Debatte über Grünflächen in Brandenburg - Beton oder Bäume?

Do 20.03.25 | 18:05 Uhr
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Archivbild: Bahnhofsvorplatz Bernau. (Quelle: dpa/Jörg Carstensen)
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Audio: Antenne Brandenburg | 20.03.2025 | Eva Kirchner-Rätsch | Bild: dpa/Jörg Carstensen

Neue grüne Flächen oder doch zupflastern und sogar Bäume fällen? Nicht nur in Berlin regen diese Fragen viele Menschen auf. Auch in Brandenburg wird über natürliche Schattenwerfer und grüne Beete diskutiert – ergebnisoffen.

Nicht nur in Berlin regt man sich über zugepflasterte Plätze auf: Sowohl in Bernau (Barnim) als auch in Frankfurt (Oder) wird längst über Grünflächen und Bäume diskutiert. So sollen in Bernau bald Flächen entsiegelt werden: Dort, wo nun Beton vorherrscht, soll mehr Grün wachsen.

Die Umbauarbeiten für den Bernauer Bahnhofsvorplatz sollen im Mai beginnen. Dort sollen nach Angaben der Baudezernentin Dunja Marx Flächen entsiegelt, klimarobuste Bäume gepflanzt sowie Stauden- und Wasserflächen angelegt werden.

Klimawandel-Anpassungsstrategie in Bernau

Angesichts des sich ändernden Klimas mit heißen und trockenen Sommern brauchen Städte laut Experten mehr sogenannte Frischluftentstehungsgebiete. Das geht auch aus der Bernauer Klimawandelanpassungsstrategie hervor, die 2020 beschlossen und in Zusammenarbeit mit der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde erarbeitet wurde.

"Da sind Maßnahmen herausgearbeitet worden, die uns eine langfristige Verbesserung der Lebensqualität in Bernau bringen sollen", sagte Baudezernentin Marx.

Sollen 84 Linden gefällt werden?

In Frankfurt hingegen ist die Zukunft zahlreicher Bäume an einer Großstraße ungewiss: 84 Linden an der Magistrale, die über 60 Jahre alt sind, könnten wegen der Umgestaltung der Straße gefällt werden. Die Bauarbeiten sollen in fünf Jahren beginnen, so die Pläne der Stadt. Das Thema sorgte beim "Antenne-Stammtisch" am Mittwochabend für Streit.

Die Stadt begründet die mögliche Fällung mit den Kosten: Sollen die Bäume während der Bauarbeiten erhalten bleiben, würde das 1,5 Millionen Euro mehr kosten. Außerdem beruft sich die Stadt auf ein Gutachten, wonach die Jahre der Linden ohnehin gezählt seien.

Die Stadt sollte die Mehrkosten zugunsten des Klimaschutzes einpreisen, erwiderte die grüne Stadtverordnete Sahra Damus. "Bäume sind viel wertvoller geworden als früher." Sie seien für die Planung von Städten sehr wichtig, so die Stadtverordnete. "Wir müssen uns heute wirklich dreimal überlegen, welchen Baum man noch entfernen kann. Deswegen ist es wichtig zu sagen: Wir nehmen etwa mehr Kosten in Kauf, um Bäume zu erhalten."

Sachverständiger: Bäume könnten noch 30 Jahre leben

Die Linden bräuchten vor allem mehr Raum, sagt der Sachverständige Ditmar Hunger, der die Bürgerinitiative "Rettet die Linden in der Magistrale" berät: "Deshalb muss man die Steine wegnehmen – ungefähr drei Meter – und den Wurzeln die Luft lassen", sagte er dem rbb. "Dann bleibt der Boden locker, das heißt, er ist wasseraufnahmefähig, wenn es regnet." So könnten die Linden 30 Jahre und länger erhalten werden, so Hunger.

In Frankfurt ist noch nicht entschieden, ob die Bäume abgeholzt oder stehen gelassen werden. In Bernau setzt die Stadt offenbar – anders als Berlin mit dem umstrittenen Gendarmenmarkt – auf grüne Flächen.

Sendung: Antenne Brandenburg, 20.03.2025, 15:40 Uhr

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5 Kommentare

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  1. 5.

    Zu den Frankfurter Linden: mit 60 Jahren seien ihre Tage gezählt? Linden können mehrere hundert Jahre alt werden, sicher nicht unter Stadtbedingungen, aber mit Sicherheit älter als 60. Es geht also nicht um die Bäume, sondern um das Geld, wie immer. In Innenstädten sind Bäume wichtiger denn je. Was wäre denn als Ausglechsmaßnahme geplant, sollten die Bäume fallen?

  2. 4.

    Der Bahnhofsvorplatz in Eberswalde ist auch sehr zugepflastert, da sollte man es ähnlich wie in Bernau umgestalten, damit es auch eine bessere Aufenthaltsqualität bekommt.

  3. 2.

    Noch nützlicher in Bernau wäre eine sichere Fußweg Richtung Innenstadt.

    Am besten mit Ampel!

  4. 1.

    O-ha, nun ist der Bahnhofsvorplaz von Bernau wahrlich nicht mit dem Gendarmenmarkt zu vergleichen. Obwohl wir den Bestand des Bahnhofsgebäudes dem aktiven Auftreten einer Links-Partei-Genossin zu verdanken haben.So blieb un sdr Bau (zurecht!) erhalten, nun als weißer Bau. Aber, der Platz hätte mit der wirklichen Anpflanzung von Laubgehölzen mal ein tolles Beispiel statutieren können, dass es mit der Pücklerschen "Pflanzmaschine" wirklich funktioniert, auch ältere Gehölze erfolgreich in den Boden zu bringen. Bernau hätte dann einen wirklich zweiten Stadtpark gehabt, denn die Altbäume hätten den einst zum Abriss freigegegebenn Bahnhofsbau, der nun wirklich verschandelt wurde bis zur Unkenntlichkeit - ein gutes Versteck bieten können. So wird nun Übersicht hergestellt u. unter dürren Bäumchen, die sich nun hochquälen müssen, kann der Fahrgast seine Wartezeiten, bis dann der Zuge nach Ebw oder weiter fährt - oder auch nicht, entweder unter brütender Sonne oder im Regen wartend- absitzen.