Herthas Sportdirektor Benjamin Weber - "Natürlich sind wir nicht zufrieden"

Fr 15.03.24 | 18:11 Uhr
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Herthas Sportdirektor Benjamin Weber (imago images/Matthias Koch)
Bild: imago images/Matthias Koch

Immer wieder schien es im Laufe der Saison, als könne Fußball-Zweitligist Hertha BSC doch noch ins Aufstiegsrennen eingreifen. Dass es doch nicht gelang, hat für Sportdirektor Benjamin Weber klare Gründe. Enttäuscht ist er dennoch.

rbb|24: Benjamin Weber, eigentlich wollte Hertha in der Rückrunde in eine Position kommen, aus der heraus man im Idealfall noch einmal die Aufstiegsplätze zumindest hätte angreifen können. Schaut man jedoch auf die Tabelle dieser Rückrunde, ist Ihre Mannschaft dort Drittletzter. Was ist passiert?

Benjamin Weber: Ich denke schon, dass wir einfach einen sehr schlechten Start in das gesamte Jahr hatten. Jetzt kann man die Umstände bemühen. Krankheiten zum Beispiel, die wir dann einfach hatten. Fabian Reese etwa ist zu Beginn ausgefallen. Oder natürlich auch der Schicksalsschlag um den Tod von unserem Präsidenten Kay Bernstein. Trotzdem haben wir in Summe in den Spielen, sowohl gegen Düsseldorf, Wiesbaden, aber dann jetzt vor allen Dingen natürlich auch gegen Kiel oder Braunschweig, einfach Punkte liegen lassen. Das ist erstmal das Erste.

Und das Zweite?

Natürlich sind wir nicht damit zufrieden, wo wir im Moment stehen. Deswegen ist das Thema Ziel ja ein klarer Punkt. Aber es nutzt nichts, jetzt von Träumen zu sprechen. Unser Ziel ist es weiterhin, jedes Spiel zu gewinnen. Unser Ziel ist, Sonntag das Spiel gegen Schalke 04 zu gewinnen.

Sie haben dieses Jahr oft als Übergangsjahr bezeichnet. Inzwischen geht der Blick schon nach vorn. Wofür soll die kommende Saison stehen?

Wir leben im Hier und Jetzt. Das ist einfach so. Und ich glaube, was wir im vergangenen Sommer gemacht haben, haben wir auch schon viel bemüht. Mit einem riesigen Kaderumbruch von über 30 Transferbewegungen. Mit einer klaren Idee, junge Spieler zu entwickeln und auf den Platz zu bekommen. Und das ist sicherlich unabhängig vom Ausgang dieser Saison unser weiterer Weg — junge Spieler zu entwickeln. Und das Gerüst, das ist da. Und auch das Gerüst der Mannschaft ist vorhanden und das hat sich einfach über die Saison schon entwickelt. Und es gilt, das weiterzuentwickeln und dann natürlich fleißig Punkte zu sammeln.

Mit den Erfahrungen dieser Saison, was für ein Bild ergibt sich Ihnen von dieser zweiten Liga? Was für eine Spielidee, was für eine Philosophie braucht es, um wirklich da oben angreifen zu können?

Ich würde St. Pauli ein Stück weit ausklammern. Aber ist es einfach extrem eng und das zeichnet die Liga aus. Sie ist robust, sie ist intensiv und es zeichnet sie vor allen Dingen eines aus, nämlich dass fast jeder jeden schlagen kann. Wir haben vor gut zwei Wochen hier gegen den Zweiten gespielt. Wenn wir es gut zu Ende spielen, gewinnen wir das Spiel gewonnen. Es ist einfach eine intensive, robuste Liga, in der du einfach nicht zu viele Fehler machen darfst. Und das ist sicherlich etwas, was sich durch unsere gesamte Saison zieht. Dass wir viel zu viele individuelle Fehler gemacht haben, die es verhindert haben, dass wir jetzt in der Tabelle besser dastehen.

Was braucht die Mannschaft? Welche Spieler braucht sie für die kommende Saison?

Das ist sicherlich zu weit gedacht in diesem Augenblick. Es ist natürlich klar, dass wir unseren Kader ständig analysieren und wir haben sicherlich auch die eine oder andere Personalien noch zu lösen. Wir haben in Summe sieben Leihspieler draußen. Das sind auch alles noch Themen. Und natürlich schauen wir uns aber auch auf einzelnen Positionen für die Zukunft um. Aber das würde jetzt, hier und heute, Mitte März, einfach ein Stück zu weit gehen.

