Nach Abstimmung auf Vorstandssitzung - SPD-Landesvorstand spricht sich für Koalitionsverhandlungen mit der CDU aus

Mi 01.03.23 | 23:15 Uhr
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Archivbild: ondierungsgespraeche zwischen CDU und SPD nach er Wiederholungswahl am 17. Februar 2023. (Quelle: imago images)
Video: rbb24 Abendschau | 01.03.2023 | A. Breitfeld | Bild: imago images

Die Bildung einer schwarz-roten Koalition in Berlin naht. Am Abend sprach sich der SPD-Landesvorstand für Koalitionsverhandlungen mit der CDU aus. Deren Chef Kai Wegner orientiert sich ebenfalls bereits in Richtung Große Koalition.

  • Zwei Drittel des SPD-Landesvorstands stimmt für Koalitionsverhandlungen mit der CDU
  • Giffey würde Bürgermeisterinnen-Amt verlieren, wäre aber bereit für Senatorinnen-Posten
  • CDU-Chef Wegner strebt ebenfalls ein Bündnis mit der SPD an
  • Grünen reagieren enttäuscht

Die Berliner SPD will in Koalitionsverhandlungen mit der CDU eintreten. Das verkündeten die Vorsitzenden Franziska Giffey und Raed Saleh am Ende der mehr als vierstündigen Sitzung des Landesvorstandes am Mittwochabend.

Zwei Drittel der Vorstandsmitglieder hätten für die Aufnahme von Koalitionsverhandlungen mit der CDU gestimmt, sagte Saleh. Außerdem wurde beschlossen, dass die SPD-Basis per Mitgliederentscheid über einen Koalitionsvertrag abstimmen solle. Der Beschluss zeige, dass seine Partei bereit sei, Verantwortung zu übernehmen, so Saleh weiter.

Giffey bereit für Senatorinnen-Posten

Die noch Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey sagte, es gehe auch darum, Respekt vor dem Wahlergebnis zu zeigen. Das müsse man "sehr ernst nehmen". Dem könne der Weg in Richtung CDU noch mehr Rechnung tragen, als die Fortsetzung der bisherigen Koalition.

In den Sondierungsgesprächen mit der CDU habe man eine große Schnittmenge und ein großes Entgegenkommen festgestellt, so Giffey weiter. Das sei wichtig gewesen - auch bei den kritischen Fragen wie der Fortsetzung des 29-Euro-Tickets. Eine gemeinsame Lösung habe man auch in der Enteignungsfrage gefunden. "Wir haben ganz klar gesagt: Keine Enteignung", sagte Giffey. Stattdessen werde ein Rahmengesetz für Vergesellschaftungen angestrebt - einzelfallbezogen.

Sie selbst verliert durch die Entscheidung das Amt als Regierende Bürgermeisterin. Dazu sagte Giffey, sie habe sich entschieden, das "für Berlin und für die SPD" zu tun. "Weil ich weiter denke, als jetzt ein Amt zu bekommen und in drei Jahren eine SPD zu sehen, die in einer noch schwierigeren Lage ist als jetzt", sagte Giffey.

Sie sei aber bereit, als Senatorin in ihrer künftigen Regierung ihren Beitrag zu leisten, sagte Giffey.

CDU-Chef will ebenfalls Bündnis mit SPD

Zuvor war bereits bekannt geworden, dass der Berliner CDU-Chef Kai Wegner seiner Partei ein Regierungsbündnis mit der SPD vorschlagen wird. Nach rbb-Informationen will er dem Landesvorstand der Partei am Donnerstag eine entsprechende Empfehlung geben.

Es gilt als sicher, dass das Leitungsgremium der CDU diesem Vorschlag zustimmen wird. Die Union hatte in den vergangenen zwei Wochen intensiv sowohl mit den Grünen als auch mit der SPD Sondierungsgespräche geführt. In beiden Fällen hieß es hinterher, dass auch große Konfliktpunkte ausgeräumt werden konnten.

Damit kann es dann zu Koalitionsverhandlungen von CDU und SPD kommen. In der SPD gab es vor der Sitzung noch erheblichen Widerstand gegen ein solches Bündnis.

