Polizei legt neue Zahlen vor - Rund dreimal so viele Straftaten rund um Görlitzer Park wie im Park selbst

Sa 07.10.23 | 10:22 Uhr
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Bild: rbb

Geht es um den ausufernden Drogenhandel und Straftaten in Kreuzberg, dreht sich die öffentliche Diskussion oft um den Görlitzer Park. Dabei hat sich die Kriminalität längst im gesamten Stadtteil und darüber hinaus ausgebreitet.

  • Regierender Bürgermeister Kai Wegner: Zaun rund um Görlitzer Park kommt
  • Viele Polizeikontrollen führen zur Erfassung vieler Delikte
  • Grüne: mehr Suchthilfe und Sozialarbeit

Der Drogenhandel und die weitere Kriminalität am Görlitzer Park in Berlin-Kreuzberg spielen sich vor allem in der Umgebung des eigentlichen Parks ab. Etwa drei Mal so viele Straftaten als im Park registrierte die Polizei jeweils in den vergangenen Jahren in der weiträumigen Umgebung des Wrangelkiezes zwischen Schlesischem Tor und Görlitzer Bahnhof. Das zeigen Zahlen der Polizei, die der Senat in einer Antwort mit knapp 170 Seiten Umfang auf eine Anfrage des Grünen-Abgeordneten Vasili Franco mitteilte. Die noch nicht veröffentlichte Antwort liegt der dpa vor.

Rund 500 Straftaten mehr

Der Regierende Bürgermeister Kai Wegner (CDU) hatte kürzlich angekündigt, spätestens Anfang des kommenden Jahres solle ein Zaun um den Park stehen, um ihn nachts abschließen zu können. Damit solle der Drogenhandel bekämpft und der Park sicherer werden.

Die Polizei stellte im vergangenen Jahr im Görlitzer Park 1.567 Straftaten fest. Im Jahr davor war die Größenordnung ähnlich, in früheren Jahren auch mal deutlich niedriger. Im laufenden Jahr wurden bis August rund 1.100 Delikte gezählt.

Zugleich wurden in der größeren Umgebung, die von der Polizei als sogenannter kriminalitätsbelasteter Ort (kbO) definiert wird, im vergangenen Jahr 5.188 Straftaten gezählt. In den Vorjahren waren es jeweils mehr als 4000, im laufenden Jahr knapp 3.000.

Dazu kamen 2022 noch 4.500 erfasste Straftaten im benachbarten Kiez um die Reichenberger Straße und 2.500 Taten im Nachbarkiez von Treptow - auch jeweils weit mehr als in der eigentlichen Parkanlage.

Viele Polizeikontrollen - viele erfasste Delikte

Die Zahl der offiziell in der Statistik registrierten Taten hängt dabei auch mit der Intensität der Polizeikontrollen zusammen. Im Görlitzer Park kam die Polizei allein in diesem Jahr auf rund 10.000 Arbeitsstunden von Polizisten. Im vergangenen Jahr waren es rund 6.000 Stunden. In den vielen Umgebungsstraßen summierten sich allerdings im laufenden Jahr rund 60.000 Stunden, vor einigen Jahren waren es sogar 100.000 Einsatzkräftestunden.

Die meisten Straftaten innerhalb des Parks gehörten 2022 zum Drogenhandel (rund 700), es folgten Verstöße gegen das Aufenthaltsrecht von Ausländern (knapp 300). Außerdem wurden rund 160 Diebstähle angezeigt, 100 Fälle von Körperverletzungen und knapp 90 Raubtaten wie Überfälle. Sexualdelikte wurden sieben erfasst.

In der gesamten Umgebung waren die Straftaten ähnlich: Drogenhandel (rund 830 Taten), Diebstähle und Fahrraddiebstähle (etwa 1050), Betrug (rund 600), Aufenthaltsverstöße (rund 400), Körperverletzungen (360) und 125 Raubtaten. Dazu kamen insgesamt 26 Sexualdelikte.