Auch die Trainerposition ist wieder zu klären. Pal Dardai hat gesagt, er hat einen Vertrag für immer eine Saison und dann entscheidet er, wie es mit der Lust so aussieht. Wie groß ist Ihre Lust, mit Pal Dardai weiterzumachen?

Das ist für uns im Moment nicht das Thema. Da können Sie auch versichert sein, dass wir das zunächst intern besprechen werden. Und dann aber natürlich auch sagen, wie es weitergeht.

Weiter sind Sie da mit den Lizenzunterlagen für die kommende Saison, die inzwischen eingereicht werden mussten. Tom Herrich, Ihr Geschäftsführer, hat vor einem halben Jahr gesagt, der Patient Hertha sei auf dem Weg von der Intensivstationen zur Normalstation. Was sagt die Krankenakte heute?

Ich denke, wir sind auf einem guten Weg. Wir haben fristgerecht sämtliche Unterlagen für die erste, zweite und auch die dritte Liga, das gehört dazu, abgegeben und wir sind positiv.

Vielen Dank für das Gespräch.

Das Interview ist eine leicht redigierte Fassung eines Radio-Gesprächs und wurde geführt von Dennis Wiese.

Sendung: rbb24 Inforadio, 15.03.2024, 19:15 Uhr

5 Kommentare

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  1. 5.

    Stimme voll und ganz zu, ich hoffe das dem Druck von außen standgehalten wird und das der Investor nicht auf Aktionismus sondern auf Stabilität setzt.

  2. 4.

    Wenn ich daran zurückdenke, wie es um Hertha Ende letzter, Anfang dieser Saison stand, muss ich sagen, dass der Verein aktuell doch ziemlich gut dasteht.
    Ein bisschen Entschleunigung täte gut, ein vitaler Verein geht meiner Meinung nach vor Ligazugehörigkeit - noch dazu die zweite Liga derzeit eine sehr geile ist.
    Aktuell hat man bei Hertha BSC meiner Meinung nach eigentlich die richtigen Leute an den richtigen Stellen. Es wäre meiner Meinung nach äußerst schade, wenn man nun wieder den alten Fehler machen würde und zu schnell zu viel will.

  3. 3.

    So siehts aus! Gute Analyse, Roman. Wird auch einiges davon abhängen wer der nächste Präsident wird.
    HaHoHe aus Hessen.

  4. 2.

    Die Pressekonferenz gestern war schon sehr speziell und ich finde es gut, dass die Person Pal Dardai auch zurückschlägt und der Presse mal die Meinung geigt.

    Auch wahr ist aber, dass jeder mittlerweile die aufkommende Nervosität spüren kann und ich bin gespannt ob die neue Hertha Führung, ohne Herrn Bernstein, es schafft Ruhe zu bewahren und dem reflexartigen Suchen nach einer opportunen und damit schnellen Lösung für diese Nervosität, widerstehen kann.

    Dazu gehört natürlich Rückgrat, Haltung und zu vereinbarten Themen auch zu stehen. Es gibt Vereine die haben solche Situationen durch- und überstanden, Hertha muss erst noch beweisen ob sie das können.

    Ich hoffe es...

  5. 1.


    Es kann schnell gehen mit dem Aufstieg, aber auch laaange Jahre dauern.

    Der HSV verpasst seit 6 Jahren jeweils hauchdünn, Hannover und Nürnberg warten das fünfte Jahr auf den Wiederaufstieg, Düsseldorf das vierte. Der KSC will wieder rauf. Lautern, Fürth, Paderborn auch und Schalke sowieso. Nicht zu vergessen sind Mannschaften aus der dritten Liga, die von einem Durchmarsch träumen.

    Die Hertha wird auch in den nächsten Jahren mit starken Aufstiegskonkurrenten in der 2.Liga zu tun haben, denn dort herrscht mit den überwiegend ehemaligen Erstligisten eine hohe Leistungsdichte und man braucht in jeder Saison ein glückliches Händchen, vom Trainer über den Kader zu Zuschauern und Umfeld, um herausstechen und aufsteigen zu können.

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