Stahnsdorf - Gereinigtes Abwasser als Energiequelle

Fr 17.05.24 | 18:42 Uhr
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Luftaufnahme der Grundschule Lindenhof.(Quelle:Gemeinde Stahnsdorf)
Audio: Antenne Brandenburg | 17.05.2024 | Arne Sprung | Bild: Gemeinde Stahnsdorf

Die neue Lindenhof-Grundschule in Stahnsdorf soll emissionsfrei beheizt werden. Die nötige Energie dafür wird aus gereinigtem Abwasser gewonnen. Das Vorgehen soll sich auch positiv auf den Teltowkanal auswirken.

Die Schülerinnen und Schüler der neuen Lindenhof-Grundschule in Stahnsdorf (Potsdam-Mittelmark) sollen es im Herbst und vor allem im Winter schön warm haben. Dafür wurde am Donnerstag ein umweltfreundliches und emissionsfreies Heizsystem in Betrieb genommen: Der Schulneubau sowie die Turnhalle in der Mühlenstraße werden künftig mit der Wärme des gereinigten Abwassers beheizt, das die Berliner Wasserbetriebe vom Klärwerk in Stahnsdorf in den Teltowkanal leiten.

Zwei Ableitungskanäle führen in direkter Nähe an dem Schulneubau vorbei und werden für die Heizenergiegewinnung genutzt.

Abwasser hat annähernd konstante Temperatur

Das gereinigte Abwasser hat aufgrund der biologischen Prozesse innerhalb des Klärwerks eine annähernd konstante Temperatur - diese beträgt im Mittel etwa 17 Grad Celsius und fällt selbst im Winter nicht unter 12 Grad. Das Abwasser hat damit nach Angaben der Gemeinde ein erhebliches Potenzial an Wärmeenergie. Und dieses wird per Wärmetauscher gewonnen und als Heizwärme für die Schule genutzt.

"Wir sind stolz darauf, mit Unterstützung der Berliner Wasserbetriebe eine fossilfreie Beheizung unserer vierzügigen Schule anbieten zu können", sagte Bürgermeister Bernd Albers am Donnerstag im Rahmen der Inbetriebnahme der Anlage. Der ökologische Fußabdruck eines solchen Schulneubaus werde dadurch erheblich verringert, hieß es weiter.

Stahnsdorf investiert 1,7 Millionen Euro

"Zur Beheizung wird keine Wärmeenergie aus fossilen Brennstoffen benötigt, sodass ein direkter Ausstoß von Kohlendioxid bei der Beheizung der Neubauschule entfällt", teilte die Gemeinde weiter mit. Außerdem führe der Entzug von Wärme aus dem Strom des gereinigten Abwassers zu einer Temperatursenkung des Abwassers. Dadurch werde weniger warmes Wasser in den Teltowkanal eingeleitet.

Das wirkt sich nach Angaben der Gemeinde "positiv auf die dortige Flora und Fauna" aus.

Die Gemeinde Stahnsdorf hat in das Pilotprojekt gut 1,7 Millionen Euro investiert. Die reine Bauzeit des Nahwärmenetzes betrug viereinhalb Monate. Bereits im Oktober 2020 wurde eine entsprechende Absichtserklärung unterschrieben.

Sendung: Antenne Brandenburg, 17.05.2024, 5:30 Uhr

10 Kommentare

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  1. 10.

    "problemlos umsetzbar", Das darf bezweifelt werden. Nicht jeder hat 17 Grad Abwasser vor der Haustür, um es mit Hilfe einer Wärmepumpe zu nutzen. Also hier dann eine ausgesprochenen Nischenlösung, die bereits dann nicht mehr funktioniert, wenn die Schule nicht die neue Lindenhof-Grundschule in Stahnsdorf mit ausreichendem Isolierungsstandard wäre.

  2. 9.

    Eine tolle Grundschule ist dort für Stahnsdorfs Kinder entstanden! Stahnsdorf lässt es sich was kosten und will Vorbild sein. Wohnungen für Familie entstehen ebenfalls, die S-Bahn wird hoffentlich bald fahren und Grün soll so viel wie möglich erhalten bleiben. Als Bewohnerin seit 24 Jahren wünsche ich mir hier viele neue Familien.

  3. 8.

    Da kommt in den nächsten Jahren so einiges. Die Diskussion/Ideenfindung läuft in Fachkreisen schon einige Jahre, so dass nun Schritt für Schritt fertige Lösungen umgesetzt werden.
    Ist in Kombi mit einem Gasbrenner oder Fernwärmeanschluss für die Spitzenlasten auch für umsanierten Altbau problemlos umsetzbar.
    Gebäudesanierung sollte aber deshalb nicht vernachlässigt werden. Weniger Energiebedarf ist die größte Stellschraube die wir haben.

  4. 7.

    Leider ist es mit dem technischen Verständnis des Verfassers nicht weit her, der Artikel weißt einen entscheidenden Fehler auf. Mit 12 bis 17 Grad warmen Wasser kann man leider nicht direkt (über einen Wärmetauscher) ein Gebäude heizen, dass geht natürlich nur mit Unterstützung einer Wärmepumpe, welche daraus eine verwertbare Heizwassertemperatur produziert. Zu ihrem Betrieb wird als Hilfsenergie 1/3 bis 1/4 Elektroenergie benötigt. Natürlich ist das eine vernünftige Nutzung der Abwasserwärme.

  5. 6.

    Tolles Projekt! Wow!

  6. 5.

    Alle Daumen hoch!
    Wer macht das nächste Projekt? Minister Wissing? Wäre dran.

  7. 4.

    Leider keine Details über die Wärmepumpe, denn nichts weiter ist es. Wieviel Strom braucht sie, wenn im Winter eine ganze Grundschule zu beheizen ist. Woher kommt der Strom, wenn im Dezember die Sonne nicht scheint und der Wind nicht weht?
    Dem Projekt alles Gute, nur die Jahresarbeitszahl würde ich schon gern wissen.

  8. 3.

    Das Projekt in Stahnsdorf sollte Vorbildwirkung haben, was ländliche Gemeinden für Klima und Energiewende machen können/sollten. Wäre schön, wenn auch in Altbaugebieten auf neue Technologien umgestellt werden könnte, wie z. B. Abwassernutzung für Klospülung.

  9. 2.

    Liest sich super!
    Hoffentlich macht das Beispiel Schule (Kalauer) :D.

  10. 1.

    Nach meiner Auffassung ein durchaus gescheites und ehrwürdiges Projekt, toll.

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