Tarifkonflikt im öffentlichen Dienst - Tausende Lehrer und Erzieher beteiligen sich in Berlin an "Bildungsstreiktag"

Di 28.11.23 | 14:15 Uhr
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28.11.2023, Berlin: Die Gewerkschaft GEW rief alle Tarifbeschäftigten im öffentlichen Dienst der Länder zum 1. bundesweitem Bildungsstreiktag auf. (Quelle: dpa/Hannes P Albert)
Video: rbb24 Abendschau | 28.11.2023 | Julia Kubowicz | Bild: dpa/Hannes P Albert

Tausende Beschäftigte des öffentlichen Dienstes haben sich am Dienstag in Berlin an einem bundesweiten Warnstreik beteiligt. Laut der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) legten rund 6.000 Menschen die Arbeit nieder.

Darunter waren nach Angaben eines GEW-Sprechers Erzieher und Lehrkräfte in Schulen, Beschäftigte aus den Kitas und aus Hochschulen ebenso wie Sozialarbeiter in Jugend-, Gesundheits- und Sozialämtern.

Demonstrationszug durch Mitte

Viele von ihnen zogen trotz Eis und Schnee in einem Demonstrationszug durch Mitte, um ihrer Forderung in den laufenden Tarifverhandlungen nach mehr Geld und besseren Arbeitsbedingungen Nachdruck zu verleihen. Laut Polizei haben sich in der Spitze bis zu 5.500 Menschen an dem Zug beteiligt.

Die GEW-Bundesvorsitzende Maike Finnern forderte auf einer anschließenden Kundgebung am Brandenburger Tor, dass die Gehälter jetzt spürbar steigen müssten. Die Beschäftigten arbeiteten am Limit.

Aufgerufen zu dem "Bildungsstreiktag" hatten die Gewerkschaften GEW und Verdi. Deutschlandweit waren insgesamt vier Kundgebungen geplant - in Hamburg, Leipzig, Karlsruhe und Berlin. Hintergrund ist der aktuelle Tarifkonflikt im öffentlichen Dienst der Länder.

Bislang kein Angebot der Arbeitgeber

Die Gewerkschaften fordern 10,5 Prozent Gehaltserhöhung, mindestens aber 500 Euro monatlich mehr, einen Tarifvertrag für alle studentischen Beschäftigten sowie ein Nachziehen der Verbesserungen im Sozial- und Erziehungsdienst bei den Kommunen auf Landesebene durchsetzen. Der Tarifvertrag soll den Forderungen nach ein Jahr lang laufen.

Die Arbeitgeber hätten in bislang zwei Verhandlungsrunden noch kein Angebot vorgelegt, hieß es von der GEW. "Die Tarifgemeinschaft deutscher Länder hat in vielen Fragen ihren gesellschaftlichen und sozialen Kompass komplett verloren. Die Beschäftigten geben auf der Straße mit Streiks und Aktionen die richtige Antwort auf diesen Konfrontationskurs der Arbeitgeber", sagte die GEW-Vorsitzende Maike Finnern.

Die nächste Verhandlungsrunde ist für den 7. und 8. Dezember in Potsdam geplant.

Sendung: rbb24 Abendschau, 28.11.2023, 19:30 Uhr

42 Kommentare

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  1. 42.

    Wie ich ursprünglich geschrieben habe, setze ich den Vergleich mit dem Ende Klasse 10 an, denn da beginnen Auszubildende ihre Ausbildungszeit. Zwei Jahre Abi, fünf Jahre Studium macht sieben fast einkommensfreie Jahre. Ich habe auch nicht geschrieben, dass der Vorbereitungsdienst ohne Einkommen abläuft, es ist aber sehr gering. Zu meiner Zeit war das Referendariat zwei Jahre lang, sind wir also bei 9 Jahren. Die Unterrichtsverpflichtung lag nur ganz am Anfang bei der von Ihnen genannten Zahl .

  2. 41.

    "... Die Gewerkschaften fordern 10,5 Prozent Gehaltserhöhung, mindestens aber 500 Euro monatlich mehr ..."

