Busse und Bahnen in Berlin - BVG zählt so viele Gewalttaten wie seit zehn Jahren nicht

Mo 02.09.24 | 16:53 Uhr
  74
Archivbild: Eine Doppelstreife von Polizei und BVG-Sicherheitsdienst geht gemeinsam durch einen U-Bahnhof am 24.02.2017. (Quelle: dpa-Bildfunk/Maurizio Gambarini)
Video: rbb24 Abendschau | 02.09.2024 | Phil Beng | Bild: dpa-Bildfunk/Maurizio Gambarini

Knapp 4.200 Gewaltaten haben die Berliner Verkehrbetriebe im Jahr 2023 in Bussen, Bahnen und Bahnhöfen registriert - das ist der höchste Wert seit zehn Jahren. Gesunken ist die Zahl der Delikte gegen BVG-Personal.

  • BVG zählte im vergangenen Jahr rund 4.200 Gewalttaten wie Körperverletzung oder Sexualdelikte
  • Zahl der Fahrgäste ist dabei aber auch gestiegen
  • BVG-Beschäftigte wurden seltener angegriffen als in den Jahren zuvor
  • Polizei fordert immer öfter Videoaufnahmen an

Mehr als elf Gewalttaten werden pro Tag im Durchschnitt in U-Bahnen, Bussen und auf Bahnhöfen der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) gezählt. Dies geht aus dem Sicherheitsbericht der BVG hervor, den das Unternehmen am Montag veröffentlichte.

Insgesamt waren es im vergangenen Jahr 4.181 Körperverletzungen, Nötigungen, Raubüberfälle und Sexualdelikte - also etwa 11,5 pro Tag im Durchschnitt. Das war zwar der höchste Wert der vergangenen zehn Jahre.

Neben den Gewalttaten wurden im vergangenen Jahr in Fahrzeugen und Bahnhöfen der BVG rund 4.000 Taschendiebstähle registriert, rund 2.500 weitere Diebstähle, 2.000 Sachbeschädigungen, mehr als 1.000 Drogendelikte und knapp 700 Beleidigungen.

Zahl der Delikte insgesamt leicht gestiegen

Die Gesamtzahl der registrierten Straftaten im Bereich der BVG lag bei 14.825 - das war die zweitniedrigste Zahl der letzten zehn Jahre. Vor allem gab es weniger Taschendiebstähle und Sachbeschädigungen.

Mit Blick auf die Gesamtzahl heißt es vonseiten der BVG: "Die Deliktzahlen sind 2023 leicht angestiegen, liegen aber deutlich unter dem Durchschnitt der erfassten Jahre seit 2014. Natürlich ist jede Straftat eine zu viel, aber das Sicherheitsniveau ist gemessen an den Fahrgastzahlen nach wie vor sehr hoch."

Erfreulich sei, dass die Zahl der Delikte gegen Beschäftigte der BVG seit 2014 grundsätzlich gesunken seien, heißt es von den Verkehrsbetrieben. Nach einem leichten Anstieg im letzten Jahr sanken die Zahlen in 2023 auf 250 (im Vorjahr 338). Im Jahr 2014 hatte es noch 661 Straftaten gegen BVG-Beschäftigte gegeben. Den Großteil dieser Delikte machen nach wie vor Körperverletzungen aus.

Hohe Kosten durch Vandalismus und Graffiti

Vandalismus und Graffiti-Schmierereien verursachen bei den Verkehrsbetrieben jährliche Kosten von 4,9 Millionen Euro - im Schnitt sind das 13.424 Euro pro Tag. "Leidtragende sind auch immer wieder unsere Fahrgäste, weil Fahrzeuge, die gereinigt werden müssen, im täglichen Einsatz fehlen", betonte die BVG.

Eine spezielle Sonderkommission (Team Soko Graffiti) wurde für die Graffitiprävention ausgebildet und wird in Zivil eingesetzt. Spezielle Sensoren und Videokameras werden in gefährdeten Bereichen eingesetzt, um Vandalismus frühzeitig zu erkennen.

