U-Bahn-Verkehr weiter eingeschränkt - Bauarbeiten für Covivio-Hochhaus am Alexanderplatz gehen weiter
Am Berliner Alexanderplatz gehen die Bauarbeiten für ein Hochhaus weiter, obwohl der abgesackte U-Bahn-Tunnel noch nicht saniert ist. Durch die Arbeiten wird die Baugrube stabilisiert, heißt es. Es wird aber auch Kritik laut.
Obwohl die U2 am Berliner Alexanderplatz weiterhin nur eingleisig befahrbar ist, baut der französische Investor Covivio wieder an seinem geplanten Hochhaus. Das bestätigte das Unternehmen am Mittwoch auf Nachfrage des rbb.
Unter anderem wurden zwei große Kräne in der Baugrube neben dem U2-Bahnhof aufgebaut.
Der Bahnhof war vergangenen Herbst infolge der Bauarbeiten von Covivio um fast vier Zentimeter abgesackt.
Man habe die Arbeiten im Oktober 2022 "proaktiv eingestellt", nachdem der Schaden am U-Bahntunnel festgestellt wurde, so eine Covivio-Sprecherin. Ein Baustopp sei seitens der Behörden aber nicht verhängt worden. "Entsprechend war keine Genehmigung zum erneuten Baustart erforderlich."
Die Bauarbeiten würden "in enger Abstimmung mit den Genehmigungsbehörden" stattfinden, hieß es weiter.
Opposition reagiert alarmiert
Alarmiert reagiert die Opposition im Abgeordnetenhaus auf die Wiederaufnahme der schweren Erdarbeiten von Covivio direkt neben dem U2-Tunnel. Es sei mehr als irritierend, dass der Hochhausbau wieder in vollem Umfang starte, während der zweigleisige Betrieb der beschädigten U2 erst für Ende August angekündigt sei, so der stadtentwicklungspolitische Sprecher der Grünen, Julian Schwarze: "Es wirkt so, als ob Covivio aus eigenem Profitinteresse heraus einfach weiterarbeitet, die Sicherheit für den U-Bahnverkehr wird hintangestellt."
Die Linken-Abgeordnete Katalin Gennburg fordert gar einen sofortigen Baustopp für Covivio. Es räche sich jetzt, dass der Baustadtrat von Mitte diesen nicht schon nach dem Absacken des Bahnhofs vergangenen Oktober verhängt habe. Sowohl Gennburg als auch die Grünen warnen davor, dass die Bauarbeiten erneut zu Setzungen im Tunnel führen könnten. Auch deshalb fordern sie ein Moratorium für alle Hochhausbauten in der Nähe von U-Bahntunneln - nicht nur am Alexanderplatz.
ist der Weiterbau unproblematisch?
Mittes Baustadtrat Ephraim Gothe (SPD) sieht dagegen keinen Anlass für eine Baustopp, da Covivio konstruktiv an der Sanierung des U-Bahntunnels mitgearbeitet habe. Der Weiterbau sei zu begrüßen, da hierdurch die Baugrube ausgesteift werde und weitere Bodenbewegungen eher unwahrscheinlicher würden. Auch die Technische Aufsichtsbehörde des Senats hält die Bauarbeiten neben der U-Bahn für unproblematisch. "Wenn man so erfreulich weit ist mit der Sanierung des U-Bahntunnels, dann kann man daneben natürlich auch weiterarbeiten", sagt auch der verkehrspolitische Sprecher der CDU, Johannes Kraft. Er erwarte aber, dass alle Beteiligten nun ganz genau hinsehen, um zu verhindern, dass erneut Probleme an der U2 auftreten.
Die U2 fährt am Alexanderplatz derweil weiterhin nur eingleisig, erst Ende August soll der Verkehr nach Angaben von Berlins Verkehrssenatorin wieder normal laufen. Der Tunnel war durch die Baustelle des Covivio-Hochhauses beschädigt worden und musste mit einem aufwändigen Verfahren durch Covivio wieder stabilisiert werden. Ursprünglich war geplant, den mehrere Zentimeter abgesackten Tunnel wieder anzuheben. Ende Juni erklärte BVG-Vorstand Rolf Erfurt im Hauptausschuss des Abgeordnetenhauses jedoch, dass dies nicht mehr nötig sei. Der Boden unter dem Tunnel sei durch Zementinjektionen stabil genug.
Sendung: rbb24, 05.07.2023, 21:45 Uhr