Verkehr in Berlin - SPD-Fraktion sieht in CDU-Entwurf "Aushöhlung" des Mobilitätsgesetzes

Fr 22.09.23 | 10:33 Uhr
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Audio: Radioeins | 22.09.2023 | Interview mit Tino Schopf

Die CDU-Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus will dem Radverkehr künftig keinen Vorrang mehr vor dem Autoverkehr geben. Radwege sollen auch schmaler sein dürfen. Die SPD pocht dagegen auf die Einhaltung des Koalitionsvertrages.

Der verkehrspolitische Sprecher der SPD-Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus, Tino Schopf, hat die vom CDU-Verkehrssenat angekündigten Veränderungen am Berliner Mobilitätsgesetz kritisiert. Der Gesetzentwurf vom Koalitionspartner habe die SPD "doch sehr überrascht", sagte Schopf am Freitagmorgen dem rbb.

Der Entwurf gehe über das hinaus, was gemeinsam im Koalitionsvertrag verabredet worden sei. "Die Änderungen der CDU betreffen ja nicht nur den Radverkehrsanteil, sondern sie gehen ja viel weiter, sie betreffen ja unter anderem auch den Fußverkehrsteil und das sehen wir als Fraktion sehr, sehr kritisch", konkretisierte der SPD-Politiker bei Radioeins.

"Dieser Entwurf wird nicht ins Parlament eingebracht"

Es sei nicht vereinbart worden, dass es eine "schlechte Ampelschaltung" gebe, so Schopf weiter. "Wir haben nicht vereinbart, dass wir im Bereich des Fußverkehrs uns mit schmalen Gehwegen zufriedengeben." Auch über "gemeinsame Geh- und Radwege" habe man sich nicht verständigt, führte der SPD-Politiker aus. "Daher wird dieser Entwurf, so wie er jetzt vorliegt, auch nicht in das Parlament eingebracht", so Schopf: "Eine Aushöhlung des Mobilitätsgesetzes wird es mit der SPD nicht geben."

Entwurf laut CDU nicht mit SPD abgesprochen

Die CDU wies derweil darauf hin, dass es sich um einen Entwurf handele, der noch nicht mit der SPD abgesprochen sei. Dem rbb liegt der Änderungsentwurf für das Mobilitätsgesetz vor. Demnach sollen Radwege nicht mehr so breit gebaut werden, wie bisher vorgesehen. Auch gemeinsame Geh- und Radwege mit einem Mindestmaß von 2,50 m sollen laut Entwurf möglich sein. Den Plänen zufolge wird außerdem die Instandsetzung bestehender Radwege wichtiger als der Bau neuer Streifen.

Im Änderungsentwurf heißt es, dass Radnetz, ÖPNV-Netz, Fuß- und Wirtschaftsverkehr sich "nicht gegenseitig verdrängen" dürfen. Konkreter wird die Neuregelung an dieser Stelle jedoch nicht. In dem von der rot-grün-roten Vorgängerregierung vorgelegten Mobilitätsgesetz war die Rede von einem Radnetz, in dem Fahrräder Vorrang vor Autos haben sollen.

Sendung: Radioeins, 22.09.2023, 7:10 Uhr

119 Kommentare

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  1. 119.

    Man braucht doch nur Frau Schreiner daran zu messen, wie sie einst ankündigte, dass Rad- und Autofahrer sowie Fußgänger als gleichberechtigte Verkehrsteilnehmer gelten und sich nun dessen nicht mehr erinnert = glaubwürdig?

  2. 118.

    Zitat "Weg mit der Ideologie, hin zum Pragmatismus!" Weg mit dem Autofetisch und Frehheit und Sicherheit für alle anderen Verkehrsteilnehmer.

  3. 117.

    Ist Ihre Behauptung zu den "Linksalternativen" nun die Rechtfertigung für den Stillstand von SR ? Ist Ihnen bewusst, dass ein großer Teil der Straßenbegleitstreifen nicht den Anforderungen an einen Radweg entspricht und somit gar nicht saniert werden kann ? Das also als hohle Absicht zu werten ist ? Oder völlige Unkenntniss ?

