Starker Zuzug vom Subkontinent - Warum der Boom der indischen Community in Berlin kein Zufall ist

Sa 22.03.25 | 08:03 Uhr | Von Sebastian Schöbel
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Archivbild: Teilnehmerinnen der indischen Gemeinschaft in traditionellen Sari Kleidern tanzen auf dem Karneval der Kulturen in 2023. (Quelle: IMAGO/Olaf Schuelke)
IMAGO/Olaf Schuelke
Audio: rbb24 Inforadio | 18.03.2025 | Birgit Raddatz | Bild: IMAGO/Olaf Schuelke

Seit 2014 hat sich die Zahl der Menschen mit indischer Staatsangehörigkeit in Berlin mehr als verzehnfacht. Der Zuzug vom asiatischen Subkontinent zeigt, was für eine Erfolgsgeschichte Migration sein kann - nur redet kaum jemand darüber. Von S. Schöbel

Wer wissen möchte, wie hoch Deutschland bei Menschen in Indien gerade im Kurs steht, sollte Marla Stukenberg in Delhi anrufen. Die Regionalleiterin Südasien ist allein in Indien für insgesamt sechs Goethe-Institute und vier Goethe-Zentren verantwortlich, an denen Deutschunterricht und vor allem die für migrationswillige Fachkräfte wichtigen Deutschprüfungen angeboten werden.

"200.000 Prüfungsteilnehmer hatten wir hier", rechnet Stukenberg vor. "Also, 200.000 im vergangenen Jahr." Zum Vergleich: Das sind mehr Menschen als Potsdam Einwohner hat. "Es gibt wirklich ein großes Interesse an Deutschland als Studien- und Karriereziel", so Stukenberg.

Berlin als Sprosse der Karriereleiter

Auf fast 41.500 Menschen ist die indische Community allein in Berlin inzwischen angewachsen, wie Recherchen von rbb|24 jüngst ergaben. Innerhalb eines Jahrzehnts hat sich die Zahl mehr als verzehnfacht, keine andere migrantische Gruppe in Berlin wächst so stark. Gesprochen wurde über die indischen Neuankömmlinge allerdings kaum, auch nicht im zurückliegenden Bundestagswahlkampf, in dem Migration ein Hauptthema war - und meistens als Problem dargestellt wurde. Dabei sind gerade indische Zuwanderer ein Paradebeispiel dafür, wie Deutschland vom Zuzug aus dem Ausland profitieren kann, und zwar nicht nur beim gastronomischen Angebot.

"Mir wurde hier ein Job angeboten", erzählt Shankaran Loganathan. Sein Deutsch sei noch etwas rudimentär, entschuldigt sich der Software-Ingenieur aus dem südindischen Chennai, er wohne erst seit 2022 in Berlin. "Ich hatte gehört, dass hier die Startup-Szene boomt, und da wollte ich dabei sein und meine Karriere aufbauen."

Deutschland sei schön, aber sein Ziel sei es, hier nur ein paar Jahre zu bleiben, um sich beruflich zu entwickeln und dann nach Indien zurückzukehren, sagt Loganathan. "Ich bin jetzt jung und wollte mich einfach selbst herausfordern", erzählt er im Interview mit der rbb24 Abendschau. Seit rund vier Monaten lebt auch seine Frau in Berlin, ebenfalls eine Software-Ingenieurin.

Günstiger als die alte Kolonialmacht

Berlin als Sprosse auf der Karriereleiter: Längst sei der Sprung ins Ausland nicht mehr nur der hypermobilen Elite aus Indiens wohlhabenden Oberschichten vorbehalten, sagt Mustafa Aksakal von der Universität Bielefeld. "Die Mittelschicht wird deutlich präsenter."

Neben IT-Expert:innen und Forscher:innen kommen längst auch Bäcker, Metzger, Handwerker und Pflegekräfte. Gerade Indiens Mittelschicht schätze Deutschland für den Ruf seiner Unternehmen, bezahlbare Studiengebühren und leistbare Lebenserhaltungskosten, sagt Aksakal – vor allem verglichen mit England, wohin traditionell besonders viele Inder wegen der langen Kolonialgeschichte hin auswanderten.

