Auftakt der Grünen Woche - Woidke trifft mit Bauernverbänden zusammen und verspricht Unterstützung

Do 18.01.24 | 18:54 Uhr | Von Birgit Raddatz
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Dietmar Woidke (SPD, l), Ministerpräsident von Brandenburg, spricht Anfang Januar vom Hänger eines Lastwagens aus zu Landwirten, die mit ihren Fahrzeugen vor der Staatskanzlei demonstrieren. (Foto: dpa)
Video: rbb24 Brandenburg Aktuell | 18.01.2024 | K. Neumann | Bild: dpa

Kurz vor Beginn der Grünen Woche lädt Brandenburgs Ministerpräsident Woidke Bauernverbände zu Gesprächen nach Berlin ein – und sagt Zuschussleistungen für Landwirte zu. Für beide Seiten geht es aber um mehr. Von Birgit Raddatz

  • Ernährungsmesse Grüne Woche öffnet am Donnerstagabend
  • Bauernverband droht mit neuen Protesten
  • Brandenburgs Ministerpräsident Woidke verspricht Fortführung von Ausgleichszulage für Landwirte

Für Heiko Terno wird es eine gute Grüne Woche, das weiß er, noch bevor die Tore am Berliner Messegelände am kommenden Freitag für Besucherinnen und Besucher anlässlich der Ernährungs- und Landwirtschaftsmesse öffnen. Nicht nur, weil die Brandenburg-Halle mit 250 Ausstellern und fast 70 Ständen ausgebucht ist. Die Landwirtschaft spiele derzeit eine Rolle am Küchentisch vieler Menschen, freut sich Terno. Er leitet selbst einen Landwirtschaftsbetrieb und ist außerdem Vizepräsident des Brandenburger Bauernverbandes. "Die Landwirtschaft steht wieder im Mittelpunkt und das in der Breite der Gesellschaft."

Neue Bauernproteste kommende Woche angekündigt

Eigentlich waren die Landwirte pessimistisch in das neue Jahr gestartet - hohe Kosten für Energie, Dünger und Futtermittel belasten die Branche. Dass die Bundesregierung Agrarsubventionen streichen will, war für viele nur der berühmte Tropfen. Seit Wochen blockieren Landwirte und Landwirtinnen vor allem in Brandenburg Autobahnauffahrten, kamen Anfang der Woche zu Tausenden nach Berlin. Bauernpräsident Joachim Rukwied hat mit neuen und weitreichenden Protesten kommende Woche gedroht, sollte die Bundesregierung die geplanten Steuererhöhungen beim Agrardiesel nicht zurücknehmen.

Verschiedene Minister auf Bundes- und Landesebene ergriffen bereits Mikrofone, kletterten auf Lautsprecherwagen, verteidigten entweder die Pläne oder übten wiederum Kritik an der Ampel-Koalition. So auch Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD). Als sich vergangene Woche zahlreiche Landwirte mit ihren Traktoren auf die Straße vor der Staatskanzlei in Potsdam stellten, stellte sich Woidke hinter ihr Anliegen und rief die Bundesregierung dazu auf, die geplanten Subventionskürzungen beim Agrardiesel zurückzunehmen.

Doch Worte allein brächten nicht viele Sympathiepunkte, vor allem nicht angesichts der anstehenden Wahl im September. Woidke, selbst gelernter Agraringenieur, und seine angeschlagene SPD sind angewiesen auf die Zustimmung aus der Landwirtschaft. 2020 arbeiteten hier fast 38.000 Menschen in über 5.000 landwirtschaftlichen Betrieben, in Medien war von einer breiten Zustimmung der Brandenburgerinnen und Brandenburger für die Proteste der Bauern zu lesen.

Brandenburg will Ausgleichszulage weiterzahlen

Kurz vor Beginn der Grünen Woche lud Woidke deshalb am Donnerstag nun Vertreter der Kreisbauernverbände auf das Berliner Messegelände zum Gespräch ein. Mit dabei: Brandenburgs Finanzministerin Katrin Lange (SPD) sowie Landwirtschaftsminister Axel Vogel (Grüne). "Wir können nicht nur mit dem Finger auf die Bundesebene zeigen, sondern müssen auch schauen, wie wir unseren Landwirten mehr Planungssicherheit verschaffen", so Woidke.

