Aufruf der Gewerkschaften - Arbeitsgericht untersagt unbefristeten Kita-Streik in Berlin

Fr 27.09.24 | 16:39 Uhr
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Archivbild: Erzieherinnen und Erzieher haben sich versammelt unter dem Motto: "Kita-Demo für pädagogische Qualität und Entlastung". (Quelle: dpa/dts)
dpa/dts
Audio: rbb24 Inforadio | 27.09.2024 | Ute Schuhmacher | Bild: dpa/dts

Am Montag sollte an den städtischen Kitas in Berlin ein unbefristeter Streik starten. Doch der Senat wehrte sich juristisch gegen die Pläne - mit Erfolg. Verdi geht zwar in Berufung, weiß aber schon jetzt: Am Montag wird definitiv nicht gestreikt.

  • Berliner Arbeitsgericht verbietet Kita-Streik - Begründung: Es gelte noch Friedenspflicht
  • Verdi legt beim Landesarbeitsgericht Berufung ein
  • Fest steht aber schon jetzt laut Verdi: Am Montag kann nicht gestreikt werden
  • Gespräch zwischen Senat und Gewerkschaft war gescheitert

Das Arbeitsgericht hat den unbefristeten Kita-Streik in Berlin ab Montag untersagt. Die Gewerkschaft Verdi muss ihren Aufruf zu Arbeitsniederlegungen zurücknehmen, entschieden die Richter am Freitagnachmittag.

Als Begründung führte das Gericht unter anderem eine noch gültige Friedenspflicht nach der letzten Tarifvereinbarung 2023 an. Damals wurden Zulagen für Erzieherinnen und Erzieher festgeschrieben.

Zudem könne sich das Land Berlin auf die Tarifgemeinschaft der Länder (TdL) berufen: Diese habe bereits beschlossen, Berlin auszuschließen, wenn das Land an der TdL vorbei in Tarifverhandlungen mit den Gewerkschaften einzutreten. Das müsse Berlin nicht riskieren, so das Gericht.

Verdi: Am Montag kann definitiv nicht gestreikt werden

Verdi kündigte umgehend an, vorm Landesarbeitsgericht in Berufung gehen zu wollen. "Für uns war das Urteil überraschend", sagte Verdi-Sprecher Kalle Kunkel dem rbb. Am Montag könne nun definitiv nicht gestreikt werden, so Kunkel. Die Gewerkschaft werde nun alle Beschäftigten informieren, dass der Streikaufruf zurückgenommen werde.

Die Gewerkschaft hatte ihre Mitglieder nach einer Urabstimmung zu einem unbefristeten Streik aufgerufen, der am Montag beginnen sollte. Gespräche zwischen dem Senat und Verdi waren am Mittwoch gescheitert, beide Seiten machten sich gegenseitig dafür verantwortlich. Folglich erneuerte Verdi am Donnerstag den Streikaufruf.

Die Gewerkschaften Verdi und die GEW fordern einen Entlastungstarifvertrag. Darin sollen unter anderem ein Mindestpersonalschlüssel und ein Freizeit- oder Geldausgleich bei hohen Belastungen festgeschrieben werden.

Gespräche zwischen beiden Seiten gescheitert

Finanzsenator Szefan Evers (CDU) hatte am Donnerstagabend mitgeteilt, dass seine Behörde beim Arbeitsgericht Berlin einen Antrag auf Erlass einer einstweiligen Verfügung eingereicht hat. Denn der Streikaufruf beeinträchtige Kinder und Eltern in unverhältnismäßiger Weise.

Kritik daran übte Verdi: Mit diesem Schritt setze der Senat seine Strategie fort, eine "Kita-Krise" zu leugnen und zugleich engagierte Beschäftigte und ihre Gewerkschaft zu attackieren, erklärte die Verdi-Landesbezirksleiterin Andrea Kühnemann. "Die Probleme in den Kita-Eigenbetrieben werden nicht vor Gericht oder mit markigen Worten im Parlament gelöst", sagte sie weiter. Bei der Gewerkschaft Verdi sei man gesprächs- und verhandlungsbereit. Einer Gerichtsentscheidung sehe man gelassen entgegen.

Am Mittwoch hatten sich Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch (CDU) und Vertreter von Verdi getroffen. Dabei gab es keine Einigung über den Umfang einer Notbetreuung während des Streiks. Wie Günther-Wünsch am Donnerstag in der rbb24 Abendschau sagte, habe Verdi bei dem Treffen keine inhaltlichen Vorschläge gemacht und ohne Begründung das Trefen abgebrochen. Sie sei offen für weitere Gespräche, so die CDU-Politikerin.

