Berlin - Arbeitsgruppen starten Verhandlungen für schwarz-roten Koalitionsvertrag

Mo 13.03.23 | 22:27 Uhr | Von Sebastian Schöbel
  52
Archiv: Stefan Evers (CDU,l-r), Generalsekretär, Kai Wegner (CDU), Vorsitzender, Raed Saleh, Vorsitzender der SPD Berlin, und Franziska Giffey (SPD), Regierende Bürgermeisterin von Berlin. (Foto: dpa)
Bild: dpa

Der Fahrplan zur schwarz-roten Koalition in Berlin ist straff: Nur drei Wochen geben sich beide Parteien – genauso viel wie danach der SPD-Basis, um darüber abzustimmen. 13 Arbeitsgruppen verhandeln – mit teils spannendem Personal. Von Sebastian Schöbel

Glaubt man dem Titel des Sondierungspapiers, auf das sich CDU und SPD in Berlin geeinigt haben, wollen beide Parteien nur "das Beste für die Stadt". Die politische Begleitmusik zum Auftakt der Koalitionsverhandlungen war dann allerdings eher geprägt von Disharmonie: In der SPD gärt es weiter, nachdem sich das Führungsduo Franziska Giffey und Raed Saleh für die Christdemokraten entscheiden haben. Zwei Bezirksverbände und die Jusos haben sich bereits gegen die schwarz-rote Koalition ausgesprochen.

Giffey wiederum schlug am Montag im rbb24-Inforadio die Tür zu Linken und Grünen endgültig zu: Scheitern die Verhandlungen, so Giffey, stehe für die SPD fest, "dass wir dann auf der Zuschauerbank sitzen", und zusehen müsse, "wie Schwarz-Grün gestaltet". CDU oder nichts, so der Giffey-Plan.

CDU setzt auf Expertise von außen

Die sozialdemokratischen Verhandler:innen stehen also unter Druck. In 13 Arbeitsgruppen sollen die wichtigsten Themen des Koalitionsvertrags geklärt werden. Die Gespräche finden im Abgeordnetenhaus statt. Am Ende absegnen soll das Vertragswerk eine Gruppe von jeweils neun Personen pro Partei.

Hier dominieren die Mitglieder der jeweiligen Parteivorstände. In den Arbeitsgruppen selbst aber zeigt sich ein interessanter Unterschied: Während die SPD fast ausschließlich auf ihre Fachpolitiker aus Abgeordnetenhaus und Bezirken setzt, hat die CDU auch externe Expert:innen eingeladen.

So besteht zum Beispiel die Verhandlungsgruppe im Bereich "Wissenschaft und Hochschulen" auf CDU-Seite fast ausschließlich aus Nicht-Politikern: Von der HWR-Finanzwissenschaftlerin Beate Joachimsen über Axel Pries vom World Health Summit bis zum Chef der Vodafone-Stiftung, Matthias Graf von Kielmansegg. Die Vodafone- gehört neben der Bertelsmann-Stiftung zu den wichtigsten und größten Geldgebern in der Bildungspolitik und finanziert vor allem Forschung rund um das Thema Schule.

Deutsche Bahn, Microsoft und Vodafone sitzen mit am Tisch

In die Arbeitsgruppe zur Verkehrspolitik hat die CDU Bahn-Manager Alexander Kaczmarek geholt – sicherlich wegen seiner Expertise bei ÖPNV-Großvorhaben wie der Siemensbahn oder dem Schieneninfrastrukturprojekt i2030. Allerdings ist die Bahn auch ein Mitbewerber bei der Ausschreibung von Teilen des S-Bahn-Rings. Kaczmarek war zudem einst verkehrspolitischer Sprecher der CDU im Abgeordnetenhaus.

Zunächst sollte auch Tanja Böhm, Chefin der Hauptstadtrepräsentanz von Microsoft, mit in den Koalitionsverhandlungen sitzen. Doch am Montagabend kündigte Böhm laut "Tagesspiegel"-Infos [twitter.de] an, nicht für die CDU in die Koalitionsverhandlungen gehen zu wollen, um den Anschein eines Interessenkonflikts zu vermeiden.