Grüne wollen Geld für Suchthilfe und Sozialarbeit

Der Grünen-Innenpolitiker Vasili Franco forderte Geld vom Senat für Kreuzberg und betonte: "Der Anstieg der Straftaten wird vor allem im Wrangelkiez festgestellt, wo Anwohner und Anwohnerinnen durch eine Parkschließung eine weitere Verlagerung in Hausflure, Keller und Hinterhöfe befürchten."

Es fehlten finanzielle Zusagen für Notunterkünfte für Obdachlose, mehr Suchthilfe und Sozialarbeit, so Franco. Nötig sei eine "ehrliche Debatte darüber, wie wir Menschen aus der Abhängigkeit und Perspektivlosigkeit befreien". Nur so lasse sich "der Verelendung im öffentlichen Raum gezielt entgegenwirken". Ideen und Konzepte gebe es in Kreuzberg schon lange, es fehle das Geld vom Senat. "Der Görli wird nicht zum Musterpark, wenn man ihn einzäunt."

Sendung: rbb24 Inforadio, 07.10.2023, 17:30 Uhr

53 Kommentare

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  1. 53.

    Nicht nur das. Ein Kriminalitätsschwerpunkt zieht nun mal die direkte Umgebung mit. Das ist keine neue Erkenntnis. Insofern ist die gesamte Aussage nichts wert, dass es in unmittelbarer Nähe zu noch mehr Straftaten kommt. Ein nicht unerheblicher Teil wird mit Vefteilungskämpfen oder Beschaffungskriminalität in engem Kontakt mit der Dealerei stehen. Diese Zahlen fehlen aber.

  2. 52.
    Antwort auf [Henri] vom 08.10.2023 um 18:36

    Schade, vielleicht versteckt ein anderes mal? ;)
    Ich versuche erstmal noch selber zu recherchieren, vielleicht bekomme ich ja was raus. Aber danke für die Antwort.

  3. 51.

    Waren Sie überhaupt schon mal dort, dann würden Sie sowas nicht erzählen. Alles was es dort an Grünflächen gibt, ist bei schönen Wetter jetzt schon überfüllt, oder richtig eklig.

  4. 50.

    Mich interessieren die Projekte, würden Sie mir vielleicht ein paar Stichworte nennen, dann kann ich selber nachgucken ;)

  5. 49.

    Bevor sie solchen haarsträubenden Unsinn von sich geben hätten sie sich auch die Mühe machen können sich zu erkundigen was die Anwohner vorschlagen aber das wollen sie ja nicht, sondern lieber ihre sorgsam gehegten Vorurteile pflegen.

    Genau deswegen spare ich mir die Projekte vorzustellen. Schwafeln sie weiter dummes Zeug.

  6. 48.

    Jeder, der sich auch nur etwas im Kiez auskennt, weiß, daß ein Zaun um den Görlitzer Park, kein einziges Problem löst. Die Probleme verlagen sich dann in die umliegenden Straßen.

  7. 47.

    Hier schwafelt mal wieder die "Rübe ab!" und Law & Order Fraktion ohne zu wissen wovon sie überhaupt schwafeln. Jede Wette, sie waren noch niemals dort.

  8. 46.

    Schließt den Park endlich und baut dort Wohnungen , Grünanlagen gibt es in Berlin genug: siehe Kleingarten Anlagen. Diese ständige Diskussion nervt ganz einfach.

  9. 45.

    Wo sehen Sie denn eine Diffamierung? Das so ein Zaun eine ziemlich populistische Idee ist, dürfte doch ziemlich klar sein.
    Unabhängig davon dass es schon einen Zaun/Mauer gibt und jedem klar sein dürfte das Zäune und Mauern Kriminalität nicht verhindern sondern verlagern.
    Ich habe ein paar Jahre in Brasilien gelebt quasi alle Wohngebiete der Mittel- und Oberschicht eingezäunt und eingemauert um innen ein Gefühl der Sicherheit zu generieren. Die Kriminalität wurde somit aber auch nur verlagert und konzentriert aber keineswegs verringert.
    Am sichersten hab ich mich nur außerhalb der großen Städte gefühlt, da wo es keine Zäune und Mauern gab.

  10. 44.

    Netter Whataboutism, den ja eine andere Dame oft und gerne vorgebracht hat, um die Probleme im seit Jahrzehnten links/linksalternativ regierten Xhain zu relativieren.

