Reaktionen zu Treffen mit Rechtsextremen - Parteien diskutieren über AfD-Verbotsverfahren

Do 18.01.24 | 11:21 Uhr
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Ein Schild mit der Aufschrift "AfD-Verbot jetzt!" wird im Rahmen der Demonstration "Auf die Strasse! Gegen Nazistische Deportationsplaene der AfD", am 17.01.2024 vor dem Roten Rathaus in Berlin in die Luft gehalten. (Quelle: dpa/Kira Hofmann/photothek)
Video: rbb24 | 18.01.2024 | Nachrichten | Bild: dpa/Kira Hofmann/photothek

Nach Bekanntwerden eines Treffens von Rechtsextremen, an dem auch Politiker von AfD und CDU teilgenommen haben, wird erneut über ein Verbotsverfahren der AfD diskutiert. Auch das Abgeordnetenhaus in Berlin und der Bundestag haben das Thema auf der Agenda.

Dieser Artikel wird nicht fortgeschrieben. Aktuelle Infos zum Thema finden Sie hier.

  • Brandenburger Grünen-Spitze hält AfD-Verbot für sinnvoll
  • Brandenburger Co-Landesvorsitzender fordert von CDU Abgrenzung gegen Rechts
  • Potsdams OB bedauert Schwarz-Weiß-Diskussion über Verbotsverfahren
  • "Demokratiefeinde und Vertreibungspläne" am Mittwoch auf der Agenda im Berliner Abgeordnetenhaus

Nach einem Bericht über ein Treffen in Potsdam, an dem auch zwei hochrangige AfD-Funktionäre, Mitglieder der rechtskonservativen Werteunion und ein CDU-Mitglied teilgenommen hatten, mehren sich die politischen Stimmen, die ein Verbot der AfD für sinnvoll halten.

"Wir sind für ein AfD-Verbotsverfahren", sagte die Landesvorsitzende Hanna Große Holtrup der Deutschen Presse-Agentur vor einem Landesparteitag der Brandenburger Grünen am Samstag und Sonntag.

Grüne: "Stimmung in der Geselschaft ernst nehmen"

Weiter sagte Große Holtrup: "Wenn eine Partei die freiheitlich-demokratische Grundordnung angreifen oder sogar abschaffen möchte, gibt es dieses scharfe Schwert eines Parteiverbots. Wir leben in einem Rechtsstaat und haben Instanzen, die genau das überprüfen können." Ein Verbot könne aber nicht die einzige Antwort sein. "Wir müssen auch die Stimmung in der Gesellschaft ernst nehmen."

Geheimtreffen: AfD-Mitarbeiter brüstet sich mit Gewalt

Das Medienhaus "Correctiv" hatte über ein Treffen berichtet [correctiv.org], bei dem der frühere Kopf der rechtsextremistischen Identitären Bewegung in Österreich, Martin Sellner, über "Remigration" sprach. Geplant wurde bei dem Treffen die massenhafte Deportation von Menschen aus Deutschland.

Außerdem soll sich ein Teilnehmer des Treffens laut den Recherchen [correctiv.org] vor den Teilnehmenden mit Gewalttaten gebrüstet haben. Der wegen Körperverletzung vorbestrafte Mario Müller ist ein langjähriger führender Kopf der rechtsextreme Identitären Bewegung und Mitarbeiter im Büro des AfD-Bundestagsabgeordneten Jan Wenzel Schmidt. Auf "Correctiv"-Anfrage bestreitet er eine Verwicklung in den Vorfall.

Darüber hinaus ergaben rbb-Recherchen, dass Kristin Brinker, die Vorsitzende der AfD in Berlin, an einem Treffen mit Rechtsextremen teilnahm. Das Treffen hatte der der ehemalige Berliner Finanzsenator Peter Kurth im Juli organisiert.

"Wer an Treffen mit Rechtsextremisten teilnehme, muss mit Ausschlussverfahren rechnen"

Die Brandenburger Co-Landesvorsitzende der Grünen Alexandra Pichl forderte von der CDU eine deutlichere Grenzziehung gegen Rechts. "Die Recherche von Correctiv hat gezeigt, dass es eine klare Abgrenzung erfordert. Die fehlt uns zum Beispiel bei der CDU: Man darf der AfD nicht nach dem Mund reden, sondern muss sich ganz klar dagegenstellen", sagte Pichl.

