Haushalt in Berlin - Debatte über Sparpläne im Abgeordnetenhaus von Protesten begleitet

Do 05.12.24 | 16:37 Uhr
  27
Zahlreiche Teilnehmer kommen zur Kundgebung der Gewerkschaft Verdi gegen Kürzungen im Kulturbereich vor dem Abgeordnetenhaus. (Quelle: dpa/Kalaene)
Video: rbb24 Abendschau | 05.11.2024 | Nachrichten | Bild: dpa/Kalaene

Lauter Protest vor dem Berliner Parlament: Während im Abgeordnetenhaus über die Sparpläne debattiert wird, machen Wohlfahrtsverbände vor dem Gebäude ihrem Ärger darüber Luft. Sie sprechen von einem "sozialen Kahlschlag auf Raten".

Tausende Mitarbeiter von Wohlfahrtsverbänden haben am Donnerstag vor dem Abgeordnetenhaus in Berlin demonstriert, während im Gebäude über die Sparpläne des Senats diskutiert wurde.

Der Protest richtete sich vor allem gegen die Kürzungen im Sozialbereich. Aber auch die Kürzungen im Kulturbereich wurden kritisiert. Auf Schildern waren Parolen wie "Schwarz-Rot verschärft die soziale Not" zu lesen. Demonstranten riefen "Wir zeigen den Kürzungen die Rote Karte." Aufgerufen hatten AWO, Caritas, Diakonie, Paritätischer Berlin, der Deutsche Gewerkschaftsbund und der Landesjugendring. Laut Veranstalter nahmen rund 5.000 Menschen an der Demonstration teil. Die Polizei sprach von einer friedlichen Kundgebung.

Der Senat plant, im Haushalt 2025 rund 3,8 Prozent des Sozialetats zu kürzen - insgesamt mehr als 70 Millionen Euro.

"Sozialer Kahlschlag auf Raten"

Addiert man laut der Berliner Diakonie-Vorständin Andrea Asch die geplanten Kürzungen in den Bereichen Gesundheit, Jugend und Bildung dazu, stehe am Ende eine Summe von 510 Millionen Euro. Kurz vor Weihnachten müssten sich so sehr viele der 120.000 Beschäftigten der Einrichtungen, Projekte und Initiativen auf kurzfristige Stellenreduzierungen, Verzicht auf Gehaltserhöhungen und vielleicht sogar den Jobverlust einstellen, sagte Asch.

Auch der Geschäftsführer der Berliner AWO, Oliver Bürgel kritisierte die Pläne und warnte vor einem Zusammenbruch des sozialen Gefüges in Berlin. Er sprach von einem "sozialen Kahlschlag auf Raten".

CDU und SPD hatten wegen der Proteste gegen ihre Sparpläne allerdings bereits am Mittwoch einen Teil der Kürzungen zurückgenommen. Rund 48 Millionen Euro für die Tarifvorsorge für freie Träger sollen wieder in den Haushalt eingestellt werden, hieß es. Andrea Asch befürwortete den Schritt, bewertete ihn aber gleichzeitig als nicht ausreichend. Die Geschäftsführerin des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes Berlin, Gabriele Schlimper sagte, es gebe weiterhin eine große Unsicherheit bei freien Trägern und warnte: "Dabei wissen wir alle, wer jetzt in der Prävention spart, wird es später teuer bezahlen."

Grütters kritisiert Wegner und Chialo

Bei der Debatte im Abgeordnetenhaus kritisierten Grüne und Linke die geplanten Kürzungen. Den Plänen fehlten Herz und Sachverstand, hieß es unter anderem. Die AfD warf CDU und SPD vor, mit "Luftnummern" zu jonglieren. Die Regierung verteidigte ihre Haushaltspläne. Man setze den Fokus auf Sicherheit, Bildung und sozialen Zusammenhalt.

Vor den Sozialverbänden hatte auch die Berliner Kulturszene bereits lautstark die Pläne des Senats kritisiert. Die ehemalige Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) riet am Donnerstag im rbb dem Regierenden Bürgermeister Kai Wegner und seinem Kultursenator Joe Chialo (beide CDU), ihre Pläne noch einmal kritisch zu prüfen. Die Sparlisten seien "grob, schematisch und teilweise über die Köpfe der Betroffenen hinweg gemacht worden", sagte Grütters. Es müsse neue Gespräche zwischen Senat und Kulturszene geben, um die Verwerfungen zu überwinden.