    Franco hat zwar recht. Eine nachts geschlossener Görli wird die bestehenden Oribleme allein nicht lösen. Er weigert sich jedoch zu hinterfragen, warum Drigebkranke und Dealer fast schon magisch vom Görli und den umgebenden Kiezen angezogen werden. Falsch gelebte Toleranz hat zu der sich immer weiter verschlafenen Situation geführt.

  11. 43.

    Was sollen das für Projekte sein? Das "wir halten uns alle an den Händen und begehen keine Straftaten" Projekt? Denn wir sind eigentlich die Guten uns Schuld ist die böse Gesellschaft.

  12. 42.

    Was soll denn das aussagen? Klar gibt es in einem Park weniger Straftaten als in der bewohnten Umgebung. Auch da es im Park bestimmte Delikte mangels Gelegenheit, garnicht gibt.

  13. 41.

    Einfach einen Bereich erklären, in dem die Strafen im Fall einer Verurteilung verdoppelt werden.
    Machen US-Behörden bei gefährlichen Straßenbauarbeiten auch und funktioniert ziemlich gut.

  14. 40.

    Okay, also zehn mal so viele Polizeistunden in der Umgebung, für vier bis fünfmal so viele Straftaten. Klingt für mich jetzt eher nach einer "die Umgebung des Parks ist deutlich weniger kriminell als der Park" Meldung.

  15. 39.

    Auf chronische "Krankheiten " wie fehlende Sicherheit fahren die Bürger am meisten und am liebsten ab ! Der Kick ist doch zu schön... ? Genauso wie auf Dreck, Schmierereien, Klebebildchen, kaputte Straßen usw. Selbst wenn man ihnen helfen wollte und könnte, wäre es wahrscheinlich vergebene Liebesmüh. Gegen das gewünschte Ghetto-Feeling kommt man auch mit guten Argumenten nicht gegen an.

  16. 38.

    Nach der aktuellen Lage müsste der Zaun um den gesamten Wrangle-Kiez gebaut werden. Im besten Fall wird es dort dann besser, nur das Problem verlagert sich in den benachbarten Kiez, wenn man die wirklichen Ursachen nicht lösen wird.

  17. 37.

    Genau das sollen Sie sich vorstellen. Ist aber kompletter Unsinn. Hat mit Wirklichkeit nichts zu tun.
    Die Gegend erscheint als Kriminalitätsschwerpunkt, weil die Kontrolldichte der Polizei besonders hoch ist.
    Ziemlich schlichter Effekt. Erklärt man eng begrenzte Zonen zu Kriminalitätsschwerpunkten, finden dort die meisten Kontrollen statt, die wiederum häufiger als anderswo auf Verstösse und Straftaten treffen.
    Erklärten Sie Wannsee, Konradshöhe zum Kriminalitätsschwerpunkt für Steuer- und Sozialabgaben- und Anlagebetrug, erschienen diese Viertel als reinster Sündenpfuhl.

    Die ganze Görli-Diskussion hat rein gar nichts mit rationaler Drogenpolitik oder Kriminalitätsbekämpfung zu tun.
    Ist nur der übliche Fetisch an dem die leistungslose, scheiternde Law And Order Politik ihr scheitern in Heroismus wenden will. Denn der Law And Order- Mensch scheitert nicht mit seinem ewig gleichen, nutzlosen Rezept. Sondern natürlich an der Perfidie und Übermacht der Feinde...

  18. 36.

    Wenn Sie in den vergangenen Jahren die Presse genau verfolgt hätten, dann wäre Ihnen aufgefallen, dass der Tagesspiegel dieses schon einmal vor längerer Zeit thematisiert hat und es danach einen Aufschrei der damaligen Bezirksbürgermeisterin gab!

  19. 35.

    (17) Die Familien mit Kindern ziehen nicht weg weil sie es sich leisten können, sondern sie ziehen weg weil sie es sich NICHT leisten können!

  20. 34.

    " wie wir Menschen aus der Abhängigkeit und Perspektivlosigkeit befreien"

    das wird, wenn überhaupt, nur in Einzelfällen gelingen

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