U-Bahn-Verkehr weiter eingeschränkt - Bauarbeiten für Covivio-Hochhaus am Alexanderplatz gehen weiter

Mi 05.07.23 | 19:14 Uhr
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Visualisierung: Covivio-Hochhaus am Alexanderplatz. (Quelle: Covivio/Sauerbruch Hutton)
Video: rbb24 | 05.07.2023 | Material: rbb24 Abendschau | Bild: Covivio/Sauerbruch Hutton

Am Berliner Alexanderplatz gehen die Bauarbeiten für ein Hochhaus weiter, obwohl der abgesackte U-Bahn-Tunnel noch nicht saniert ist. Durch die Arbeiten wird die Baugrube stabilisiert, heißt es. Es wird aber auch Kritik laut.

Obwohl die U2 am Berliner Alexanderplatz weiterhin nur eingleisig befahrbar ist, baut der französische Investor Covivio wieder an seinem geplanten Hochhaus. Das bestätigte das Unternehmen am Mittwoch auf Nachfrage des rbb.

Unter anderem wurden zwei große Kräne in der Baugrube neben dem U2-Bahnhof aufgebaut.

Der Bahnhof war vergangenen Herbst infolge der Bauarbeiten von Covivio um fast vier Zentimeter abgesackt.

Man habe die Arbeiten im Oktober 2022 "proaktiv eingestellt", nachdem der Schaden am U-Bahntunnel festgestellt wurde, so eine Covivio-Sprecherin. Ein Baustopp sei seitens der Behörden aber nicht verhängt worden. "Entsprechend war keine Genehmigung zum erneuten Baustart erforderlich."

Die Bauarbeiten würden "in enger Abstimmung mit den Genehmigungsbehörden" stattfinden, hieß es weiter.

Opposition reagiert alarmiert

Alarmiert reagiert die Opposition im Abgeordnetenhaus auf die Wiederaufnahme der schweren Erdarbeiten von Covivio direkt neben dem U2-Tunnel. Es sei mehr als irritierend, dass der Hochhausbau wieder in vollem Umfang starte, während der zweigleisige Betrieb der beschädigten U2 erst für Ende August angekündigt sei, so der stadtentwicklungspolitische Sprecher der Grünen, Julian Schwarze: "Es wirkt so, als ob Covivio aus eigenem Profitinteresse heraus einfach weiterarbeitet, die Sicherheit für den U-Bahnverkehr wird hintangestellt."

Die Linken-Abgeordnete Katalin Gennburg fordert gar einen sofortigen Baustopp für Covivio. Es räche sich jetzt, dass der Baustadtrat von Mitte diesen nicht schon nach dem Absacken des Bahnhofs vergangenen Oktober verhängt habe. Sowohl Gennburg als auch die Grünen warnen davor, dass die Bauarbeiten erneut zu Setzungen im Tunnel führen könnten. Auch deshalb fordern sie ein Moratorium für alle Hochhausbauten in der Nähe von U-Bahntunneln - nicht nur am Alexanderplatz.

ist der Weiterbau unproblematisch?

Mittes Baustadtrat Ephraim Gothe (SPD) sieht dagegen keinen Anlass für eine Baustopp, da Covivio konstruktiv an der Sanierung des U-Bahntunnels mitgearbeitet habe. Der Weiterbau sei zu begrüßen, da hierdurch die Baugrube ausgesteift werde und weitere Bodenbewegungen eher unwahrscheinlicher würden. Auch die Technische Aufsichtsbehörde des Senats hält die Bauarbeiten neben der U-Bahn für unproblematisch. "Wenn man so erfreulich weit ist mit der Sanierung des U-Bahntunnels, dann kann man daneben natürlich auch weiterarbeiten", sagt auch der verkehrspolitische Sprecher der CDU, Johannes Kraft. Er erwarte aber, dass alle Beteiligten nun ganz genau hinsehen, um zu verhindern, dass erneut Probleme an der U2 auftreten.

Die U2 fährt am Alexanderplatz derweil weiterhin nur eingleisig, erst Ende August soll der Verkehr nach Angaben von Berlins Verkehrssenatorin wieder normal laufen. Der Tunnel war durch die Baustelle des Covivio-Hochhauses beschädigt worden und musste mit einem aufwändigen Verfahren durch Covivio wieder stabilisiert werden. Ursprünglich war geplant, den mehrere Zentimeter abgesackten Tunnel wieder anzuheben. Ende Juni erklärte BVG-Vorstand Rolf Erfurt im Hauptausschuss des Abgeordnetenhauses jedoch, dass dies nicht mehr nötig sei. Der Boden unter dem Tunnel sei durch Zementinjektionen stabil genug.

Sendung: rbb24, 05.07.2023, 21:45 Uhr

11 Kommentare

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  1. 11.

    Hoffentlich ist das Hochhaus und die anderen Neubauten auf dem Alexanderplatz bald fertig. Wir suchen dringend eine Wohnung zur Miete.

  2. 10.

    Das sehe ich auch so, im Sinne des Verursacherprinzips. Leider zeigt sich, dass sich die Verursacher dabei oft genug "über alle Berge" gemacht haben, durch Unternehmens-Abwicklungen und -Neugründungen ganz woanders. So bleiben es Investitionsruinen, für die der Staat - also wir alle - aufkommen müssen.

