Spree-Neiße - Nach rechtsextremen Vorfällen in Burg geht weitere Lehrerin

Mi 24.04.24 | 18:25 Uhr
Das Wort «Rücksicht» steht am 20.08.2024 auf einem Transparent vor der Grund- und Oberschule im Spreewaldort Burg. (Quelle: dpa/Patrick Pleul)
Audio: rbb24 Radio Fritz | 24.04.2024 | Bild: dpa/Patrick Pleul

Ein Jahr nach Bekanntwerden rechtsextremer Vorfälle an einer Schule in Burg (Spree-Neiße) verlässt eine weitere Lehrkraft die Schule. Die Politiklehrerin Jette Schega, die an der Grund- und Oberschule in dem Touristenort im Spreewald unterrichtet, wird sich im Sommer verabschieden, wie sie der Deutschen Presse-Agentur sagte.

Sie brauche mehr positive Energie. Diese wolle sie dorthin geben, wo "Veränderung im Ganzen" erwünscht sei und das Schulkonzept passe.

Der rbb hatte am Dienstag berichtet, dass drei weitere Lehrkräfte versetzt werden möchten.

Lehrerin kritisiert System der Schule

Den Weggang ihrer Kollegen Laura Nickel und Max Teske vor einem Jahr hatte Schega im vergangenen Jahr als "beschämende Reaktion" bezeichnet, der sich Schulamt, Schulleitung, aber auch das Lehrerkollegium stellen müssten. Die Lehrkräfte hatten in einem Brandbrief tägliche rechtsextremistische Vorfälle an ihrer Schule öffentlich gemacht. Danach waren sie zunehmend rechten Anfeindungen ausgesetzt. Im Sommer verließen sie die Schule.

Als Konsequenz aus den Vorfällen beschloss der Landtag Anfang Januar mit einem neuen Schulgesetz, dass Brandenburger Schulen schneller als bisher auf Rechtsextremismus reagieren müssen. Zudem erhalten Schulen eigene Finanzmittel, etwa für die Ausweitung von Ganztagsangeboten oder Demokratiebildung.

"Alle reden über Demokratiebildung, so einfach ist das nicht", sagte Schega. Ideen und Projekte an der Schule seien ihre eigenen gewesen. Menschen, die sehr viel Kraft in ein neues "Schulklima" investierten, bräuchten mehr Unterstützung. "Die sehe ich in diesem System der Schule nicht", so die Politiklehrerin. Zudem fehle eine Verbindung zu den Elternhäusern. Sie könne Wissen und Haltung vermitteln, Fragen stellen. "Politikbildung wird aber zu Hause betrieben, ohne Elternhäuser wird das nur Stückwerk."

Fünf von sieben Verfahren inzwischen eingestellt

Unterdessen ist die juristische Aufarbeitung der rechtsextremen Vorfälle an der Schule weitgehend abgeschlossen. Auf Anfrage teilte die Staatsanwaltschaft dem rbb mit, dass es insgesamt sieben Ermittlungsverfahren gegeben habe. Fünf Verfahren seien eingestellt worden, in einem Fall wird nach Abschluss der Ermittlungen gegen einen Jugendlichen geprüft, was nun geschehen soll. Ein weiterer Fall sei bereits im September vergangenen Jahres an die Staatsanwaltschaft Chemnitz abgegeben worden.

In der Mehrheit der Fälle stand der Vorwurf im Raum, dass verfassungsfeindliche Symbole verwendet worden waren: Es ging um das mehrfache Zeigen des Hitlergrußes und Hakenkreuz-Schmierereien. In Chats sollen auch rassistische oder homophobe Inhalte geteilt worden sein. Alle Verfahren richteten sich gegen Kinder oder Jugendliche.

Sendung: rbb24 Radio Fritz, 24.04.2024, 17:30 Uhr

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