Dritte Niederlage im dritten Spiel - Union Berlin steht nach 0:1 gegen Neapel vor dem Champions-League-Aus
Union Berlin verliert in der Champions League mit 0:1 gegen die SSC Neapel. Die knappe Niederlage ist die dritte im dritten Gruppenspiel, damit stehen die "Eisernen" trotz guter Leistung vor dem Abschied aus der Königsklasse.
Der 1. FC Union Berlin hat mit 0:1 gegen die SCC Neapel verloren und damit die dritte Niederlage im dritten Champions-League-Auftritt hinnehmen müssen. Damit stehen die Köpenicker vor dem Aus in der Königsklasse, bei drei verbleibenden Gruppenspielen trennen sie sechs Zähler von Napoli. Mit neun aufeinanderfolgenden Niederlagen haben die Eisernen einen neuen Negativ-Vereinsrekord aufgestellt.
In einer lange umkämpften Partie sorgte der Treffer von Giacomo Raspadori in der 65. Minute für die Entscheidung. Union war im ersten Durchgang die deutlich zwingendere Mannschaft, der einzig das Führungstor als Belohnung fehlte. Neapel trat im zweiten Durchgang klar verbessert auf und nutzte seine beste Phase effizient zum Siegtreffer aus. Union sollte danach nicht mehr viel einfallen.
"Arbeiten, die Schnauze halten und auf dem Platz liefern"
Für Union-Kapitän Christopher Trimmel "passt es einfach zur Situation", dass der einzige Schuss Neapels aufs Tor für den Siegtreffer sorgte. Trotz der Niederlage lobte der Rechtsverteidiger den Auftritt - gerade in der ersten Hälfte: "Da kann ich wirklich keinem etwas vorwerfen, das war eine gute Antwort auf das Stuttgart-Spiel." Für den 36-Jährigen sei es bei solchen Auftritte "nur eine Frage der Zeit", bis Union auch mal wieder gewinne.
Auch Rani Khedira hob nach Abpfiff die positiven Aspekte hervor. "Wir haben speziell in der ersten Halbzeit vieles oder alles von dem gesehen, was uns stark macht", so der Mittelfeldspieler. Beim Gegentreffer habe sich die Mannschaft nicht optimal angestellt, doch würde ein Gegner der Klasse Neapels solche Chancen nutzen. Die Spieler müssten nun "arbeiten, die Schnauze halten und auf dem Platz liefern". Trainer Fischer würde dieselbe Sachlichkeit an den Tag legen wie auch in den erfolgreichen Phasen, man würde sich aus dieser Situation nur gemeinsam herauskämpfen.
Union beginnt druckvoll
Fischer suchte sein Heil im Tempo seiner Mannschaft. Sowohl die neue Doppelspitze aus Sheraldo Becker und David Datro Fofana als auch die Hereinnahme von Brenden Aaronsson sollte für viel Tiefe und gefährliche Umschaltmomente sorgen. Und das schnelle Spiel der Köpenicker zeigte gleich Wirkung. Union wirkte in den ersten Minuten des Spiels sehr agil und spielte zielstrebig nach vorne. Gegner Neapel hatte in den ersten zehn Minuten Mühe, eigene Akzente zu setzen, ließ aber auch keine Hektik aufkommen.
In den Minuten danach erlangten die Italiener durch längere Ballbesitzphasen mehr Spielkontrolle. Union zog sich etwas weiter in die eigene Spielhälfte zurück und kam nur noch gelegentlich zu Angriffsmöglichkeiten. Klare Torchancen hatte es nach 20 Minuten jedoch auf beiden Seiten noch nicht gegeben, beide Abwehrreihen traten souverän auf - eine bis dahin ausgeglichene, von Zweikämpfen geprägte Begegnung. 72.000 Fans im verregneten, rot erleuchteten Olympiastadion guckten zu.
Fofana sorgt beinahe für die verdiente Halbzeitführung
Beinahe hätte eine herausragende Einzelaktion des Union-Stürmers Fofana in der 24. Minute die Führung beschert. Er dribbelte sich auf dem rechten Flügel sehenswert durch die Napoli-Abwehr und legte für Janik Haberer auf. Dessen Tor wurde jedoch aufgrund einer knappen Abseitsstellung zurückgenommen.
Union spielte taktisch diszipliniert und trotz der Niederlagenserie selbstbewusst. Immer wieder fabrizierten die Gastgeber offensiv gefährliche Aktionen - während Neapel mit dem Ball nicht allzu viel einfallen wollte. Immens viel Laufarbeit, mit Ball sehr aktiv, defensiv immer eng am Gegner - ein guter Auftritt der Berliner. Aber brauchbare Chancen von Fofana (37.) und Rani Khedira (39.) reichten nicht zur Halbzeitführung. Die wäre durchaus verdient gewesen.
Neapel kommt klar verbessert aus der Kabine
Auch den zweiten Spielabschnitt wollte Union sichtlich mutig beginnen, allerdings kam die SSC (Società Sportiva Calcio) deutlich verbessert aus der Kabine. Deren Spieler wirkten zwingender, sie kamen durch vertikaleres Spiel schneller vor den Unioner Strafraum – die Zone, in der ihr Offensivstar Khvicha Kvaratskhelia durch seine Dribbelstärke stets gefährlich werden kann. So entwickelte sich innerhalb der Anfangsviertelstunde ein dynamischerer, wilderer Schlagabtausch als noch in der ersten Halbzeit. Torgelegenheiten, bei denen die beiden Torhüter eingreifen hätten müssen, blieben aber aus.
Bis zur 65. Minute: Da nutzte Kvaratskhelia die erste Szene, in der er nicht von seinen Gegnern gedoppelt wurde. Nachdem die SSC den zweiten Ball gewann, setzte er sich auf dem linken Flügel im direkten Duell mit Christopher Trimmel durch. Der Georgier zog anschließend unbedrängt in den Unioner Strafraum und bediente Giacomo Raspadori. Der brauchte aus wenigen Metern nur noch einzuschieben. Damit nutzte Neapel seine beste Phase eiskalt aus.
Union findet keine Antwort mehr
Der Rückstand schien den zuvor noch leidenschaftlich aufspielenden Berlinern den Stecker gezogen zu haben. Auch der Dreifachwechsel - Aissa Laidouni, Alex Kral und Kevin Behrens kamen in der 70. Minute in die Partie - sollte keine Wirkung mehr haben. Für Aufsehen sorgte Leihspieler Fofana, der Trainer Fischer nach seiner Auswechslung den Handschlag verweigerte und sichtlich den Zorn des Schweizers auf sich zog. Laut Führungsspieler Trimmel sollten solche Szenen jedoch nicht überbewertet werden. "Wichtig ist nur, wie er darauf reagiert, ob er sich entschuldigt oder nicht." So etwas würde zum Fußball dazugehören.
Die Einwechslungen von Lucas Tousart und Kevin Volland in der 79. Minute verblassten ebenso. Neapel war klar spielbestimmend, während den Köpenickern Überzeugung und Energie verloren gingen. Und doch wären sie beinahe noch zum Ausgleich gekommen. Der aufgerückte Innenverteidiger Robin Knoche köpfte eine Flanke von Trimmel knapp links am Tor vorbei (80.).
Neapel brachte das Spiel in der Schlussphase dann durchaus souverän über die Zeit. Tief stehend und mit Hilfe diverser Verzögerungen erstickte der italienische Meister die letzten Verzweiflungsangriffe des 1. FC Union. Dann war Schluss.
Der Live-Ticker zum Nachlesen
Sendung: rbb24, 25.10.2023, 18 Uhr