Auch die Generalsekretärin der Berliner CDU, Ottilie Klein, hat sich klar gegenüber Rechtsextremismus distanziert. "Für uns ist völlig klar, wer mit Rechtsextremisten sympathisiert, der hat in der CDU nichts verloren. [...] Für uns gibt es da keinerlei Unklarheiten, was eine Zusammenarbeit mit oder Sympathien für Rechtsextreme angeht, das hat mit den Grundwerten unserer Partei schlicht nichts zu tun", sagte die Politikerin am Donnerstag im rbb. Wer an Treffen mit Rechtsextremisten teilnehme, müsse mit einem Ausschlussverfahren rechnen, da sei man sehr konsequent, so Klein: "Christdemokraten sind überzeugte Demokraten."

Der frühere Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) hat die demokratischen Parteien vor den anstehenden Landtagswahlen in den drei ostdeutschen Bundesländern Brandenburg, Sachsen und Thüringen davor gewarnt, sich zu sehr an der AfD abzuarbeiten. "Immer dann, wenn nur über die AfD diskutiert wird, hilft es ihr", sagte de Maizière in einem Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). Die Parteien müssten sich "natürlich klar und eindeutig abgrenzen".

Schubert: schwarz-weiße Duskussion um AfD-Verbotsverfahren

Der Oberbürgermeister von Potsdam, Mike Schubert (SPD), bedauert, dass die Diskussion um eine AfD-Verbotsverfahren aus seiner Sicht derzeit schwarz-weiß geführt werde. Man müsse "ganz genau hingucken, ob der Tatbestand für ein Verbot da ist", sagte Schubert dem rbb am Mittwoch. Solange aber müsse man sich mit der AfD politisch auseinandersetzen und gleichzeitig "seine Hausaufgaben machen", so der SPD-Politiker. "Umso besser wir unseren Job machen, umso einfacher ist es auch, ihnen entgegenzutreten", unterstrich er weiter.

Man müsse vor allem noch deutlicher sagen, dass Migrantinnen und Migranten oder auch deutsche Staatsbürger mit migrantischem Hintergrund in Potsdam keine Angst haben müssten. Er betonte, dass die Stadtgesellschaft zusammenstehe und sich klar gegen das stelle, was da in den letzten Tagen und Wochen über Potsdam hereingebrochen sei. Schubert: "Potsdam ist bunt und vielfältig."

Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) sieht dagegen ein AfD-Verbot kritisch und fordert, sich schärfer inhaltlich mit der Partei auseinanderzusetzen. Ähnlich hat sich der Brandenburger CDU-Chef Redmann geäußert. Man müsse den Menschen klar machen, welche Auswirkungen Wahlerfolge der AfD hätten - gerade auch im wirtschaftlichen Bereich. Ein Verbotsverfahren lehnte er klar ab. Das stärke die Partei nur in ihrem "Opfermythos", so Redmann.

Aktuelle Stunde im Abgeordnetenhaus und Bundestag

Das Berliner Abgeordnetenhaus wird am Donnerstag in einer Aktuellen Stunde über die Bedrohung der Demokratie sprechen. Die Fraktion der Grünen hat das beantragt. Auch der Bundestag beschäftigt sich mit dem Thema. Auf Antrag der Ampel-Koalition findet am Nachmittag eine Aktuelle Stunde dazu statt. Eine zentrale Rolle wird dabei vermutlich auch die Debatte über ein Verbot der AfD spielen.

Sendung: rbb24 Inforadio, 18.01.2024, 07:00 Uhr

92 Kommentare

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  1. 92.

    Die Süddeutsche Zeitung hat es vorgemacht. Hubert Aiwanger hat profitiert. Wobei auffällt, dass, wenn es als Kampagne wahrgenommen wird, es immer dem vermeintlich Schwächeren dient.

  2. 90.