Grünen-Senatorin Jarasch reagierte bereits am Nachmittag enttäuscht

Der zweite mögliche Koalitionspartner der CDU, die Grünen, reagierte enttäuscht. Via Twitter teilte Spitzenkandidatin Bettina Jarasch mit, sie habe davor gewarnt, dass sich SPD und CDU füreinander entscheiden und setzte dazu den Hashtag "Rückschrittskoalition". Ihre Partei hätte vor allem mit der CDU verlässliche und vertrauensvolle Gespräche erlebt, schrieb sie zudem.

Auch der Linken-Politiker und frühere Berliner Wirtschaftssenator Harald Wolf krtitisierte die SPD. "Hey spdberlin, wisst ihr noch wie es euch erging, als ihr unter der CDU in den 90er Jahren Juniorpartner wart und wie ihr euch dann endlich befreit habt?", schrieb Wolf, der 2001 die Linken-Vorläuferpartei PDS in die Koalition mit der SPD führte, am Mittwoch bei Twitter. "Geschichte wiederholt sich: "Erst als Tragödie und dann als Farce". Aber verschont uns künftig mit eurem Gejammer."

Sendung: rbb24 Abendschau, 01.03.2023, 19:30 Uhr

183 Kommentare

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  1. 183.

    So ein Unsinn. Die R2G Koalition wäre noch viel stärker. Einfach zusammenzählen, wenn Du es kannst.

  2. 182.

    Die älteren Wähler konservativer Parteien sind dann halt schon nicht mehr in der Lage auf das von Ihnen angerichtete Unheil zurückzublicken. Und müssen es auch nicht erleben. Aus dieser Motivation heraus lässt es sich natürlich leicht aus der Verantwortung stehlen.

  3. 181.

    Besitzstandswahrung hier und heute anstatt lebenswerte Umwelt und Gesellschaft im morgen. So weit, so bekannt, so falsch und verantwortungslos.

  4. 177.

    Ja, spätestens wenn die Grünen-Wähler dieser Tage etwas älter sind, werden sie wohl anders wählen und sich rückblickend fragen, was sie damals geritten hat. Oder sie werden die Stadt längst verlassen haben, weil ihnen die hausgemachten Probleme über den Kopf gewachsen sind.

  5. 175.

    Einfamilienhäuser? Wenn dann wohl nur dort, wo der Platz vorhanden ist. Schließt den Bau von Wohnungen ja nicht aus.

    Autobahnen? Warum nicht, wenn es den Verkehr in anderen Teilen der Stadt beruhigt und für alle Verkehrsteilnehmer dort sicherer macht.

    Noch mehr Verkehrstote? Nicht, wenn der Verkehr künftig wieder vernünftiger gelenkt wird. Vielleicht ließe sich durch Fahrrad-Kennzeichen und Radfahrer-Führerscheine auch noch Einiges rausholen, wenn dann der eine oder andere Kamikaze-Radler vielleicht doch zweimal nachdenkt, bevor er lebensgefährliche Verkehrsverstöße begeht.

    Auch wenn z.B. jene Autofahrer ohne Fahrerlaubnis mal konsequent für ein paar Jahre in den Bau wandern würden, wäre es wohl schon deutlich sicherer, sowohl für Radfahrer als auch für Autofahrer.

    Aber stattdessen bevorzugen Sie wohl eher "das Grünen-Programm": Gentrifizierung, Straßensperren und noch mehr Tote durch Gewaltverbrechen (da Sicherheit in Berlin ja getrost vernachlässigt werden kann)

  6. 174.

    Ja ne ist klar. Straßen der Innenstadt werden Autofrei und dafür kommen Ziegen, Kühe ,Windräder und Cannabisanbau hin. Und wer Strom brauch der kommt zur Vermietung ein Hamsterrad. Auf gehts. Mal sehen wann die ersten Wokebewohner das noch toll finden. Vorwärts Richtung Lastenrad .Wer Ironie dabei findet darf sie gerne behalten.

  7. 173.

    Richtig!

    Eines der großen Themen neben der künftigen Verkehrsplanung der Stadt, bei dem die SPD-Führung endlich erkannt hat, dass es auf dem maßgeblich von Grünen und Linken vorgegebenem Kurs nicht weitergehen darf.

