#Wiegehtesuns? | Der Koch-Azubi - "Wir alle sind jetzt hart am Arbeiten"

Seit fast drei Wochen hat Lasse ein Stück seines Alltags zurück: Das Restaurant, in dem er zum Koch ausgebildet wird, ist nach der Corona-Zwangspause wieder geöffnet. Und Lasse fühlt sich mitverantwortlich für die Gesundheit der Gäste. Ein Protokoll
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Das Coronavirus stellt unser Leben auf den Kopf. In der Serie #Wiegehtesuns? erzählen Menschen, wie ihr Alltag gerade aussieht – persönlich, manchmal widersprüchlich und kontrovers. rbb|24 will damit Einblicke in verschiedene Gedankenwelten geben und Sichtweisen dokumentieren, ohne diese zu bewerten oder einzuordnen. Sie geben nicht die Meinung der Redaktion wieder.
Lasse (22) ist Koch-Azubi im dritten Lehrjahr in Berlin-Steglitz. Als seine Berufsschule und das Restaurant, in dem er arbeitet, im März vorübergehend schließen müssen, steckt er gerade mitten in der Prüfungsvorbereitung. Seit dem 15. Mai kann er wieder im Restaurant arbeiten. So geht es Lasse:
Während des Lockdowns bin ich fast jeden Tag an meinem Restaurant vorbeigelaufen, ich wohne hier direkt um die Ecke. Und das war schon komisch: Jeden Tag den Laden zu sehen, wo man normalerweise drinsteht: Die Lichter sind aus, niemand ist da. Das war ein trauriges Bild.
Ich bin sehr froh, dass wir inzwischen wieder aufgemacht haben. Es macht Spaß, am Herd zu stehen und die Leute zu bedienen. Und nach der langen Zeit der geschlossenen Restaurants wünsche ich mir, dass alle Leute jetzt wieder fleißig essen gehen. Und sich auch nicht über den Service aufregen, wenn kleinere Sachen mal nicht passen. Wir alle sind jetzt hart am Arbeiten.
Ich selbst habe keine Angst, auf Arbeit angesteckt zu werden. Ich sehe mich eher als 'Gefahr' für andere. Denn wenn wir in der Küche stehen und direkten Kontakt mit dem Essen haben, tragen wir eine große Verantwortung. Das ist das, was mir jetzt auch Sorgen bereitet: dass wir viele Gäste haben, die älter sind. Also egal, wie oft man sich die Hände wäscht, man hat immer im Kopf: Ich könnte vielleicht jemanden anstecken.
Während wir in der Küche weder Mundschutz noch Handschuhe tragen, ist es beim Service-Personal ganz anders. Die müssen mit Mundschutz herumlaufen und gerade bei älteren Gästen führt das dann manchmal zu Kommunikationsschwierigkeiten. Die nuscheln dann in ihren Mundschutz rein, genauso wie der Service. Und das wird dann manchmal schon laut, weil man sich so schlecht versteht. (lacht)
In wenigen Wochen steht meine Abschlussprüfung an. Als meine Berufsschule wegen Corona schließen musste, haben uns unsere Lehrer viel Material zum Üben gegeben. Ich habe auch alternativ zum Unterricht mit Apps gelernt und die ganze Prüfungsvorbereitung quasi in meine eigenen Hände genommen. Für den praktischen Teil habe ich in der Schließzeit viel mit meinen Freunden gekocht, ihnen die angerichteten Teller serviert und gefragt: 'Wie schmeckt's, habt ihr Tipps? Was kann ich besser machen?' Das hat mir sehr geholfen.
Nach dem Lockdown ist unsere Berufsschulwoche auf zwei Präsenztage und drei Home-Office-Tage aufgeteilt worden. Innen wurde die ganze Schule inzwischen mit Tape abgeklebt, damit man den Mindestabstand einhält. Außerhalb der Klassenräume müssen wir einen Mundschutz tragen. Der Unterricht findet nur noch verkürzt von 12 bis circa 15 Uhr statt und die Klassengröße wurde so verkleinert, dass mindestens jeder seinen eigenen Tisch hat. Zusätzlich ist eine Klasse eingerichtet worden, in der verstärkt prüfungsrelevante Fragen geklärt werden.
Fast alle Schüler halten sich an die Regeln, aber bei vielen merkt man, dass der Unmut groß ist und einige Maßnahmen für unnötig gehalten werden. Viele sind minderjährig und halt zu 'cool' für die Regeln.
In zwei Monaten mach' ich die Prüfung, und ich fühle mich gut vorbereitet. Natürlich ist es trotzdem beängstigend, da rein zu gehen, gerade wenn einem die praktische Erfahrung etwas gefehlt hat. Aber ich bin sehr sicher, dass es was wird. Danach bin ich ausgebildeter Koch.
Wie es dann weiter geht? Ich will natürlich weitere Erfahrungen in anderen Restaurants sammeln, vielleicht auch in anderen Ländern. Da ist jetzt die Frage: Wie und wohin kann ich reisen? Kann ich jetzt einfach woanders arbeiten? Aber ansonsten werde ich erstmal in Berlin weiterarbeiten, wenn es möglich ist - und bleibt.
Gesprächsprotokoll: Jessy Lee Noll
Corona betrifft uns alle – nicht nur in Berlin und Brandenburg. In kürzester Zeit hat das Virus unser Leben auf den Kopf gestellt. Was beschäftigt uns am meisten? In welcher Situation stecken wir gerade?
In der Serie #Wiegehtesuns? erzählen uns Menschen aus der Region, wie ihr Alltag gerade aussieht.
Sendung: Fritz, 25.05.2020, 17:00 Uhr
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