Zwar wird Brandenburg nicht mit kurzfristigen Finanzhilfen helfen. Woidke versprach aber, das Land werde die Ausgleichszulage von 25 Euro pro Hektar auch über das Jahr 2025 hinaus zahlen. Diesen Zuschuss können landwirtschaftliche Betriebe in benachteiligten Gebieten Brandenburgs etwa aufgrund eines schlechteren Bodens beantragen, derzeit profitieren davon rund 80 Prozent aller Agrarunternehmen im Land. Kostenpunkt: Rund 25 Millionen Euro aus dem Landeshaushalt.

Außerdem wolle man darüber sprechen, wie bürokratische Mehrbelastungen für die Landwirte verringert werden können, hieß es nach dem Treffen. In vier Wochen sollen die Gespräche weitergehen.

Landesbauernverband spricht von Vertrauensverlust

Henrik Wendorff, Präsident des Brandenburger Bauernverbandes, nutzte die Gelegenheit des seltenen und ressortübergreifenden Spitzentreffens, um die aus seiner Sicht "unter den Tisch gefallenen Themen" wiederzubeleben. Etwa der Einsatz der flächendeckenden Satellitenüberwachung. Seit vergangenem Jahr sollen so Unstimmigkeiten zwischen Angaben im Agrarantrag für EU-Zahlungen und dem tatsächlichen Zustand der Äcker ermittelt werden. Eine Vorgabe der Europäischen Union, die ab dem kommenden Jahr verbindlich greifen soll; Brandenburg war hier Vorreiter. Dass die Äcker aus dem All beobachtet und geprüft werden, gefällt den Bauern allerdings gar nicht. "Da steckt ein Stück Vertrauensverlust dahinter", vermutet Wendorff.

Dieser Vertrauensverlust – ob er nun gefühlt oder real ist – wird deutlich in Halle 21a auf dem Berliner Messegelände. Dort steht Heiko Terno nun am Stand des Landesbauernverbandes, zuvor war er ebenfalls bei den Gesprächen mit den Vertreterinnen und Vertretern der Landesregierung dabei. Er sei eigentlich mit der SPD sehr zufrieden gewesen – bis zur vergangenen Wahl. Mit dem grünen Koalitionspartner kann Terno so gar nichts anfangen. "Teilweise haben nicht mehr Fachleute über uns bestimmt, sondern es wurden Ideologien durchgesetzt, die uns mit Kosten belastet haben - aber keine Auswirkungen auf die Umwelt hatten."

Derweil schaut Brandenburgs Landwirtschaftsminister Axel Vogel von den Grünen bei den Ausstellern auf der Grünen Woche vorbei, probiert für die Kameras Fischbuletten, Wurst und Spreewaldgurken. Die Kritik, dass der Austausch zwischen Landwirtschaft und Politik schlechter geworden sei, seit die Grünen das Ressort in Brandenburg übernommen haben, weist Vogel von sich. "Wir diskutieren sehr intensiv mit verschiedenen landwirtschaftlichen Verbänden über den Weg in die Zukunft."

Wie dieser Weg aussieht, darüber wird wohl auch in der kommenden Woche auf dem Berliner Messegelände intensiv diskutiert werden.

Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 18.01.2024, 19:30 Uhr

Beitrag von Birgit Raddatz

29 Kommentare

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  1. 29.

    In Brandenburg muss neben der AfD alles koalieren was noch da ist um eine Mehrheit zu haben. Ob von denen am Wahltag noch alle da bleiben ist die 2. Frage. Das betrifft auch andere Bundesländer ebenso. Politik und Medien sind ja nicht umsonst in heller Aufruhe. Das Desaster von Correctiv inbegriffen. Ich hab gelesen, dass Correctiv sich jetzt rechtlich für dieses "Glanzstück" des Journalismus verantworten muss. Ich bin gespannt, was wir von dem Ausgang hier lesen können.

  2. 28.

    Wo haben Sie die Zahlen her? Die AfD hat in Brandenburg bei der aktuellen Insa Umfrage Werte von 28%, die SPD 17% auf Platz 3 nach der CDU. Ob Woidke da überhaupt noch etwas versprechen kann ????? Die nackte Angst vor dem Abdanken.

  3. 27.

    Welche Angst und wovor ist hier gemeint? 14,8% Wahlvorhersage für die afd in Brandenburg beweisen glasklar, dass in Brandenburg 85,2,% NICHT afd wählen würden. So bleibt die Kirche im Dorf.

  4. 26.