    "Das Problem ist der Beweis der Verfassungswidrigkeit." Schlüttsiel: Özdemir hatte da einen gute Ansatz gemacht: "Umsturz" sagte er; auch Habeck in seinem Video deutet das an: Rechtsextremisten hätte hinter dem (angeblichen) Sturm auf die Habeck-Fähre gestanden. Wenn hier der Nachweis einer AfD-Organisation festgestellt worden wäre, hätte man Parteizentralen durchsuchen können, in der Hoffnung etwas zu finden. Aber der Haken: was Ozdemir da so gesagt hat ("Umsturz"), und was Habeck behauptet hat waren völlig unwahr. Der Verfassungsschutz, die örtliche Polizei, soweit ich weiß auch der Polizeibericht, der Chef der Polizeigewerkschaft alle sagen: da war nichts. Keine rechtsextremistischen Seilschaften im Hintegrund usw. (Wenn auch Journalisten wohl in den sozialen Netzwerken Spuren von Rechtsextremisten gefunden haben und eine AfD-Frau da irgendwie aktiv war. (Bei 15% Sympatisanten kein Wunder). Aber der Bauernauflauf war eben letztlich nicht organisatorisch AfD und keine "Stürmung".

  3. 88.

    "Bei einem Verbot würde sofort eine neue Partei gegründet." Nein. Im Falle eines Verbot würde das Parteivermögen eingezogen werden. Nachfolgeorganisationen sind dann auch verboten bzw. können dann ebenso verboten werden.

  4. 87.

    "Das Problem ist der Beweis der Verfassungswidrigkeit." Wenn man es nicht nachweisen kann, ist die Partei vielleicht gar nicht verfassungswidrig.

    Das ist ja das Problem: es wird groß verkündet in allen Medien/ durch Politiker, die Demokratie sei gefährdet (oder "gefährdet wie noch nie zuvor") aber möglicherweise ist der Gefährdungsgrad so minimal dass er nicht der Rede wert ist.

    Im Grunde genommen entsteht m.E. beim Bürger der Eindruck: die AfD will die Demokratie zerstören und könnte das vielleicht auch schaffen. Aber warum wird dann kein Verbot veranlasst.
    -Tut man dies und scheitert: gibt es die Verfassungswidrigkeit nicht in relevantem Maß.
    -Reicht man kein Verbotsantrag ein, sollen dann Bürger ständig aktivistisch auf die Straße geschickt werden?
    Dies ist kein Thema dass man mit Massenaufläufen löst, sondern juristisch.
    Macht man weiter wie jetzt entsteht eher der Eindruck eines parteipolitischen Dauerwahlkampfs gg. die AfD.

  5. 86.

    Ich denke,stellt die Grenzen von 1988,nicht 1989 wieder her und schon hat die AfD nichts mehr zu sagen.
    Gebt den ..... ihr Land zurück und auch ihren T....
    Die Rechtsradikalen kommen überwiegend aus ...Deutschland.

  6. 85.

    Ich denke eher je mehr Zuspruch umso mutiger je mehr Öffentlichkeit um so mehr Zuspruch. Und richtig der Deutsche schwimmt nie gegen den Strom. Der AFD Wähler macht das aber gerade und das ist das Problem. Und wenn man dem verkehrt rum schwimmenden Schwarm verbietet ein solcher zu sein schwimmen die Individuen trotzdem weiter gegen den den Strom und nennen sich dann aufwärts schwimmender Schwarm oder so. Das Problem bekommt einen neuen Namen. Weiter nichts.
    Wenn niemand den Individuen glaubhaft machen kann, dass das Futter flußabwärts besser ist und für alle reicht dann drehen die sich auch nicht wieder um.
    Egal. War mir ein Vergnügen…

  7. 84.

    So ein Bullshit! Die Die Ewigkeitsklausel, Art. 79 Abs. 3 GG, betrifft lediglich die Artikel 1 und 20 des Grundgesetzes.
    Wer was anderes behauptet, betreibt Propaganda von rechts.

  8. 83.

    Naja Artikel 79 GG eben.

