Pensionierungswelle -
Der Berliner und Brandenburger Justiz steht eine großere Pensionierungswelle bevor. Laut dem Deutschen Richterbund werden in den kommenden neun Jahren rund 40 Prozent aller Richter und Staatsanwälte in den Ruhestand gehen.
Berlins Gerichte und Staatsanwaltschaften stehen vor einer Pensionierungswelle und müssen in den kommenden zehn Jahren 758 Juristen ersetzen. Das ergab eine Umfrage der "Deutschen Richterzeitung". Das seien 39 Prozent der aktuell 1.937 Richterinnen und Richter sowie Staatsanwältinnen und Staatsanwälte, teilte der Deutsche Richterbund weiter mit.
In Brandenburg gehen innerhalb der nächsten neun Jahre rund vier von zehn Richtern und Staatsanwälten in Pension. Nach Angaben des Deutschen Richterbundes sind es 453 von 1.081 Juristen, die bis 2032 die Justiz verlassen - darunter 343 Richterinnen und Richter sowie 110 Staatsanwältinnen und Staatsanwälte.
Ostdeutschen Bundesländer besonders betroffen
Der Höhepunkt wird demnach in Brandenburg im Jahr 2031 erreicht sein, wenn 61 Richter und 20 Staatsanwälte ausscheiden werden. Das Brandenburger Justizministerium sieht sich jedoch vorbereitet.
"Die ostdeutschen Bundesländer sind davon besonders betroffen, weil dort zahlreiche Juristen direkt nach der Wiedervereinigung ihren Dienst begonnen haben und jetzt das Ruhestandsalter erreichen", sagte der Bundesgeschäftsführer des Richerbunds, Sven Rebehn. Als Anreiz seien mehr Besoldung und moderne Arbeitsplätze nötig.
Im April wurde bereits bekannt, dass auf die Justiz in Brandenburg eine große Pensionierungswelle zurollt. Bis 2028 gehen allein rund 120 Richter an Amts-, Land- und Oberlandesgerichten. Das Justizministerium erklärte damals, es gebe bereits einen Einstellungskorridor, mit dem vorübergehend die zusätzliche Einstellung von richterlichen Nachwuchskräften ermöglicht werde. Im Referendariat werde Werbung um Nachwuchs betrieben.
Justizverwaltung hat Pensionierungswelle im Blick
In Berlin scheiden nach Angaben der Justizverwaltung im nächsten Jahr 40 Juristen altersbedingt aus. Die Zahl steigt demnach in den Folgejahren kontinuierlich an und liegt im Jahr 2027 bei 117 Pensionierungen, 2028 gehen dann 120 Juristen in den Ruhestand. Danach nimmt die Zahl wieder ab und liegt 2033 bei 47.
Berlins Justizsenatorin Felor Badenberg (parteilos) sieht in der Gewinnung neuer Juristen für die Gerichte und Staatsanwaltschaften ihre größte Herausforderung. "Ich setze mich mit aller Kraft dafür ein, dass gute Rahmenbedingungen entstehen und junge Juristinnen und Juristen aus Überzeugung bei uns arbeiten wollen", sagte sie der dpa. "Dabei geht es nicht nur um die Besetzung von Dienstposten, sondern auch um die langfristige Identifizierung mit diesem Amt."
Die Justizverwaltung habe die anstehenden Pensionierungswelle seit Jahren im Blick, hieß es. Neue und frei werdende Stellen würden deshalb möglichst zeitnah besetzt. Das sei weiterhin das Ziel. Helfen sollen dabei verschiedene Projekte. Geplant werde etwa die Einführung einer sogenannten Justizassistenz. Besonders geeignete Referendare sollen dabei befristet für maximal zwölf Monate direkt an einem Gericht in Teilzeit angestellt werden können.
Sendung: rbb24 Inforadio, 16.09.2023, 10 Uhr