#Wiegehtesuns? | Die Prinzessinnengärtnerinnen - "Kollektive sind besser geeignet, solche Krisen durchzustehen"

Keine Workshops, keine Kitas, kein gemeinsames Gärtnern: die Projekte für den neuen Prinzessinnengarten auf dem Neuköllner St. Jacobi Friedhof liegen auf Eis. Zu tun hat das Kollektiv trotzdem genug. Und: Die Verbundenheit hilft. Protokoll von Luciana und Maxi.
Das Coronavirus stellt unser Leben auf den Kopf. In der Serie #Wiegehtesuns? erzählen Menschen, wie ihr Alltag gerade aussieht – persönlich, manchmal widersprüchlich und kontrovers. rbb|24 will damit Einblicke in verschiedene Gedankenwelten geben und Sichtweisen dokumentieren, ohne diese zu bewerten oder einzuordnen. Sie geben nicht die Meinung der Redaktion wieder.

Luciana, 30 Jahre alt, und Maxi, 32 Jahre alt, sind Mitglieder im Kollektiv der Prinzessinnengärten. Sie arbeiten auf dem neuen Gelände, dem Friedhof St. Jacobi in Berlin-Neukölln, im Bereich Umweltbildung. So geht es den beiden:
Uns geht es eigentlich gerade ganz gut. Unser großer Wunsch war es, hier einen Ort aufzubauen, der weniger überlaufen ist als der Garten am Moritzplatz und an dem weniger konsumiert wird. Und wo vor allem mehr Ruhe und Zeit zum Gärtnern ist. Und davon haben wir natürlich gerade jede Menge.
Es ist schon ein bisschen absurd. Gerade herrschen überall Kontakteinschränkungen, aber wir kommunizieren endlich viel mehr miteinander. Das wollten wir schon lange vor Corona.
Im Prinzip machen wir gerade hauptsächlich Gartenpflege. Die Schulen sind ja geschlossen und wir können keine Bildungsarbeit machen. Und da der Friedhof auch neue Öffnungszeiten hat, sind wir ab 13 Uhr immer alleine.
Eine Kollegin fasste das schön zusammen: "Ich bekomme jetzt weniger Lohn, also hat mein Arbeitgeber, der Prinzessinnengarten, auch weniger Anspruch auf mich, und ich kann mehr Dinge tun, auf die ich Lust habe."

Aber auf jeden Fall waren wir heilfroh, als wir erfahren haben, dass wir hier weiterarbeiten können. Es stimmt natürlich, den Pflanzen ist es total egal, dass gerade Corona-Krise ist. Die wachsen einfach weiter und besonders im Frühjahr explodiert die Natur.
Ein riesiger Vorteil ist auch die Größe des Geländes. Alle können im Garten arbeiten und dabei problemlos die Abstandsregeln einhalten.
Dennoch müssen wir natürlich gerade auch umdenken, der Ort soll öffentlich sein und lebt von Gemeinschaft. Am Ende ist genau das unser Bildungsauftrag. Also müssen wir schauen, dass wir die Zeit nicht nur genießen, sondern gleichzeitig versuchen, Menschen von außen mit einzubeziehen.
Wir bekommen zum Beispiel Anfragen von Schulen, ob man das Gemeinschaftsgärtnern nicht auch digital für Kinder erlebbar machen kann. Jemand kam auch mit der Idee von Quarantäne-Hochbeeten, die wir den Leuten fertig nach Hause bringen können.
Wir sind auf jeden Fall davon überzeugt, dass Kollektivbetriebe viel besser dafür geeignet sind, solche Krisen durchzustehen. Einfach weil wir eine viel höhere Bereitschaft haben, das alles gemeinsam zu schaffen, als es vielleicht bei einem Unternehmen der Fall ist.
Aber wir sprechen natürlich aus einer privilegierten Position. Wir haben schon stark das Gefühl, dass momentan sehr viele Leute einfach auf der Strecke bleiben. Der Hashtag #stayhome hört sich für Menschen, die keine feste Bleibe haben oder deren Zuhause von häuslicher Gewalt geprägt ist, wahrscheinlich einfach nur perfide an.
Wir können auch nicht verstehen, wie es möglich sein kann, tausende Helfer zum Spargelstechen einzufliegen, während man es nicht einmal schafft, mehr als 50 Kinder aus den Lagern an der europäischen Außengrenze zu evakuieren.
Neben all der Beschäftigung mit den eigenen Problemen, sollte man den Blick dafür nicht verlieren und auch nicht aufhören, diese Umstände zu kritisieren.
Gesprächsprotokoll / Video: Marcus Heep
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