Insgesamt seien 250 Wachleute und Sicherheitskräfte für die BVG unterwegs. Im Jahr kamen sie auf durchschnittlich 1.789 Einsatzstunden pro Tag.

Deutlich mehr Videos durch die Polizei angefordert

In 9.252 Fällen fragte die Polizei wegen Verbrechen Videoaufzeichnungen aus Bahnen, Bussen oder von Bahnhöfen ab. Das war ein deutlicher Anstieg gegenüber den früheren Jahren. "6.672 Kameras unterstützen bei der Prävention und helfen den Behörden bei der Aufklärung von Straftaten", heißt es.

Sendung: rbb24 Abendschau, 02.09.2024, 19:30 Uhr

74 Kommentare

Wir schließen die Kommentarfunktion, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt. Bei älteren Beiträgen wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen.

  1. 73.

    Ich finde es richtig klasse von ihnen wenn sie mir genau einen Kommentar später bestätigen was ich davor geschrieben habe.

    Danke dafür.

  2. 72.

    Im Auge des Berachters, das kann eine Großstadt nur dann liegen, wenn er sie oft über mehrere Tage besucht hat, die Betonung liegt auf mehrmals, da eine Großstadt kein Dorf oder Kleinstadt ist.
    Ansonsten gilt dass spießig als ein Vorurteil, und nicht einmal ein Scheinargumen, und das Auge des Betrachters ist gelogen..

    In Deutschland gibt es so viele Großstädte, ich kenne die meiste, viele sehr gut, ich mag sie alle, und ich fand keine spießige dabei!
    Übrigens und denoch habe ich mich für Berlin entschieden, weil es die größte und vielfältigste ist.

  3. 71.

    Ich sagte doch, was "spießig" ist oder nicht liegt im Auge des Betrachters. Und wieder mal versuchen sie mit Pseudoargumenten das letzte Wort zu haben.

    "Ach ja, da gibt es aber nicht nur München das kleiner ist."

  4. 70.

    Ist dich kein Wunder bei den vielen Zugverspätungen, Ausfällen überfüllten Zügen oder Fenlplanungen ( Superbeispiel 3x U6 aus Richtung Friedrichstraße aber nur 1x U7 Richtung Rudow. Geil diese vollen Bahnhöfe und Züge. Wir Berliner lieben das. Oder Busse die auf einmal nicht bis Endstation fahren sondern zwischendurch Feierabend haben (246).

  5. 69.

    Ach ja, da gibt es aber nicht nur München das kleiner ist.
    Übrigens, wer in München öfter war, der hat erfahren, dass München Tolerant ist, und überhaupt nicht spießig.

  6. 68.

    Was soll dieser Artikel Aussagen? Bevor Sie ein diffuses Gefühl der Unsicherheit verbreiten, machen Sie sich doch bitte auch die Arbeit und setzen die Zahlen in einen Kontext.

    Wie stark sind die Zahl der Gewalttaten im Vergleich der letzten Jahre angestiegen und wie stark die Fahrgastzahlen?
    Ein Diagramm wäre auch ganz nett und ist in 5 Minuten in Excel erstellt.

    Mit diesen reißerischen Überschriften und halbgaren "Artikeln" spielt man Populisten doch nur in die Karten.

  7. 67.

    Also ich kann in "Außerdem ist Berlin nun nicht mit dem kleinen spießigen, reichen München zu vergleichen." keine "Hass" auf Bayern erkennen. Ob München "spießig" ist ist reine Geschmackssache, reicher und kleiner ist es auf jeden Fall.

    Lächerlich macht man sich btw. eher wenn man eine Kommentarfunktion nicht von einem Forum unterscheiden kann.

  8. 66.

    "Der Wunsch nach normalen Verhältnissen wird immer stärker, vor allem bei denen, die noch eine kulturelle Identität haben und diese auch zu schätzen wissen. "

    Was für eine herrliche Umschreibung. Was ist denn ihre "kulturelle Identität" und was soll das überhaupt sein? Welche sollte ich denn als "Urberliner" haben? Die meiner Vorfahren aus Schlesien? Hugenotten? Rheinländer? Böhmen?

