Stadionumzug - Wie Union Berlins Fußballerinnen an der Alten Försterei neue Fans gewinnen können

Mi 11.09.24 | 13:30 Uhr | Von Jakob Lobach
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Unions Frauenmannschaft feiert ihren Sieg im DFB-Pokal gegen RB Leipzig (Bild: IMAGO/Contrast)
Bild: IMAGO/Contrast

Der Umzug ins Stadion an der Alten Försterei ist der nächste Schritt in der Professionalisierung für die Frauen des 1. FC Union Berlin. Ein neues Heimspielerlebnis könnte den Unionerinnen neue Fans aus neuen Zielgruppen bescheren. Von Jakob Lobach

Die knapp 4.200 Fans des 1. FC Union Berlin hatten sich am Samstag vor allem auf die Sektoren eins und drei des Stadions an der Alten Försterei verteilt. Sie sprangen auf, als Dina Orschmann das entscheidende Tor des Tages erzielte, bejubelten später den überraschenden Sieg der Union-Frauen im DFB-Pokal gegen Erstligist Leipzig. 4.200 Fans – natürlich deutlich weniger als die rund 22.000, die zu den Spielen der Union-Männer ins Stadion pilgern. Aber natürlich auch ungleich mehr als andernorts zum Frauen-Fußball gehen.

Umzug ins Stadion an der Alten Försterei

Neben dem Zweitligaauftakt gegen den Hamburger SV war das Pokalspiel gegen Leipzig die zweite Partie, die Unions Frauen nach ihrem dauerhaften Umzug ins Stadion an der Alten Försterei auf dessen Rasen austrugen. Mindestens zwölf Heimspiele werden diese Saison noch folgen. Zwölf Heimspiele, die für den Klub der nächste Schritt auf dem Weg der Professionalisierung seines Frauenteams sind. Zwölf Heimspiele, die dem Klub die Chance bieten, das Team weiter in den Fokus zu rücken und mit seiner Hilfe auch seine Fangemeinde zu verfestigen und zu vergrößern.

Es ist ein Ziel, das beileibe nicht nur, aber definitiv auch in das Aufgabengebiet von Christian Arbeit fällt. Der 50-Jährige ist beim 1. FC Union der Geschäftsführer für Kommunikation, zuständig für die Pressekonferenz vor und nach Spielen, aber eben auch für konzeptionelle Arbeit. Als Union sich entschied, seine Frauenabteilung sukzessive zu professionalisieren, war auch Christian Arbeit gefragt. Wie beschreibt man diesen Prozess? Wie präsentiert man die Frauen eines Vereins, der bislang nur für Männerfußball bekannt war?

Die Anzeigetafeln düften in Zukunft bei den Spielen der Union-Frauen noch größere Zahlen verkünden. | Bild: IMAGO/Matthais KochDie Anzeigetafeln düften in Zukunft bei den Spielen der Union-Frauen noch größere Zahlen verkünden. | Bild: IMAGO/Matthais Koch

Die Frauenmannschaft in der Stadt bekannt machen

Schritt eins laut Christian Arbeit: "Das Wichtigste ist zunächst, dass die Leute überhaupt davon wissen." Erst einmal, "bekannt zu machen", dass bei Union auch die Frauen erfolgreich Fußball spielen. Von der männlichen Profimannschaft der Köpenicker dürfte mittlerweile ohnehin nahezu ganz Berlin wissen. Oder in den Worten von Arbeit: "Da werden die Tickets seit Jahren verlost, weil die Nachfrage so groß und das Stadion noch zu klein ist."

Bei den Frauen sei das anders: "Da geht es im Moment noch darum, der Stadt Bescheid zu sagen. Nächste Woche Sonntag ist es wieder so weit: Union spielt zu Hause gegen Weinberg. Das sind unsere Frauen in der zweiten Bundesliga", sagt Arbeit. Zum Bescheidsagen gehört auch klassische Werbung: In Form von Radiospots oder indem die Köpenicker auf Plakaten mittlerweile die Spiele ihrer Frauen, statt die der Männer bewerben. Dass dabei nun auch mit dem Stadion an der Alten Försterei geworben werden kann, ist ein großer Vorteil.