In der Arbeitsgruppe Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen wiederum verhandelt für die CDU Markus Voigt mit, der Chef des Vereins der Berliner Kaufleute und Industrieller. Der VBKI fordert seit Jahren finanzielle und bürokratische Erleichterungen für die Bauwirtschaft und lehnt Maßnahmen wie den Mietendeckel ab.

Koalitionsvertrag bis 3. April

Die ersten beiden Arbeitsgruppen, "Sport und Bürgerschaftliches Engagement" sowie "Kultur, Medien, Kirchen, Metropolregion, Europa", sollen bereits bis Samstag fertig werden. Als letzte AG muss "Haushalt und Finanzen" ihren Teil des Koalitionsvertrages abliefern, und zwar am 30. März. Das letzte Wort haben die jeweiligen Verhandlungsführer:innen.

Am 3. April wollen SPD und CDU ihren Koalitionsvertrag vorlegen.

Dann ist wieder die SPD-Basis dran: Ihre Mitglieder sollen bis 23. April abstimmen, ob sie dem Koalitionsvertrag zustimmen. Die CDU will das Papier auf einem Parteitag vorlegen. Stimmen beide Parteien zu, soll Anfang Mai die neue Regierung vereidigt werden.

Beitrag von Sebastian Schöbel

52 Kommentare

Wir schließen die Kommentarfunktion, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt. Bei älteren Beiträgen wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen.

  1. 51.

    Manche Texte hier, lassen mich glauben, dass sich hier eine Abordnung der Jusos tummelt.
    Vergessend, dass die Stadt genau durch die Koalition zu dem gemacht wurde, wie sie heute ist: zur Provinzposse verkommen, am Tropf der Geberländer hängend, zur Spielwiese von Inkompetenz, Selbstsuch, Dummheit, Arroganz und Machterhalt.
    Will man wirklich, dass nach Gutsherrenart die Stadt regiert wird, durch Verbote, Vorschriften und Bevormundung. Will man wirklich, 30 Jahre nach der Wende, dass die viermal umbenannte Mauerschützen-und Stasipartei die Geschicke der Stadt führt. Oder, will man, dass die Stadt von Bullabü zur Weltmetropole, was sie einmal war, wird?

  2. 49.

    Tja Adrian, oder wie sie auch immer heißen, bzw. welchen Account sie nutzen. Ich muss sie enttäuschen, ich besitze nur einen Account, habe es nämlich nicht nötig, mich unter anderen Accounts zu melden.

  3. 48.

    Dann können Sie ja gleich Andreas alleine befragen. Oder meinen es sieht schöner aus wenn Sie seine ganzen Fakeaccounts mit abstimmen lassen?

  4. 47.

    Ich bin dafür, wollen wir hier eine nicht-repräsentative Umfrage dazu starten? Wer macht mit?

  5. 46.

    Ich finde nicht, dass ein Lobbysumpf für Berlin reicht und ich wünsche mir, dass die SPD-Mitglieder mehrheitlich genauso denken. Was treibt Sie an?

  6. 45.

    Hoffentlich scheiterst!

  7. 44.

    Na dann wird es ja mal Zeit Swen, dass Sie die Stadt Berlin verlassen.

  8. 43.

    Merkste selbst, oder? Ist nicht dein Thema. Aber macht ja nicht, für Berlin reicht's ja!

  9. 42.

    Na, das erklärt nun wirklich fast all den Kram, den sie immer so hier posten. Danke für die Aufklärung.

  10. 41.

    "Es macht ja keinen Sinn in einer Stadt mit beschränktem Raum, die Straßen auch noch mit Trams zu verstopfen."

    Nein, es ergibt keinen in einer Stadt mit beschränktem Raum, die Straßen auch noch mit Autos vollzustopfen wo ine Person drinnen sitzt.

