Landeseigene Betriebe - Berliner Finanzsenator plant bessere Vergütung für Aufsichtsräte

Sa 20.07.24 | 11:12 Uhr
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Finanzsenator Stefan Evers steht vor dem Brandenburger Tor in Berlin. (Quelle: imago-images/Emmanuele Contini)
Audio: rbb24 Inforadio | 19.07.2024 | Jan Menzel | Bild: imago-images/Emmanuele Contini

Eine höhere Vergütung, genauere Anforderungsprofile und mehr externer Sachverstand: Finanzsenator Evers plant Änderungen für die Aufsichtsräte der landeseigenen Betriebe - offenbar zur Überraschung des Koalitionspartners.

Aufsichtsräte von Berliner Landesunternehmen sollen für ihre Tätigkeit künftig besser vergütet werden. "Mir geht es besonders um die Professionalisierung der Aufsichtsratsarbeit. Fachexpertise muss den Ausschlag geben", sagte Finanzsenator Stefan Evers (CDU) bei der Vorstellung neuer Grundsätze für die Landesunternehmen.

Um entsprechende Aufsichtsräte und -rätinnen zu gewinnen, will Evers die Vergütung künftig "an Marktstandards angleichen". Dabei sollen insbesondere die Aufsichtsratsvorsitzenden einen 110-prozentigen Aufschlag auf die normale Vergütung eines Aufsichtsrates bekommen. Bisher lag der Aufschlag bei 66 Prozent.

Nach Angaben der Finanzverwaltung würde ein Aufsichtsratschef bei einem der bedeutenderen Landesunternehmen künftig 1409 Euro im Monat erhalten. Bisher waren es 913 Euro. Bei normalen Aufsichtsratsmitgliedern soll die Vergütung von jetzt 550 Euro auf dann 671 Euro im Monat erhöht werden.

SPD: Pläne nicht abgestimmt

Geplant ist auch, dass die Anforderungsprofile für die Aufsichtsräte von Unternehmen, die dem Land gehören oder an denen es beteiligt ist, genauer festgelegt werden. Der Finanzsenator machte deutlich, dass es ihm dabei um mehr externen Sachverstand der Kontrolleure gehe.

Der beteiligungspolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Jörg Stroedter, zeigte sich überrascht von den Plänen des Finanzsenators. Diese seien nicht mit seiner Fraktion abgestimmt und ihm nicht bekannt, sagte Stroedter dem rbb. Zugleich bekräftigte er seine Position, wonach das Parlament mehr Mitsprache bei der Besetzung der Aufsichtsratsposten bekommen sollte. Das sieht der Finanzsenator so nicht vor.

Klinikkonzern Vivantes mit größtem Minus

Als Zielvorstellung wird in den neuen Leitlinien auch formuliert, dass kein Unternehmen dauerhaft Verluste einfahren dürfe. Ausweislich des jüngsten Beteiligungsberichts gehören unter anderem die Bäderbetriebe, aber auch die Flughafengesellschaft zu den Verlustbringern. Größtes Sorgenkind unter den Landesbeteiligungen ist aktuell Vivantes. Der Krankenhauskonzern hat für das Jahr 2023 ein Minus von 131 Millionen Euro erwirtschaftet. Dagegen sind die Wasserbetriebe und die Immobiliengesellschaft Berlinovo traditionell besonders ertragsstark.

Evers kündigte an, dass Landesunternehmen stärker auf das Know-How privater Partner zurückgreifen sollen. Als Beispiel nannte er die Kooperation der Charité mit dem Pharmakonzern Bayer, die ein gemeinsames Zentrum für Gen- und Zelltherapien betreiben wollen.

Bonuszahlungen als Ergänzung

Neue Regelungen sind auch für die Geschäftsführungen geplant. Vorstände sollen, wenn sie erstmalig bestellt werden, zunächst nur für drei Jahre in die Spitzenposition kommen. Bisher hatten die Arbeitsverträge eine Laufzeit von bis zu fünf Jahren. Außerdem sollen Bonus-Zahlungen als Ergänzung der Grundvergütung an "ambitionierte" Zielvereinbarungen geknüpft werden.

Berlin ist an 63 Unternehmen unmittelbar beteiligt. An 43 davon hält das Land die Mehrheit. Wohnungsunternehmen wie die Howoge oder Degewo, die Stadtreinigung BSR oder die Verkehrsbetriebe BVG sind zu 100 Prozent im Besitz der öffentlichen Hand. Alle Landesunternehmen zusammen beschäftigen mehr als 60.000 Menschen und haben einen Umsatz von rund 12 Milliarden Euro.

Sendung: rbb24 Inforadio, 19.07.2024, 08:25 Uhr

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66 Kommentare

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  1. 66.

    Alles Lüge! Berlin ist abgewirtschaftet von Landowsky und Diepchen - beide CDU! Und zwar soweit herunter gewirtschaftet, dass es RRG trotz aller Bemühungen nicht gelungen ist, das wieder rückgängig zu machen.
    Es war der größte Wirtschaftsprozess seit 1945: Für den früheren starken Mann der Berliner CDU, Klaus-Rüdiger Landowsky, endete der Berliner Bankenskandal heute mit einer Bewährungsstrafe. Nur ein schwacher Trost für die Steuerzahler - sie bleiben auf Milliardenrisiken sitzen.
    Und jetzt macht Wegner da weiter, wo Diepgen aufgehört hat. Das ist die Wahrheit.

