Brandschutz in Brandenburg - Immer mehr Jugendliche engagieren sich bei der Freiwilligen Feuerwehr

So 21.07.24 | 13:22 Uhr | Von Marie-Thérèse Harasim und Heike Schüler
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Kreisausbildungslager der Jugendfeuerwehren des Havellands 2024. (Quelle: Heike Schüler)
Audio: rbb24 Inforadio | 19.07.2024 | Heike Schüler | Bild: Heike Schüler

Jugendfeuerwehren sind in Brandenburg nach wie vor sehr beliebt. Viele Jugendliche gehen später zu den Freiwilligen Feuerwehren - und die sind unverzichtbar im Brand- und Katastrophenschutz. Von Marie-Thérèse Harasim und Heike Schüler

Fina Felbinger setzt ihren Feuerwehrhelm auf und streift die Schutz-Handschuhe über. Ein Ausbilder entzündet mit dem Flammenwerfer eine Feuerschale. Die 12-Jährige greift sich den Feuerlöscher und presst den Hebel: In Sekunden erstickt die Flamme, eine weiße Rauchwolke weht davon. Denn Feuer ist beherrschbar, wenn man's richtig gelernt hat. "Natürlich ist das nur eine Übung", sagt Fina Felbinger, "aber es kann jederzeit sein, dass man das auch wirklich machen muss."

Feuerwehrjugend im Havelland. (Quelle: rbb)
Bild: rbb

Fina ist schon zwei Jahre bei der Jugendfeuerwehr Döberitz (Havelland). Zum zweiten Mal besucht sie nun das Kreisausbildungslager der Jugendfeuerwehren des Havellands. Und davon gibt es alleine im Havelland 64. Gemeinsam mit drei Mädchen aus Rathenow wohnt sie für fünf Tage in einem großen weißen Zelt und lernt unter anderem das Löschen einfacher Brände, Brandklassen unterscheiden und Schläuche ausrollen - also den praktischen Feuerwehrdienst.

Ehrenamtlich sorgen fast 190 Erwachsene fürs Programm, Nachtwanderung inklusive. Einer von ihnen ist Domenik Schulze, er übt mit den Kindern den Umgang mit dem Feuerlöscher. "Ich finde es wichtig, dass Kinder auch schon im frühen Alter lernen, wie man mit einem Feuerlöscher umgeht und denen die Angst vor einem Feuer zu nehmen", sagt Schulze.

Jugendfeuerwehren gewinnen in ganz Brandenburg

Und das zieht offenbar. Die Jugendfeuerwehren im Havelland haben 55 Kinder mehr als im Jahr davor. Dafür ackern Kreisjugendwart André Slaby und seine Kameraden. Im ganzen Land haben die Jugendfeuerwehren einen Zulauf, wie aus Zahlen vom Innenministerium Brandenburg hervorgeht.

Die Jugendfeuerwehren sind wichtig, denn: Jugendliche, die sich engagieren, machen das auch im Erwachsenenalter bei der Freiwilligen Feuerwehr. Das weiß auch André Slaby, Kreisjugendwart und Freiwilliger Feuerwehrmann im Landkreis Havelland. Er koordiniert das diesjährige Feuerwehrcamp und leitet es an. In den meisten Fällen würden die Ehrenamtlichen nach der Jugendfeuerwehr in den aktiven Dienst übernommen, sagt Slaby. Das sei sehr wichtig für die Freiwillige Feuerwehr. Denn: Quereinsteiger seien sehr selten.

Ministerium: Ehrenamtlich Engagierte tragen Hauptlast

Und Freiwillige Feuerwehrmänner- und -frauen werden im Land gebraucht: Sie löschen nicht nur Brände, sondern helfen auch bei Krankentransporten, technischen Hilfeleistungen, und sie unterstützen den Rettungsdienst. "Der Brand- und Katastrophenschutz im Land Brandenburg beruht im Wesentlichen auf dem ehrenamtlichen Engagement der Bürgerinnen und Bürger in den Freiwilligen Feuerwehren auf Gemeindeebene und den im Katastrophenschutz mitwirkenden Hilfsorganisationen", teilt das Brandenburger Innenministerium auf Anfrage mit.