Neu sei das Phänomen aber gar nicht, so Aksakal. Schon in den 1970er Jahren seien viele Inderinnen und Inder für die Gesundheitsbranche der Bundesrepublik rekrutiert worden. Wirklich verstetigt habe sich das dann aber nicht – auch weil es gesellschaftlichen und politischen Gegenwind gab. An den Spruch "Kinder statt Inder" von CDU-Spitzenkandidat Jürgen Rüttgers beim Landtagswahlkampf in Nordrhein-Westfalen im Jahr 2000 erinnere man sich noch heute, sagt Aksakal. Erst ab 2005 sei die Zahl der Zuwanderer aus Indien wieder gestiegen.

Seit 2022 gibt es zwischen Deutschland und Indien ein Migrationsabkommen, das erste seiner Art. Es vereinfacht vor allem den Visa-Prozess, besonders für Fachkräfte. Im März 2023 trat das Abkommen in Kraft, seitdem wurden mehr als 46.000 Visa an Studierende und mehr als 43.000 an Erwerbstätige aus Indien vergeben, wie das Auswärtige Amt auf Nachfrage des rbb mitteilt. 2024 beschloss die Ampel-Regierung zusätzlich eine Fachkräftestrategie für Indien, um dort noch mehr Menschen anzuwerben, zum Beispiel über Jobmessen.

Erfolgreichste migrantische Community

Abschiebungen nach Indien, die ebenfalls durch das Abkommen erleichtert werden sollen, spielen hingegen in der Praxis kaum eine Rolle: 2023 betraf es gerade einmal 51 Personen. Ganz anders als bei den Ländern, mit denen inzwischen ebenfalls Migrationsabkommen vorbereitet oder schon abgeschlossen wurden, zum Beispiel Georgien, Moldau und Usbekistan.

Wie erfolgreich indische Migrant:innen sind, zeigte Ende 2024 eine Studie des Instituts der Deutschen Wirtschaft (IW). Demnach verdienen sie im Schnitt besser als jede andere Einwanderergruppe, vor allem wegen überdurchschnittlich guter Qualifizierung. Laut IW-Analyse lag der Medianlohn indischer Migranten in Deutschland 2023 bei rund 5.400 Euro, rund 1.400 Euro über dem Medianlohn der deutschen Vollzeitbeschäftigten.

Die Bundesagentur für Arbeit zählte im Februar in Berlin insgesamt 20.670 indische Staatsangehörige, die einer Beschäftigung nachgingen, 19.730 von ihnen sozialversicherungspflichtig. Die Arbeitslosenquote lag bei 4,6 Prozent - halb so hoch wie bei deutschen Staatsangehörigen und deutlich unter der Arbeitslosenquote von 19,1 Prozent bei Ausländern.

"Deutschland hat eine Bringschuld"

Über deren Integrationswillen müsse man sich derweil keine Sorgen machen "Indien ist so riesig, so multi-ethnisch, dass es auch in den Großstädten im Zusammenleben auf Toleranz ankommt", sagt Soziolige Aksakal. Politische und gesellschaftliche Konflikte, vor allem zwischen der Hindu-Mehrheit und der muslimischen Minderheit Indiens, oder das hierarchische Kasten-System, spielten unter indischen Migranten in Deutschland laut Befragungen kaum eine Rolle.

Umgekehrt sieht es mitunter allerdings anders aus. "Unsere Studie zeigt, dass indische Studierende und Fachkräfte durchaus Diskriminierung erfahren in Deutschland“, so Aksakal, vor allem in Ostdeutschland. Auch deswegen würden die meisten von ihnen eher in Großstädte ziehen als in ländliche Regionen. "Da hat eher Deutschland eine Bringschuld", sagt Marla Stukenberg vom Goethe-Institut in Delhi. "Es gibt hier viele Menschen, die das, was Deutschland braucht, mitbringen."

Sendung: rbb24 Inforadio, 18.03.2025, 7 Uhr

Beitrag von Sebastian Schöbel

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50 Kommentare

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  1. 50.

    Viele kommen, aber viele gehen wieder, zurück nach Indien oder anderswohin, Silikon-Tal vielleicht.

  2. 49.

    Interessant, mal eine persönliche Geschichte zu diesem Thema zu hören. Danke dafür und alles Gute für Sie!

  3. 48.