    "Klar es ist billiger aber eben auch unvernünftig. Alleine schon wegen der Unabhängigkeit vom Straßenraum ist U-Bahn oder S-Bahn sinnvoller und auch leistungsfähiger."

    Es geht auch viel schneller. Sie wollen also die Straßen weiter mit dem MIV belasten UND noch dazu die Straßen 20 Jahre lang aufreißen?

    "Deswegen macht die S-Bahn auch Gewinn, an den der Senat durch die Ausschreibungen ran will, und die BVG nicht."

    Beides hat andere Gründe. Die S-Bahn wurde und wird auf Verschleiß gefahren.

  11. 40.

    Der Oberlehrer, der gerne einer wäre, aber nie einer war und sein wird.

    Köstlich

  12. 39.

    Wie erwartet hat die Wirtschaftslobby nicht nur einen Fuß in der Tür, sie diktiert dann gleich die Leitlinien der zukünftigen Politik. Was Frau Giffey antreibt, da mitzumachen und die SPD in diesen Sumpf zu ziehen, ist nicht nachvollziehbar.

  13. 38.

    Wer war bei vielen der von Ihnen genannten Themen der große Partner? Wer hat diese Themen im der Opposition massiv verstärkt?

    Warum haben Sie einen solchen Groll gegen die Grünen, dass Sie so einen Quatsch argumentieren?

  14. 37.

    Sicherlich schon 200 Jahre. Aber dann muss man auch mal das Haus verlassen und den Berlinern zuhören. Niemand wählt wirklich Grüne außer temporäre Studenten

  15. 36.

    "Spitzensteuersatz" soll doch auf 48% angehoben werden.
    "klimafreundlichen Atomkraft" Bringt nicht viel, wenn man kein Konzept zu Endlager Problematik hat. Zudem sind Atomkraftwerke ein Minusgeschäft.
    "Hochfahren der umweltschädlichen Kohlekraftwerke" Nur notwendig, weil man Erneuerbare nicht ausgebaut hat, Stichwort Merkel Energiewende = Stillstand.
    "Hartz4" wird durch Bürgergeld ersetzt. Die CDU war in 16 Jahre nicht in der Lage irgendetwas zu tun. Muss halt jetzt die Ampel machen.
    "Umfragen sinken" Man hat immer noch mehr als bei der letzten Wahl, würde also dazu gewinnen.
    "Jeder sieht ja, was hier los ist." Scheinen sie irgendwie nicht zu tun.

  16. 35.

    Ich hoffe, über das 29-Euro-AB-Ticket wird schnell mal „nebenbei“ entschieden … Bis spätestens 10. April muss man was wissen … Wegen Umstieg auf Deutschland-Ticket oder Kündigung, usw … Alles andere hat ja keine solch harte Deadline, denke ich.

  17. 34.

    Ist doch gut, dass statt Parteibuchkoryphäen mal echte Experten dabei sind. Bei den anderen gehts doch nur um das richtige Parteibuch. Eignung ist nebensächlich. Ich möchte ja nicht an 360° Kehrtwende erinnern oder dass Städte bei gut 40.000 km Erdumfang 100 Tausende km auseinander liegen, mir sind meine deutschen Wähler egal oder man geht nicht insolvent sondern produziert nur einfach nicht mehr... kannste dir nicht ausdenken. Auch Frau Jarasch hat Stilblüten abgelassen, es sei nur an die Friedrichstraße erinnert.

  18. 33.

    Es macht ja keinen Sinn in einer Stadt mit beschränktem Raum, die Straßen auch noch mit Trams zu verstopfen. Klar es ist billiger aber eben auch unvernünftig. Alleine schon wegen der Unabhängigkeit vom Straßenraum ist U-Bahn oder S-Bahn sinnvoller und auch leistungsfähiger. Deswegen macht die S-Bahn auch Gewinn, an den der Senat durch die Ausschreibungen ran will, und die BVG nicht.

Nächster Artikel