75. Berlinale - Tilda Swinton betont Sympathien für Israel-Boykott-Bewegung

Fr 14.02.25 | 17:45 Uhr
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Schauspielerin Tilda Swinton steht am Eröffnungsabend der Berlinale auf dem Roten Teppich mit Zuschauern zusammen © Christoph Soeder/dpa
Schauspielerin Tilda Swinton steht am Eröffnungsabend der Berlinale auf dem Roten Teppich mit Zuschauern zusammen | Bild: Christoph Soeder/dpa

Die Oscar-Preisträgerin sagte auf der Berlinale, sie sei eine große Bewunderin von BDS, einer Bewegung, die Israel isolieren will. Bereits bei der Eröffnung hatten Tilda Swinton und andere Filmschaffende mit politischen Statements für Aufmerksamkeit gesorgt.

Oscar-Preisträgerin Tilda Swinton hat auf einer Pressekonferenz am Freitag ihre Sympathien für die BDS-Kampagne betont. BDS steht für "Boykott, Desinvestition und Sanktionen" und richtet sich unter anderem gegen Waren aus Israel sowie gegen die Zusammenarbeit mit Israel in Kultur und Wissenschaft. Der Bundestag hatte die Bewegung in einem Beschluss verurteilt, da deren Argumentationsmuster und Methoden antisemitisch seien.

"Ich bin eine große Bewunderin von BDS und habe großen Respekt davor, und ich denke viel darüber nach", sagte die 64-Jährige bei einer Pressekonferenz der Berlinale. Zwar habe sie vor einigen Wochen in ihrem Instagram-Kanal einen BDS-Aufruf zum Boykott der Berlinale geteilt, aber "ich habe beschlossen, dass es für mich wichtiger war, zu kommen". Die Berlinale biete ihr "für unser aller Anliegen" eine wichtige Plattform.

Sie habe ein großes Verständnis für das Bedürfnis der Menschen, Macht zu erhalten. "Wir fühlen uns alle machtlos. Das ist ein starkes gemeinsames Gefühl. Und das vielleicht größte Problem, das wir alle haben. Die Machtlosigkeit, die Hilflosigkeit. Und jede Aktion, die wir dagegen unternehmen, scheint eine gute zu sein", so Swinton. Dazu zähle auch eine Geste wie der Boykott.

Flammende Rede bei der Eröffnung

Swinton ist am Donnerstagabend bei der Eröffnungsgala der Berlinale für ihr Lebenswerk geehrt worden. In ihrer Dankesrede hatte sie sich in einem langen bewegenden Plädoyer gegen eine "Politik von Ausgrenzung, Verfolgung und Abschiebung", sowie gegen generell gegen Besetzungen, Kolonisierung, Massenmord und Kriegsverbrechen ausgesprochen. Swinton hatte sich mit ihren Äußerungen allerdings nicht explizit auf Israel bezogen. Auch am Freitag sagte sie, dass sie sich gegen "alle Kriege" wende.

Menschenrechtsaktivistin Düzen Tekkal (3.v.l-r), Schauspieler Christian Berkel, Andrea Sawatzki, Schauspielerin, Schauspieler Ulrich Matthes, stehen am Eröffnungsabend der Berlinale auf dem Roten Teppich und halten Fotos der israelischen Geisel David Cunio. Es wird der Film «Das Licht» gezeigt. (Quelle: dpa/Soeder)

Politische Statements auf dem roten Teppich

Die Berlinale-Gala am Donnerstagabend nutzen einige Gäste für politische Statements.

Auf dem roten Teppich erinnerten die neue Berlinale-Chefin Tricia Tuttle gemeinsam mit Filmschaffenden wie Andrea Sawatzki oder Ulrich Matthes an die israelische Geisel David Cunio. Sie hielten ein Foto des Filmemachers mit der Aufschrift "Bring David Cunio Home" hoch. Auf der diesjährigen Berlinale läuft ein Film, der von ihm handelt: "Michtav Le'David. A Letter to David". Im Jahr zuvor hatte es eine intensive Debatte über die politische Position des Festivals gegeben. Grund waren einseitige und unwidersprochene israelkritische Äußerungen von Filmschaffenden auf der Preisgala. Auch dem war wohl diese Solidaritätsaktion geschuldet.