    Bei meinem Arbeitgeber (IT natürlich...) stellen Inder die zweitgrößte Gruppe an Arbeitnehmern dar - zahlenmäßig ungefähr gleich viel wie die deutschen. Und was auffällt: die Arbeitsmentalität ist komplett anders. Es wird gearbeitet, als gäbe es kein Morgen mehr. Die meisten sind kompetent, pfiffig und karriereorientiert und sorgen sich weniger um ihre eigenen Rechte und Folgen den Wortes des Vorgesetzten auf Schritt und Tritt, besonders wenn der angetretene Job der erste in Deutschland ist.
    Nach einiger Zeit wird sich aber der deutschen Mentalität angepasst. Rechte (und Pflichten) werden akzeptiert und angewandt.

  4. 47.

    Da das Medianeinkommen der indischen Community 1400€ über dem Einkommen deutscher Arbeitskräfte liegt, kann der Großteil der Arbeitsverhältnisse gar nicht prekär sein.

  5. 46.

    nach Ihrem Kommentar stellt sich doch die Frage, warum finden die Zugewanderten eine Wohnung und Sie nicht?

  6. 45.

    Lincoln: Sie sind ein unqualifizierter Kommentator!! Was hat bitte Marzahn und Brandenburg mit der hohen Zahl der Einwanderung von Indern zu tun . Mir als Einwohner Berlin -Marzahns ist es völlig egal welcher Staatsangehörigkeit jemand angehört, Hauptsache er benimmt sich anständig. Ich habe eher den Eindruck Sie Hetzen gegen Marzahn und Brandenburg. Unterlassen Sie das bitte!

  7. 44.

    "Kinder statt Inder" - in meinem Fall muss das eher "Kind mit Inder" lauten ;)

    Mein Mann ist 2018 von Maharashtra nach Deutschland gezogen, nachdem er ein Jobangebot als Software-Ingenieur bekommen hatte, der Klassiker. Ursprünglich wollte er nur ein paar Jahre hier bleiben und dann weiterziehen, USA hatte er sich damals gut vorstellen können. Allerdings hat er dann mich kennengelernt - verliebt, verlobt, verheiratet, dann kam unser Kind und mittlerweile hat er den deutschen Pass und möchte hier alt werden. Durch ihn habe ich jetzt auch gute Kontakte zur indischen Community und das bereichert meinen Horizont enorm. Ich bin auch sehr glücklich, dass unser Kind bikulturell und mehrsprachig aufwachsen kann, auch wenn es nicht immer einfach ist. Die Welt ist so groß und es gibt so viel schönes darin. Da ist Abschottung ein wirklicher Verlust. To be continued...

  8. 43.

    Woher wissen Sie das mit der Community, haben Sie eine Quelle? Außerdem: Es darf hier jeder nach Berlin hinziehen und sich Arbeit suchen der möchte - seit Jahrhunderten. Dafür muss sich keiner rechtfertigen.

  9. 42.

    Sie schreiben hier unter falschem Namen Ihre Ressentiments hin, um die hier genannten Erfolge schlechtzureden, das ist alles. Mit dem von einem anderen Nutzer geklauten Namen. Ist Ihnen das nicht zu schäbig?

  10. 41.

    Leider Gottes sind ein Größteil der indischen Einwanderer in prekären Arbeitssituationen, wenn man die Vielzahl an Essenlieferanten, die einem täglich über das Bein fahren, in der Stadt sieht.
    So verstehe ich den Satz „ Da hat eher Deutschland eine Bringschuld.“

  11. 40.

    Ich kann mich nicht erinnern, schonmal mit Ihnen Schweine gehütet zu haben. Bezüglich unserer schwachen Einwanderungsbedingungen kann ich nur sagen, dass ich mich in meinem Alter zwar darüber ärgere, aber ausbaden muss das Dilemma ja Ihre Generation. Ich habe meine Schäfchen einigermaßen im trockenen.

  12. 39.

    Mir ist das echt egal ob jemand nur student, langzeittourist oder assylsuchender immigrant ist.

    aber eine frage stellt sich da. wie viele wohnungen wurden in den letzen 10 jahren gebaut... dann kann man mal gegen rechnen was den urberlinern an wohnraum geklaut wird. wo soll ich hin? weg ziehen von familie und freunden nur weil ich keine neue wohnung finde?

  13. 38.

