Berlin-Wahl - Berliner SPD fährt schlechtestes Wahlergebnis seit Wiedervereinigung ein
Die SPD hat nach mehr als 20 Jahren ihre Spitzenposition in Berlin an die CDU verloren. So schwach wie jetzt waren die Sozialdemokraten im wiedervereinigten Berlin noch nie. Verheerend fällt auch die Bilanz bei den Direktmandaten aus.
- Im Vergleich zur Wahl 1990 hat sich der Stimmenanteil der SPD in Berlin fast halbiert
- Bei der Wahl 2021 hat die SPD noch 25 Direktmandate errungen - davon sind nur noch 5 übrig
- Die CDU verbucht bei den Direktmandaten deutliche Zugewinne
Die SPD hat bei der Abgeordnetenhauswahl in Berlin eine historische Schlappe erlitten und das schlechteste Wahlergebnis seit der Wiedervereinigung 1990 eingefahren. Das zeigen alle bisherigen Hochrechnungen. Nach der jüngsten Hochrechnung von Infratest dimap von 19:58 Uhr kommen die Sozialdemokraten lediglich auf 18,4 Prozent. Das sind zum Negativrekord bei der Wahl 2021 etwa drei Prozentpunkte weniger. Die CDU rangiert mit fast zehn Prozentpunkten vor den Sozialdemokraten.
20 Direktmandate verloren
Auch die Bilanz bei den Direktmandaten fällt deutlich schlechter aus als bislang. Die SPD konnte nur fünf Wahlkreise für sich entscheiden. 2021 waren es noch 25 gewesen. Auch die Grünen verlieren Direktmandate. Hier ist der Rückgang von 24 auf 17 aber nicht so deutlich wie beim Koalitionspartner. Die Linken schicken vier Bewerber direkt ins Abgeordnetenhaus. Bei der letzten Wahl hatte die Partei sechs Direktmandate errungen.
Die CDU ist die einzige Partei, die bei den Direktmandaten hinzugewinnt - und zwar deutlich. Sie ist vor allem in den Außenbezirken erfolgreich und kann 50 Abgeordnete direkt ins Parlament schicken. Das sind 29 mehr als bisher. Die AfD holt wie beim letzten Mal zwei Wahlkreise.
Seit 2001 war Berlin SPD-regiert
Ein Blick in die Vergangenheit zeigt, wie weit sich die SPD von ihrer einstigen Spitzenposition in der Hauptstadt entfernt hat: Im Vergleich zum Jahr der Wiedervereinigung 1990 haben die Sozialdemokraten ihr Wahlergebnis nahezu halbiert. Damals kam die SPD noch auf 30,4 Prozent. Damals wie heute landete die Partei fast zehn Prozentpunkte hinter den Christdemokraten.
Erst in der Ägide von Klaus Wowereit gelang der Berliner SPD der Switch auf Platz eins. 2001 scherten die Sozialdemokraten aus und überholten Eberhard Diepgens CDU mit knapp sechs Prozentpunkten. 29,7 Prozent wurden eingefahren.
Seit 2016 regierten Dreier-Bündnisse
Ihren prozentmäßigen Höhepunkt erlebte die SPD im Wahljahr 2006, als Wowereit und seine Genossen das Topergebnis von 30,8 Prozent einfuhren und die CDU wiederum um zehn Prozentpunkte deklassierten.
Danach fielen die Zustimmungswerte für Wowereits SPD. Obwohl im Wahljahr 2011 wiederum der Wahlsieg eingefahren wurde, fielen die SPD-Werte um 2,5 Prozentpunkte.
2016 büßten die Sozialdemokraten mehr als sechs Punkte ein. Es kam in Berlin auf Senatsebene zum ersten Dreier-Bündnis: Michael Müller führte ein rot-rot-grünes Bündnis an. 2021 landete die SPD nur knapp vor den Grünen, Rot-Grün-Rot regierte weiter, nun mit der Regierenden Bürgermeisterin Franziska Giffey.
Sendung: rbb24 Abendschau, 12.02.2023, 19:30 Uhr