Burg Beeskow (Oder-Spree) - Ausstellungsbesucher zerstören Skulpturen - und basteln neue
Kunst in Bauklötzchen-Form scheint auf manche magisch zu wirken: Auf Burg Beeskow wurde eine Klötzchen-Kaskade eines Künstlers von Besuchern "umdekoriert". Die Burg und der Künstler reagieren nach dem anfänglichen Schock gelassen.
Auf Burg Beeskow (Oder-Spree) ist eine Architektur-Ausstellung von bislang Unbekannten völlig umgebaut worden. In einer Mitteilung vom Montag spricht die Burg Beeskow sogar von einer teilweisen Zerstörung der Kunstwerke.
"Vor einer Woche hat mir das eine junge Kollegin von der Aufsicht, die noch nicht lange bei uns ist, mitgeteilt", erklärte Mitarbeiterin Kristina Geisler am Dienstag. Sie sei sehr aufgelöst gewesen. "Ich war auch perplex", so Geisler weiter. Sie habe sofort Kontakt zum Künstler Sven Gatter aufgenommen, der sich derzeit in Kassel (Hessen) aufhält.
Besucher basteln mit Skulpturen
Der Fotograf und Künstler widmet sich in der seit Oktober laufenden Ausstellung "Echo Tektur" dem architektonischen Wandel im ländlichen Raum Ostdeutschlands. Neben Videos und Fotos sind in einem Ausstellungsraum auch Entwürfe aus aufgestapelten und sortierten Styrodur-Quadern zu sehen, die Architektur-Fragmente darstellen sollen.
Allerdings hatten einige Besucher die Kunst wohl missverstanden und in den vergangenen Tagen die gelben und rosafarbenen Steine eigenmächtig "zerstört" und zu neuen Gebilden arrangiert, erklärte Geisler. Die Kunstwerke erinnern den Fotos der Burg Beeskow zufolge an Klötzchen-Häuser, die völlig neu aufgebaut wurden.
Künstler und Museum sehen "Umbau" gelassen
Zwar sei die Ausstellung, die Gatter als "raumbezogenes Gesamtkunstwerk" bezeichnet, nun stark beschädigt. Dennoch bleibt der Künstler gelassen: "Ich hatte natürlich gehofft, dass die Ausstellung auf Resonanz stößt, dass sie zum Nachdenken anregt und zur Projektionsfläche für die Besucherinnern und Besucher wird. Dass sie nun diese ganz handfeste Kreativität auslöst, finde ich aber im Grunde noch viel spannender", sagte Gatter der Ausstellungsleiterin Geisler, "offenbar trifft die spielerische Formensprache der Installation einen Nerv. Mir gefällt die Vorstellung, dass meine künstlerische Idee vom Publikum aufgegriffen und weiterentwickelt wird."
Die Burg Beeskow wird nach Rücksprache mit Gatter alles vorerst so belassen, "auch weil wir nicht in der Lage sind, alles wieder zurückzubauen", sagte Geisler dem rbb. Der Berliner Gatter sei zurzeit hauptsächlich in Kassel unterwegs und könne den Originalzustand kurzfristig auch nicht wiederherstellen. Er habe sogar angeboten, noch einige Quader mehr heranzuschaffen. Dann könnte man an dem Objekt weiterarbeiten. "Genau das ist die sehr schöne Idee, auf die wir gemeinsam gekommen sind", so Kristina Geisler, man wolle damit sehr gelassen umgehen.
Burgherr gegen mehr Überwachung
Das ist auch die Maxime von Arnold Bischinger, Burgherr und Kulturamtschef von Oder-Spree. Den Aufbau einer größeren Überwachungsanlage werde es als Reaktion auf den "eigenmächtigen Umbau" nicht geben. "Das ist nicht nötig. Es gelten die Konventionen, dass man im Museum Abstand hält und nicht zu nah an die Kunst herangeht", betonte Bischinger. Dafür werbe die Burg selbst. "Wir wissen, wie das in den großen Museen ist. Da geht gleich eine Alarmanlage los und der Wachschutz steht gleich hinter einem", so Bischinger, "und das glaube ich, brauchen wir in Beeskow nicht:"
Natürlich müsse das künstlerische Wirken Gatters unantastbar bleiben. Daher habe man den Künstker umgehend angerufen. "Und zusammen haben wr eine gute Löung gefunden", so Bischinger.
Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 21.11.2023, 19:30 Uhr