    Es gibt natürlich auch das "Azubi-BSK" - Berufssprachkurse für Auszubildende - gefördert durch das BAMF
    "Zugangsberechtigt sind berufsschulpflichtige Personen mit Migrationshintergrund, die sich in einer förderfähigen Ausbildung befinden und Unterstützung bei der Bewältigung der sprachlichen Anforderungen des Berufsschulunterrichts sowie der Zwischen- und Abschlussprüfung benötigen. Auch Auszubildende, die über einen entsprechenden Ausbildungsvertrag verfügen, jedoch noch nicht mit der Ausbildung begonnen haben oder an einer entsprechenden Einstiegsqualifizierung (EQ) teilnehmen, können zugelassen werden."
    Umfangreich auf den Seiten des BAMF erklärt, für den Betrieb mit ein "wenig" Schreibkram verbunden. Für "Nicht-Azubis" gibt es das "Job-BSK" - auch über das BAMF. Man mus als Betrieb nur wollen, Kosten übernimmt das BAMF, und das "bisschen" Schreibkram ist nicht so wild.

  14. 37.

    Es ist nicht überraschend, dass es schwierig ist, eine bezahlbare Wohnung in Berlin zu finden. In der indischen Community ist es üblich, dass sich sechs bis acht Personen eine teure Dreizimmerwohnung teilen. Dies trägt dazu bei, dass die Mietpreise weiter steigen und das allgemeine Mietniveau in die Höhe getrieben wird.

  15. 36.

    Sie werden trotzdem kommen. Nach dem neuen Einwanderungsgesetz, nämlich die sogenannte Chancenkarte, sind keine Deutschkenntnisse erforderlich. Es reicht auch der Nachweis von Englisch. Da muss ich dich also leider enttäuschen. Obwohl, so leid tut mir das eigentlich gar nicht.

  16. 35.

    Nö, man kann auch in unzähligen anderen Ländern mit Englisch weiterkommen. Aber wie man an den ausländerfeindlichen Kommentaren sieht, weiß man, wo das Problem ist.
    Goethe Institut? Die bieten kaum Kurse an und kosten das mehrfache eines Monatsgehalts. Mit dem "nötigsten Deutsch" bekommt man aber keine Arbeitsstelle. Auch in Berlin, das sich gerne "Weltmetropole" schimpft.

  17. 33.

    Zweifellos. Das Ruhrgebiet hätte ohne die Ruhrpolen niemals aufgebaut werden können, Duisburg hat als Stadt jh. lang von den Niederländern profitiert, dessen Handelshafen das war und das Hamburg benachbarte Altona hat gut gehabt von den niederländischen Mennoniten, als die Franzosen die Niederlande besetzten und den Mennoniten im Nacken saßen.

    Auch die Große Freiheit - zur Entstehungszeit zu Altona gehörig - zeugt davon.

  18. 32.

    Lesen Sie Natalie Tenberg,: Bollywood und Rübenkraut - und Sie werden sehen, wie die indische und die deutsche Kultur bereichernd und unterhaltsam sind bei ihrem Zusammentreffen. Viel Spass.

  19. 31.

    Ja, das wissen Sie, dass die deutschen Bewerber alle eine Rechtsschutzversicherung haben und in der Gewerkschaft sind? Wir haben einfach so viele unglaublich fähige Arbeitskräfte für die in allen möglichen Branchen gesuchten Arbeitsplätze, ich kann mir gar nicht erklären woher diese ganzen unbesetzten Stellen kommen.

  20. 30.

    Die einen können Deutsch und haben eine Rechtschutzversicherung, Gewerkschaft.

    Die anderen nicht.

    Wer ist billiger?
    Meine Solidarität mit "eigenen Bürgern" hält sich da im Vergleich zu anderen in Grenzen - das regelt der Markt, auf den sich ja soviele sonst auch gerne berufen.

  21. 29.

    Niemand wird einen qualifizierten deutschen Bewerber daran hindern, sich auf eine ausgeschriebene Stelle zu bewerben. Wieso auch? Finden Firmen niemand Geeigneten für die Stelle, schauen sie eben weiter, ganz einfach. Meine Solidarität mit "eigenen Bürgern" hält sich da im Vergleich zu anderen in Grenzen - das regelt der Markt, auf den sich ja soviele sonst auch gerne berufen.

  22. 28.

    Kann man das als erfolgreiche Landespolitik bezeichnen?
    Oder sind wir unerfolgreich darin, eigenen Bürgern wertschöpfende und zukunftsfähige Jobs zu ermöglichen.

  23. 27.

