilung viel zum Ausprobieren und Anschauen bereit stand, Nachbestellungen anderer Größen und anderer Artikel möglich waren, ... kurz: Man bekam etwas geboten. Und heute? Digitalisierung sieht so aus, dass man für den Lageplan einen QR-Code Scannen kann, der dann nur das gleiche anzeigt wie die Tafel, nämlich nur kurz die Warengruppen. Warum kann man nicht nach Artikeln konkret suchen? (Was dann gleich ausgewertet werden könnte, um Interessen zu erkennen.) Warum kann man nicht genauer die Regale sehen? Da wäre noch so unendlich viel möglich...

  14. 45.

    Vielleicht sollte man auch mal beachten, wenn weniger Kaufhäuser in Berlin übrig bleiben, dann hofft man wohl, dass die Kunden der geschlossenen Häuser dann dorthin gehen. Bisher bin ich gerne ins Ring-Center gegangen. Aber zum Alex fahr ich nicht - dann bestell ich eben ( Scherz ;)

  15. 44.

    Unternehmerische Risiko? - Ist das nicht ein Märchen aus der Vergangenheit?
    GmbH = Gesellschaft mit beschränkter Haftung!
    Kapitalismus = Sozialismus für Unternehmen

    Die Mehrheit bekommt genau das, was sie mit den Wahlen bestellt: einen sich Permanent verschlechternden Gini-Koeffizienten!

    Aber ist schon ok, es werden auch immer weniger Arbeitsplätze, und die Inflation und Mietsteigerungen immer höher als die Lohnsteigerung, und irgendwann kann sich keiner mehr die Produkte, hergestellt in automatischen Fabriken entworfen von KI, mehr Leisten, weil die Mehrheit in Armut vor sich in darbt, und dann gehts für die Reichen auch bergab, und vielleicht ist das gut so!

    Eine Gesellschaft, wo der eine 20 Häuser, 10 Yachten, 20 Autos und 5 Flugzeuge besitzt, während andere im Müll nach was essbaren wühlen müssen, ist per se nicht erhaltenswert!

  16. 43.

    Das is mit nicht verborgen geblieben. Und daher stelle ich die Investitionen beim Vorliegen der Sparzwänge für die, von mir angemerkten sicherheitsrelevanten Verwaltungsteile mehr als in Frage. Was ist wichtiger, Sicherheit oder Kaufmeilen?

  17. 41.

    Berlin kriegt nichts auf die Reihe aber mit englischen Begriffen um sich werfen, deren Inhalt sich wahrscheinlich eh nicht verstehen.

  18. 40.

    Warum wird immer erst gehandelt, wenn das Kind in den Brunnen gefallen ist... Für mich absolut unverständlich....

  19. 39.

    Geht mir auch so, siehe 19. Vielleicht wurden nur bestimmte Center-Betreiber berücksichtigt? Oder Entscheidungsträger im Senat kennen sich im Südosten nicht aus. Selbst Schöneweide wäre besser gewesen.

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