Sendung: rbb24 Inforadio, 27.09.2024, 16 Uhr

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61 Kommentare

  1. 61.

    Gratulation zu Ihren Fachkenntnissen.
    Sowohl öffentliche, als auch privat freigemeinnützige Träger beklagen die Arbeits- und Personalzustände im Bereich der frühkindlichen Bildung. Perspektivisch gesehen, wird Aufbewahrung in den Vordergrund treten. Ein Wechsel zu einem o.g. privaten Träger hilft also nicht wirklich. Ausnahme, ein Wechsel zu einem privat- nicht gemeinnützigen Träger. Nicht mal eben finanzierbar.
    „Problemfälle … landen“ übrigens auch bei privaten Trägern.

  2. 60.

    Was am Beruf Erzieher ist denn bitte unattraktiv?

    Die Bezahlung ist sehr gut, die Arbeit ist schön, man hat Ferien, Wochenende, keinen Nachtschichten, keinen körperliche Arbeit.

    Zum Verbot des Streiks:
    Es gibt eine Friedenspflicht, außerhalb von Tarifverhandlungen darf nun mal nicht gestreikt werden.
    Außerdem wird ein solcher Streik auf dem Rücken von Kindern ausgetragen, denn diese müssen in ständig wechselnde Notbetreuungen.
    Streikende Kitas bedeuten auch immer fehlende Kollegen in anderen Berufen. Ärzte, Lehrer, Busfahrer, Pflegefachkräfte mit Kindern fallen dann auch aus. Der Rattenschwanz ist lang und das nur, weil Erziehern eingeredet wird, mit dem Streik würden sie generelle Verbesserungen erreichen.

  3. 56.

    Wenn Sie wollen, daß die Erzieherinnen durch den falschen Peronalschlüssel nicht in Bournout kommen, dann holen Sie Ihre Kinder nach Hause und machen Sie es selbst. Sie arbeiten sicher im Homeoffice.

  4. 55.

    Na dann, ran an den Job, scheint ja kein Ding zu sein und offenbar liegt Ihnen ja das Wohl der Kinder am Herzen, Bedingungen sind für sie okay und die Bezahlung ja bei dem bisschen Spielen auch top.
    Wir brauchen mehr Menschen wie Sie, vielen Dank

  5. 54.

    Da bin ich bei Ihnen - und die lieben Eltern, die glaube ein fix erzogenes Kind wieder abholen zu können, dürfen sich mal selbst Gedanken dazu machen.

    Ja wirklich sehr Schade, das Erzieher:innen für Ihre berechtigten Forderungen solche Wege gehen möchten und dazu noch die ach so wertschätzenden Kommentare hier.

  6. 53.

    Na dann hoffe ich, dass nun viele Kindergärtnerinnen ihren Beruf wechseln, dann kann der Senat selber auf die Kinder aufpassen!

  7. 52.

    Ich bin erschrocken wie wenige das Gelesene verstehen.Verdi hat ein Tarifvertrag abgeschlossen.Der hat eine Gültigkeitsdauer und der Zeit kann man nicht Streiken.Das hat das Gericht festgestellt.Wenn der abgelaufen ist,ist es wieder möglich.Letztendlich hat Verdi scheinbar schlecht Verhandelt und versucht jetzt ,rechtswidrig ihren schlechten Tarifvertrag durch illegale Streiks aufzubessern.Nächstes mal einen besseren Job machen Verdi! Und nicht im Nachhinein anderen die Schuld geben.

  8. 51.

    Sie müssen ja viel Zeit haben, wenn Sie hier den ganzen Tag Ihren Hatespeech auf die Erzieherinnen loslassen? Während Sie das tun, kümmern sich die Frauen um Ihre Kinder!

  9. 50.

    "Und Menschen per Gerichtsurteil in einen Beruf zu zwingen ..." Nein, davon ist auch gar nicht die Rede. Aber dass sich der eigene Idealismus bei der Berufswahl angesichts der hohen Anforderungen des beruflichen Alltags oftmals nicht wie gewünscht ausleben lässt, ist heutzutage bei anderen Berufsgruppen genauso der Fall. Wo gibt es denn heute noch ein Wunschkonzert? Wo bleibt die erforderliche Resilienz? Vielleicht hat der eine oder die andere am Ende doch einfach den falschen Beruf gewählt?

