#Wiegehtesuns? | Der Geschäftsführer - "Ich möchte meine Mitarbeiter nicht zu Hilfssheriffs machen"

Erst der Ausweis, dann das Essen? Am Freitag können Restaurants wieder öffnen - allerdings unter besonderen Bedingungen. Christian Khalaf ist Geschäftsführer des Schoenbrunn und wie viele in der Branche: freudig verunsichert. Ein Gesprächsprotokoll
Das Coronavirus stellt unser Leben auf den Kopf. In der Serie #Wiegehtesuns? erzählen Menschen, wie ihr Alltag gerade aussieht – persönlich, manchmal widersprüchlich und kontrovers. rbb|24 will damit Einblicke in verschiedene Gedankenwelten geben und Sichtweisen dokumentieren, ohne diese zu bewerten oder einzuordnen. Sie geben nicht die Meinung der Redaktion wieder.
Persönlich geht es mir okay, aber der Laden macht mir natürlich Kopfschmerzen. Wir haben viele Mitarbeiter und eine Menge Verpflichtungen, und wir sind seit Wochen zu. Alle vierzig Mitarbeiter mussten wir in Kurzarbeit schicken. Die Sorgen werden mehr und mehr.
Ich bin trotzdem positiv gestimmt. Am 15. Mai kann es wieder losgehen, wie auch immer! Ich freue mich darauf, dass es weitergeht!
Am 22. März mussten wir den Laden schließen. Nach einiger Zeit der Schockstarre haben wir dann mit Pizza to Go, einem Bratwurststand und dem Kiosk langsam wieder hochgefahren. Da kann ich aber nur einen ganz kleinen Teil der Mitarbeiter beschäftigen. Und wir nehmen damit echt nur einen Bruchteil unserer normalen Einnahmen ein. Wir sind vom Winter geschwächt, wir sind ein Saisonbetrieb und auf Frühling und Sommer angewiesen und konnten nicht richtig loslegen.
Ich will mich da nicht beschweren, ich verstehe die Corona-Maßnahmen, das musste sein mit den Restaurant-Schließungen. Aber für uns ist es finanziell sehr schwer. Wir haben auch keine Hilfe bekommen, weil wir mehr als zehn Mitarbeiter haben. Kredite nützen uns nichts, die müssen wir später nur mit Zinsen zurückzahlen. Auch wenn wir die Miete stunden würden, irgendwann müssen wir bezahlen.
Ich selbst komme jeden Tag. Wir renovieren, und ich schaue, dass alle Hygiene-Vorschriften eingehalten werden, sperre den Laden auf und zu und spreche mit den Lieferanten. Da gibt es genug zu tun.
Jetzt plane ich, wie die Öffnung am 15. Mai laufen kann. Masken und Desinfektionsmittel habe ich auf jeden Fall genug. Auch die Abstandsregeln sind bei uns kein Problem. Wir haben einen großen Biergarten und viel Platz und können alle weit auseinandersetzen. Auf unserer Terrasse, wo das Restaurant ist, wird es enger. Normalerweise haben wir da 120 Plätze. Mit den Abstandsregeln bleibt die Hälfte der Gäste übrig, nur 60. Also gibt es nur die Hälfte des Umsatzes. Dafür brauche ich aber die gleiche Zahl an Köchen, weil die Zubereitung komplizierter ist wegen der Hygiene. Wir haben hier ja auch viele Veranstaltungen wie Hochzeiten oder runde Geburtstagsfeiern. Das fällt alles weiter flach, das sind Dolchstöße für uns.
Da kommt weiter eine schwierige Zeit, aber das ist ja bei Allen so. Ich will mich nicht beschweren. Ich bin nicht der Einzige, der zu Grund zum Weinen hat. Da müssen wir durch, da müssen ganz viele andere auch durch.
Von meinen Gastro-Kollegen kenne ich keinen, dem es gut geht. Alle leiden und versuchen sich mit To-Go-Essen über Wasser zu halten. Gefreut habe ich mich über die Solidarität aller Menschen untereinander in der Corona-Krise.
Wie wir es dann ab Freitag alles mit den Gästen und Tischen organisieren, weiß ich noch nicht. Ich will hier nicht die Polizei oder das Ordnungsamt spielen, die Gäste nach ihrem Ausweis fragen und zu welchem Haushalt sie gehören. Ich möchte meine Mitarbeiter nicht zu Hilfssheriffs machen. Wir haben alle Masken und Handschuhe an und fragen dann nach dem Ausweis. Das hat auch was Unangenehmes. Ich hoffe, dass wir das eleganter lösen können, vielleicht mit Reservierungen, bei denen man alles abfragt und so alles abklärt.
So oder so: Meine Mitarbeiter stehen auf jeden Fall alle in den Startlöchern und wollen loslegen.
Gesprächsprotokoll: Anke Michel
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Sendung: rbb 88.8 | 08.05.2020 | Anke Michel
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