Nach Berliner Wahlchaos - Bundeswahlleiter erhebt Einspruch gegen Ergebnis der Bundestagswahl

Fr 19.11.21 | 14:52 Uhr
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Wählerinnen und Wähler warten kurz vor 9 Uhr vor dem Wahllokal 102. (Quelle: dpa/Sebastian Gollnow)
Bild: dpa/Sebastian Gollnow

Das Chaos am Wahltag in Berlin könnte doch noch ein Nachspiel haben - damals war es zu teils starken Verzögerungen gekommen. Der Bundeswahlleiter hat nun Einspruch gegen die Ergebnisse der Bundestagswahl in sechs Berliner Wahlkreisen eingelegt.

Bundeswahlleiter Georg Thiel legt nach den Pannen bei den Wahlen in Berlin Einspruch gegen das Bundestagswahlergebnis in der Hauptstadt ein. Das wurde am Freitag in einer Pressemitteilung mitgeteilt. Von der Berliner Landeswahlleiterin forderte er einen Prüfbericht an.

In bestimmten Wahlkreisen habe es Wahlfehler gegeben, die vermeidbar gewesen wären, teilte eine Sprecherin des Bundeswahlleiters am Freitag in Wiesbaden mit. Der Bundeswahlleiter sehe es deshalb als seine Aufgabe an, Einspruch zu erheben.

Nach allen aktuell vorliegenden Erkenntnissen stellten die Pannen am Wahltag in Berlin Wahlfehler dar. Demnach sei es in einigen Berliner Wahlkreisen aufgrund von fehlenden oder falschen Stimmzetteln zu einer zeitweisen Schließung von Wahlräumen sowie aus anderen organisatorischen Gründen zu Schlangen vor Wahlräumen. Es kam daher zu teilweise sehr langen Wartezeiten, sodass in der Folge viele Wählerinnen und Wähler nicht von ihrem Wahlrecht haben Gebrauch machen können, so die Mitteilung. Zudem könnten die aufgetretenen Wahlfehler
mandatsrelevant gewesen sein. Es könne nicht ausgeschlossen werden, dass sich ohne diese Vorkommnisse eine andere Sitzverteilung des Deutschen Bundestages ergeben hätte.

Sechs Wahlkriese im Visier

Der Einspruch des Wahlleiters bezieht sich auf die Wahlkreise:

  • 75 Berlin-Mitte
  • 76 Berlin-Pankow
  • 77 Berlin-Reinickendorf
  • 79 Berlin-Steglitz-Zehlendorf
  • 80 Berlin-Charlottenburg-Wilmersdorf
  • 83 Berlin-Friedrichshain-Kreuzberg - Prenzlauer Berg Ost
Eingereicht werden Einsprüche beim Wahlprüfungsausschuss des Deutschen Bundestages. Die Frist endet am 26. November. Am Ende muss der Bundestag entscheiden, ob ein Einspruch berechtigt gewesen ist oder nicht. Wahlen können dann ganz oder in Teilen für ungültig erklärt, so dass es zu Nachwahlen kommt. Es ist aber auch möglich, dass lediglich eine Rechtsverletzung festgestellt wird.

Falsche Stimmzettel, auffällig viele ungültige Stimmen

Bei der Wahl zum Bundestag, zum Abgeordnetenhaus und zu den Bezirksverordnetenversammlungen am 26. September gab es in Berlin mehrere Pannen. So gingen in einigen Wahllokalen Stimmzettel aus, in anderen lagen zunächst die falschen aus. Vor manchen Wahlorten bildeten sich zudem lange Schlangen, so dass manche Wähler erst nach 18:00 Uhr ihre Stimmen abgeben konnten.

"Business Insider" zufolge gab es bei der Abgeordnetenhauswahl in 200 von 2.000 Wahllokalen Probleme. Das Portal berief sich auf einen "Geheimbericht" der inzwischen zurückgetretenen Berliner Landeswahlleiterin Petra Michaelis.

Nach einer rbb|24-Datenauswertung sind in mindestens 99 Wahlbezirken auffällig viele Stimmzettel ungültig gewesen. Es geht um mindestens 13.120 Stimmen bei allen Wahlgängen.

Sendung: Inforadio, 19.11.2021, 12:50 Uhr

28 Kommentare

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  1. 28.

    Das naechste Mal den Stimmzettel richtig studieren und selbst entscheiden,ob alles richtig ist.

  2. 27.

    Ja vielleicht sollten sie die Mauer wieder aufbauen,aber diessmal um ganz Berlin,damit diese Peinlichkeiten nicht auf das uebrige Deutschland abfaerben.

  3. 26.