    Ja eben! Deutschland war schon immer Einwanderungsland. Die Vorfahren meiner Familie väterlicherseits kamen als Flüchtlinge (Hugenotten) aus Frankreich nach Preußen. Meine Mutter aus Böhmen als Flüchtlinge nach dem 2. Weltkrieg. Nach den Erzählungen meiner Mutter war der Neuanfang in Deutschland seinerzeit mit den Ausgrenzungen und dem "Futterneid" der Deutschen nach dem Krieg auch nicht einfach. Auch die Sprache Deutsch musste die Familie meiner Mutter seinerzeit selber im Alltag lernen. Immerhin war von der DDR eine Assimilation quasi staatlich verordnet, weil das Land im Aufbau auch viele Arbeitskräfte brauchte. Schon in den 1960er Jahren fragte dann keiner mehr, woher bist du. Auch wenn das Böhmisch/Tschechisch beim Deutsch sprechen immer noch rauszuhören war bis zu letzt. Selbst bei mir schleichen sich im Alltag noch Worte aus ihrer Heimatsprache ein.

  24. 26.

    Einmal 100 Jahre zurückblicken, Gelsenkirchen und die anderen Ruhrpottstädte wurden damals schon zu Großstädten, es waren Zugezogene aus Schlesien um im Bergbau und Stahl zu arbeiten.
    Einmal auf die Namen der Mannschaft S04 der 50er Jahre schauen.

  25. 25.

    Es ist doch immer wieder schön zu beobachten, wie schnell sich eine Diskussion von der eigentlichen Materie löst und beim Ausleben von Ost-West-Befindlichkeiten landet. Zum Thema an sich: Auch mir fiel schon seit Längerem die stärkere Präsenz vermutlich indischer Menschen im Straßenbild auf. Der Artikel liefert die Erklärung. Soweit ich verstanden habe, kamen die meisten im Rahmen geregelter, legaler Migration. Wenn der Medianlohn indischer Arbeitskräfte circa 1400€ über dem Verdienst deutscher Beschäftigter liegt, glaube ich kaum, dass wir es mit einem Massenzuzug von Essenslieferanten zu tun haben. Natürlich ist es für die Betroffen nicht so einfach (aber doch notwendig) die deutsche Sprache zu erlernen, doch sollten wir uns hüten, das alte Hochkulturland Indien, dem wir übrigens die Erfindung der Ziffer "0" zu verdanken haben, als intellektuell zurückgeblieben zu betrachten. Nebenbei halte ich übrigens eine gewisse Diversifizierung bei der Migration für ganz sinnvoll.

  26. 24.

    Dabei ist Hindi doch eine Indogermanische Sprache. Das heißt, dass der Wortgrundstamm eigentlich dem Germanisch-Deutschen Wortstamm entspricht. Ich denke, viele der Inder in Deutschland verstehen mehr Deutsch als sie durchblicken lassen wollen. Tatsächlich gibt es im Hindi noch heute Worte, die ein Deutscher Muttersprachler verstehen kann. "Kau" heißt z.B. "essen" und stammt vom Wort "kauen" ab. Was die Geschichte daraus gemacht hat, lässt uns vielleicht die Zusammenhänge als Kauderwelsch einordnen. Englisch wäre auch eine Sprache mit Germanischen Wurzeln. Auch über die Zeit verändert, jedoch mit dem Deutschen verwandt. Geschichtlich bedingt weiß das ein Inder, doch auch, dass international niemand auf Hindi-Kenntnisse besteht, inkl. alle Indischen Ursprachen, die auch Indogermanischen Ursprung haben. Hindi + Englisch sind in Indien Amtssprache mit Gewichtung auf Hindi, nach der Eigenständigkeit und Kolonialmachtstrennung von Groß Britannien.

  27. 23.

    Helmut Krügers Punkte 1.-4. sind m. E. eine ganz hervorragende Erklärung für die von vielen Westdeutschen (bin selbst einer, aber mit starker familiärer Ost-Komponente) nicht verstandene Situation in den östlichen Bundesländern. Danke für die gedankliche Anregung!

  28. 22.
    Antwort auf [Hartmut Krüger] vom 22.03.2025 um 12:20

    Viele Studenten machen niedrig qualifierte Jobs, um ihr Studium oder die Ausbildung samt den Lebenshaltungskosten zu bezahlen! Nicht nur Inder. Weshalb nun viele dieser als Essenslieferanten arbeiten, mag sicher auch den Emfpehlungen in der indischen Community liegen und vielleicht auch an die körperliche Gewöhnung langer Fahrradwege aus ihrer Heimat. Wer weiß...
    Es ist kein Makel, als Hilfsarbeiter während dieser Studienzeit zu arbeiten. Bei diesen Völkchens ist man es auch gewohnt, selber zu wirtschaften und niemandem finanziell zur Last zu fallen. Das erfordert sehr viel Einsatz und hat nichts mit dem oft zitierten Party-Studentenleben zu tun. Die sind einfach richtig fleißig und können sich zeitweise auch mit Entbehrungen arrangieren.