Im Abgeordnetenhaus soll am 19. Dezember der Nachtragshaushalt für 2025 beschlossen werden. Geplant sind Einsparungen in einer Größenordnung von drei Milliarden Euro, die alle Senatsverwaltungen betreffen.

Sendung: rbb24 Abendschau, 05.12.2024, 19:30 Uhr

27 Kommentare

Wir schließen die Kommentarfunktion, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt. Bei älteren Beiträgen wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen.

  1. 27.

    Da kann ich Ihnen helfen. Wollen Sie nicht den ganzen Bericht des Rechnungshofes Berlin für 2024 lesen (356 S.), dann reicht schon das Inhaltsverzeichnis, das ab S. 7 die Überschriften der millionenschweren Sünden aufzählt - von überhöhten Vorstandsbezügen der Eigenbetriebe bis zu den Coronahilfen etc. Wussten Sie nicht, dass auch das Land Berlin für den windigen René Benko gebürgt hat? Nach unterschiedlichen Meldungen käme Berlin noch " glimpflich" davon, immerhin mit mehr als 2 Mio. €.

  2. 26.

    Sie sehen also Menschen die als Erzieherinnen, Lehrkräfte, Sozialpädagogische Fachkräfte, Psychologinnen, Therapeutinnen, Pflegekräfte usw. arbeiten, als Menschen, die Arbeit nicht kennen?
    Ihr Kommentar ist unverschämt.

  3. 25.

    Genau, das wurde nicht getan. Es wurde nur allgemein über die Höhe der Einsparungen je Ressort gerungen, aber nicht wo genau die Einsparungen passieren sollen.
    Ich frage mich tatsächlich, wann gab es denn mal fette Jahre im Sozialen Bereich? Man konnte in den letzten Jahrzehnten froh sein, wenn die Angebote einigermaßen finanziert wurden. Jedes Jahr wird aufs neue gebangt und verhandelt und diskutiert, was weiter finanziert werden soll, wer bleiben kann und wer gehen muss. Da hängen Existenzen dran, woanders springt der Staat ein, um Arbeitsplätze zu retten...

    Und Sie sagen es, es geht um Milliarden! Die sind nicht plötzlich vom Himmel gefallen, sondern wurden in den letzten Jahren im Haushalt bewilligt. Da konnte man nicht vorher schonmal schauen? Vielleicht sollte das ganze öffentliche Kassenwesen mal auf den Prüfstand. Wenn an mancher Stelle Pflanzflächen jedes Jahr neu mit mehrjährigen Pflanzen bepflanzt werden, ohne Not, dann stimmt im Gesamten etwas gewaltig nicht!

  4. 24.

    Sie liegen falsch,die Eltern würden sich mehr über neu eingestellte( ausgebildete!) Lehrer freuen.
    Dann muss auch kein Unterricht mehr ausfallen.
    Die Sparmaßnahmen für den Kunst und Kulturbereich sind sehr zu begrüßen!!

  5. 23.

    Vielleicht sollte man sich bei den Verursachern beschweren (RRG) und nicht bei denen die es lösen müssen was man Jahre vorher losgetreten hat und wir heute alle ausbaden müssen.

  6. 22.

    Über Gerechtigkeit der Sparmaßnahmen ksnn man trefflich streiten.
    Aber als ehrenhafter engagierter Vertreter des Volkes, der schlechte Nachrichten (Sparmaßnahmen) überbringen muss, sollte man doch immer bei dich selbst beginnen!
    Oder habe ich verpasst, wie hoch der Sparanteil des Berliner Senats mit allen direkten Mitarbeitern ist?

  7. 21.

    Das kann nur jemand schreiben, der nicht weiß, was diese Demo heute für für viele BerlinerInnen bedeutet hat.
    Tausende Kinder wurden in Schulen und Kitas nicht betreut, es wurde ein Notfallplan gefahren, wo nur Kinder kamen, bei denen es nicht anders ging.
    Das ist mit viel Aufwand für die Eltern verbunden, aber der Großteil hat viel Verständnis dafür und unterstützt die Streikenden, denn sie wissen um die Notwendigkeit dieser Streiks.