    Nach den momentanen Wahlumfragen müssen sich wohl mehrere Altparteien - gewollt oder ungewollt - koalieren.

  5. 25.

    Die Angst geht um vor der nächsten Wahl in Brandenburg die AfD hängt dem im Nacken und den Rest der Altparteien.
    Aber wer CDU wählt bekommt die Grünen oder die roten dazu also weiter Einheitsbrei und Postengeschiebe.

  6. 24.

    Was Herr Woidtke hier macht ist Wählerfang mit den Steuergeldern seiner Bürger.
    Zusagen für einzelne Unternehmen aussprechen.
    Das Land / die Landespolitik darf den freien Markt nicht regeln.
    Jeder Unternehmer ist für seinen Erfolg selbst verantwortlich.
    Gewinne werden ja auch nicht an alle Bürger abgegeben und verteilt.
    Warum sollen jetzt einzelne Unternehmen von den Steuergeldern aller Bürger profitieren.
    Das ist ein unlauterer Wettbewerbsvorteil!

  7. 23.

    Arzt wechseln? Auf welchem Stern leben Sie. Es sind nicht alle über- und bestversorgte Privatpatienten.

  8. 22.

    Wenn Sie 5 h beim Arzt warten, sollten Sie vielleicht den Arzt wechseln oder dieser bessere Termine machen? Es kann dich nicht an jedem Kleinkram die Landespolitik Schuld sein! Komische Projektion! Anstehen im Supermarkt, so viel Dunkelheit im Januar, Älterwerden, Einsamkeit - langsam reicht's mir auch mit der Politik! ;-)

  9. 21.

    Versprechungen, nichts weiter. Weil die Angst vor der nächsten Wahl drückt.

  10. 20.

    Leider glaube ich den Bauern nicht, dass es ihnen schlecht geht. Sie haben nur die stärkste Lobby.

  11. 19.

    Soooo viel Inhalt und Neues. Und nun? „Wir haben bereits... nun ist mal der Bund dran“?

  12. 18.

    Na dann würde ja jeder gleich wieder kapieren, dass Woidke wieder nur alten Wein in neuen Schläuchen vertickert und Hauch eines Zaubers wäre sofort verflogen.

  13. 16.

    Nein ,denn er wird nur das versprechen , was der Steuerzahler bezahlt .
    Also viel leicht einen Bonuszahlung auf Fleisch ,Wurst und Milch durch den Käufer.
    Allerdings vergisst er die Krankenhäuser ,Alten - und Pflegeheime ,Schulen , Universitäten und und und. Wir dürfen dann doppelt blechen .

  14. 15.

    ...und was wollten Sie uns jetzt eigentlich mit Ihren - naja, fast poetischen scheinenden Worten mitteilen? Dass früher in Ihrem Alt-Westberlin alles noch besser war?

  15. 14.

    Die Zusagen umfassen die Ausgleichszulage von 25 Euro/ha für schwache Böden und die Fortführung des Blühstreifen-Programms. Sie umfassen rd. 30 Mio und stammen aus EU-Fördermitteln. Vermisse ich irgendwie im Bericht.

  16. 13.

    Brandenburg ohne Landwirtschaft und Bauern ist so öde wie die vielen Truppenübungsplätze des Landes. Versteppt, verödet, verlassen, vergessen....
    Woidke kennt sein Land, im Gegensatz zu Olaf, der hier nur wohnt..
    Brandenburg kann nicht wirklich mit anderen Reizen punkten, aber mit LANDSCHAFT. Wer Brandenburger Landschaft sieht, sieht Bauern- und Forst-Land. Und das zu verbaseln, wäre ausgesprochen kurzsichtig. Den Truppenübungsplätze besuchen nur lost places Fans.

  17. 12.

    " darüber wird wohl auch in der kommenden Woche auf dem Berliner Messegelände intensiv diskutiert werden. "

    bestimmt, im Reden, und Diskutieren haben alle eine große Klappe, aber meist erfolgt keine Umsetzung

  18. 11.

    " Die Bauern werden ihm aber auch keinen neuen Platz 1 besorgen. "

    und wohl auch keinen Glauben schenken

  19. 10.

    Bei den Umfragewerten der SPD in Brandenburg (nur noch Platz 3) greift Woidke verzweifelt nach jedem Strohhalm.
    Die Bauern werden ihm aber auch keinen neuen Platz 1 besorgen.

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