Vor Spiel gegen Regensburg - Personell veränderte Hertha erwartet selbstbewussten Gegner
Hertha BSC will gegen Aufsteiger Regensburg den ersten Sieg in der aktuellen Zweitligasaison einfahren. Durch seinen Pokal-Coup wird der Jahn selbstbewusst und hochmotiviert auftreten. Der eigentliche Star der Oberpfälzer ist aber ihr Trainer.
Fakten zum Spiel
- Hertha wartet in der zweiten Liga noch auf den ersten Saisonsieg
- bislang gab es zwei direkte Zweitliga-Duelle beider Klubs, Hertha gewann beide
- Regensburg startete mit Sieg (1:0 gegen Ulm) und Niederlage (0:2 gegen 96) in die Saison
- Durchschnittsalter des Jahn-Kaders beträgt 24,8 Jahre, Hertha etwas jünger (24,6 Jahre)
- aller Voraussicht nach Spiel eins nach dem Wechsel von Haris Tabakovic zur TSG Hoffenheim
So läuft es bei Jahn Regensburg
"Wir sind nicht unzufrieden. Man sieht, dass wir mithalten können und nicht komplett chancenlos sind", sagt Blogger Thomas Süß über den Saisonauftakt des Jahn in der zweiten Liga. Der 1:0-Sieg im DFB-Pokal gegen Erstligist VfL Bochum hat dem Team von Trainer Joe Enochs einen zusätzlichen Schub verliehen. Die Mannschaft definiert sich vor allem über kollektiven Einsatz, Kampfeswillen und ihre Stärken bei Standardsituationen. Aus diesen Gründen könnten die Oberpfälzer zu einem unangenehmen Gegner für die Herthaner werden, so Thomas Süß.
Aufstiegstrainer Joe Enochs wird beim Regensburger Anhang sehr positiv gesehen. Der sportliche Erfolg und die sympathische Art des US-Amerikaners haben ihm viele Pluspunkte im Umfeld des Vereins eingebracht. "Er ist ein Trainer, der gut mit den Spielern zurechtkommt, der die Mannschaft auch entwickeln kann", sagt Süß. In knapp einem Jahr in Regensburg hat Enochs dies bereits unter Beweis gestellt und konnte mit dem Jahn in die zweite Liga aufsteigen. Entsprechend hoch sei sein Ansehen innerhalb der Mannschaft und bei den Fans.
Mit dem Heimsieg gegen Mit-Aufsteiger SSV Ulm (1:0) und der erwartbaren Auswärtsniederlage in Hannover (0:2) steht Jahn Regensburg aktuell voll im Soll. Hertha ist im Heimspiel zwar der klare Favorit, wird sich aber in Acht nehmen müssen vor selbstbewusst auftretenden Gästen.
Das bewegt die Fans
Die positive Entwicklung bei den Auswärtsfahrten ist laut Thomas Süß auf jeden Fall ein wichtiger Punkt in der Fan-Szene. Immer mehr Jahn-Fans würden sich auf den Weg in fremde Stadien machen, um den Verein zu unterstützen. Es zeige auch ein Stück weit die Euphorie rund um den Klub, auch wenn man für die relativ geringe Gesamtzahl seiner Auswärtsfans noch häufig belächelt werde. Ein positiver Trend ist aber deutlich auszumachen.
Thomas Süß selbst werde nicht vor Ort in Berlin sein, weil er gerade erst aus dem Urlaub zurückgekehrt sei. Aber der 29-Jährige wisse von vielen Fan-Kollegen, die in die Hauptstadt reisen werden und sich seit Langem auf das besondere Spiel im Olympiastadion freuen.
Auf diese Spieler sollte Hertha achten
Jahn Regensburg verfügt laut Süß über einen "brutal guten Torhüter". Felix Gebhardt ist aktueller Nationaltorwart der deutschen U21. Dem 22-Jährigen wird großes Potential attestiert, bewies dies bereits in der zweiten Liga durch starke Reflexe und eine gute Spieleröffnung. "Jemand der nicht so auffällt, aber auch enorm wichtig für die Mannschaft ist, ist Christian Viet", sagt Süß. Der offensive Mittelfeldspieler ist der Ballverteiler im Zentrum der Regensburger.