  29. 21.

    >"Da geht man dann lieber woanders hin."
    In den allermeisten Ländern dieser Welt muss man erstmal deren Sprache lernen. Außer natürlich englisch sprechende Nationen. Mit Englisch kommen Sie in Frankreich oder Spanien im Alltag auch nicht sehr weit. Da ist es für Leute, die Englisch quasi als zweite Amtssprache in ihrem Land schon lernen wie in Indien, dann eben einfacher. Wer es will, lernt auch das einfache Deutsch so für den nötigsten Alltag hier. Daher wie im Artikel beschrieben der Run auf die Kurse der Goethe-Institute und vier Goethe-Zentren in Südasien.
    Ich kenne 2 Dauerstunten in Berlin, die leben schon seit 8 Jahren dort und können immer noch kein brauchbar verständliches Deutsch. Es scheint auch in Berlin mit nur Englisch zu gehen.

  30. 20.

    Das Grundproblem sehe ich gleichfalls in der unterschiedl. Sicht auf Grund und Boden: Spekulationsobjekt für alles Mögliche (Finanzspekulation, kommerz. Machtbestreben, um unliebsame Projekte zu verhindern, persönliche Visitenkarte) oder aber die Grundvorstellung, dass es dabei eine ordnende Instanz braucht.

    Grund und Boden darf m. E. niemals zur bloßen Ware werden, wie Kleidung, Kühlschrank u. Schraubenzieher.

    Der Bezug zu den Innenstädten ist aufgrund der oben genannten Tatsache paradox: Für die meisten Innenstädte war es 1990 5 vor 12. Mehr als 10 J. hätten die meisten Bauten nicht mehr durchgestanden, so aber sind sie als kulturelles Erbe gerettet und restauriert worden. Infolge Immobilienspekulation haben sich dann allerdings sogleich Geschäftsmacher darangeheftet und jene paradoxen Folgen herbeigeführt, die Sie nannten.

    Allerdings kommt auch dazu, dass durch ein propagiertes NEUES Deutschland die Wertschätzung für Altbausubstanz bei Ostdeutschen vglw. geringer ist

  31. 19.

    Muss man sich wundern, dass überhaupt so "viele" Inderinnen und Inder kommen. Mit Englisch kommt man in Deutschland und in Berlin nämlich überhaupt nicht weit, auch wenn man sich gerne als "internationale Metropole" bezeichnet. Kenne einen Elektroingenieur, der gerne kommen würde. Wer will schon aber Deutsch für ein Jahr vorher lernen, ohne überhaupt zu wissen, ob es was wird? Würde ich auch nicht machen. Da geht man dann lieber woanders hin.

  32. 18.

    Was macht man mit der ewigen vermeintlichen Überlegenheit der Deutschen, die immer denken, dass sie am besten arbeiten können & die anderen sind ja sowieso blöde. Wenn dann noch eine/r kommt & nicht richtig Deutsch spricht, ist es ganz aus. Dabei sollte man in anderen Ländern mal genau hinhören, wenn Deutsche eine Fremdsprache sprechen…wenn überhaupt. Die Anspruchshaltung ist eindeutig zu hoch…

  33. 17.

    Mit der Brötchenfrau gebe ich Ihnen Recht, aber bei den Imbissen/Restaurants bezeichnet das ja auch die Geschmacksrichtung, die einem dort erwartet. Bei der Frisöse kommt es drauf an, wenn einem Bekannten erzählt wird, wer den Haarschnitt so gut hinbekommen hat, dient das einfach zur genauen Beschreibung. Da sind die Künste doch personell sehr unterschiedlich.

  34. 16.

    >"Kann man das als erfolgreich bezeichnen? Oder sind unerfolgreich darin, wenn es darum geht Migranten wertschöpfende und zukunftsfähige Jobs zu ermöglichen."
    Einfach mal so nen Lieferanten fragen, warum er das macht. Meist um das Studium und den Lebensunterhalt hier zu finanzieren nämlich. Einen hochqualifizierten Job zu Anfang eines Studiums oder einer Ausbildung hat noch niemand bekommen. Auch wir Deutschen nicht, wenn wir nach der Schule oder dem Abi dann was gelernt haben oder studiert haben. Es gibt sicher wenige Ausnahmen für Menschen, die sich seit Jugendzeiten an mit nur einem Thema beschäftigt haben und schon entspechendes selbst erworbenes Wissen mitbrachten.