    Ändert nichts daran, dass unter anderen RBB Artikeln auch nachdrücklich die Abschaffung des Bürgergeldes gefordert wird, obwohl dies höchstrichterlich gegen Artikel 1 verstoßen würde. Da erklärt man denen das, dann bekommt man als Antwort, na dann müsse man Artikel 1 eben ändern....oh man....

  9. 82.

    Mir scheinen die Repräsentanten der etablierten Parteien zunehmend zu versagen. Wenn die AfD eine Gefährdung der Demokratie ist, so sollte man sie verbieten. Wenn einzelne Verteter der AfD eine Gefahr sind, so steht Artikel 18 Grundgesetz zur Verfügung: solchen Personen wird dann politische Betätigung verboten. Wir haben eine wehrhafte Demokratie.

    Die "hohen Hürden" schützen Parteien davor allein aufgrund unerwünschter Meinungen verboten zu werden. Wenn aber eine Partei die Demokratie abschaffen will, so gibt es keine Hürden eine solche Partei zu verbieten. Sind unsere Volksvertreter so verantwortungslos dass ihnen die Demokratie egal ist, warum tun sie dann nichts?

    Oder soll das jetzt ein Dauerwahlkampf gegen die AfD werden, weil sie in Wirklichkeit nicht wirklich verfassungswiedrig/verfassungsfeindlich ist, aber in Verruf gebracht werden soll? Reine Parteipolitik, also?

  10. 81.

    Hat irgendjemand schon mal etwas von einer Ewigkeitsklausel im GG gehört?
    Bei den meisten hier glaube ich nicht.
    Also weiter Panik verbreiten. Es können nämlich einige Gesetze nicht einfach ausgehebelt werden,auch wenn einige das hier verbreiten.

  11. 80.

    Drei Bundesländer? Das wird erst der Anfang sein. Je weniger man gegen die vorgeht, je "mutiger" werden sie. Auch hier wird nur umgekehrt ein Schuh draus. Nicht je mehr die A-Partei kritisiert wird, desto mehr Zuspruch erhält sie. Nee, je weniger die kritisiert wird, je höher steigen die möglichen Wählerstimmen.
    Der Deitsche an sich schwimmt nicht gern gegen den Strom. Der passt sich lieber an - wurde in der Vergangenheit oft genug bewiesen.
    Da fällt mir gerade ein, an welchen Personen man die Verfassungsfeindlichkeit noch festmachen kann: https://www.rbb24.de/panorama/beitrag/2022/12/reichsbuerger-razzia-berlin-richterin-afd-birgit-malsack-winkemann.html

  12. 79.

    In der AFD sitzen auch Menschen mit Migrationshintergrund.. manche von den Mitgliedern sind sogar mit Menschen verheiratet welche auch einen Migrationshintergrund haben

  13. 78.

    Das Problem ist der Beweis der Verfassungswidrigkeit. Die sind auf demokratischem Weg dort hingekommen wo sie sind. Und nur drei Landesverbände sind im Fokus. Das wird nur Wahlkampf für braun….

  14. 76.

    Sie glauben doch nicht ernsthaft dass die ... was ändern oder besser machen wollen, könnte, würde. Muss ich wirklich alles aufzählen, was die vorhaben?
    In Ausschüssen über Anträge diskutieren, okay, aber doch keine Grundsatzdiskussionen.
    Es geht auch nicht ums Verbieten "was nicht passt". GG Art. 21 Abs. 2: "Parteien, die nach ihren Zielen oder nach dem Verhalten ihrer Anhänger darauf ausgehen, die freiheitliche demokratische Grundordnung zu beeinträchtigen oder zu beseitigen oder den Bestand der Bundesrepublik Deutschland zu gefährden, sind verfassungswidrig."

  15. 75.

    Diese Bestrebungen müssen aber gerichtsfest nachgewiesen werden. Im Programm steht davon nichts. Und aus Äußerungen einzelner Politiker einen dicken Strick zu drehen sehe ich als unmöglich an.

  16. 74.

    WTF bringen Sie hier für einen wirren beleidigenden Kommentar auf den sachlichen Beitrag von Immanuel.

    Vielleicht mal das Grundgesetz lesen bevor Sie es eventuell abschaffen wollen?

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