Umfrage der Bertelsmann-Stiftung - Brandenburger sind für erneuerbare Energien und uneinig beim Kohleausstieg
Unter den Brandenburgern gibt es beim Thema Energiewende eine große Unsicherheit. Die meisten sehen den Atomausstieg kritisch, sind aber dennoch für erneuerbare Energien. Viele kennen außerdem nicht mal das aktuelle Kohleausstiegs-Datum.
Die Energiewende und die damit zusammenhängenden politischen Entscheidungen lösen bei den Brandenburgern nach wie vor große Unsicherheit aus. Das zeigen Daten einer neuen Studie der Bertelsmann-Stiftung*, die exklusiv für den rbb erstellt wurde und deren Ergebnisse am Mittwoch vorgestellt werden.
Vor allem das Thema Kohleausstieg beschäftigt die Brandenburger, wie die Umfrage zeigt. Die Unsicherheit bei dem Thema zeigt sich bereits an der Frage, wann der Ausstieg vorgesehen ist. Nur 35 Prozent der Befragten wissen, dass dieser nach aktuellem Stand bis zum Jahr 2038 vorgesehen ist. So steht es im Kohleausstiegsgesetz.
Etwas mehr, genauer 37 Prozent, gehen davon aus, dass bis 2030 Schluss sein soll mit der Braunkohle. Das ist allerdings das Datum, dass die Ampelkoalition in ihrem Koalitionsvertrag "idealerweise" anstrebt. Drei Prozent der Befragten glauben sogar, der Aussstieg solle laut Planung sofort geschehen, während 25 Prozent angeben, das aktuelle Ausstiegsdatum gar nicht zu kennen.
Die Teilnehmer waren außerdem dazu befragt worden, ob die Politik genug gegen die Folgen des Kohleausstiegs unternimmt. Dabei zeigt sich, dass die zahlreichen Projekte, die vor allem in der Lausitz bereits angestoßen wurden, offenbar noch nicht bei der Bevölkerung wirken. Nur 18 Prozent sind der Meinung, es werde ausreichend viel getan, 61 Prozent gaben an, nicht zufrieden zu sein.
Auch das Thema Versorgungssicherheit und Bezahlbarkeit von Strom beschäftigt viele Brandenburger. 70 Prozent der Befragten geben an, sich darüber zu sorgen, dass die Versorgungssicherheit und die Bezahlbarkeit von Strom durch den Kohle- und Atomausstieg gefährdet sein könnte.
Ein eindeutiges Ergebnis zeigt die Frage nach dem Atomausstieg. 61 Prozent der Befragten lehnen demnach den Ausstieg aus der Atomenergie ab; nur 26 Prozent stimmen dafür. Nicht ganz so eindeutig ist es beim Thema Kohleausstieg: 43 Prozent sind dafür; 41 Prozent der Befragten lehnen den Schritt ab.
Trotzdem ist ein Großteil für den Ausbau der erneuerbaren Energien: 62 Prozent der Brandenburgerinnen und Brandenburger befürworten entsprechende Maßnahmen, während 28 Prozent dies ablehnen.
Befragt wurden die Teilnehmer auch zu den Maßnahmen in Deutschland für den Klimaschutz. Dabei sind 34 Prozent der Befragten der Meinung, dass zu viel getan wird; 29 Prozent glauben dagegen, dass zu wenig passiert und 25 Prozent meinen, dass es angemessen viel ist.
Ein weiteres großes Thema in der Umfrage ist die Ungleichheit zwischen Ost und West. 65 Prozent der befragten Brandenburger finden, dass die Leistungen der Menschen in Ostdeutschland zu wenig Anerkennung finden. 19 Prozent sehen die Anerkennung angemessen; 5 Prozent glauben, dass die Anerkennung zu viel ist.
Ein Großteil der Befragten ist mit 53 Prozent auch der Meinung, dass die Spaltung zwischen West- und Ostdeutschland eher zugenommen hat. Nur 29 Prozent glauben, dass die Spaltung eher abgenommen hat. Für 8 Prozent gibt es demnach keine Spaltung.
* Für die Umfrage wurden bundesweit 3.718 Menschen (davon 377 in Brandenburg) vom Meinungsforschungsinstitut YouGov befragt, die die Grundgesamtheit der deutschsprachigen Wohnbevölkerung ab 18 Jahren repräsentieren. Die Umfrage wurde von der Bertelsmann-Stiftung für den rbb in Auftrag gegeben.
Sendung: rbb24 Spezial, 10.05.2023, 20:15 Uhr