    Wenn sie den Stoff legalisiert haben,werden sie wahrscheinlich bei der naechsten Wahl den besseren Durchblick haben.

  4. 25.

    Kein Wunder bei dieser chaotischen Hauptstadt; Bonn war besser.
    Berlin ist wirklich keine Reise wert!

  5. 24.

    Was heißt das jetzt für die Senatswahl, BVV-Wahl und dem Volksentscheid?

    Hier werden ja "nur" Bundestagswahlkreise bemängelt.
    Bei den Mandaten geht es um drei Grüne, zwei SPD und zwei CDU Abgeordnete.

  6. 23.

    "Diese Leute, die alle nur in diese Stadt strömen und sich dabei wahnsinnig cool vorkommen, aber nichts auf die Reihe kriegen"

    Also die Verantwortlichen Andreas Geisel und Petra Michaelis sind (Ur-)Berliner.

  7. 22.

    Die haben doch das Wahlergebnis gekriegt, was sie wollten, rrg, Im Bund hat wahrscheinlich es nicht ganz funktioniert.
    Nachträglich jetzt Fehler einzugestehen wäre ja gar im Sinn des neuen und gleichzeitig alten Senats.

  8. 20.

    Also derselbe Bundestag, der möglicherweise nicht korrekt zustande gekommen ist, entscheidet am Ende darüber, ob sein Zustandekommen korrekt war? Oder gibt es da noch weitere, ggf. im Zweifel unbefangene Entscheidungsinstanzen?

  9. 19.

    Nun, der Bundeswahlleiter kann doch machen, was er will.
    Letztlich entscheidet das Klientel, das sich gewählt hat
    Das zeigt doch schon die Zeile "Das Chaos am Wahltag in Berlin könnte doch noch ein Nachspiel haben."
    KÖNNTE steht da.
    Mein Glaube an die hiesige Demokratie wurde nicht nur durch die Wahl erschüttert.

  10. 18.

    Es ist also legitim, die Wahl zu beeinflussen, solange "Das gewünschte Ergebnis" eintritt !?

    Dann, Gute Nacht !

  11. 17.

    Der Berliner Senat war unfähig eine ordentliche Wahl in allen Wahlbezirken zu organisieren, hat jedoch keine Probleme in Zukunft den Cannabis-Gebrauch zu legalisieren.

  12. 16.

    Diese Stadt ist einfach nur peinlich. Und das sage ich als nicht Hinzugezogener sondern als Ur-Berliner. Diese Leute, die alle nur in diese Stadt strömen und sich dabei wahnsinnig cool vorkommen, aber nichts auf die Reihe kriegen: dit is Berlin.

  13. 15.

    Warum regen sich hier alle noch auf über die chaotischen Wahlen in Berlin. Seit mehreren Jahren sieht man das Chaos in Berlin in so gut wie allen Bereichen, da muss man sich nicht wundern und aufregen. Mit der neuen Koaltion wird es genauso weitergehen. Es wird nicht besser, sondern immer schlimmer. Berlin ist eine Schande für ganz Deutschland.

  14. 14.

    Naja, eben Berlin, wie es leibt und lebt., von einer Blamage in die nächste.
    Eine Schande für Deutschland

  15. 13.

    War einfach zu viel Marathon,Bundeswahl, Abgeordneten Haus Wahl Bezirkswahl,enteignungswahl

  16. 12.

    Der Bundestag entscheidet dann ob der Einspruch gerechtfertigt ist und er, gerade knapp die Mehrheit nach 16 Jahren CDU erreicht, freiwillig, ich sag mal zurücktritt ?? Nee is klar. Ist es nicht schon schlimm genug, dass Politik trotz Gewaltenteilung Richter aussucht, ernennt und befördert.
    Dann entscheide ich beim nächsten Knöllchen auch ob es gerechtfertigt ist. Das wird ja immer schlimmer in dem Land oder fällt es uns (eher einigen) jetzt erst alles auf.

  17. 11.

    .. man beachte in welchen der zwölf berliner Bezirken es möglich war die Wahl trotz ähnlicher Schwierigkeiten doch halbwegs zuverlässig durchzuführen ..

  18. 10.

    So ein Chaos entsteht, wenn Politiker das Geld der Steuerzahler nur noch in Ideologie-Themen stecken.
    Dadurch wird eine komplette Stadt marode.

  19. 9.

    13120 Stimmen scheinen eine zu kleine Anzahl zu sein, um Bedeutung zu erlangen? Das eignet sich höchstens für "putintreue" Journalisten aus Belarus? Obwohl das nur ausgleichende Gerechtigkeit wäre, so wie deutsche Journalisten über "jenseits der Oder" berichten. Diese "Art und Weise" macht uns dort sehr unsympathisch...

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