    Dass Frau Jarasch jetzt "Rückschrittspolitik" keift, passt nur zu gut. Dabei übersieht man in der Partei Bündnis 90 Die Blase äh die Grünen gerne, dass Politik auch eben jenen Nicht-Grüne Wählern vernünftige Lösungen anbieten muss, anstatt unsinnige Beschlüsse auf dem Rücken der Mehrheit der Berliner zu fassen.

  8. 172.

    Na ja, wenn Sie heute 32 Jahre alt sind, dann können Sie sich in 29 Jahren als 60+ auch einen Verbrenner kaufen. Daran sehen Sie, wie vorausschauend Poloitik sein kann.

  9. 171.

    Ja, manche Leute wollen es nicht wahrhaben oder leben an der Realität vorbei. Die würden vermutlich sogar einer Forderung wie "Null Emissionen bis 2025" unterstützen.

  10. 170.

    Wie ist das zu verstehen? Schreiben Sie Ihrer gesamten Familie vor wie sie zu wählen haben? Ist das nicht diktatorisch?

  11. 169.

    Mehr kaputtregieren als es die Grünen als Juniorpartner der SPD "geschafft" haben? Schwer vorstellbar.

    Der Bericht der Sondierenden aus dem Lager der SPD ist in der Hinsicht überraschend deutlich und ehrlich ausgefallen.

    Zitat:
    In ihrem Sondierungs-Fazit werfen die SPD-Verhandler den Grünen vor, keine verlässlichen Verhandlungspartner gewesen zu sein. In "nahezu allen politischen Teilbereichen haben die Grünen erhebliche Zweifel an der Ernsthaftigkeit ihrer Verabredungsfähigkeit aufkommen lassen"

    Zum Glück hat der Albtraum nun bald ein Ende und die Berliner müssen nicht die Allmachtsfantasien der anscheinend ausschließlich von ihrer Ideologie getriebenen Frau Jarasch über sich ergehen lassen.

    Vielleicht wird sie ja vernünftig und versucht stattdessen mal lieber, ihre realitätsfernen Pläne in ihrer Heimatstadt umzusetzen. Soll sie dort das Volk spalten.

  12. 168.

    "Auch im Interesse Wegners wäre eine Neubesetzung des SPD-Senats sehr hilfreich."
    Aber sie wissen doch das Fachkräfte zZt. Mangelware in Dtschl. sind.

  13. 166.

    Mir ist schon lange klar, dass für die meisten Deutschen gilt: "Wirtschaft und Wohlstand ist wichtiger" als das Überleben der Kinder und Enkel.
    Ich bin mittlerweile froh, dass sich mein Kinderwunsch nicht erfüllt hat. Ich will auch nicht mehr über 80 Jahre alt werden, damit ich die zweite Hälfte dieses Jahrhunderts nicht erleben muss.

  14. 165.

    "Ich kenne nur Leute, die gar nicht erst wählen wollen, weil sie es für Quatsch halten oder wählen gehen, schon um ein dickes Kreuz bei 'Nein' zu machen."

    Komisch, ich kenne nur Leute, die beim Volksentscheid zur Klimaneutralität mit "Ja" stimmen wollen.
    Kommt immer drauf an, in welcher Blase man lebt ;-).

  15. 164.

    Naja auch nicht ganz richtig. Um so einen Volksentscheid zu erwirken müssen nur eine gewisse Anzahl an Unterschriften gesammelt werden. Da kann man dann genau die ansprechen, die danach aussehen, dass sie für das Anliegen sein könnten. Viele lassen sich auch das Blaue vom Himmel erzählen und geben dann ihre Unterschrift. - Heißt, so eine Liste ist nicht repräsentativ für die gesammte Bevölkerung der Stadt. Es ist lediglich der Versuch, die Bevölkerung zu einem bestimmten Thema zu beeinflussen.

    Außerdem ist nicht zu vergessen, dass die Unterschriften zu einer Zeit gesammelt wurden, wo die Grünen noch mehr Unterstützung hatten. Das ist eindeutig sehr rückläufig.

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