#Wiegehtesuns? | Die Familie - "Wir waren alle mit den Nerven an unseren Grenzen"
![Lucy auf dem Weg zur Schule mit Maske (Quelle: privat) Lucy auf dem Weg zur Schule mit Maske (Quelle: privat)](/content/dam/rbb/rbb/rbb24/2020/2020_05/Sonstige/lucy.jpg.jpg/size=708x398.jpg)
Für Cornelia E. aus Bestensee und ihre Familie kehrt langsam normaler Alltag zurück. Sechs Wochen lang waren alle drei Kinder zu Hause. Jetzt gehen sie wieder in Kita und Schule – und noch einmal ist alles anders. Protokoll eines Familienlebens ohne und mit Schule.
Das Coronavirus stellt unser Leben auf den Kopf. In der Serie #Wiegehtesuns? erzählen Menschen, wie ihr Alltag gerade aussieht – persönlich, manchmal widersprüchlich und kontrovers. rbb|24 will damit Einblicke in verschiedene Gedankenwelten geben und Sichtweisen dokumentieren, ohne diese zu bewerten oder einzuordnen. Sie geben nicht die Meinung der Redaktion wieder.
Während ihr Mann weiterarbeitet, wuppt Cornelia E. (38) aus Bestensee in Brandenburg den Alltag mit ihren drei Kindern. Jetzt haben die Institutionen wieder geöffnet, und die Familie stellt sich noch einmal auf eine neue Situation ein. So geht es Cornelia E.:
Ich bin froh, dass jetzt ganz allmählich wieder ein neuer Alltag in unsere Familie einkehrt – auch wenn erneut alles ganz anders läuft als gewohnt. Felix (14) geht seit vergangener Woche wieder in die Oberschule – allerdings nur an zwei Tagen pro Woche für jeweils vier Stunden. Lucy (11) hatte Montag ihren ersten Tag in der Grundschule. Und Talia (4) darf wieder in die Kita. Die Hygienemaßnahmen in den Einrichtungen stellen die Kinder vor keine großen Herausforderungen, denn auf regelmäßiges Hände waschen haben sie auch zu Hause geachtet.
Am ersten Schultag musste ich Felix und Lucy eine schriftliche Bestätigung mitgeben, dass die Kinder gesund sind und sich an die Hygieneregeln halten. Ungewohnt ist, dass nur ausgewählte Jahrgangsstufen in der Schule sind und in den geteilten Klassen weniger Schüler sitzen. Lucy war ganz schön aufgeregt vor dem ersten Schultag seit der Krise, weil die Abläufe einfach anders sind, und sie nicht wusste, was auf sie zukommt. Im Bus muss sie einen Mundschutz tragen. In der Schule hat sie ihr eigenes Handtuch dabei. Ihren Spind und ihre Hausschuhe darf sie nicht mehr benutzen, stattdessen nimmt sie nun ihre Jacke mit ins Klassenzimmer.
Lucy wusste nicht, wie sie den Abstand halten soll, was sie in der Schule jetzt überhaupt machen muss und machen darf. Als sie dann nach dem ersten Tag zurückkam, war die Erleichterung deutlich zu spüren. Aber sie hat noch Schwierigkeiten, den Schulbesuch und das Home Schooling unter einen Hut zu bekommen. Weil die Lerngruppen zeitversetzt unterrichtet werden, ist sie jetzt von halb zehn bis fünf Uhr nachmittags unterwegs. Da bleibt kaum noch Zeit, um zu Hause zu lernen.
Ich genieße es trotzdem, wie entspannt meine Kinder plötzlich sind. Alle drei haben sich sehr darauf gefreut, wieder unterwegs zu sein und zumindest einige ihrer Freunde wiedersehen zu können.
Felix war schon nach dem ersten Schultag viel ausgelasteter. Da habe ich erst richtig gemerkt, was es für ihn bedeutet hat, dass die sozialen Kontakte so lange auf der Strecke geblieben sind.
Lucy war erleichtert, mit den Klassenkameraden darüber sprechen zu können, wie sie die Arbeiten zu Hause bearbeitet haben. Vorher hatte sie immer versucht, sich auf die Ferne mit den anderen zu vergleichen.
Und Talia durfte endlich wieder mit einer ihrer Freundinnen spielen. Das verändert die Atmosphäre in der Familie. Auch ich selbst freue mich, dass ich jetzt wieder arbeiten und meine sozialen Kontakte pflegen kann. Eine WhatsApp-Nachricht und ein Telefonat können ein nettes Lächeln eben einfach nicht ersetzen.
Die letzten sechs Wochen mit den Kindern zu Hause waren eine sehr intensive Zeit für uns. Vormittags versuchten Felix und Lucy an ihren Schulaufgaben zu arbeiten, und sich nicht von Talia ablenken zu lassen, die am liebsten durch alle Zimmer wuseln wollte. Die Nachmittage verbrachte ich mit den Kindern, wenn irgendwie möglich, an der frischen Luft. Meine Arbeit als Rettungsassistentin musste ich in dieser Zeit zurückfahren, um meinem Mann den Rücken freizuhalten. Denn der ist als selbständiger Ingenieur tagtäglich auf Baustellen unterwegs.
Kein Vereinssport, keine Reisen, kaum noch Dienste – in dieser entbehrungsreichen Zeit bin ich noch einmal ganz eng mit den Kindern zusammengewachsen. Wir haben viel zusammen gelacht. Und wir sind auch sehr stolz auf unsere Kinder, dass sie die Zeit zu Hause ohne soziale Kontakte in dieser belastenden Situation so gut gemeistert haben. Aber es passierte auch immer mal wieder, dass irgendjemand von uns wegen einer Kleinigkeit auf die Palme ging. Wir waren alle mit den Nerven an unseren Grenzen. Das habe ich auch von anderen Familien gehört.
Gesprächsprotokoll: Janna Degener-Storr
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