  10. 49.

    Unsinn, es herrscht Friedenspflicht. Sind im Tarifvertrag der Länder 2023. Unfassbar, dass nur man alles auf dem Rücken der Kinder ausbaden möchte. Zeigt mal wieder, was da für Menschen unsere Kinder so betreuen. Ach ja, in den Eigenbetrieben sind die überdurchschnittlich krank. Komisch. Bekommen deutlich mehr Zuschüsse als private Träger. Würde sagen, sind sich viel zu sicher!

  11. 48.

    Sie sind leider nicht so gut informiert wie sie denken, bzw. unterschlagen in Ihrer Argumentation einige Fakten. Beispiel?
    Nicht alle Erzieher streiken und nur 20% sind bei den staatlichen. Ihre Implikation: alle anderen sind happy, private oder freie Träger sind fein mit allem.
    Sie verzerren hier mit anekdotischer Evidenz allerdings die Faktenlage.
    Bei freien Trägern sind ebenfalls gewerkschaftlich organisierte Erzieheri:innen, deren Arbeitgeber heißt allerdings nicht Senatsverwaltung, sondern XYZ.
    Das bedeutet, jede Betriebsgruppe, also Gewerkschaftsangehörige eines Trägers müssen sich Zusammenfinden und eine Tarifkommission bilden, Forderungen formulieren und dann den jeweiligen Arbeitgeber zu Haustarifverhandlungen auffordern etc.
    Das bedeutet allerdings auch, dass es, sollten es einzelne Tarifgruppen so handhaben nicht zwingend so eine Aufmerksamkeit erhält wie im Falle des größten Arbeitgebers (Senat) und seiner gewerkschaftlich organisierten MA.

  12. 47.

    Auf dem Papier sieht wie immer alles schön aus. Ich arbeite bei den U2 Kids und habe z.Z. schon 6 Kinder, also 1×6 bei den Jüngsten. Und das ist noch nicht alle. Da die Plätze voll sein müssen, kommen in den nächsten Monaten noch mehr. Wer gewöhnt sie ein, wer betreut sie und macht pädagogische Angebote?.......
    Die natürlich, die jetzt schon über dem Bezreuungsschlüssel arbeiten.
    Die Auszubildende müssen aus dem Betreuungsschlüssel raus, dann ändert sich auch BS auf dem Papier.

  13. 46.

    Das ist Ihre, wenn auch total falsche Meinung! Das sollten Sie denen lassen, die es betrifft, die Erzieherinnen! Dieser inhumane Personalschlüssel muß endlich korrigiert werden, egal, was er kostet! Sonst gehen die Erzieherinnen kaputt und die Kinder können nicht voll bespielt werden.

  14. 45.

    Was heißt das denn schon ?
    Es würde offiziell keinen Erzwingungsstreik geben.(unbefristet)
    Aber die befristeten Warn Streiks gehen garantiert weiter. Also nächste Woche dann halt nicht auf unbestimmte Zeit. Sondern vielleicht eine Woche dann nach einer Woche Unterbrechung wieder für drei Tage oder so . usw.....
    Das Recht kann ein Arbeitsgeticht auch nicht absprechen.

    Also wer sich hier freut und denkt dass ab Montag alles normal weiter läuft.

    Wird leider nur enttäuscht.

  15. 44.

    Streikrecht ist im Grundgesetz gewährleistet und die einzige wirksame Waffe der Arbeitnehmer gegen das Arbeitgeberdiktat
    Was den Bahnlern gestattet wird muss auch den Erziehern zustehen
    Die Begründung des Arbeitsgerichtes ist haarsträubend
    Von Friedensflicht hat selbst der Senat nie gesprochen und die Tarifgemeinschaft hat mit dem Arbeitsrecht nichts zu tun
    Außerdem war Berlin bereits schon einmal draußen-ohne Folgen
    Auch Hessen ist außerhalb
    PolitSpielchen eines politisch besetztem Gerichtes

  16. 43.

    Nur wenige möchte gerne tauschen. Aber ich bin mir sicher, viele Eltern haben Jobs, die auch die Erzieher nicht machen möchten. Stress gibt es sogar im Büro.

  17. 42.

    Schön. Zu Corona wurde einhellig gesagt, die Schließungen hätten Kindern übermäßig geschadet. Und dann will man unbefristet streiken. Mag das Anliegen berechtigt sein, die Mittel sind es nicht. Man schießt nicht mit einer Atombombe auf einen Panzer.

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