  35. 15.

    Interessanter Bericht. Deutschland "braucht" aber nicht nur Computerfachkräfte, sondern auch die Putzfrau. Wer aus dem Ausland zum Putzen herkommt, hat mindestens genauso viel Respekt verdient wie ein Inder, der 5000 im Monat verdient. Auch wer gar nicht arbeitet, hat Respekt verdient. Es gibt noch mehr Verdienste außer Erwerbsarbeit, die für eine Gesellschaft wichtig sind.

  36. 14.

    Das ist keine Rechtfertigung, nur ein Nachvollziehen dessen, dass a) Menschen durch ein kurzes Zeitmaß überfordert sind und dass b) eine auf Totalität angelegte Gesellschaftsordnung sich nicht handstreichartig per Gesetz abschaffen lässt.

    Auch die NS-Herrschaft hatte eine Vorgeschichte und hatte Nachwirkungen. Das Erste bestand u. a. in den Schädelvermessungen zw. der "hoch aufragenden germanischen Stirn" und der "flach zulaufenden slawischen Stirn" am Kaiser-Wilhelm-Institut für Rassenhygiene in Dahlem seinerzeit bei Berlin, das Zweite im Walten der Vertriebenenverbände, die sich nicht etwa für ein Zusammenleben von Kulturen eingesetzt haben, sondern eine Wiederinbesitznahme vermeintlich nationalen Territoriums einforderten und Willy Brandt als Vaterlandsverräter bezeichneten.

  37. 13.

    Da stimme ich Ihnen Beiden voll zu. Viele sind seit der Wende nicht mehr auf die Beine gekommen.

  38. 12.

    Haben Sie sich einmal mit einem dieser Lieferfahrer unterhalten oder urteilen Sie lieber aus der Ferne und reden über die Menschen, statt mit ihnen? Viele studieren in Berlin und machen das als Nebenjob. Dass man über Netzwerke von Landsleuten solche Jobs schneller und leichter findet ist überall auf der Welt so.

  39. 11.

    Es kommen noch weitere Faktoren dazu.
    Während man sich im Osten auch mit wenig Geld ein kleines Wasser- oder Waldgrundstück leisten konnte und auch bei der Wohnungssuche ein kleines Einkommen kein Ausschlusskriterium war, können sich finanzkräftige Personen in Ostdeutschland, die meist gar nicht aus der DDR stammen, allerlei Immobilien kaufen, die für den normalen Ostdeutschen nicht mehr zugänglich sind.
    Viele Menschen werden aus Innenstädten verdrängt und finden sich in Gegenden wieder, wo dann weder Ärzte noch Kaufhallen sind.

  40. 10.

    Wenn man sich anschaut wer Lieferfahrer sind fällt einem sicherlich auch auf dass das meistens Inder oder Pakistanis sind. In der Berliner Kantstr. gibt es sogar eine Firma mit dem Namen Insider Apartments, welche für Menschen aus diesen Ländern Wohnungen bereitstellt. Dort kann man auch sehen wie vor der Tür unzählige der lieferfahrräder stehen. Teilweise trifft man auch Indische Lieferfahrer die aus dem letzten Lochen in BRB mit dem Regio nach Berlin fahren um dort essen auszuliefern.

    Kann man das als erfolgreich bezeichnen? Oder sind unerfolgreich darin, wenn es darum geht Migranten wertschöpfende und zukunftsfähige Jobs zu ermöglichen.

  41. 9.

    Warum sollte man Nationalitäten nicht mehr aussprechen dürfen?
    Viele Menschen identifizieren sich mit ihrer Herkunft.
    Warum wollen Sie ein so starkes Identitätsmerkmal aus den Gehirnen streichen?
    Wir hören doch überall, wie wichtig Identität und Selbstbestimmung ist.
    Dies ist unvereinbar mit Vorgaben, wie man zu sprechen oder zu denken hat.

  42. 8.

    "Erfolgreichste migrantische Community

    Abschiebungen nach Indien, die ebenfalls durch das Abkommen erleichtert werden sollen, spielen hingegen in der Praxis kaum eine Rolle"

    Bisschen fragwürdiger Zusammenhang zwischen der Überschrift und dem nachfolgenden Absatz.