"Union gehört an die Alte Försterei", sagt auch Arbeit, "die Menschen fühlen sich wohl hier und kommen gerne in dieses Stadion." Neben dem Wohlfühlfaktor sprach auch das Strukturelle klar für einen Umzug. Gut 22.000 Plätze statt maximal 3.000, Stadion statt Sportplatz, dazu Werbeflächen, Gastronomie und allgemein Bedingungen, die im Frauenfußball selten sind. "Wir wollen, dass die Rahmenbedingungen bei den Spielen unserer Frauen genauso attraktiv sind, wie bei den Männern", sagt Arbeit, "für die Mannschaft selbst, und auch für die Zuschauer, die zu uns kommen."

Wo Union draufsteht, ist auch Union drin. Wenn man zu uns kommt, gibt es einen Tag Fußball und keine Hüpfburgen oder Ponyreiten.

Christian Arbeit, Geschäftsführer Kommunikation bei Union Berlin

Neue Zielgruppen, der gleiche Fokus

Unter den Zuschauern waren bereits gegen den HSV und gegen Leipzig auch viele, die zu den Spielen der Männermannschaft nicht ins Stadion kommen. Entweder, weil sie in besagten Ticketverlosungen oft keine Karten bekamen oder weil sie erst über das Frauenteam zum Verein finden. Zwei Arten von Fans und interessierten Sympathisanten, die Union mit seiner Frauenmannschaft und deren Heimspielen (weiter) für sich begeistern will. "Natürlich erreichen wir auch noch Leute, die wir mit den Männern nicht erreicht haben", sagt Arbeit.

Folglich ist auch die Demografie auf den Rängen bei den Union-Frauen eine andere als im Bundesliga-Alltag der Männer. "Wir fokussieren uns nicht auf eine spezielle Zielgruppe, erleben aber, dass viele Familien mit Kindern zu den Spielen kommen", sagt Unions Kommunikationschef. Ihr Anteil am Publikum ist spürbar größer als bei den Spielen der Männer. Geboten wird ihnen dabei – wenn auch von Spielerinnen statt Spielern – das Gleiche: Fußball. "Wo Union draufsteht, ist auch Union drin", sagt Arbeit, "wenn man zu uns kommt, gibt es einen Tag Fußball und keine Hüpfburgen oder Ponyreiten."

Wachsende Zuschauerzahlen gewünscht

Es ist ein wichtiger Aspekt der Art und Weise, wie Union sein Frauenmannschaft präsentiert: Der Sport steht im Fokus. Schließlich gilt es, besonders die vermehrt vorbeischauenden Mädchen für genau diesen zu begeistern. Eine erfolgreiches Team, das noch dazu in einem großen Stadion auf einem akkurat gepflegten Rasen spielt und von mehr als ein paar hundert Fans angefeuert wird, hilft dabei enorm.

Wie viele tausend Fans sich der 1. FC Union in Zukunft bei den Spielen seiner Frauen wünscht, hat der Verein laut Christian Arbeit nicht definiert. Rund 2.400 Dauerkarten wurden bislang verkauft. Damit dürften die Köpenickerinnen im Schnitt klar mehr als die rund 1.500 Fans des bisherigen Zweitliga-Zuschauerprimus SV Meppen im Stadion haben. Gleichzeitig dürfte und sollte der 1. FC Union Berlin für sein Frauenteam mittelfristig neben dem Bundesliga-Aufstieg auch Zuschauerzahlen jenseits der 4.200 vom Pokalspiel gegen Leipzig im Blick haben.

Beitrag von Jakob Lobach

3 Kommentare

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  1. 3.

    ziehen die dann mit ins Olympiastadion um?

  2. 2.

    Ich lebe im Ausland, bin ab Ende September einige Zeit in der Berliner Gegend. Das ist eine gute Möglichkeit, wie in alten Zeiten mal wieder ins Zeughaus in der Bahnhofsstraße zu gehen und eine Karte für ein Spiel der Frauen zu kaufen. Der Zuspruch zu den eisernen Ladys wird bestimmt weiter wachsen.

  3. 1.

    Ticketverlosungen ausweiten, bis die Spiele der Ironladies ausverkauft sind, denn Freikarten sind die allerbeste Werbung für volle Stadien.

    Zusätzlich jedes Spiel soviele Karten wie möglich an Hotspots verschenken oder von Bürgerämtern u.a. verschenken lassen und GROß "Gratiskarte" draufdrucken.

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