    6.000 Euro - 10,5 Prozent = 630,00 Euro
    5.000 Euro - 10,5 Prozent = 525,00 Euro
    4.800 Euro - 10,5 Prozent = 504,00 Euro

    4.700 Euro - 10,5 Prozent = 493,50 Euro / nach Forderung jedoch mind. 500 Euro

    So viel zu den unteren und oberen Einkommen.
    Ist dies in irgendeiner Art und Weise sozial verträglich bzw. gerecht?
    M.E. ebenfalls leider nicht. Inflation, Preis-/Miet-Erhöhung ect. treffen alle Einkommen.

  3. 40.

    Forts.: Entwickelt man Ihren Gedanken weiter, dürfte keiner mehr als die 3400€ verdienen. Ich bin jedoch nicht neidisch auf z.B. einen Anwalt, der deutlich mehr als ich verdient - hätte ich das gewollt, hätte ich Anwalt werden müssen. Ich habe meinen Beruf aber nicht wegen des Geldes ergriffen. Bessere Bedingungen (kleinere Lerngruppen, Profis für Inklusion, funktionierende digitale Infrastruktur) wären wirklich wichtiger - sie kommen aber selbst dann nicht, wenn die Einkommen nicht steigen.

  4. 39.

    Ich empfinde Ihre Antwort als sehr sachlich und stimme in einzelnen Punkten mit Ihnen überein, allerdings auch da nicht uneingeschränkt. Zum ersten: Ja, die unteren Einkommensgruppen brauchen den Anstieg dringender und er sollte gern auch höher ausfallen. Das tut er auch, denn bei 3500€ brutto greift der 500€- Sockelbetrag und man kommt auf ca 14%. Und ja, die 3400€ reichen zum Leben, aber auf der Grundlage von Ausbildung und Verantwortung arbeitet man auch für einen bestimmten Lebensstandard.

  5. 38.

    Bachelorstudium - 3 Jahre
    Masterstudium- 2 Jahre
    = 5 Jahre und samit Ende Gelände.
    Der Vorbereitungsdienst von 18 Monaten ist bezahlte Ausbildungszeit, in der 4-10 Wochenstunden unterrichtet wird. Die 2 Stunden für die Betreuung der Referendar*innen pro Schule sind nur eine symbolische Entlastung.
    Ich komme mitnichten auf die von Ihnen angegebenen Zeiten.

  6. 37.

    Das sind die Fakten: Es gab eine freiwillige Zulage zur Stufe 5. Diese kann jederzeit gestrichen werden. Neueinstellungen werden seit Sommer 2023 ganz normal eingestuft, egal ob mit oder ohne Verbeamtungsantrag.

    Und: Ja, das ist echt viel Geld. Dafür erhält man oft nur einen Schlüssel und den Stundenplan und ein "Viel Spaß". Kapazitäten zur Einarbeitung fehlen, die Bedingungen sind oft gruselig, es fehlen Maßstäbe - letztlich also eher ein sehr gutes Schmerzensgeld statt eines Gehaltes.

  7. 36.

    Das ist ja schön, das du als Lehrkraft arbeitest aber ich zahle Bürgergeld aus und sehe die Verträge, die die SenBJF ausstellt. In Berlin gibt es nicht nur die Schule an der du unterrichtest (nur so zur Info)...

  8. 35.

    Die Erfüllung der Forderung hat zur Folge, dass Leitungsstellen unbesetzt bleiben, weil bei hoher Verantwortung für alles und jeden netto kaum mehr ein Unterschied zu spüren ist. Wenn Schulleitung weniger in der Hand hat als eine Lehrkraft an einer Brennpunktschule, läuft das ganze System unrund.
    Unklare Anforderungen, fehlende Corporate Identity, hoher Bürokratieaufwand, fehlende Technik, marode Gebäude, ein Mindset aus Kaisers Zeiten ... das sind wesentliche Gründe für die Bildungsmisere.

  9. 34.

    "In diesem Land ist für alle/s Geld da, nur nicht für ..." ist das Totschlagargument, das jede ihrer Meinung nach unterprivilegierte Gruppe ins Feld führt, ohne dafür seriöse Quellen anzugeben.
    Gesellschaft funktioniert aber nur mit- und nicht gegeneinander.

  10. 33.

    In Berlin betrifft das ausschließlich die sog. Seiteneinsteiger. Das sind Menschen, die zwar einen Bachelor-Abschluss haben oder Student*innen. Bleiben sie an der Schule, erhalten sie einen direkten Anschlussvertrag. Und sie werden eingestuft wie ein ein Polizeioberkommissar nach beendeten Studium!
    Ich bin selbst Lehrerin mit Erfahrungen in der freien Wirtschaft und empfinde das Ganze als Jammern auf Höchstniveau. Viel wichtiger wären m.E. bessere Arbeitsbedingungen.