Zuschauer mit propalästinensischen Plakaten stehen am Eröffnungsabend der Berlinale am Roten Teppich. (Quelle: dpa/Gollnow)

In der Nähe des Berlinale-Palastes erinnerten mehrere Menschen in einer Mahnwache an Cunio und weitere Geiseln. Einige wenige Demonstranten riefen am Rande des Berlinale-Palastes am Potsdamer Platz bei einer Protestaktion aber auch "Free Palestine". Dazu hielten sie ein Banner mit der Aufschrift "Staatsräson ist Genozid" hoch.

Luisa Neubauer, Aktivistin, steht am Eröffnungsabend der Berlinale vor Beginn mit einem Kleid, auf dem "Donald & Elon & Alice & Friedrich?" steht. (Quelle: dpa/Gollnow)

Klima-Aktivistin Luise Neubauer trug ein weißes Kleid, auf dessen Vorderseite in schwarzer Schrift die Namen "Donald & Alice & Elon" und in grauer Schrift darunter "Friedrich?" zu lesen war. Auf der Rückseite stand: "Democracy dies in daylight" ("Die Demokratie stirbt bei Tageslicht").

Die Schauspielerinnen Meret Becker und Anna Thalbach hielten auf dem roten Teppich einen Schal mit der Aufschrift "Humanity for all" ("Menschlichkeit für alle") in die Kameras. Damit unterstützten sie eine Aktion von SOS Humanity für zivile Seenotrettung.

Meret Becker (l), Schauspielerin, und Anna Thalbach, Schauspielerin, kommen zum Eröffnungsabend der Berlinale. (Quelle: dpa/Riedl)

Die 75. Berlinale findet vom 13. bis 24. Februar 2025 statt. Sie gilt als politisches Festival und wird regelmäßig auch als Plattform für kontroverse politische und gesellschaftliche Debatten genutzt.

Schnee, Stars und Proteste zum Start der Berlinale

Sendung: rbb24 Abendschau, 14.02.2024, 19:30 Uhr

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16 Kommentare

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  1. 16.

    bin ich immer wieder über die Sicherheit mit der manche meinen auf der richtigen Seite zu stehen. Wenn es um Sanktionen des Westens gegen andere Staaten geht, dürften diese Stimmen vermutlich schweigen.
    Ich bin übrigens grundsätzlich gegen Sanktionen, da sie immer die Falschen treffen.

  2. 14.

    Ich bin ein Tilda Swinton Fan (als Schauspielerin) und kann nach diesen Äußerungen nur hoffen, dass sie noch weiter über den BDS nachdenkt und erst danach weiter spricht. Schuster bleibe bei deinen Leisten! Es erinnert mich etwas an meine Mutter, die sehr gut in ihrem Beruf war und 70h die Woche gearbeitet hat und nun als Rentnerin mit mehr Zeit plötzlich politisch so informiert sein will, wie mein Vater, der über Jahrzehnte Zeitungen und internationale Magazine gelesen hat. Hinzu kommt, dass beide das Fach Politik und Geografie so nicht nicht in der Schule hatten und somit bestimmte politische Mechanismen und gesellschaftliche Phänomene ihnen unbekannt sind. Auch sind diese Menschen nicht immunisiert worden gegen Propaganda und dementsprechend sehr anfällig dafür. Lebenslange politische Bildung ist sehr wichtig - auch für Erwachsene!

  3. 13.

    Mancher Promi benutzt seine Bedeutung um viele Menschen mit der Botschaft zu erreichen. Und damit verliert diese Person alles, was sie so verzaubert hat, denn in der Entzauberung erscheint eine Frau, die fasziniert davon ist, dass eine Nation auch kulturell ausgeschlossen werden soll.

    Entzauberung wie bei Greta, im Hintergrund fehlt jenen Wissen und Weltoffenheit und Menschenliebe und Größe, leider.

  4. 12.

    BDS ist antisemitisch und wer davon begeistert ist, denkt wahrscheinlich weder länderübergreifend noch wissend, sondern vollkommen verstrahlt.

    Wer davon fasziniert ist, ein Land kulturell zu isolieren, der gehört nicht auf diese Veranstaltung. Schauen Sie mal in die jüdische Community, ob diese sich damit als Menschen einer Nation, die vernichtet werden soll, angenommen und geliebt fühlen.
    Und wir sollten uns da konsequent durchsetzen, denn Kultur soll vereinen, nicht benutzt werden, um der Vernichtung Israels zuzustimmen. Denn das beinhaltet BDS.

  5. 11.

