Am Späti in Schöneweide - "Ich mache meine Wohnungstür zu und habe meine Ruhe"
Die meisten Berliner wohnen außerhalb des Rings. Zwei rbb|24-Reporter sprechen dort Leute am Späti an und fragen, was sie umtreibt. Heute: ein Baggerfahrer, der auf dem Schrottplatz gern was zerstört hat und in seinem Leben noch nie wählen war.
rbb|24 will mit den Gesprächsprotokollen, die "Am Späti" entstanden sind, Einblicke in verschiedene Gedankenwelten geben und Sichtweisen dokumentieren, ohne diese zu bewerten oder einzuordnen. Sie geben die Meinungen der Gesprächspartner wieder.
Ich wohne schon seit zwölf Jahren in Niederschöneweide. Vorher habe ich in Kreuzberg gelebt. Das hat mir aber nicht gefallen. Da gab es so viele Ausländer. Das kannte ich nicht, als ich aus Sachsen nach Berlin gekommen bin. Ich war damals mit meiner Tochter spazieren und da hat jemand irgendwen erschossen und dann hat es mir gereicht.
Hier in Niederschöneweide ist es okay. Jetzt wird es aber etwas lauter, ich glaube es ziehen etwas mehr Menschen her. Nachts toben die manchmal an meinem Fenster vorbei, aber tagsüber ist es eigentlich ruhig. Vielleicht hat dahinten ja etwas aufgemacht, denn sie kommen immer aus der Richtung.
Er zeigt eine Straße hinunter, trägt eine graue Cappy, Rucksack, Sneaker, klein und dünn ist er.
Im Moment bin ich krankgeschrieben und werde danach in Frührente gehen wegen meiner Krankheit. Davor war ich 30 Jahre lang Baggerfahrer auf einem Schrottplatz. Das war eine einwandfreie Arbeit, aber jetzt kann ich das gesundheitlich nicht mehr machen. Das hat richtig Spaß gemacht. Man sortiert Maschinen und lädt Material auf Lkw. Am meisten Spaß hat es mir gemacht, wenn ich mit dem Bagger Sachen zerstören musste. Es gibt auch Nachwuchs in dem Bereich, mittlerweile auch Frauen, die das machen wollen.
Meine Arbeit war noch weiter draußen. In die Innenstadt fahre ich nur noch, wenn ich meine Tochter besuche. Sonst bin ich hier ganz zufrieden. Wählen gehe ich nicht. Ich war noch nie wählen in meinem Leben. Ich wüsste nicht, wen. Ich informiere mich nicht so über aktuelle Themen. Ich mache meine Wohnungstür zu und habe meine Ruhe.
Seine Antworten sind sehr kurz, meist wenige Worte, selten mal ein ganzer Satz. Er spricht leise.
Ich hoffe, das funktioniert alles so, dass ich meine Rente durchkriege. Dann habe ich meine Ruhe und brauche mich um nichts mehr kümmern. Dann kann ich auch wieder verreisen. Als erstes würde ich nochmal nach Sachsen reisen und dann, mal gucken. Ich komme da aus einer Kleinstadt, dort lebt meine ganze Familie. Wegen meiner damaligen Freundin bin ich nach Berlin gezogen.
Das Gespräch führte Anna Bordel, rbb|24.