  2. 65.

    Für das reinigen von Denkmälern hat die Stadt angeblich kein Geld, Graffiti überall wohin man schaunt. Für die eigenen Taschen und seine Günstlinge ist natürlich immer genug da. Ansonsten kann die Stadt ruhig weiter verwahrlosen... Den Touris gefällts ja offenbar noch...

  3. 64.

    Dann bekommen die armen Schlucker endlich mehr Geld damit ich nur 1000 € Rente bekomme.

  4. 63.

    Na ganz so war es ja nicht. Bis 2001 stellte die CDU den Regierenden Bürgermeister und hatte eine Mehrheit im Senat, von 2011 bis 2016 befand sie sich in einer Koalition mit der SPD und seit 2023 stellt die erneut den Regierenden Bürgermeister. Und nun wird von den Konservativen richtig abgewirtschaftet, damit die eigene Klientel lukrative Aufsichtsrats- und Vorstandsposten bekommen kann.

  5. 62.

    Jeder meint das Sozialaspekt greift ich empfehle Mal Internet suche KdU Rückforderung Sozialkassen Bundesrechnungshof BMASeinzugeben.

  6. 60.

    Während bei Sozialhilfeempfängern um jeden Cent monatelang gefeilscht wird und das im ÖD beschäftigte Fußvolk gerne mit Abschlüssen von 6,5 % für 36 Monate abgespeist wird, werden die Herren Großkopferten mit 110 % Zuschlag aus der rechten Hosentasche bezahlt.

  7. 59.

    Weil Berlin genug von einer linken Regierung hat. Berlin ist abgewirtschaftet von 25 Jahre links Regiert.

  8. 58.

    Ich Ich Ich! Und dann kommt: Ich! So siehts bei der CDU aus.

  9. 57.

    Danke, das ist mir bewußt. Ich kann mich aber noch erinnern wie hier vor und nach den Neuwahlen die cDU als der wahre Heilsbringer angepriesen worden ist.

    Immerhin sind diese Stimmen jetzt sehr viel leiser geworden, manche sind sogar verstummt.

  10. 56.

    Ordentlich Schulden machen, damit für die sozial ganz unten anzusiedelnden keine Hilfen möglich bleiben. Nehmen Sie lieber Ihren Hut, Herr Finanzsenator!

  11. 55.

    Falsch! Die Bezahlung von ,,Beratern und ,,Topspezialisten“ verschlingt jährlich hunderte Millionen Euro!

  12. 54.

    "Das ist leider nicht zum Lachen wie die cDU jetzt ihr wahres Gesicht zeigt."
    Na dann erholen sie sich mal langsam von ihrer Sonnenfinsternis, die CDU war noch nie anders. Das kommt vom Hin- und Herwählen.
    Mal CDU mal SPD , nur der Laden, in dem die Verkäufer wechseln, bleibt immer der selbe Laden.

  13. 53.

    ...wenn ich groß bin, werde ich Aufsichtsrätin!

  14. 52.

    "Als Senator muss man rechtzeitig vorsorgen für die Zeit nach dem Wahlamt; denn die Wähler sind launisch und die politische Zukunft ungewiss."

    Das liegt nicht an der Laune der Wähler, sondern an der kompletten Unfähigkeit dieses Senats die Stadt zu regieren.

  15. 51.

    Fleißig beim schaffen von hoch bezahlten Alterssitzen für ehemalige Kollegen aus der Politik, Herr Evers.

  16. 50.

    "Und dann das Kita und Schulessen streichen. Ganz mein Humor....."

    Das ist leider nicht zum Lachen wie die cDU jetzt ihr wahres Gesicht zeigt.

  17. 49.

    Richtig, der Mann betreibt vorausschauend Karriereplanung. Ihm ist klar, dass angesichts dieser Senatspolitik die CDU der zukünftigen Koalition nicht mehr angehören wird. Logisch.

  18. 48.

    Falsch, bei Linksgrün wird zumindest versucht, auch die Reichen zur Finanzierung des Gemeinwesens heranzuziehen, aber im Zweifel wird dies von der FDP verhindert.

  19. 47.

    Herr Evers, wovon reden Sie ? Professionalisierung, Fachexpertise ? Wer soll das leisten ? Doch nicht Politiker, Studienabbrecher oder Referenten, die plötzlich eine Funktion im Aufsichtsrat bekommen. Berliner Tagespresse hat berichtet: der ahnungslose Matthias Platzek, Stellvertreter Wowereits im Aufsichtsrat, rief erkennbar wüttend, den August 2012, als nächsten Termin aus (BER Eröffnung). Wie falsch er damit lag, erkannte er (gelernter Ing.) später selbst ... ". Eine Frechheit was Herr Evers vorgeschlagen hat.

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