Verwittertes Filmdenkmal am Potsdamer Platz - Bezirksamt plant keine Sanierung des "Boulevard der Stars"
Er sollte mal die deutsche Version von Hollywoods "Walk of Fame" werden, doch viel mehr als gerissener Beton ist am "Boulevard der Stars" in Berlin nicht mehr vorhanden. Das Bezirksamt Mitte verhandelt über den wahrscheinlich unvermeidlichen Rückbau.
Der sogenannte "Boulevard der Stars" in Berlin-Mitte wird nicht mehr saniert. Das teilte das zuständige Bezirksamt Mitte rbb|24 am Montag auf Anfrage mit. "Derzeit sind keine Mittel für die grundhafte Erneuerung oder deren Planung vorgesehen", so die Pressestelle. Schon im Doppelhaushalt 2022/23 war kein Geld für die Instandsetzung vorgesehen.
Seit einigen Jahren sorgt der desolate Zustand des Boulevards regelmäßig für Negativschlagzeilen, insbesondere während der Berlinale. Die "B.Z." bezeichnete das Denkmal am Montag als "Horror-Streifen" und berichtete über ein absehbares Ende des Projekts.
Letzte neue Sterne kamen vor acht Jahren
Mit dem Boulevard sollen Menschen geehrt werden, die sich um den deutschen Film verdient gemacht haben. Nach dem Vorbild des "Walk of Fame" in Hollywood wurden ab 2010 sternförmige Plaketten in den Mittelstreifen der Potsdamer Straße am Sony Center eingelassen. Unter anderem wurden Schauspieler:innen wie Marlene Dietrich, Nina Hoss oder Matthias Schweighöfer in rotem Beton verewigt.
Der Boulevard entstand auf private Initiative, Instandhaltung und Erweiterung sollten durch Spenden finanziert werden. Verantwortet wurde das Filmdenkmal von der Boulevard der Sterne GmbH, die allerdings schon vor einigen Jahren aufgelöst wurde. Insgesamt 105 Personen wurden bislang verewigt, zuletzt kamen 2016 neue Sterne hinzu. Seitdem liegt das Filmdenkmal brach.
Tage des Boulevards seit einigen Jahren gezählt
"Mit der Liquidation ist eine inhaltliche Weiterentwicklung praktisch beendet worden", so das Bezirksamt Mitte. "Die Flächenbeläge sind mangelhaft ausgeführt worden und nur durch grundhafte Erneuerung in den ursprünglich geplanten Zustand zu versetzen." Der rund 300 Meter lange Platz ist übersäht von Rissen, einige Plaketten wurden offenbar gestohlen. "Ein Gutachten hat festgestellt, dass eine Sanierung der Baumängel nicht möglich ist."
De facto war das Aus für den "Boulevard der Stars" schon vor einigen Jahren absehbar - aus einem anderen Grund. Seit 2019 wird eine Verlängerung der Tramlinie M4 vom Alexanderplatz über den Potsdamer Platz zum Kulturforum geplant - die Strecke soll über den jetzigen Boulevard führen. Allerdings ist unklar, wann sie eröffnet werden kann. Mehrere Brücken müssen vorher saniert werden. Die Mühlendammbrücke, die am Molkenmarkt über die Spree führt, muss zudem erst abgerissen und neu errichtet werden, um Straßenbahnen tragen zu können.
Im letzten Jahr wurde klar, dass die Strecke wohl frühestens 2029 befahrbar sein wird [berliner-zeitung.de]; ein geplantes Teilstück auf einem besonders schmalen Abschnitt der Leipziger Straße steht möglicherweise wieder zur Debatte [morgenpost.de]. Aktuell führe das Bezirksamt Mitte mit dem Baubetrieb, der den Boulevard errichtet hatte, und der für den Tramausbau zuständigen Hauptverwaltung Verhandlungen über eine "abschließende Vereinbarung", hieß es.