  43. 7.

    Wir alle sollten echt mal nur auf den Menschen achten. Und nicht „beim Türken“, „beim Inder“ „netter Syrer“ oder so etwas sagen. Es ist mir Wumpe, ob mit eine Frau oder ein Mann die Brötchen verkauft. Ich sag ja z.B. auch nicht „da war eine nette deutsche Friseurin“ usw….. Und ja, manche Menschen sind einem sympathisch und manche unsympathisch.

  44. 6.

    Und das soll eine Rechtfertigung sein? Schauen Sie sich dich an wie lange der Strukturwandel im Ruhrpott andauert! Schon mehr als vierzig Jahre! Schauen Sie sich die Verwerfungen der Strukturen der Bewohner dort an! Der Ruhrpott leidet schon länger!

  45. 5.

    In Marzahn, im Brandenburgischen oder überhaupt im Ostdeutschen kämen dann nochmal die Erfahrungen nach 1990 hinzu, weshalb sich 35 Jahre nach der so bezeichneten Vereinigung die deutsch-deutsche Grenze exakt am Bundestagswahlergebnis abbildet:

    1. Ein Zusammenbruch des eigenen Systems wie im Zeitraffer, ohne jegliches Auffangen
    2. Die Auflösung von "Kommunikationszentren" wie Dorfläden und Jugendklubs wie im Handumdrehen, nicht aber über einen Zeitraum von 3 o. 4 Jz.
    3. 40 J. ein politisches System, was nur zw. definitiv richtig und definitiv falsch unterschied, Menschen dies INHALTLICH ggf. nur um 180° umdrehen
    4. 40 J. hoch aufgehängter Internationalismus, der sich allerdings auf gegenseitige "PR"-Besuche konzentrierte, während das alltägl. Leben davon ausgespart blieb.

  46. 4.

    Och da müssen Sie nicht erst in den Ruhrpott fahren! Einmal Marzahn oder Brandenburg reicht schon! Wäre gut vor der eigenen Haustüre zu kehren!

  47. 3.

    Ein schöner und sinnvoller Beitrag, dass sich vor Menschen, die von weit anders herkommen, die weit anders aussehen und die weit anders sprechen als die Hiesigen, sich nicht in pauschaler Weise geschützt werden muss, wie das im Zerrbild gezeichnet wird, von dem allein eine AfD profitiert.

    Die Menschen im Ruhrgebiet, auch im AfD-demolierten Gelsenkirchen, müssten es eigentlich wissen: Es waren Dörfer und dann sind durch Zugezogene in sehr großer Zahl aus diesen Dörfern binnen von 30 Jahren Großstädte geworden. Gelsenkirchen ist da ein Paradebeispiel. Oder sollen Syrer darunter leiden, dass die Täterschaft einer von ihnen zehnmal schwerer gewichtet wird als wenn ein ursprünglich Einheimischer das Gleiche tut? Frust in Gelsenkirchen und in Kaiserslautern, weil die verdienstvollen Herrenmannschaften es nicht wieder in die 1. Fußball-Liga geschafft haben?

  48. 2.

    Ich arbeite viel mit Kollegen aus Indien zusammen, war auch schon da. Sehr nette Menschen, arbeitstechnisch leider nicht so gut. Keine Selbstständigkeit, man muss die Kollegen immer an die Hand nehmen und fachlich (zumindest im IT/TK Bereich) eher schlecht und sehr oberflächlich. Ich habe leider erst sehr wenige fachlich gute Kollegen kennengelernt. Die Kollegen aus Indien machen Schulungen ohne Ende und nehmen alles mit was geht, aber es bleibt wenig hängen, da helfen die ganzen Qualifizierungen leider nichts. Es ist eben immer eine preisliche Frage am Ende. Für einen deutschen Ingenieur kann man eben sehr sehr viele Kollegen aus Indien beschäftigen die als Arbeitskreis dann eventuell auch irgendwie dasselbe leisten am Ende.

  49. 1.
    Antwort auf [Ednew] vom 22.03.2025 um 08:18

    Migranten aus anderen Ländern benehmen sich, wie Sie es nennen, auch gut. Es ist nur ein ganz kleiner Teil der eingewanderten oder geflüchteten Menschen, die Probleme verursachen oder kriminell werden. So wie deutsche Menschen auch.