  4. 116.

    "Bei Nässe und Kälte nimmt der Radverkehr rasant ab, denn die meisten Radfahrer sind "Hybrid". Im Sommer Rad....ansonsten meist Auto oder Öffis. Eigentlich brauchen wir ein Sommer und ein Winterkonzept. "

    Das mag auf Sonntags- und Schönwetterfahrer zutreffen, die Zahl der Radfahrer die nur mit dem Rad fahren, egal bei welchen Wetter, nimmt stetig zu und könnte noch mehr werden, würde die Infrastruktur angepasst, statt unter der cDU zurückgebaut und behindert werden.

  5. 115.

    Weg mit der Ideologie, hin zum Pragmatismus!

    Bei Nässe und Kälte nimmt der Radverkehr rasant ab, denn die meisten Radfahrer sind "Hybrid". Im Sommer Rad....ansonsten meist Auto oder Öffis. Eigentlich brauchen wir ein Sommer und ein Winterkonzept.

    Bestehendes instand zu setzen geht schneller als neues zu bauen (jedenfalls in Berlin). Damit wäre schon vielen geholfen.

    ...und wenn sich ALLE noch an die Verkehrsregeln halten würden, gäbe es kein Problem!

    Man muss nicht jeden Meter "Rollen", es gibt Beine! Das gilt fürs Auto wie fürs Rad im Besonderen!








  6. 114.

    Am neuen gemeinsamen Fuß-/Radweg auf der Yorkbrücke 5 kann man leicht erkennen, was Linksalternative tatsächlich vom Schutz der schwächsten Verkehrsteilnehmer halten, nämlich nix.

    Instandsetzung der maroden Radinfra soll doch Vorrang vor Symbolpolitik mit meist nicht den Mobilitätsgesetz entsprechenden wie bisher üblich bekommen. Dass die schwächsten Verkehrsteilnehmer geschützt werden müssen, ist in der Tat wichtig. Doch ist der Aufschrei der Radlobby jedesmal groß, wenn es Schwerpunktkontrollen auf Gehwegen gibt. Der Gesetzgeber hat das früh geahnt und das Zusatzschild "Radfahrer absteigen" zum Fußweg-Schild vorgesehen. In welchen Länder gibt es das noch?

  7. 113.

    Das ist falsch. Die SPD hat eigene verkehrspolitische Punkte in den Koalitionsvertrag reinverhandelt, auf deren Realisierung sie bestehen muss.

  8. 112.

    Warum behaupten Sie solche Unwahrheit? Ist es nicht eher menschenverachtend, die katastrophalen Zustände der Radinfrastruktur beibehalten zu wollen? Also eben die schwächeren Verkehrsteilnehmer nicht angemessen zu schützen?

  9. 111.

    Richtig. Denn es war doch zu erwarten, dass die CDU keine Verkehrspolitik kann. Siehe Scheuer oder Dobrindt (der deshalb auch "schwarze Null" genannt wird).

  10. 110.

    Die SPD hätte darauf bestehen müssen, das Verkehrsressort selbst zu übernehmen. Dass sie das überall gern den Koalitionspartnern überlässt, ist sehr ärgerlich.

  11. 109.

    Tja, das Fahrradfahren für Jederman per Gesetz zu verordnen, das wäre menschenverachtend, und deswegen wird nichts daraus.
    Ein Mobilitätsgesetz ist in Kompetenz des jeweiligen Bundeslandes, und es hat alle Bevölkerungsgruppen gleichermaßen zu berücksichtigen.

  12. 108.

    Wenn das Mobilitätsgesetz nicht flexibilisiert wird, bleibt es vielfach ein Verhinderungsgesetz, weil dann etwa in schmalen Straßen gar nichts beim Ausbau passieren wird.

  13. 107.