Zwei weitere Akteure, die im Jahn-Kollektiv über eine gewisse Torgefährlichkeit verfügen, sind die beiden Flügelspieler Kai Pröger (ehemals Hansa, Paderborn und BFC Dynamo) und Dominik Kother auf der offensiven, linken Seite. Letzterer immerhin Siegtorschütze für den Jahn im Zweitliga-Auftakt gegen Ulm und Vorlagengeber beim Erfolg im DFB-Pokal gegen Bochum.
Eines der größten Talente im Jahn-Kader ist der laufstarke 19-jährige Außenstürmer Mansour Ouro-Tagba. Von ihm könne man noch einiges erwarten, sagt Süß: "Grundsätzlich ist aber das Kollektiv das, was beim Jahn am meisten zur Geltung kommt."
Das sagen die Trainer
Joe Enochs: "Wir unterschätzen Hertha BSC nicht, das ist eine Spitzenmannschaft in der zweiten Liga. Wir müssen an unsere Leistungsgrenze gehen, wenn wir da bestehen wollen. Und wenn man das Auswärtsspiel in Hamburg betrachtet, da hat Berlin in der zweiten Halbzeit dominiert, ist zu Recht zum Ausgleich gekommen und hätte das Spiel auch gewinnen können. Und das Pokalspiel spricht für sich." (Anm. der Redaktion: Hertha hatte im DFB-Pokal 5:1 in Rostock gewonnen.)
Cristian Fiél: "Sie haben im Pokal einen Bundesligisten rausgehauen, haben in der Liga bereits gewonnen und kommen nach Standards immer wieder zu ihren Situationen, suchen dazu immer wieder schnell die Tiefe. Das ist das, was uns in den Heimspielen alle zwei Wochen bevorstehen wird. Ein Gegner, der hochmotiviert ist und gegen Hertha gewinnen will."
So könnte Hertha spielen
Torhüter Tjark Ernst dürfte im Vergleich zum Pokal-Erfolg in Rostock (5:1) wieder zwischen die Pfosten zurückkehren. In der Abwehr wird Trainer Cristian Fiél auf der linken Seite wohl Deyovaisio Zeefiuk anstelle des verletzten Jeremy Dudziak (Gehirnerschütterung) aufbieten. Michael Cuisance könnte im Mittelfeld nach guter Trainingswoche in die Startelf zurückkehren anstelle von Michal Karbownik. Aufgrund des anstehenden Wechsels von Stürmer Haris Tabakovic nach Hoffenheim wären Florian Niederlechner oder Luca Schuler die ersten Alternativen im Angriff.
Herthas mögliche Startelf: Ernst - Kenny, Gechter, Kempf, Zeefuik – Demme – Cuisance, Maza – Winkler, Niederlechner, Scherhant
Die Prognose
Tipp des Gegner-Experten: "Wenn ich mir was wünschen dürfte, wäre es ein 2:1 für den Jahn", sagt Thomas Süß: "Realistisch betrachtet wird es aber wohl eher ein 0:2." Aus seiner Sicht werde es auf viele psychologische Faktoren ankommen. Hertha stehe kurz vor einem Fehlstart. "Wenn man in diese Angst reinstößt, kann das auch in die andere Richtung kippen. Da kann der Jahn schon wehtun", so Süß.
Der Redaktionstipp: Hertha BSC steht vor richtungsweisenden Wochen in der zweiten Liga, zeigte sich zuletzt beim HSV und in Rostock deutlich verbessert. Ein Sieg im Heimspiel gegen Aufsteiger Regensburg ist Pflicht, will man nicht schon zu Saisonbeginn den Abstand zur Spitze zu groß werden lassen. Der erste Saisonsieg in der Liga gelingt durch ein 3:1.
Sendung: rbb24, 22.08.2024, 21:45 Uhr