  8. 20.

    Lassen sie mich raten, ihr Arbeitgeber kommt nicht aus dieser Branche und ihr Arbeitsplatz ist vermutlich weder Entgelt- noch Zuwendungsfinanziert?
    Bitte vergleichen Sie keine Äpfel mit Birnen. Und bitte urteilen Sie nicht über Menschen, die für den Erhalt ihrer Arbeitsplätze und sozialer Projekte demonstrieren, bei denen sie sich um das Wohl anderen Mitmenschen kümmern. (Und Sie überhaupt nicht wissen, ob es innerhalb der Arbeitszeit war. Es war ja kein Streik, sondern eine Demo.)

  9. 19.

    @Dennis
    Genau Dennis,das sehe ich auch so. Mein Arbeitgeber würde mich "abmahnen " wenn ich während der Arbeitszeit demonstrieren würde.
    Das können sich nur Leute erlauben,die eigentlich nirgends fehlen.

  10. 18.

    Ja dann sagen Sie doch mal wo stattdessen in Berlin gespart werden kann!

  11. 17.

    Merken Sie gar nicht mehr was sie von sich geben? Sie reden über wenige hunderttausende Euro, es fehlen aber 3 Mrd und 2026 noch mal 2 Mrd.

  12. 16.

    Meinen Sie wirklich das wurde nicht getan? Es geht um 3 Mrd €, 8% des Haushaltes

  13. 15.

    3 Mrd €! Keiner der Protestierer sagt wie es gehen soll oder wem statt ihrer das Geld gestrichen werden soll! Geld kann Berlin nicht drucken.

  14. 14.

    Es ist absolut notwendig bei den Nice to have Dingen zu sparen und gleichzeitig in notwendige Vorhaben zu investieren. Wie beim öffentlichen Rundfunk hat die Politik im Bereich der Kultur- und Sozialwirtschaft längst den Überblick über all die Töpfe verloren, in die das Volksvermögen abfließt.

  15. 13.

    Es waren auch viele KiTas und Schulen da. Teils im Streik oder solidarisch im Dienstplan geregelt. Und auch andere. Was soll dieser Keil?

  16. 12.

    ...bitte als solche kennzeichnen. Es gibt immer Menschen, die glauben, so ein Quatsch wäre ernst gemeint.

  17. 11.

    Egal was vom Senat beschlossen wird, wo gespart werden soll, es finden sich immer Gruppen zusammen die genau dagegen sind. Dies ist sehr einfach. Irgendwo muss ja mal ein Anfang gemacht werden.

  18. 10.

    Das ist der Lauf der Dinge, nach einem wirtschaftlichen Kahlschlag folgt gezwungener Maßen der soziale.
    Nur, die Wohlfahrtsverbände haben nicht die hauptleidtragende Arbeitnehmer im Blick, die sind denen schon immer "Wurscht".gewesen.

  19. 9.

    Ihr Kommentar macht mich sprachlos.
    Der Zeitpunkt war gewählt aufgrund der Verhandlungen im Abgeordnetenhaus. Soziale Arbeit findet oft auch am Nachmittag oder gar 24/7 statt, sodass ihr Argument quasi jederzeit anwendbar wäre. Wir haben uns beispielsweise heute entsprechend organisiert - keine Sprechstunde am Vormittag, dafür am Nachmittag und viele Teams haben sich aufgeteilt, um die Arbeit zu gewährleisten und gleichzeitig ein Signal zu senden. Wir reden hier von Familienzentren, Schuldnerberatung, Jugendhilfe, Obdachlosenhilfe, Kita, Pflege und und und...

    Jeder Euro, der in der Prävention oder Beratung gespart wird, kostet uns später alle das Vielfache!

    Ihr Kommentar ist so kurzsichtig, wie die politische Entscheidung in den sozialen Angeboten dieser Stadt zu sparen... Und ich höre jetzt schon das Geschrei (vielleicht nicht von Ihnen, das möchte ich nicht pauschal unterstellen) über mangelnde Schulfähigkeit der Kinder, Jugendgewalt, Skandale in der Pflege und und und :/ )

  20. 8.

    Caritas ist ein privater Anbieter , bin etwas überrascht.
    Wat sol man auch hier verlangen.

Nächster Artikel