Neben den Einsatzkräften der Berufswehren der Städte Brandenburg an der Havel, Cottbus, Eberswalde, Frankfurt (Oder) und Potsdam, den Beamtinnen und Beamten sowie Angestellten in den hauptamtlich besetzten Freiwilligen Feuerwehren wie auch den Einsatzkräften in den Werkfeuerwehren trügen die ehrenamtlich engagierten Feuerwehrangehörigen die Hauptlast im Bereich des Brandschutzes und der Hilfeleistung im Land, so das Ministerium.

Domenik Schulze, Ausbilder bei der Jugendfeuerwehr im Havelland. (Quelle: Heike Schüler)

Auch Domenik Schulze war mal in einer Jugendfeuerwehr: "Dann habe ich beschlossen, das als Ausbilder weiterzumachen", sagt Schulze. Jetzt engagiert er sich als Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr Nauen und hilft bei der Ausbildung vom Feuerwehrnachwuchs.

Um immer mehr Jugendliche für den Dienst bei der Feuerwehr zu begeistern, habe das Innenministerim in Potsdam gemeinsam mit der Lottoförderung seit 2019 rund 3,4 Millionen Euro investiert, die im Wesentlichen der Jugendarbeit zu Gute kommen, teilt das Ministerium mit. Bei den Feuerwehren vor Ort ist der Wunsch groß, dass insbesondere in die Ausbildung der Ausbilder mehr investiert wird. Seit der Landkreis Havelland die Kosten für die Ausbildung übernehme, sei auch die Nachfrage wieder gestiegen, erzählt Kreisjugendwart André Slaby.

"Wir machen das alles freiwillig, wir setzen unsere Familien dafür aufs Spiel, lassen unseren Einkauf zurück, manchmal vergessen wir selbst unser Essen auf dem Herd, einfach um hier her zu fahren", erzählt Domenik Schulze. Und wenn alles gut geht, wird die jetzt noch 12-jährige Fina Felbinger irgendwann auch mal Feuerwehrfrau der Freiwilligen Feuerwehr.

Sendung: rbb24 Inforadio, 19.07.2024, 15:30 Uhr

Beitrag von Marie-Thérèse Harasim und Heike Schüler

7 Kommentare

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  1. 7.

    Gibt genug gute Sachen in Brandenburg. Warum die Hauptausrichtung hier beim RBB allerdings eine andere ist, müssen Sie die Redaktion fragen. Offenbar denkt man dort, dass hier jeder zweite den Arm hebt. Das gleiche mit Cottbus. Verfolgt man Cottbusser Nachrichten auf anderen Medien, kann man durchaus Unterschiede in der Berichterstattung ausmachen. Das ist u.a. auch ein Grund für Frustration.

  2. 6.

    Das ist schön. Das Problem bleibt aber, weil es später auftaucht. Mitglieder der freiwilligen Feerwehr, welche in der Mark teilweise stundenlange Pendelstrecken zwischen Arbeit und Wohnort (und damit Feuerwehrstandort) haben, sind halt nicht wirklich für die Feuerwehr verfügbar.

  3. 5.

    Schön, positive Nachrichten tun gut. Liest man gerne.

  4. 4.

    Wie schön, endlich mal wieder etwas positives zu lesen. Es gibt sie ja, die engagierten Jugendlichen, nur leider wird viel zu wenig darüber berichtet. Negative Schlagzeilen sind leider immer in der Überzahl. Dabei wäre es doch schön öfter mal eine positive Berichterstattung zu lesen. Vielleicht wäre dann die Frustration in der Bevölkerung auch niedriger.

  5. 3.

    Allen freiwilligen Helfern ein großes Dankeschön für ihren Einsatz und ihr Engagement. Das gilt für Klein & Groß!

  6. 2.

    >“ Super, endlich auch mal gute Nachrichten.“
    Ja find ich auch. Wir unterstützen mit unserem Verein auch die Kinder- Jugendfeuwehr der Gemeinde wo es geht. Richtig motiviert, machts den kleinen Feuerwehr-Rackern auch dolle Spaß.

  7. 1.

    Super, endlich auch mal gute Nachrichten.

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