    Die geschaffene Infrastruktur wird als Gemeinschaftsaufgabe von allen zugunsten von Unternehmen angesehen, der Abriss nicht mehr gebrauchter Gebäude und des versiegelten Bodens hinterher gleichfalls. Dazwischen wird dann behauptet erfolgreich gewirtschaftet.

    Verantwortungsübernahme im wahrsten Wortsinne umfasst einen eingeleiteten Prozess vom Anfang bis zum Ende.

  3. 9.

    Wirklicher Wandel, der etwas bewirkt, erfordert ein Ausmaß an Zeit; den Wechsel von Liegenschaften fast schon analog des Wechsels von Unterhemden würde ich eher als wirkungslose Abgehetztheit bezeichnen. Wenn 10 % von dem drin ist, was draußen drauf steht, ist das Etikettenschwindel und Ausdruck eines bodenlosen Wirtschaftens. Wenn dazu auch noch ein Stadtquartier und eine wichtige Nahverkehrsstrecke drunter leidet, umso mehr.

  4. 8.

    ,.. das ist doch klar warum: Die Verantwortlichen brauchen noch Zeit Beweise ihrer Beteiligung zu beseitigen, denn wenn alles zusamenkracht ist es dann keiner gewesen! Das wird in Zukunft mit KI dann einfacher wenn Computer die Schuld haben.

  5. 7.

    Das sehe ich auch so. Und wenn der Hype vorbei ist, stehen die hässlichen Riesenbunker leer - siehe GSW-Haus. Darf auch gerne wieder abgerissen werden - aber auf Kosten desjenigen, der diesen Mist hat bauen lassen.

  6. 6.

    „In meinen Augen sind das alles "parasitäre Strukturen" - Unternehmen, die sich irgendwo dranhängen, wo es mit Geltung verbunden ist und die wieder verschwunden sind, sobald etwas Neues irgendwo anders entsteht.“

    Das ist nicht schlimm, nennt sich Wandel.

    Das Leben ist zu kurz, warum versauern und keine neuen Projekte starten? Gilt für Mensch und Firmen.

    In der Bude hocken kann jeder.

  7. 5.

    Das Hochhaus-Konzept ist ein Relikt aus den Zeiten unmittelbar nach 1990, als von Euphorie berauscht von 4 - 5 Mill. Einwohnern in Berlin die Rede war, die natürlich alle ihren Arbeitsplatz bräuchten. Bald danach trat Ernüchterung ein, weil die neue Hauptstadt zu einem großen Teil mit Briefkastenfirmen bedacht wurde.

    Es gibt auch jetzt keinen Grund, den alten, antiquierten, "von Trunkenheit beeinflussten" Plan am Alex in die Tat umzusetzen - denn es ist nur ein kleineren Teil von Demjenigen im Haus, was draußen hoch oben dransteht, vielmehr ist es eine zusätzliche Fremdbelegung, die binnen weniger Monate oftmals wechselt.

    In meinen Augen sind das alles "parasitäre Strukturen" - Unternehmen, die sich irgendwo dranhängen, wo es mit Geltung verbunden ist und die wieder verschwunden sind, sobald etwas Neues irgendwo anders entsteht.

  8. 4.

    Dem kann ich nur zustimmen. Man sollte die diesen Bau genehmigt haben zur Rechenschaft ziehen!

  9. 3.

    Irgendwie ist das mit dem U2 Tunnel schon sonderbar,da wird monatelang eingleisig gefahren,dann stellt sich heraus dass auf einmal Wasser auf die U5 tröpfelt und plötzlich kann der schräge Tunnel,allerdings erst in einigen Monaten ohne Sanierung wieder befahren werden,und gleichzeitig baut man oben weiter,als sei nichts geschehen.Irgendwas kann da nicht stimmen,denn entweder ist der Tunnel in Schräglage nicht befahrbar oder er ist ohne Hebung befahrbar,dann aber nicht erst in einigen Monaten.

  10. 2.

    Die Hochhausprojekte am Alexanderplatz sind eine Fehlplanung mit Ansage. Vor den Schäden an den U-Bahn-Tunneln wurde von Anfang an gewarnt.
    Der alte, unvollendete Platz war gestalterisch sicher keine Meisterleistung mit seinem Sammelsorium an Bauten. Der neue Platz wird jedoch eine verschattete, von lieblosen Hochhäusern umzingelte Fläche. Der Fernsehturm, der immer aus Richtung aller Magistralen als prägende Landmarke sichtbar war, wird weiter zugestellt. Und wer braucht am Ende diese Büroflächen bei dem Trend zum Home-Office überhaupt?

  11. 1.

    Dieser Bau hätte niemals genehmigt werden dürfen. Hier wurde Profit VOR Sicherheit gestellt. Offenbar war das den Verantwortlichen egal oder ihnen war die Vielfach - Unterkellerung des Alexanderplatzes nicht bekannt. Es ist ja auch einfacher, wenn Bürokraten die Verantwortung an den Investor abgeben. Meiner Meinung nach eine grob fahrlässige Bearbeitungsweise. Wer übernimmt die Verantwortung bei weiteren Schäden an der Tunnelröhre der U-Bahn, nicht zu reden von der Sicherheit der Fahrgäste? ICH werde zukünftig mit gemischten Gefühlen die U2 nutzen, oder, wenn möglich, dies vermeiden. Auch stellt sich mir die Frage, ob nicht zukünftig auch die U5 in Mitleidenschaft gezogen wird. Transparenz ist hier oberstes Gebot und schnelles Handeln.

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