  11. 32.

    Ich finde es sehr anmaßend was einige hier schreiben .
    Ich haben drei Kinder: Grundschule ,Oberschule und einer befindet sich gerade kurz vorm Abitur .
    Ich möchte definitiv sagen jeder der heutzutage Lehrer ist ,Hut ab .
    Die Eltern heutzutage -von Helikopter bis hin zu denen die denken der Lehrer muss ihre Kinder erziehen ,ein Wahnsinn .
    Das Geld ist gerechtfertigt und es muss definitiv noch mehr passieren ....

  12. 30.

    " Das BAföG-Darlehen ist zinslos und die Rückzahlungsbedingungen sind sehr sozial. Und: Niemand muss mehr als 10.010 Euro zurückzahlen. Die monatliche Rate für die Darlehensrückzahlung beträgt 130 Euro. Die Rate wird im Dreimonatsrhythmus fällig. Studierende müssen insgesamt nicht mehr als 10.010 Euro zurückzahlen. Die Neuregelung seit 2019 sieht vor, dass Darlehensnehmerinnen und -nehmer nach maximal 20 Jahren von ihrer Restschuld befreit werden können – wenn sie sich um Tilgung bemüht haben. Rechtliche Grundlage hierfür ist § 18 BAföG."
    KfW ist nicht so nett, aber auch noch finanzierbar (bislang). Ref verdient wenig, aber verdient.
    Besondere Verantwortung; Ja. Haben andere auch und verdienen weniger. Das Gehalt sollte ausreichend sein, den Lebensunterhalt zu sichern, damit man der Verantortung voll gerecht werden kann und keine finanziellen Sorgen hat. Und das ist mit 3.400 € ausreichend. Den Rest machen Arbeitsbedingungen abseits Gehalt.

  13. 29.

    Da haben Sie mich falsch verstanden. Ach, Verdi bezog sich nicht auf die 150 €.

  14. 28.

    Wer ganz vorn im Verdienst ist, hat einige einkommensfreie Jahre in seine Qualifikation investiert und trägt meist auch entsprechend Verantwortung. Dabei setze ich voraus, dass man für sein Gehalt diese Verantwortung auch ernst nimmt. Da Sie von den freien Tagen nicht anfangen wollen, werd ich das tun. Die durch Ferien entstehenden 30 Tage mehr gleichen sich bei mir allein schon dadurch aus, dass an 75%der Schulwochenenden ein ganzer Arbeitstag am Schreibtisch zusammenkommt (Korrektur, Bürokram)

  15. 27.

    Ich hatte den öffentlichen Dienst verlassen und zog in die freie Wirtschaft, weil als Lediger ein Netto von 3400€ vollkommen unmöglich ist! Selbstverständlich niemals in E13. Wo arbeiten Sie bitte?

  16. 26.

    Dabei sollten Sie aber nicht vergessen, dass die Grundlage für eine A13 eine etwa neunjährige Ausbildung (verglichen mit Berufsausbildung, nach klasse 10) umfasst. Davon sieben Jahre ohne Einkommen, eventuell mit Schulden aus Bafög oder Studienkredit, dann zwei Jahre Referendariat, ebenfalls ohne größeres Einkommen. Auch die Verantwortung , die man bei dieser Einstufung hat, spielt eine Rolle. Insofern hat auch diese Einkommensgruppe einen inflationsausgleichenden Zuwachs verdient.

  17. 25.

    Falls die Mitarbeitenden wirklich am Limit arbeiten sollten, müssten die Gehälter um 20% abgesenkt und damit zusätzliche Kräfte eingestellt werden. Andersherum ergibt es keinen Sinn und ist billige Abzocke. Es gibt Wirtschaftszweige außerhalb des öffentlichen Dienstes, die keinerlei Gehaltszuwächse zahlen können, deren Mitarbeitenden aber die dann erhöhten Kita-Kosten, nebst Inflationszulagen, stemmen müssen.

  18. 23.

    Und am Ende sind alle Bahnmanager. Dann gibt es wenigstens keinen Fachkräftemangel mehr bei Vorständen.

    Jaja, kleine Einkommen müssen nicht erhört werden... der war zwar unfreiwillig, aber treffend.

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