Streit über AfD-Teilnahme - Stiftung lädt künftig allein zu Brandenburger Gedenken für NS-Opfer ein

Di 10.12.24 | 11:36 Uhr
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Archivbild: Schüler der 10. Klassenstufe des Gymnasiums Panketal gehen mit Rosensträußen in den Händen in der Gedenkstätte und Museum Sachsenhausen zur "Station Z". (Quelle: dpa/Stache)
Audio: Antenne Brandenburg | 10.12.2024 | Hanno Christ | Bild: dpa/Stache

Die Teilnahme von AfD-Politikern an Gedenkveranstaltungen für die Opfer des Nationalsozialismus hat in Brandenburg zuletzt zu Streit geführt. Nun ändert die Gedenkstätten-Stiftung das Einladungs-Prozedere.

Die Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten nimmt das zentrale Gedenken für die Opfer des Nationalsozialismus am 27. Januar künftig alleine in Hand. Das teilte die Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten auf Anfrage von rbb|24 mit.

Damit wird nicht mehr - wie bisher - der Landtag, sondern die Stiftung für die Einladung von Teilnehmern am Gedenken verantwortlich sein. Der Landtag werde aber weiterhin hochrangig auf dem Gedenken vertreten sein, teilte ein Parlamentssprecher mit.

Hintergrund sind Konflikte um die Teilnahme von AfD-Vertretern an Gedenkveranstaltungen für Opfer des Nationalsozialismus, wie beispielweise im September dieses Jahres in Brandenburg an der Havel. Der Landtag wäre verpflichtet, alle Parlamentarier einzuladen - die Stiftung ist es nicht.

Würdiges Gedenken als gesetzlicher Auftrag

Der Leiter der Stiftung, Axel Drecoll, begründete die Änderung mit der Weltanschauung von AfD-Politikern: "Führende Vertreter der AfD haben mit ihren Äußerungen die Verbrechen des Nationalsozialismus verharmlost und die Ausrichtung der gegenwärtigen Erinnerungskultur massiv infrage gestellt." Die Partei stehe für völkisch-nationalistische Konzepte und strebe eine ethnisch-homogene Gemeinschaft an, so Drecoll. Man sei sich mit den verschiedenen Opferverbänden einig, dass Funktionäre und Mandatsträgerinnen und Mandatsträger der AfD bei Gedenkveranstaltungen nicht willkommen sind und daher auch nicht eingeladen werden sollen.

Laut dem gesetzlichen Auftrag der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten gehöre es zu den zentralen Aufgaben, ein würdiges Gedenken der Opfer des Nationalsozialismus zu gewährleisten. Drecoll begründete den Schritt auch mit der Einschätzung des Verfassungsschutzes, der wichtige Vertreter AfD als rechtsextrem einstuft.

Am 27. Januar 2025, dem Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus, plant die Gedenkstätte Sachsenhausen eine Veranstaltung, in deren Mittelpunkt zwei Schülerprojekte stehen und Kränze niedergelegt werden. Landtagspräsidentin Ulrike Liedtke (SPD) werde eine Ansprache halten, teilte die Stiftung mit.

Sendung: Antenne Brandenburg, 10.12.2024, 6 Uhr

6 Kommentare

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  1. 6.

    Ich hätte nicht gedacht, dass der Tag, an dem ich allen Vorrednern (fünf bis hierhin) würde zustimmen können, tatsächlich kommen könnte.

  2. 5.

    Es ist die richtige Entscheidung, völkische Nationalisten bei solchen Veranstaltungen nicht dabei haben zu wollen. Wer Menschen nach Herkunft bewertet, denkt in den Maßstäben, die die Keimzelle für die Verbrechen sind derer dort gedacht werden muss. Außerdem will sich die AfD auch nach eigenem Bekunden nicht am "Schuldkult" beteiligen.

  3. 4.

    Ich schließe mich allen vorhergehenden Kommentatoren an und wünsche mir mehr Menschen wie Herrn Drecoll!

    In Zeiten wo immer mehr Politiker gemeinsame Sache mit den Rechtsextremisten machen wird solche Zivilcourage immer wichtiger.

  4. 3.

    Richtige Entscheidung!!!
    @1 Volle Zustimmung zu ihrem Kommentar!

  5. 2.

    Lieber Herr Drecoll, ich verneige mich und ziehe meinen Hut vor dem Verständnis für Ihr Amt und der eigenen Zivilcourage! Um mich auch meinem vorher Kommentierenden anzuschließen: "Nie wieder", heißt in alles Konsequenz, NIE und NIEMANDEN je wieder eine Plattform für dieses abscheuliche Gedankengut zu geben.

  6. 1.

    Es ist ein Widerspruch in sich, denn der Antisemitismus ist ein Baustein des Rechtsextremismus, der Rassismus ist ein Baustein des Rechtsextremismus, die Homophobie ist ein Baustein des Rechtsextremismus. Davon lebt der Rechtsextremismus. Es geht um Gedenkstätten von Opfern dieser Ideologie.

    Schützt die Opfer und Ihre Gedenkstätte vor den Rechten der Gegenwart. Das sind wir ihnen schuldig. Ich wüsste nicht, in welcher Hinsicht und aus welchem Beweggrund Rechtsextreme dort erscheinen sollten.
    Nie wieder heißt auch nie wieder.

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