    Ja, für mich unbedeutend. Für mich ist Filmschauspieler keine Kunstform. Anders als Theaterschauspieler. Handwerk. Was ich sagen will, ich möchte von irgendwelchen Hollywood-Schauspielern KEIN Statement zum Thema Israel hören. Auch von Musikern nicht ,wie Roger Waters zum Beispiel. Und hier werde ich mit Sicherheit aufgrund der Zeichenbegrenzung dieses Thema auch nicht diskutieren.

  6. 10.

    Es ist widerwärtig, daß ständig kulturelle Unterhaltungsveranstaltungen als Plattform für politische Meinungsäußerungen mißbraucht werden. Und alle klatschen noch Beifall. Diese BDS-Kampagne heißt doch bei Lichte betrachtet nichts anderes als 'kauft nicht bei Juden'. Diesen ekelhaften Jargon hatten wir schon einmal. Es ist erschreckend, daß hier mit zweierlei Maß gemessen wird.

  7. 8.

    Warum kann sich die Berlinale nicht darauf beschränken, Filme zu zeigen und zu bewerten? Mit allem anderen sind die Teilnehmenden erkennbar überfordert, und das seit Jahren. Es kommt immer nur neuer Stress dabei raus.

  8. 7.

    Hmmmm, weil sich Frau Swinton also mit anderen ohnmächtig fühlt, findet sie jede Aktion gegen dieses Gefühl legitim, unter anderem Boykotte gegen Israel? Das klingt jetzt nicht nach einer verantwortungsvollen politischen Meinung. Boykotte als Selbsttherapie? Na ja, Frau Swinton ist eine gute Schauspielerin, keine Politikerin. Gut so! Ich nehme ihr Statement nicht so ernst.

  9. 6.

    Zunächst: Sollte Ihnen diese Schauspielerin unbekannt sein, sind Sie ja kaum ein Cineast und ist Ihnen dadurch wohl auch fremd, dass gerade die Berlinale auch als Bühne für polit. Kritik dient.
    Dass Kritik hier ein schmaler Grad ist, ist wohl richtig, hierbei aber zu verschweigen, dass der Angriff auf das palästinensische Volk, nicht gleichzusetzen mit der Hamas, ein international geächteter Angriff auf die Zivilbevölkerung ist, ist Fakt.
    Dass der Trumpsche Plan, den nun unterdessen fast völlig zerstörten Gazastreifen den Palästinensern wegzunehmen, um ein Urlaubsresort zu erstellen, erscheint wie ein schlechter Witz.
    Wie Sartre schon meinte: Jede Aussage ist Politik.. jede Meinung ebenso.
    Die Berlinale macht keine Politik, sondern lässt die Abbildung der Welt zu, durch Filme und eben auch durch deren Protagonisten, was dann auch politisch ist.
    Logisch!?

  10. 5.

    Tilman Swinton enttäuscht mich sehr habe Sie immer als interessante Darstellerin gesehen.Jetzt nicht mehr.

  11. 4.

    "Der Bundestag hatte die Bewegung in einem Beschluss verurteilt". Mit Recht! Diese unbedeutende "Sch(l)auspielerin" darf sich natürlich äußern, ist aber hoffentlich auch bereit, sich in ihrer "Milionärsbubble" den berechtigten Kritiken zu stellen.

  12. 3.

    Tut mir leid, die Berlinale macht da weiter, wo sie 2024 aufgehört hat, es ist wahrscheinlich der Hintergrund der Organisatoren, der das zulässt. BDS zielt ja explizit auf das Verdrängen von einer Kultur ab, es geht um Ausgrenzung.

    Beschämend und enttäuschend, das das alles im Namen der Völkerverbindung geschieht, eigentlich ein unglaublicher Skandal.

    Wie kann das im Jahr 2025 in Deutschland möglich sein?

  13. 2.

    Sollte man Fehler wiederholen und zu dieser Veranstaltung, die alle Völker vereinigen soll, gerade jene einladen, die anderen Völker dieses Recht verwehren und boykottieren?

    Vollkommen deplatziert, vollkommen daneben, wenn es um ein Zeichen im Sinne der Berlinale geht. Wer hat sie denn bewusst eingeladen?

  14. 1.

    Ich schätze Tilda Swinton sehr als Schauspielerin.
    Ihre Wertschätzung für die anti - israelische BDS - Bewegung kann ich hingegen in keinster Weise akzeptieren.

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