    Mit den Schlagwörtern der Neuen Rechten herumwerfen aber keine Ahnung haben was das überhaupt bedeutet, das sind mir die Allerliebsten.

  9. 65.

    Die Rechtslage ist für gewöhnlich klar und nur selten nicht ausreichend. Wir brauchen nicht noch mehr oder härtere Gesetze, sondern deren Durchsetzung. Es braucht Politiker, die ausreichend A... in der Hose haben und hinter den Sicherheitskräften stehen und sich bei Angriffen auf diese auch vor sie stellen und sie verteidigen. Wir brauchen Mitmenschen, die sich einmischen, die laut werden und auf das Geschehen aufmerksam. Wir brauchen etwas mehr „wir“ und etwas weniger „ich“ und „die“!

  10. 64.

    Die Millionenstadt München als klein, spießig und reich zu beschreiben, ist schlicht gelogen, und nicht nur Quatsch..
    Wer keine Ahnung hat, muss nicht unbedingt sein Hass auf Bayern im Forum "raushauen" um sich lächerlich zu machen.

    Übrigens, sicher sind in dieser Beziehung die hiesigen Landeshauptstädte zu vegleichen, zumal wenn es um eine Steigerung oder Abnahme der Gewaltatten in der jeweiligen Stadt geht.

  11. 63.

    Ich fahre seit Jahrzehnten mit der BVG, schon seit ich Grundschüler war. Ich kann mich an keine gefährlche Situation erinnern. Allerdings muss ich auch zugeben, dass scih meine Erfahrungen vor allem auf einen relativ kleinen Teil des Netzes beziehen.
    In den letzten vier Jahren bin ich aus verschiedenen persönlichen Gründen so gut wie nicht mit dem ÖPNV gefahren. In den letzten Monaten versuche ich wieder verstärkt bie BVG zu nutzen, auch oder besonders in den Randzeiten (aber wieder nur in einem kleinen Bereich, mehr bin ich auch anders nicht unterwegs), was soweit problemlos klappt.
    Was mich aber jetzt noch mehr und auch schon vor einigen Jahren etwas unwohl fühlen lässt, ist das Gefühl der andauernden Überwachung durch dir riesige Anzahl an Videokameras.

  12. 62.

    Gesetze und Durchführung der Gesetze! Was wir jetzt haben und machen schreckt nicht mehr ab.

  13. 61.

    Die Polizei hat 2023 9000 mal Videomaterial bei der BVG angefordert.
    Von diesen 9000 führten 2% zu einer erfolgreichen Ermittlung eines Tatverdächtigen. wieviele der Tatverdächtigen dann auch wirklich Täter waren ist nicht erfasst.
    Quelle des Ganzen Tagesspiegel aus 2024 und Anfrage an den Senat.

  14. 59.

    absolut korrekt! Sicherheit (direktes eingreifen) ist ausschließlich durch Personal möglich.
    Dies ist auch in modernen Zeiten so.
    Sollten dann autonome Züge eingesetzt werden fehlt weiter Personal.

  15. 58.

    6672 Kameras!

    Leider fehlt die Information wie viele davon in Betrieb sind.

    Beim nächsten Aufruf der Polizei "wer kennt die Personen auf den Aufnahmen" - bitte mal auf die Qualität der Aufnahmen achten. Jede Überwachungskamera bei einem Späti an der Ecke hat eine bessere Aufnahmequalität.

  16. 57.

    Und trotzdem will man am liebsten Weihnachtsmärkte usw. mit Kameras überwachen…. Und viele stimmen dem auch noch zu.
    Naja kommt halt immer drauf an wie man was verkauft… und wer sich einlullen läßt ist nun bei so einem Beitrag wie oben verwundert.

  17. 55.

    Nach das Personal auf den Bahnsteig verschwand und durch Kameras ersetzt wurden, erschien ein oder zwei Jahre später eine Studie. Fazit: Kameras sind nicht sicherer. Kameras bringen nichts. Nur eine Einsparung von Personalkosten. Nun wird es noch schlimmer. Es fehlen hunderte von Bus- und Uahnfahrer.

Nächster Artikel