Frauenfußball - Turbine Potsdam droht nach Verlust des Hauptsponsors die Zahlungsunfähigkeit
Die Sorgen beim Frauenfußball-Traditionsverein Turbine Potsdam werden immer größer. Nach dem sportlichen Fall haben sie nun auch ihren Hauptsponsor verloren. Es braucht schnell Ersatz.
Kurz vor dem Start der neuen Saison steckt Bundesliga-Absteiger Turbine Potsdam in großen finanziellen Schwierigkeiten. Wie Vereinspräsident Karsten Ritter-Lang am Mittwoch dem rbb sagte, hat der Verein nach dem sportlichen Abstieg nun auch seinen Hauptsponsor verloren. Die AOK habe bereits im Juni die zehnjährige Zusammenarbeit beendet, sagte Ritter-Lang rbb24 Brandenburg aktuell.
Die Krankenkasse begründete das Ende der Zusammenarbeit mit einer Neuausrichtung beim Thema Sponsoring. "Die AOK Nordost hat ihren Fokus vom Profisport hin zum Breitensport verlagert. In Zukunft werden wir verstärkt mit regionalen Sportvereinen, aber auch mit Verbänden, Schulen und Kitas zusammenarbeiten, die entsprechende Angebote vorhalten", hieß es aus der Presseabteilung.
Insolvenz droht im Frühjahr
Präsident Ritter-Lang sagte weiter, zwar sei der Verein nach dem Ausstieg der AOK im Moment weiter zahlungsfähig und Spielbetrieb und Gehaltszahlungen gesichert, es fehlten aber große Sponsoren für die nachhaltige finanzielle Absicherung. Nun drohe die Zahlungsunfähigkeit. "Wenn es bei dieser Situation bleibt, wird es im Frühjahr soweit sein. Da wird es bitter werden, das ist Tatsache", so Ritter-Lang.
Die Krankenkasse war eigentlich auch als Trikot-Sponsor für die kommende Saison eingeplant. Nun wird Turbine vorerst ohne Werbepartner auf der Brust auflaufen. "Durch die kurzfristige Absage der AOK haben wir nicht den nötigen Vorlauf, entsprechend gegenzusteuern", sagte der Präsident. Man arbeite nun mit Hochdruck an einer Lösung und versuche einen neuen Hauptsponsor für sich gewinnen zu können.
Die Suche gestaltet sich allerdings schwierig. "Wir versuchen viele Kontakte herzustellen, kriegen aber meistens nicht einmal eine Antwort auf unsere Anfragen. Das ist eine Kommunikationskultur, die uns traurig macht", sagte Ritter-Lang. "Turbine war früher mal ein Markenzeichen des Landes Brandenburg und jeder war gerne auf einem Foto mit dabei, wenn wir erfolgreich waren. Jetzt sind wir sportlich in einer schlechten Situation und viele drehen uns den Rücken zu. Leider haben wir im Land auch nicht die Kultur, dass Firmen, die große Umsätze machen, der Gesellschaft etwas zurückgeben."
Ziel war der Wiederaufstieg
Der einstige Vorreiter-Klub des deutschen Frauenfußballs war in der vergangenen Saison mit einer katastrophalen Leistung und nur acht Punkten aus 22 Begegnungen aus der Bundesliga abgestiegen. Der Niedergang begann allerdings bereits im Sommer davor mit dem Abgang mehrerer Führungsspielerinnen, der Entlassung von Trainer Sofian Chahed und dem darauffolgenden Rücktritt des Präsidenten Rolf Kutmutz.
Trotzdem hatte der im November neugewählte Präsident Ritter-Lang noch Ende Mai den Wiederaufstieg als Ziel für die neue Saison ausgegeben und den Verein als finanziell abgesichert bezeichnet. Durch den Verlust des Hauptsponsors sind die Sorgen vor dem Zweitliga-Start am kommenden Sonntag beim SV Meppen (Anstoß 14 Uhr) allerdings groß. Schließlich sind mitten im finanziellen Chaos auch die Kaderplanungen noch nicht endgültig abgeschlossen.
"Wir suchen immer noch Spielerinnen und der Kader ist meines Erachtens zu klein", sagte Trainer Marco Gebhardt. "Wir wissen um die Problematik und arbeiten jeden Tag daran. Mal schauen, was bis zum Ende des Transferfensters noch passiert."
Sendung: rbb24 Brandenburg Aktuell, 16.08.2023, 19:30 Uhr