    Ich finde das auch komisch.
    Von einer Koalition erwarte ich, dass ein Gesetzesentwurf erst einmal zwischen den Senatoren rumgereicht und schließlich vom Senat beschlossen wird - dann geht er ins Abgeordnetenhaus.

    Auch von der zuständigen Senatorin (von der CDU!) hört man gar nichts. Haben sie und ihr Haus mit dem Gesetzesentwurf nichts zu tun?

  14. 106.

    Aber sie braucht eine Woche, um dann festzustellen, dass sie überrascht ist, obwohl der rbb vor einer Woche schon Einsicht in den Entwurf hatte? Ich finde den Zeitraum komisch. Mussten sie sich erst eine Woche lang überlegen, was sie darauf antworten oder was?

  15. 105.

    Die SPD hat sich der CDU angedient und muss sich nun dem stärkeren Partner fügen, sie hat es so gewollt.

  16. 104.

    Sie schließen von sich aös einer der wenigen Allwetterrader auf andere und hoffen Sie schon wieder darauf, dass niemand weiß, dass es in Berlin automatische Zählstellen auch für Radler gibt? An denen kann man nicht nur die Jahresganglinie ablesen, sondern erkennt auch den Einbruch bei Regen. Dass Sie dabei wieder einmal den Nahverkehrsplan von Günther Lügen zu strafen versuchen, macht es nicht besser.

  17. 103.

    Um jetzt mal wieder zum eigentlichen Thema des Artikels zu kommen: vor einer Woche erscheint hier an gleicher Stelle ein Artikel, der die Änderung des Mobilitätsgesatzes der Berliner CDU beschreibt. Eine Woche später dann meldet sich die SPD zu Wort und erklärt, dass sie der Gesetzentwurf vom Koalitionspartner doch "sehr überrascht" habe, weil er über das hinausgehe, was im Koalitionsvertrag vereinbart worden sei. Daraufhin meldet sich wiederum die CDU zu Wort und sagt, dass dieser Entwurf noch nicht mit der SPD abgesprochen sei. Das ist eine Koalition. Findet das denn keiner außer mir etwas merkwürdig?

  18. 102.

    "Als es früher weniger Radfahrer gab, da gab es auch weniger Unfälle"
    Umkehrschluss: als es früher weniger Autofahrer gab, gab es auch weniger Unfälle mit Autofahrern. Und was sagt uns das jetzt? Ich bin in den 70er Jahren groß geworden. Ich weiß ja nicht, wann Sie groß geworden sind, aber in der Zeit gab es wirklich noch verhältnismäßig wenige Autos. Wir konnten auf der Straße sogar noch "Kante" spielen, falls Ihnen das noch was sagt. Die Straße war frei, zugegeben, eine Nebenstraße, aber frei. Für die meisten war ein Auto nämlich noch zu teuer. Die Erwachsenen sind noch viel mit BVG gefahren. Mein Vater hat mir einmal erzählt, dass früher die S-Bahn fast immer in Sichtweite zur nächsten fuhr. Die Fahrradständer an der Schule waren total überfüllt, weil sehr viele mit dem Fahrrad zur Schule gefahren sind. Aber ich verstehe natürlich, worauf sie aus Ihrer Sicht hinaus wollen

  19. 101.

    Blöd. Jahrelang hatten die anderen Verkehrsteilnehmer neben dem KfZ wenig zu melden. So hat sich ein Selbstverständnis eingebürgert, dass sinnvollerweise nun über den Haufen geworden wird. Leider trifft das auf sehr wenig Selbstreflektion bei jenen, die bisher nicht zu den Marginalisierten gehörten.

  20. 100.

    Kennen Sie mich persönlich oder woher wissen Sie so genau, dass ich an den Stadtrand gezogen bin, um die Automassen nicht zu ertragen ?
    Ich bin am Stadtrand geboren und werde hier auch das "Zeitliche segnen"
    Und übrigens bin ich morgens um vier in 45 Minuten mit dem Auto am Tierpark. Ob Sommer oder Winter:-)

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